NRW: Der Kolationsvertrag von CDU und FDP ist da

  • Wie die meisten mitbekommen haben werden, bekommt NRW nach der Wahl eine neue Regierung, bestehend aus einer Kolation von CDU und FDP. Ich würde hier gerne ein wenig den Koalitionsvertrag mit euch diskutieren, weil mich interessiert, was ihr so darüber denkt :) .


    Hier mal ein paar Punkte aus dem Koalitionsvertrag: https://www.cdu-nrw.de/sites/d…ag_nrw-koalition_2017.pdf


    "Neben vielfältigeren religiösen Bekenntnissen ist auch die Anzahl der Familien ohnekonfessionelle Bindung angewachsen. Daher werden wir Ethikunterricht an Grund-schulen ermöglichen."


    "Das Gymnasium darf nicht weiter benachteiligt werden. Wir werden den Bildungsauf-trag der Gymnasien stärken. Das Ziel ist die vollumfängliche Studierfähigkeit der Abi-turientinnen und Abiturienten. Hierzu werden wir die MINT-Fächer stärken und denAusbau der Kooperationen mit den Hochschulen des Landes und denen des benach-barten Auslands vorantreiben."


    "Christdemokraten und Freie Demokraten nehmen in der Frage G8 oder G9 zur Kennt-nis, dass der überwiegende Teil der Schüler- und Elternschaft der Gymnasien G9 fa-vorisiert. Daher wird als Leitentscheidung ab dem Schuljahr 2019/2020 an den Gym-nasien der neunjährige Bildungsgang (G9) eingeführt. Zukünftig wird G9 sowohl an
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    Ganztagsgymnasien, aber auch als Halbtagsangebot möglich sein. Demgegenüberwünscht ein ebenfalls ernst zu nehmender Anteil von Schülerinnen und Schülern, vonEltern und Schulleitungen G8. Für Gymnasien, die beim achtjährigen Bildungsgangverbleiben wollen, wird eine unbürokratische Entscheidungsmöglichkeit für G8 eröff-net. Alle Gymnasien werden zusätzlich gestärkt. So wird die Benachteiligung der Gym-nasien beendet und der Umstellungsprozess auf G9 bestmöglich gestaltet. Ebensoerhalten diejenigen Gymnasien, die die Wahlfreiheit für G8 nutzen wollen, eine zusätz-liche Unterstützung, um dieses G8 qualitativ hochwertig umsetzen zu können."


    "Zur Sicherung der Qualität des Unterrichts unter den Bedingungen schulischer Inklu-sion werden wir verbindliche Qualitätsstandards setzen. Voraussetzung für die Bildungvon inklusiven Lerngruppen an allgemeinen Schulen ist fortan die Erfüllung und Siche-rung dieser Qualitätsstandards. Um den Wünschen vieler Eltern nach qualitativ hoch-wertigen inklusiven Angeboten an allgemeinen Schulen zu entsprechen, werden wirmit einer konzeptionellen Neuausrichtung und in Absprache mit den Schulträgern ver-stärkt Schwerpunktschulen für den gezielten Einsatz von Ressourcen bilden." Die Inklusion wird auch anderen Quellen nach wohl ersteinmal gestoppt und die Rolle der Förderschulen gestärkt. Die Inklusion wird voerst begraben, was ich sehr begrüße.












    Insgesamt wird die Schulpolitik logischerweise konservativer, insbesondere im Bereich Inklusion und G9/Gymnasien.

    Was denkt ihr über die Entwicklung bzw. diese Pläne? Was denkt ihr über den geplanten Umgang mit der Inklusionspolitik?

  • Da du gefragt hast, habe ich die Vereinbarung mal (in Teilen überspitzt) übersetzt/kommentiert:


    Teil 1:

  • Teil 2:

  • Danke für die Übersetzung :lach: Liest sich so euphemistisch wie die Speisekarten unserer Großküche...

  • Die Inklusion wird man nicht stoppen können. Das Recht auf einen inklusiven Schulplatz kann man nicht mehr rückgängig machen. Wie wird man das den betreffenden Eltern erklären wollen?
    Ich vermute, es wird sich nichts ändern. Die Inklusion wird so auf Sparflamme weiterköcheln, und bei Beschwerden wird man darauf verweisen, dass da ja auch noch Förderschulen sind ... :uebel:

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Die Inklusion wird man nicht stoppen können. Das Recht auf einen inklusiven Schulplatz kann man nicht mehr rückgängig machen. Wie wird man das den betreffenden Eltern erklären wollen?
    Ich vermute, es wird sich nichts ändern. Die Inklusion wird so auf Sparflamme weiterköcheln, und bei Beschwerden wird man darauf verweisen, dass da ja auch noch Förderschulen sind ... :uebel:

    Was für ein Recht auf einen inklusiven Schulplatz?


