• Zum Thema Baufirmen - in unserer Gegend wird mittlerweile massiv um Nachwuchs geworben, zwei mir bekannte Firmen arbeiten mit Arbeitsplatzgarantien.
    Nach den Worten eines Ausbilders, der auch Bauleiter ist, schätzt die öffentlich Hand einheimische Firmen sehr stark und will zu osteuropäischen Betrieben immer auch eine deutsche Firma auf jeder (Tief-)Baustelle haben.


    Hier im Südwesten geht es dem Mittelstand gut, man bekommt nicht genug Azubis und beginnt, am Fachkräftemangel zu leiden.
    Wenn ich heute beim Installateur anrufe, dann bekomme ich in drei Wochen einen Besuch. Dito beim Zimmermann. Nur Notfälle haben noch Chancen, einen Handwerker schneller zu Gesicht zu bekommen.
    Das Bild verschiebt sich und nach und nach schätzen die Menschen das Handwerk immer mehr.
    Ich hoffe, dass sich das auch bei den Ausbildungen bald durchsetzt, es spricht sich langsam herum, dass ein Elektromeister mittlerweile mehr verdient als so manche akademische Bürokraft.
    Gut so.
    Wenn ich was Anständiges gelernt hätte, bräuchte ich heute nicht für jeden Krempel einen Handwerker.

  • Und wenn wir beim gleichen Berufsfeld bleiben, der Elektroingenieur verdient deutlich mehr als ein Elektromeister.

    Wenn der E-Meister nicht selbständig ist.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Wenn der E-Meister nicht selbständig ist.

    Natürlich. Wenn der Elektroingenieur selbstständig ist, verdient er im Schnitt aber auch wiederum mehr als der E-Meister.
    Aber das sind alles Durchschnittswerte, es gibt Unternehmen, die werden von einem Meister geführt und die verdienen gut, und es gibt auch wieder Unternehmen, bei denen krebsen die an der Grenze zum Aufstocken rum.


    Den Verdienst von abhängig Beschäftigten mit dem Verdienst von Selbstständigen zu vergleichen ist eh schwierig, weil der Selbstständige große Mengen für AV, Krankheit, Auftragslosigkeit usw. zurücklegen muss.

  • Mir ging es auch nicht um exakte Einkommensvergleiche, sondern darum, dass das Handwerk seine Frauen und mannen heute ernähren kann.
    In dem ganzen Akademisierungswahn finde ich wichtig, darauf zu pochen, dass man den Beruf nach Neigung und Fähigkeiten und nicht nur nach Ansehen, Elternwünschen
    und dem Geldbeutel richten sollte. Davon abgesehen verdienen Akademiker mitnichten mehr (ich verdiene weniger als mein Mann und meine Schwester mit Haupt- und Realschulabschluss.)



    Im Übrigen arbeiten so ziemlich alle mir bekannten Handwerker in der Nachbarschftshilfe, da hübscht sich das Einkommen noch etwas auf. (das bedeutet nicht, dass ich das gutheiße).

  • Wenn man den Einkommenverlust durch die längere Schulzeit und das Studium miteinrechnet (also effektiv 7-8 Jahre, das Referendariat kann man finanziell mit der Ausbildung gleichsetzen), steckt ein Handwerker, der den Meister macht und sich dann selbstständig macht bzw. bei einem Industrieunternehmen mit IG Metall Tarifvertrag anfängt, locker die meisten Akademiker und wohl auch fast alle Lehrer in die Tasche. Ausnahmen sind sicherlich einige Berufsgruppen wie Ärzte, Juristen in Großkanzleien, Investmentbanker oder Führungskräfte in Mittel- und Großunternehmen. Oder Beamte in Besoldugsgruppe B.


    Und jetzt komme mir keiner mit den Beamtenpensionen. Die werden sich sowieso in der Höhe nicht halten lassen.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    Einmal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • steckt ein Handwerker, der den Meister macht und sich dann selbstständig macht bzw. bei einem Industrieunternehmen mit IG Metall Tarifvertrag anfängt, locker die meisten Akademiker und wohl auch fast alle Lehrer in die Tasche.

