Sind Lehrer unangreifbar?

  • Zudem bewegt sich der Lehrer in einer Kinderwelt, die von Erwachsenen oft nicht ernst genommen wird.

    Das ist wohl mit ein entscheidender Grund. Trotz der ganzen Sonntagsreden von wegen "Kinder sind unsere Zukunft" und "BIldung ist der Rohstoff der Zukunft" wird der ganze Bereich der Erziehung und Bildung (bis auf die Unis) nicht ernstgenommen. Sieht man auch sehr schön daran, dass in vielen Kommunen die Schulen baulich auf dem letzen Loch pfeifen, während für schicke, renovierte Rathäuser immer genug Geld da ist, egal wie pleite (oder auch nicht) die Kommune ist.


    Ein weiterer Grund ist sicherlich, das der ganze soziale Bereich (auch Pflege, Gesundheit usw.) schlecht bezahlt und als Endstation für alle angesehen wird, die nichts anderes gefunden haben oder können (Ausnahme: Ärzte). Das einzige was in diesem Land wirklich zählt, ist alles, was mit Exportindustrie und Finanzen zu tun hat. Da fließen auch die staatlichen Gelder hin in Form von Subventionen oder "Rettungspaketen". Der Rest des Landes, v.a. auch die Infrastruktur, zerfällt zusehends, es sei denn es handelt sich um "Leuchttrumprojekte" (Stuttgart 21, Elbphilharmonie).


    Gruß !

  • Richtig. Das hat zudem auch etwas mit Macht zu tun - Der Richter richtet (über Erwachsene), der Arzt trifft manchmal Entscheidungen über Leben und Tod, der Politiker entscheidet über "das Volk" - Der Lehrer eben nur über "bedeutungslose Kinderlein". Macht spielt in unserer Gesellschaft eine ganz zentrale Rolle, zusätzlich zu den von dir genannten Punkten.

  • Und? Wenn Eltern richtig nerven geht das an die SL oder man empfiehlt Ihnen sich an das RP zu wenden.


    Solange man sich im rechtlichen Rahmen bewegt sollen sie zetern. Meinen Schlaf raubt das nicht. Und das verläuft sich dann sowieso.


    Mein Gott, seid doch keine Weicheier.

  • Ich glaube viele Kollegen sind durch das Ref geschädigt und reagieren deshalb manchmal inadäquat auf Kritik.
    Leider gibt es auch manchen, der sein Selbst nicht von der Professionsrolle als Lehrer trennen kann. (Das sorgt dann auch für viel Leid im Ref.)


    Darüber hinaus ist immer die Frage, wer kritisiert was, mit welcher fachlichen Qualifikation, mit welcher Einblicktiefe.
    Davon hängt natürlich ab, wie ich die Kritik bewerte und darauf reagiere.


    Beispiel:
    Kritik vom Schüler: Da denke ich drüber nach, aber ich werde kein fachdidaktisches Gespräch beginnen, sondern im wesentlichen zurückmelden, dass ich sie wahrgenommen habe und ggf. eine kurze Erklärung geben, wieso irgendwas wie gemacht oder nicht gemacht wurde.
    Kritik vom Fachkollegen: Da käme z.B. eher ein fachdidaktischer Austausch bei heraus.

  • Kritik von Eltern: höre ich mir an, denke durchaus auch darüber nach. Da wir aber alle das Beste fürs Kind wollen, und ich das auch genauso kommuniziere, hatte ich bislang keine großen Probleme mit Eltern. Wenn man sich mal in deren Lage versetzt, kann man so ein Gespräch auch oft gewinnbringend führen.


    ... und Kritik von Studenten, die hospitieren und meinen, es besser zu wissen: geht mir wenig nahe, oftmals hört man da Unerfahrenheit heraus und weiß selbst aus Erfahrung, dass die Tipps kaum bis gar nicht umsetzbar wären.