    Ich erhoffe mir, dass die Förderschulen endlich wieder die Regelschule für geistig behinderte Kinder werden.

  • Schulgesetz NRW Paragraph 19 Absatz 5. Auf den Rest deiner Provokation werde ich hier nicht eingehen...

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • Schulgesetz NRW Paragraph 19 Absatz 5. Auf den Rest deiner Provokation werde ich hier nicht eingehen...

    "Auf Antrag der Eltern entscheidet die Schulaufsichtsbehörde über den Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung und die Förderschwerpunkte. Vorher holt sie ein sonderpädagogisches Gutachten sowie, sofern erforderlich, ein medizinisches Gutachten der unteren Gesundheitsbehörde ein und beteiligt die Eltern. Besteht ein Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung, schlägt sie den Eltern mit Zustimmung des Schulträgers mindestens eine allgemeine Schule vor, an der ein Angebot zum Gemeinsamen Lernen eingerichtet ist. § 20 Absätze 4 und 5 bleiben unberührt."


    Das ist nicht per se das Recht auf einen inklusiven Schulplatz - Wenn es nämlich gar keine Schule gibt/gäbe, die entsprechende "Angebot(e) zum Gemeinsamen Lernen" eingerichtet haben, gäbe es keine Möglichkeit zur inklusiven Beschulung. Den Schulen müsste man lediglich plausible Methoden zur Verfügung stellen, glaubhaft nachzuweisen, dass sie diese "Angebote" nicht haben.


    Natürlich ist Inklusion nicht per se schlecht, aber geistig behinderte Kinder zum Abitur zu schleifen, ohne dass sie jemals geistig in der Lage sein werden, den Stoff zu verstehen oder gar ein Studium zu schaffen, ist träumerischer Schwachsinn.


    Man beachte auch:
    "(4) In besonderen Ausnahmefällen kann die Schulaufsichtsbehörde abweichend von der Wahl der Eltern die allgemeine Schule anstelle der Förderschule oder die Förderschule anstelle der allgemeinen Schule als Förderort bestimmen. Dies setzt voraus, dass die personellen und sächlichen Voraussetzungen am gewählten Förderort nicht erfüllt sind und auch nicht mit vertretbarem Aufwand erfüllt werden können. Die Schulaufsichtsbehörde legt die Gründe dar und gibt den Eltern die Gelegenheit, sich zu der beabsichtigten Entscheidung zu äußern. Gleichzeitig informiert sie über weitere Beratungsangebote.



    (5) Die Schulaufsichtsbehörde richtet Gemeinsames Lernen mit Zustimmung des Schulträgers an einer allgemeinen Schule ein, es sei denn, die Schule ist dafür personell und sächlich nicht ausgestattet und kann auch nicht mit vertretbarem Aufwand dafür ausgestattet werden."

  • Natürlich ist Inklusion nicht per se schlecht, aber geistig behinderte Kinder zum Abitur zu schleifen, ohne dass sie jemals geistig in der Lage sein werden, den Stoff zu verstehen oder gar ein Studium zu schaffen, ist träumerischer Schwachsinn.

    Du hast den Sinn und die Konzeption von Inklusion nicht verstanden. Aber erst mal ablehnen. Da wirst Du dem Klischee der Gymnasialkollegen voll gerecht.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Du hast den Sinn und die Konzeption von Inklusion nicht verstanden. Aber erst mal ablehnen. Da wirst Du dem Klischee der Gymnasialkollegen voll gerecht.

    Hatten wir schon Inklusionskinder mit geistiger Behinderung? Ja. Hatten wir Sorgen im Voraus? Ja. Haben sich die Sorgen bestätigt? Ja, größtenteils.
    Wir hatten z.B mehrere Kinder mit Trisomie 21. Ja, da war eine Sonderpädagogin, die sich um die betroffenen Kinder kümmern sollte. Wie oft war die da? Einmal am Tag. Für eine Studne, maximal. Den Großteil der Zeit waren die "normalen" Fachkollegen damit beschäftigt, verzweifelt irgendwie den Inklusionskindern den Stoff beizubringen. Mit mäßigem Erfolg. Selbst bei stark reduziertem Niveau was das Inhaltliche betraf, war der Aufwand enorm und der Erfolg sehr gering.
    Die Kollegen waren sich einig: Geistig behinderte Kinder sind auf einer Sonderschule deutlich besser aufgehoben. Nicht nur, weil die für eine erfolgreiche Inklusion finanziellen Mittel absolut nicht ausreichen. Sondern weil das Gymnasium auf ein Studium vorbereiten soll und das ist für den Großteil der geistig Behinderten (leider) ein völlig unrealistisches Ziel.


