Vertretungsunterricht ohne Lehrberechtigung

  • Ich möchte nur mal anmerken, dass Biologie nicht zu den Mangelfächern gehört, die Chancen, dass man dort jemanden sucht und niemanden findet, der kein Staatsexamen hat, scheint mir doch sehr gering. Gerade ist Examenszeit, die neue Reffis kommen auf den Markt, NRW stellt kaum ein, bevor du dich in Unkosten für Unterrichtsmaterial stürzt, schau noch mal, was für Fächer gesucht werden und ruf doch einfach mal in den Schulen an, um abzutesten, ob du eine Chance hast.

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

  • Ich kann die Aufregung nicht ganz verstehen.


    Klar macht es keinen Sinn, Vertretungskräfte ohne angemessene Ausbildung in die Klassen zu stellen. Das ist aber nicht das Problem des TE. Wenn der Dienstherr diese Möglichkeit bietet, der TE sich das für sich vorstellen kann und sowieso einen Job sucht, dann soll er das doch machen? Er alleine wird die Welt nicht (bildungspolitisch) retten.
    Dann finde ich es eher besser, den Karren völlig gegen die Wand fahren zu lassen: Viel (unqualifizierter) Vertretungsunterricht, entsprechendes Absacken der Schülerleistungen, entsprechende Abschlüsse, dadurch Elternproteste und Druck auf Schulamt/KM/Gesetzgeber. So muss das aussehen.


    Gab es in Hessen nicht auch mal so eine Aktion, bei der jeder, der päd. Interesse hatte, Vertretungskraft spielen durfte? "Unterricht garantiert" oder so ähnlich?

  • Sehe ich auch so. Ich wüsste auch nicht, warum man aus altruistischen Gründen Probleme haben soll seine Miete zu zahlen wenn man nicht diese Möglichkeit nutzen sollte. Zumal, wie schon gesagt, die Qualifikation des Threaderstellers deutlich höher ist als bei anderen Leuten, die das auch machen.

  • Ich verstehe die Diskussion auch nicht ganz. Hier möchte jemand, bevor er direkt in den Seiteneinstieg startet, in den Beruf hineinschnuppern. Warum stellen das alle hier in frage? Ein Seiteneinsteiger wird sofort mit 20 Stunden und z.T. Klassenleitungen und weiteren Verantwortungen ins Referendariat geschickt. Ohne jegliche pädagogische Ausbildung und ohne Zeit seinen eigenen Unterricht zu reflektieren. Und die durchaus vernünftige Absicht wird hier dermaßen in Frage gestellt, dass ich mich wundern muss.


    Auch bei einem Seiteneinsteiger ist die Betreuung oft nicht gegeben, da es sich in der Regel um Mangelfächer handelt und die wenigen verfügbaren Lehrer kaum Zeit haben, um sich intensiv um den Seiteneinsteiger zu kümmern. Also warum stellt ihr das alle so in frage? Ich finde das durchaus einen guten Weg. Und es gibt so viele schlechte Lehrer, die das ganze Lehramtsstudium hinter sich haben. Da werden es die Schüler schon verkraften, wenn sie einige Wochen mit jemandem zu tun haben, der nicht die nötige Erfahrung hat. Man merkt doch relativ schnell,ob der Beruf etwas für einen ist. Und wenn man dann den Seiteneinstieg schon begonnen hat und womöglich durchzieht, hat man evtl bis zur Pensionierung jemanden da sitzen, der nicht geeignet ist. Den wird man nämlich nicht wieder los.


    Also: ich finde die Idee gut. Versuch dich einige Wochen und schau in das System Schule hinein. Viel Erfolg!

  • Ich hab's auch überlebt und bin jetzt sogar verbeamtet. Ist alles ein Riesenhaufen Arbeit am Anfang, aber NaWi-Lehrer habe ich bislang als echt nett und aufgeschlossen kennengelernt, die sind normalerweise ne gute Unterstützung.

    Quiet brain, or I'll stab you with a Q-Tip!