  • Richtig. Das hat zudem auch etwas mit Macht zu tun - Der Richter richtet (über Erwachsene), der Arzt trifft manchmal Entscheidungen über Leben und Tod, der Politiker entscheidet über "das Volk" - Der Lehrer eben nur über "bedeutungslose Kinderlein". Macht spielt in unserer Gesellschaft eine ganz zentrale Rolle, zusätzlich zu den von dir genannten Punkten.

    Das ist so nicht korrekt. Lehrer entscheiden über Zukunftsperspektiven der Kinder, indem sie beurteilen, bewerten und "Zugangsberechtigungen" zu Lebensentwürfen ausstellen. Genau deswegen stehen wir immer wieder in der Kritik - und genau wegen dieser Machtposition sind wir auch Beamte. Das Beamtentum schützt uns davor, wegen "unliebsamer Entscheidungen" den Job zu verlieren und verpflichtet uns neutral, sowie gemäß der Verordnungen, Regeln und Gesetze zu entscheiden.
    Das Kind von Onkel Hugo des Schulleiters erfährt keine andere Behandlung als Peterchen der allein erziehenden Frau Maier.
    Diese Macht haben wir. Und das ist gut so.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Das ist so nicht korrekt. Lehrer entscheiden über Zukunftsperspektiven der Kinder, indem sie beurteilen, bewerten und "Zugangsberechtigungen" zu Lebensentwürfen ausstellen. Genau deswegen stehen wir immer wieder in der Kritik - und genau wegen dieser Machtposition sind wir auch Beamte. Das Beamtentum schützt uns davor, wegen "unliebsamer Entscheidungen" den Job zu verlieren und verpflichtet uns neutral, sowie gemäß der Verordnungen, Regeln und Gesetze zu entscheiden.Das Kind von Onkel Hugo des Schulleiters erfährt keine andere Behandlung als Peterchen der allein erziehenden Frau Maier.
    Diese Macht haben wir. Und das ist gut so.

    Diese Macht wird aber nicht ernst genommen, weil, wie gesagt, sie lediglich auf Kinder ausgeübt wird. Dazu ist die Macht eines einzelnen Lehrers auch in Bezug auf die Zukunft eines einzelnen Kindes mehr als begrenzt.

  • Fehlt nur noch, du behauptest, die anwaltlich unterstützte Punkt- und Notenfeilscherei vor jeder Sekundarempfehlung sei auch nicht ernst gemeint. :autsch:

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Ach komm, im Vergleich zur "echten" Macht (ich meine jetzt nicht die aus Star Wars...) ist die Macht der Lehrer doch Kindergarten. Wie der Lord schon richtig ausgeführt hat, andere entscheiden über Leben und Tod, über Krieg und Frieden (ja mttlerweile auch wieder in diesem Land!), über Freiheit und Gefangenschaft, über Arbeitsplätze, über den Einsatz von Millionen oder Milliarden Euro, über Flüchtlingsströme, über ..., und hier will uns jemand erzählten, dass die Vergabe von ein paar Punkten mehr oder weniger in irgendwelchen Zeugnissen (die, hat man erst einmal den Einstieg in Studium oder Arbeitsleben geschafft, sowieso völlig irrelevant sind) dazu gleichwertig sei?


    Einige (wenige) Berufsgruppen haben wirkliche Macht, Lehrer gehören nicht dazu.


    Was ich aber mittlerweile viel schlimmer finde (die wenigsten Lehrer sind wohl Lehrer geworden, um "Macht" auszuüben, dann wäre man auch völlig falsch in diesem Beruf!), ist die dauernde Einmischung der Politik in das Thema Bildung, was gefühlt von Jahr zu Jahr schlimmer wird. Aber das liegt wohl daran, dass Bildungspolitik mittlerweile praktisch das einzige Themenfeld ist, wo sich eine Landesregierung noch profilieren kann. Alles andere wird ja mittlweile großteils vom Bund oder von der EU entscheiden. Da dürfen die Bundesländer gar nicht mehr gestalten sondern nur noch umsetzen (im Gegensatz zur Bildungspolitik). Die Abstände der bildungspolitischen Reformen werden immer kürzer, die Versprechungen immer unrealistischer und die Gängelung und Druck auf diejenigen, die das umzusetzen haben, also die Lehrkräfte, immer stärker. Da sehe ich das Problem.