    Mal ganz davon abgesehen: Glaubt ihr Inklusionsbefürworter eigentlich wirklich, dass die Politik jemals die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellen wird? Das grenzt schon an arge Naivität. Die Politik wird diese finanziellen Ressourcen NICHT zur Verfügung stellen - Schon gar nicht mit Schuldenbremse. Und das ist in der ("gehobenen") Bevölkerung auch durchaus erwünscht so.

  • Ich bezog meine Antwort schon konkret auf Deine von mir zitierte Aussage:
    Natürlich "schleift" man nirgendwo "geistig behinderte Kinder zum Abitur". Das ist reine Polemik. Sie verlassen die allgemeinbildende Schule nach dem 10. Schuljahr, bisweilen schon nach dem 9., um dann in eine berufsbildende Maßnahme zu wechseln.


    Ich gebe Dir Recht. Bei der derzeitigen personellen Ausstattung einer durchschnittlichen Schule ist die Inklusion von Kindern mit starken Beeinträchtigungen nicht vernünftig durchführbar. Nun ist es ein (sehr einfacher) Weg, zu sagen, dass es nicht geht, und es deshalb sein zu lassen. Ein anderer (wesentlich unbequemerer) ist es, dafür zu kämpfen, dass die Ausstattung kommt.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Der eigentlich interessante Punkt ist doch, das der Artikel 24, der eigentlich dafür sorgen soll, das Kinder mit Behinderungen nicht von primärer und sekundärer Bildung ausgeschlossen werden sollen (im Sinne von: ganz ausgeschlossen - keine Beschulung), in Deutschland immer so gedeutet wird als wäre eine Förderbeschulung verboten und das ist mitnichten so. Einen Anspruch auf Gymnasialbesuch aus der Behindertenrechtskonvention herleiten zu wollen ist dann endgültig grenzwertig: "Persons with disabilities can access an inclusive, quality and free primary education and secondary education on an equal basis with others in the communities in which they live"
    Da unser Schulsystem nun einmal nach kognitiven Fähigkeiten selektiert, gilt dieses Kriterium demnach auch für Schüler mit Behinderungen, woraus dann sehr schnell folgt, dass die meisten körperlichen Gebrechen am Gymnasium inkludiert werden müssen (und im Normalfall auch recht einfach: können), während das für Kinder die diese Kriterien nicht erfüllen, überhaupt nie gefragt war.


    Förderschulen bieten eine qualitativ hochwertige und kostenfreie Bildung an und es gibt keine (brauchbaren) Experimentalstudien, die zeigen dass inklusive Beschulung den Kindern irgendetwas bringt. Die Studien die es gibt schauen sich einfach die Kinder mit Förderschwerpunkt im inklusiven und im exklusiven System an und erheben einmal die Daten, was methodisch Irrsinn ist (gibt es bereits vorher Unterschiede, werden Kinder mit besonderen anderen Eigenschaften eher exklusiv beschult, etc.). Was man bräuchte und worum sich Massen an empirischen Bildungsforschern wie Berserker balgen würden, wäre ein Experimentaldesign (ganz sauber geht das nicht, Elternwille und so) bei dem längsschnittlich geschaut wird, welches System welche Voraussetzungen und welche Wirkungen hat. Macht aber keiner...hat auch bei den Gesamtschulen nie einer gemacht. Hat dann bei PISA dazu geführt, dass die Gesamtschulen knapp vor den Hauptschulen und weit abgeschlagen hinter den Realschulen gelandet sind. Hat auch keinen interessiert...in NRW wurde dann die Hauptschule kaputtgemacht und die Realschule gleich mit beschädigt.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Das ist reine Polemik. Sie verlassen die allgemeinbildende Schule nach dem 10. Schuljahr, bisweilen schon nach dem 9., um dann in eine berufsbildende Maßnahme zu wechseln.

    Tja. Das sehen die Eltern aber anders. Die standen dann nämlich reihenweise (sic) bei der Schulleitung, um durchzudrücken, dass ihre ach so diskriminierten Schüler doch ein Recht auf das Abitur hätten - Diese Diskussion hat sich eiwg gezogen und rechtlich ist das alles andere als abgesichert!


    Ansonsten stimme ich Valerianus voll zu.

  • Ich sehe vor meinem inneren Auge einen User mit Trumpkonterfei das Internet nach Artikeln durchforsten...


    @Lord, die Inklusionsdebatte wurde hier schon millionenfach geführt. Vielleicht greifst du dir einen anderen Punkt raus und trägst etwas weniger polemisch, dafür inhaltlich was bei? Als Konrektor hast du doch bestimmt aus dem Planungsleben einer Schulleitung was beizutragen.


    Talentschulen z.B. klingt richtig böse. Anreizsysteme für Brennpunktschulen- wie konkret...? Etc.pp.


    Da gibt's bestimmt noch mehr Interessantes, worüber man aus obigen Worthülsen rein gar nichts erfährt.

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