    In der ganzen Diskussion frage ich mich allerdings mittlerweile manchmal, wo eigentlich der Mythos herkommt, dass Akademiker per se die bestbezahlten Posten besetzen (müssten). Ohnehin sollte man vielleicht mal ein bisschen differenzieren: Was ist denn eigentlich ein "Akademiker" (vielleicht gleich noch in der Steigerungsform "Vollakademiker")? Geht man nach den Studierendenzahlen, so stellen die Ärzte, Juristen und BWLer schon mal einen guten Teil. Davon sind die Ärzte diejenigen, die mit der größten Sicherheit ein Einkommen erzielen, das über dem von Nicht-Akademikern liegt. BWLer und Juristen stehen IM DURCHSCHNITT sicher nicht besser da als Lehrer. Nur gilt mit Bertolt Brecht: "Die im Dunkeln sieht man nicht", d.h. die unterdurchschnittlich verdienenden Juristen und BWLer nimmt man halt nicht wahr.
    "Akademiker" sind aber auch eine ganze Menge Berufsgruppen, die zumindest im Durchschnitt deutlich weniger verdienen als Lehrer. Zahlenmäßig stellen die Geisteswissenschaften immer noch die größten Fakultäten. Klar - ein Professor lacht über ein Lehrergehalt und hat noch größere Freiheiten als ein Lehrer. Aber das sind doch Einzelfälle.
    Um es wieder mal zu sagen: Wer sich über sein Gehalt Gedanken macht, möge sein Nettogehalt anschauen und anschließend einen Gehaltsrechner im Internet bemühen. Er wird dann feststellen, dass er als Angestellter weit über 70.000 Euro verdienen müsste, um auf ein Beamtenlehrernetto zu kommen. Und wenn wir über A15 reden (also einen Posten mit Führungsverantwortung), dann sind wir bei einem äquvalenten Gehalt von über 90.000. Das gibt es auch "draußen" nur mit Führungsverantwortung. Schließlich: Die vielbeschworene Sicherheit des Beamten, die ihn vollkommen unabhängig macht von konjunkturellen Schwankungen, Neuausrichtung von Unternehmensstrategien und anderen Unwägbarkeiten des echten Lebens ist eben auch was wert.


    Ein Handwerker hingegen, der sich selbstständig macht, ist spätestens dann, wenn er mal vier, fünf Gesellen beschäftigt, im strengen Sinne kein Handwerker mehr, sondern Unternehmer. Ebenso wie ein gelernter Kaufmann, der nach einigen eher mager bezahlten Jahren als Angestellter einen Supermarkt übernimmt. Natürlich springt da - einigermaßen erfolgreiches Wirtschaften vorausgesetzt - erheblich mehr raus als ein Lehrergehalt.


    Hinzu kommt, dass Lehrer eine Reihe von Privilegien genießen, die die meisten anderen Arbeitnehmer nicht haben und von denen Selbstständige ohnehin nur träumen können. An vorderster Stelle sind hier die Ferien zu nennen - auch wenn die Jahresarbeitszeit von Lehrer nicht geringer ist als die anderer Beschäftigter: Zweimal im Jahr für je eine Woche, dreimal im Jahr für jeweils zwei Wochen und einmal für sechs Wochen nicht frühmorgens aufstehen und irgendwohin hetzen zu müssen: Unbezahlbar! Sich über die Urlaubstage nicht mit Kollegen einig werden zu müssen: Herrlich! Versucht mal als Nicht-Lehrer (egal ob Angestellter, Beamter oder Selbstständiger) sechs Wochen Urlaub zu bekommen, um z.B. die große Australien-Rundreise machen zu können. Ich hab es ein Mal erlebt, dass einer Kollegin aus dem Klinikbereich das nach zähen Verhandlungen mit der Geschäftsführung gestattet wurde - sie hat dafür zwei Jahre lang jeweils zehn Tage Urlaub angespart und hat in diesen zwei Jahren als Entgegenkommen ihrerseits darauf verzichtet, den Urlaub nach eigenen Wünschen zu nehmen. Und für so einen Deal brauchst Du schon einen ganz guten Stand bei Deinen Vorgesetzten, sonst kannst Du derlei Zugeständnisse vergessen. Dann gibts halt maximal drei Wochen am Stück. Als Lehrer kannst Du jedes Jahr so eine Reise machen, ohne jemanden fragen zu müssen.


    Schließlich die Pension... ja, dass sie in der Höhe wird angepasst werden müssen, ist ja schon seit Jahrzehnten klar. Aber ist sie denn jemals nach unten korrigiert worden? Soviel ich weiß, zumindest nicht in entscheidendem Maß. Und überhaupt: Bis die Höhe der Pension die "Höhe" - vielleicht besser: das Niveau, "Höhe" impliziert hier falsche Vorstellungen - der gesetzlichen Rente erreicht hat, wäre einiges zu kürzen. Das wird keiner der hier Anwesenden erleben.