    Gruß !

  • Das ist so nicht korrekt. Lehrer entscheiden über Zukunftsperspektiven der Kinder, indem sie beurteilen, bewerten und "Zugangsberechtigungen" zu Lebensentwürfen ausstellen. Genau deswegen stehen wir immer wieder in der Kritik - und genau wegen dieser Machtposition sind wir auch Beamte. Das Beamtentum schützt uns davor, wegen "unliebsamer Entscheidungen" den Job zu verlieren und verpflichtet uns neutral, sowie gemäß der Verordnungen, Regeln und Gesetze zu entscheiden.Das Kind von Onkel Hugo des Schulleiters erfährt keine andere Behandlung als Peterchen der allein erziehenden Frau Maier.
    Diese Macht haben wir. Und das ist gut so.

    Ich bin angestellt. Die Argumentation fällt genau dort in sich zusammen.

  • Ach ja, zum Beamtentum: Hier glaubt doch nicht jemand ernsthaft, wir wären Beamte, weil wir so wichtige Entscheidungen zu treffen hätten? Die Gründe sind eher:


    - Beamte sind im aktiven Beufsleben billiger als Angestellte. Um die Pensionen darf sich dann in zig Jahren jemand anders kümmern.


    - Beamte dürfen nicht streiken. Gerade in einer hocheffizienten Wirtschaft wie Deutschland, wo alles "just in time" geschieht und in den meisten Familien beide Elternteile arbeiten, wäre ein Streik von Lehrkräften mit Millionen von unbetreuten Kindern, ein Supergau. Hat man doch bei den Streiks in den Kitas gesehen (was im Vergleich zu einem allgemeinen Lehrerstreik ein "Streik ligth" war).


    Gruß !

  • Natürlich. Ärzte in der Intensivmedizin machen das andauernd und falls jemand meint, Deutschland müsse am Hindukusch verteidigt werden, werden dabei selbstverständlich Verluste auf beiden Seiten einkalkuliert. Alles andere wäre blauäuigig.

  • Lehrer entscheiden über Schicksale!! Ist das keine Macht? Und deswegen sind wir Beamte, wir haben einen der wichtigsten Berufe in dieser Gesellschaft, ganz einfach.

  • Lehrer entscheiden über Schicksale!!

    Unsinn. Sehr gute Schüler werden noch lange keine Professoren und Manager und schlechte Schüler können immer noch erfolgreich werden. Gibt genug Beispiele. Letztendlich entscheiden die Schüler selbst über ihr Schicksal. Wir dokumentieren das nur für den schulischen Teil ihres Lebens.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Unsinn. Sehr gute Schüler werden noch lange keine Professoren und Manager und schlechte Schüler können immer noch erfolgreich werden. Gibt genug Beispiele. Letztendlich entscheiden die Schüler selbst über ihr Schicksal. Wir dokumentieren das nur für den schulischen Teil ihres Lebens.
    Gruß !

    Eh, nein. Mit einer Note in Mathe oder Biologie kann eine Zukunft stehen oder fallen.

  • Du solltest dringend in die Bildungsforschung gehen mit deinen bahnbrechenden Entdeckungen, die der gesamten Intelligenzforschung der letzten 100 Jahre widersprechen. Wenn dein "können" hingegen lediglich ein mathematisches "es gibt ein (Existenz)" heißen soll ist deine Aussage einfach nur inhaltsleeres Geblubber. Und insbesondere für Mathematik gilt definitiv: Lehrer entscheiden über Schicksale. Wenn ein Schüler einmal einen richtig schlechten Mathelehrer gehabt hat, sitzt das so tief, das kriegst du über Jahre nicht raus...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

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