  • ich habe auch vor meinem Ref an einer Schule gearbeitet und fand es super. Klar, retrospektiv betrachtet war mein Unterricht oft gruselig, aber soweit ich weiß, leben alle Schüler noch. Und natürlich bringt einem das auch was fürs Ref. Bei meinem ersten Unterrichtsbesuch fragte mich mein Fachleiter, ob ich denn schon unterrichtet hätte, weil die Stunde ganz prima lief. Also: Bewirb dich, probier dich aus und viel Spaß und neue Erfahrungen!

  • Wow, jetzt sind hier so viele Meinungen seit Freitag zusammengekommen, die musste ich erstmal sacken lassen und darüber nachdenken :D.


    Also ob Biologie ein Mangelfach ist, kann ich leider nicht beurteilen. Wenn ich mir aber bei VERENA die Angebote ansehe, dann ist Biologie ganz weit vorne. Wie die Anzahl der Bewerber ist, weiß ich da natürlich nicht. Auch das Bildungsportal des Landes NRW sagt, dass die Bewerbungschancen in den MINT-Fächern u.a. hoch sind.


    Ich kann die Kritiken verstehen, dass mir die Erfahrungen fehlen und die Reflektion einfach ausbleibt. Daher erscheint mir eine Hospitation umso sinnvoller. Ich habe noch guten Kontakt zu einem Lehrer aus meiner Abiturzeit und werde ihn einfach mal fragen, ob es möglich ist zu hospitieren. Und wenn es nur ein Tag in der Woche ist, sollte es mir auf jeden Fall weiterhelfen.


    Allerdings freut es mich umso mehr die Erfahrungen von MSS und Mimimaus zu lesen. Ihr habt ohne Vorwissen euch an Schulen beworben? Wie war denn die Reflektion von der Schulleitung, als ihr euch einfach so beworben habt? War man da eher vorsichtig? Hat man euch ernst genommen? Habt ihr es als leicht empfunden, gegen andere Bewerber zu bestehen? Hattet ihr Zusatzqualifikationen?
    Ich würde mich freuen, wenn ihr mir da ein paar Tipps geben könntet, die mir weiterhelfen :).

  • Ich habe im Ausland unterrichtet, da ist eh vieles anders. Ein Ref so wie wir es kennen gibt es da auch nicht. Vorwissen hatte ich nicht, aber ich habe ja Wirtschaftspädagogik studiert. An meiner jetzigen Schule haben wir einige Leute, die ohne Ref stundenweise unterrichten, auch einige Lehramtsstudenten oder Externe für Sonderfächer. Probleme gibt es da nicht, was sollte auch groß passieren? Wenn die Leute echt nicht geeignet sind, trennt man sich halt. Zum Ausprobieren ist doch eine Vetretungstätigkeit super. Besser als gleich ein Seiteneinstieg machen und dann scheitern, davon haben wir nämlich auch einige im Seminar gehabt und bei den meisten denke ich, dass man das vorher hätte sehen können. Wenn man langfristig an der Schule bleiben will, sollte man aber schon das Ref machen- aus vielen verschiedenen Gründen!

  • Ich bin auch ohne Torerfahrung in den Seiteneinstieg gestartet. Ich hatte Lehrerfahrung an der Fachhochschule, aber das ist in feinster Weise vergleichbar. Es war hart, aber mit Motivation und Arbeitswillen ist es gut zu schaffen :) Ich hatte in keinem Moment das Gefühl, dass ich nicht alle Kollegen fragen kann, aber oft war es eben so, dass die Kollegen in Bahnen unterrichtet haben, die nicht unbedingt für Neuanfänger gut sind. Ich hatte einen alteingesessenen Kollegen, der wirklich echt handlungsorientiert gearbeitet hat, dazwischen Frontal-Phasen hatte. Von diesem hab ich mir viel abgeschaut und viel gelernt. Der hatte auch aufgrund seines Erfahrungsschatzes die Zeit, sich stundenlang mit mir hinzusetzen.