    So, ich habe fertig. Fast halb elf - Zeit fürs erste Bier! Am Stammtisch hocke ich ja schon :)

  • Als Gymnasiallehrer lässt es sich auf dem Land sehr gut leben. Um das gleiche Nettoeinkommen zu erhalten, müsste ich als Ingenieur in einem Großkonzern arbeiten. Um meinen Lebensstandard (Einfamilienhaus, Neuwagen, ...) zu halten, müsste ich im unteren Management tätig sein.

  • Sag ich doch immer wieder. Wer meint, in der Nähe (oder sogar mittendrin) einer wirtschaftlich attraktiven Großstadt als Lehrer zu den "Gutverdienern" zu gehören, der weiß nicht wovon er redet.


    Gab's früher nicht einmal einen "Ortszuschlag" für solche Fälle? Warum wurde der eigentlich abgeschafft? Damit sich die Landeier nicht diskriminiert fühlen?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Sag ich doch immer wieder. Wer meint, in der Nähe (oder sogar mittendrin) einer wirtschaftlich attraktiven Großstadt als Lehrer zu den "Gutverdienern" zu gehören, der weiß nicht wovon er redet.

    So jemand braucht dann halt eine Lehrerfrau, und die Sache ist geritzt. Ist natürlich schwierig, so als Berufsmiesepeter eine dauerhafte Beziehung einzugehen.


    - das ist übrigens ein Punkt, den ich noch gar nicht erwähnt habe: Dass nämlich das klassische Modell "Lehrerehepaar" finanziell und von der Lebensorganisation her kaum zu toppen ist. Wie sieht es denn in der "freien Wirtschaft" aus? Da gibt es effektiv doch nur wenige Möglichkeiten:


    1. Beide arbeiten in durchschnittlichen, also wenig karriereträchtigen Berufen, die verlässliche Arbeitszeiten bieten und haben so die Möglichkeit, eine Familie zu gründen, ohne dass die Karriere der Frau komplett den Bach runtergeht. Einkommen: eher deutlich unter dem des Lehrerehepaars.


    2. Er macht Karriere und bringt seine 100.000 (das ist noch ganz gut erreichbar) bis 200.000 heim. Damit befindet er sich auf einem Karrierelevel, bei dem man Aussagen wie "muss heim", "muss Kinder abholen", "muss noch einkaufen gehen, meine Frau kommt spät heim" wohl besser eher selten tätigt. SIE wird also zu Hause sitzen und sich um die Kinder kümmern, nie mehr in ihrem erlernten Beruf arbeiten und irgendwann massiv in die Röhre schauen, wenn ER sich eine 30 Jahre jüngere geholt hat und ihre Rente sich auf HartzIV-Niveau bewegt.


    3. Beide gehen arbeiten, machen tolle Karrieren, verdienen super viel Geld und verzichten auf Kinder.


    4. wie 3., nur dass sie nicht auf Kinder verzichten und diese dann halt von ständig wechselnden Nannies, Aupairs und sonstigem Fachpersonal erzogen werden. Auch nicht schön.


    Und was macht unser Lehrerehepaar? Hat seine 8.000 netto im Monat, hat über drei Monate im Jahr frei, und zwar gemeinsam und immer dann , wenn die Kinder nicht in die Schule oder in den Kindergarten können. Und wenn erst die gemeinsame Pension kommt, in dem Fall so um die 6.000 im Monat, kann demgegenüber so gut wie jeder Rentner einpacken, egal wie gut er verdient hat.


    Popcorn!

  • So jemand braucht dann halt eine Lehrerfrau, und die Sache ist geritzt. Ist natürlich schwierig, so als Berufsmiesepeter eine dauerhafte Beziehung einzugehen.

    :cash: Da ist was dran. Jetzt verstehe ich auch, warum unsere ganzen Kollegen / -innen, die eine(n) Lehrer(-in) geheiratet haben, viermal im Jahr eine Fernreise machen, im eigenen Doppelhaus wohnen, wobei sie die andere Hälfte vermietet haben, und sich alle vier Jahre zwei Neuwagen leisten.


    Augen auf bei der Partnerwahl!


    Und, hat eine von den Kolleginnen Interesse? Jung, gutaussehend, intelligent, dynamisch, lebenszeitverbeamtet?


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Sag ich doch immer wieder. Wer meint, in der Nähe (oder sogar mittendrin) einer wirtschaftlich attraktiven Großstadt als Lehrer zu den "Gutverdienern" zu gehören, der weiß nicht wovon er redet.