    Ich finde Du hast nicht die schlechtesten Voraussetzungen für das Abenteuer Schule. Da gab schon andere, die mit verklärtem Blick und falschen Vorstellungen in die Schule wollten. Du erscheinst mir realistisch genug, wenn ich das mal so aus der Ferne bewerten darf ;)

  • Danke für euer Mutmachen :).


    Ich versuche auf jeden Fall realistisch zu bleiben und male mir definitiv nicht aus, dass einfach werden wird. Aber wann ist es der Berufseinstieg schon ;).


    Ich habe nach einigen Recherchen noch einen Fragebogen gefunden: "Bewerbung für eine im Internetportal Verena ausgeschriebene Vertretungsstelle", wo es um allgemeine Fragen und Angaben zu meiner Person geht. Muss ich die zu jeder Bewerbung beifügen? Habe da leider keine näheren Angaben zu gefunden.


    Sollte ich irgendwann mal zu einem Gespräch eingeladen werden, wird man da auch nach Gehaltsvorstellungen gefragt? Lehrer werden ja nach dem Tarifvertrag der Länder bezahlt, aber ich nehme mal stark an, dass Vertretungslehrer nicht darunter fallen? Was sage ich dann? Was ist realistisch pro Stunde zu nennen?

  • Neee, als Vertretung wirst du nach TVL bezahlt, allerdings könnte die Einstufung mies sein. Vielleicht 9 oder so.
    Hier ist Gehaltsrechner: http://oeffentlicher-dienst.info/tv-l/lehrer/


    Ich glaube in der kurzen Zeit nach dem Ref wurde ich als E-11 eingestuft, weil ich halt keine Oberstufe hatte... Aber das ist auch schon wieder was her. Aber es geht offenbar nicht tiefer als 6 (was lausig ist)


    100% sind in NRW an Grundschule 28 und 25,5 in NRW. http://www.lehrerfreund.de/sch…putat-pflichtstunden/4370

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  • Hmmm, teilweise versuchen die ohne Ende runterzudrücken... Ich würde mich nicht drauf verlassen... Habe allerdings die alten Bezügemitteilungen nicht mehr (so einfach zur Hand).

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  • Ich bin auch über eine Vertretungsstelle an die Schule gekommen. Sie suchten dringend jemand, der Informatik unterrichten kann. Die Alternative für die Schüler wäre gewesen, dass der Unterricht nicht stattfindet.


    Natürlich kann man auch als Vertretungskraft etwas lernen, z. B., wenn man in Teamteaching eingebunden ist. Das habe ich anfangs gehabt und mir dabei viel abgucken können. Außerdem redet man ja mit den anderen Lehrern. Später habe ich den Seiteneinstieg gemacht und hatte den großen Vorteil, zumindest den groben Ablauf des Schulbetriebs zu kennen.


    Die Bezahlung als Vertretung ist weder verhandelbar noch gut.


    Aber das kann ja alles noch werden. Versuch's doch einfach mit einer Bewerbung. Dazu habe ich leider keine Tipps. Eigentlich suchst du schon richtig da, wo du suchst.


    P.S. Es zeigt sich mal wieder: Wer viel fragt, kriegt viele Antworten ... denk dran, du musst hier niemanden um Erlaubnis fragen.

  • für das Abenteuer Schule.

    Woher kommen bloß immer diese seltsam-blümeranten Metaphern? Schule ist kein "Abenteuer" sondern ein ganz normales Arbeitsfeld mit Berufs- und Gehaltschancen, ebenso wie mit definierbarer Arbeitsbelastung und Aufstiegschancen (bzw. deren Abwesenheit.)

  • Ich bin auch ohne Torerfahrung in den Seiteneinstieg gestartet. Ich hatte Lehrerfahrung an der Fachhochschule, aber das ist in feinster Weise vergleichbar.

    Irgendwie habe ich das Gefühl, in diesen beiden Sätzen stimmt was nicht. Kann gar nicht sagen, was... nur so ein Gefühl :) .

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

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