    In meinem sozialen Umfeld gehöre ich definitiv zu den "Gutverdienern". Die meisten Freunde und Bekannten dürften weniger verdienen als ich. Und die Leute, die in die Nähe meines Gehaltes kommen, haben es beruflich eindeutig schwerer. Fast allen sitzt die ständige Sorge vor Arbeitslosigkeit und sozialem Abstieg im Nacken, viele hangeln sich von einem befristeten Arbeitsvertrag zum nächsten und stehen unter permanentem Leistungsdruck. Ausserdem haben sie deutlich weniger Urlaub als ich und deutlich längere Arbeitszeiten mit Präsenzpflicht im Unternehmen.

  • Und was macht unser Lehrerehepaar? Hat seine 8.000 netto im Monat, hat über drei Monate im Jahr frei, und zwar gemeinsam und immer dann , wenn die Kinder nicht in die Schule oder in den Kindergarten können.

    Ich kenne ungefähr 543 Lehrerehepaare mit kleinen Kindern, aber von denen arbeitet KEINES in zwei Doppeldeputaten. Klassischerweise läuft das dann so, dass "ER" voll arbeitet und "SIE" halbtags oder sogar darunter. Ich bin auch mit einem Lehrer verheiratet, habe kleine Kinder und wir arbeiten beide 60%. Da bist du von 8000 Euro aber seeehr weit entfernt. Mehr zu arbeiten wäre mit unseren Fächern aber auch nicht drin. Ich wüsste nicht, wie ich die Korrekturbelastung und die Kinder schaffen sollte. Meine letzten Pfingstferien sahen so aus, dass ich Übungsaufsätze und Deutschabitur (Zweitkorrektur) auf dem Tisch hatte und die mündlichen Abiturprüfungen in Geschichte vorbereitet habe. "Frei" ist was anderes.
    Kennst du wirklich so viele Beispiele von Lehrerehepaaren mit zwei vollen Deputaten, wie von dir beschrieben?
    Ich sehe aber, dass bei Bekannten, die als Beamtinnen im Landratsamt bzw. Bauamt arbeiten, bei vergleichbarer Qualifikation und Bezahlung bei ähnlichem Deputat wie bei meinem täglich um 13 Uhr Schluss ist. Meiner Meinung nach ist deren Berufsleben deutlich entspannter als meines, da viel planbarer. Bei uns sind dauernd irgendwelche Zusatztermine, die du als Teilzeitkraft genauso wahrnehmen musst wie die Vollzeitleute. Da sehe ich allenfalls die langen Sommerferien als Plus im Vergleich zu anderen Beamtinnen.


    Gab's früher nicht einmal einen "Ortszuschlag" für solche Fälle? Warum wurde der eigentlich abgeschafft?

    Warum sollte der Staat denn den bezahlen? Die Leute zieht es doch immer noch in die Großstädte, auch ohne Ortszuschlag. Ich arbeite in Bayern genau in der Gegend, die bekannt dafür ist, dass hier die Lebenshaltungskosten extrem niedrig sind. Da kannst du dir von zwei nicht mal vollen Gehältern wirklich noch gut ein Haus kaufen. Und das ist dann auch ein richtiges Haus, keine Doppelhaushälfte. Und Urlaub ist dann auch noch drin. Kinderbetreuung ist vergleichweise auch sehr gut. Schüler und Eltern sehr nett. Trotzdem sehen wir Jahr für Jahr, dass die jungen Kollegen, die zu uns versetzt werden, zum nächstmöglichen Zeitpunkt wieder in die Großstädte abhauen.

  • Gab's früher nicht einmal einen "Ortszuschlag" für solche Fälle? Warum wurde der eigentlich abgeschafft? Damit sich die Landeier nicht diskriminiert fühlen?

    Wieso sollte der Staat die Urbanisierung weiter vorantreiben?

    Kennst du wirklich so viele Beispiele von Lehrerehepaaren mit zwei vollen Deputaten, wie von dir beschrieben?

    Ja. Die beste Kombination bezüglich Work-Life-Balance ist Gymnasiallehrer und Grundschullehrerin.

  • Ja. Die beste Kombination bezüglich Work-Life-Balance ist Gymnasiallehrer und Grundschullehrerin.

    Sind hier zufällig alleinstehende Grundschullehrerinnen anwesend? ^^

    • Offizieller Beitrag

    Stimmt. Das ist von dir:

    Und, hat eine von den Kolleginnen Interesse? Jung, gutaussehend, intelligent, dynamisch, lebenszeitverbeamtet?

Werbung