Perfektionismus beim ethisch korrekten Einkaufen

  • Unter der Annahme, dass der Körper "natürlicherweise" noch bestimmte Stoffe benötigt, die nur in tierischer Nahrung vorkommen, ist ein Natürlichkeitsargument natürlich völlig deplaziert.

    Das klingt einleuchtend. Aber vergesst mal nicht, dass gerade wegen kultureller Entwicklungen heute möglich ist, alle möglichen Nüsse, Samen, Körner, Früchte usw. an der nächsten Ecke zu kaufen, Nahrung in einem Standmixer aufzuspalten, monatelang haltbar zu machen und ohne Feuer durchzugaren. Sprich: Das ist nicht mein Thema, aber es mag heute möglich sein, sich gesund vegan zu ernähren, auch wenn unsere Vorfahren, von denen wir das Gebiss geerbt haben, das nicht konnten und Fleisch und Tierprodukte essen mussten.


    In diesem Thread ist mittlerweile drei, vier Mal jemandem eine Störung unterstellt worden, weil er nicht einfach gedankenlos vor sich hinkonsumiert bzw. weil manche Menschen sich anders ernähren als die meisten Forumsteilnehmer (mich eingeschlossen). Wir haben alle Uniabschlüsse und unser Job ist es, Kinder und Jugendliche zu unterrichten. Dazu gehört auch, verschiedene Perspektiven einnehmen zu können. Ich finde viele Äusserungen hier in ihrer Einseitigkeit echt armselig.

  • Ich finde eine bewusste Lebensweise gut, ABER auf Dinge verzichten möchte ich auch nicht.

    • Bei Obst und Eiern kaufe ich saisonal und oft BIO ein. Die paar Cent mehr beim Einkauf tun mir nicht weh.
    • Fleisch kaufe ich absolut selten. Das hat aber nichts mit der Umwelt zu tun, sondern weil ich nicht der große Wurst- und Fleischliebhaber bin.
    • Jutebeutel habe ich immer bei mir. Ein Supermarkt in meiner Nähe verkauft seit Kurzem wiederverwendbare Netze für loses Obst.
    • T-Shirts für 5€ kommen für mich nicht in Frage.
    • Ich heize sparsam.
    • Bestimmte Produkte wie Palmfett kaufe ich aus Prinzip nicht ein.

    ABER

    • Getragene Kleidung innerhalb der Familie weiterzugeben ist in Ordnung. Secondhand-Kleidung von Fremden kaufe ich jedoch nicht.
    • Auf eine Flugreise verzichten würde ich nie. Ich liebe es fremde Orte kennenzulernen. Das würde ich nicht aufgeben wollen.
    • Als Single koche ich nicht jeden Tag. Aus diesem Grund fällt viel Verpackungsmüll von Fertiggerichten an.
    • Ich würde auch nie auf den Gedanken kommen Joghurt in der Glasflasche zu kaufen. Meine Einkäufe trage ich zu Fuß nach Hause und bis ins Dachgeschoss. Da bin ich bequem.

    das klingt verrückt. Leben, auch das umweltverträgliche Leben, soll schön sein.


    Ich mache es in diesem Bereich, wie auch sonst: ich gebe einfach mein Bestes.


    Ich probiere immer neue Wege aus. Und manchmal werden Routinen daraus, und manchmal eben nicht.

    So sehe ich das auch.

  • Unter der Annahme, dass der Körper "natürlicherweise" noch bestimmte Stoffe benötigt, die nur in tierischer Nahrung vorkommen, ist ein Natürlichkeitsargument natürlich völlig deplaziert.

    Die Annahme, es gäbe "bestimmte Stoffe" ist falsch.
    Es sind nicht Stoffe, es ist B12. Einfach nur B12.
    Dem menschlichen Körper ist egal, ob man das B12 direkt einnimmt (Ja echt, das geht!) oder ob es vorher in einer Kuh war.
    In die Kuh kommt das B12 auch nicht auf natürlichem Weg.
    Was auch egal wäre. Denn B12 ist B12 ist B12.

  • Ich fahre meistens mit dem Rad zur Arbeit statt mit dem Auto (17,5 km einfach).
    Ich gehe zu Fuß zum Einkaufen.
    Ich fliege sehr selten.
    Ich nutze viele Bio-Produkte.
    Ich esse keine Ananas.
    Ich kaufe selten Klamotten.
    Wir haben in unseren vorher offenen Kamin eine Kassette einbauen lassen, um nicht die halbe Stadt mit zu heizen.


    Boah, bin ich ein guter Mensch.


    Okay...Ich fahre einfach lieber Rad als Auto, der Supermarkt ist fast gegenüber, ich habe Flugangst, vieles was ich esse gibt es nur als "bio" und gegen Ananas bin ich allergisch. Und Klamotten...Naja...ich will mich neu einkleiden, wenn ich fertig bin bin mit Abnehmen. Ich bin seit 2 Jahren fast fertig...
    Und vor dem Umbau des Kamins saß ich sehr warm angezogen mit Wärmflasche unter der Decke.
    Zählt das jetzt trotzdem?


    Was ich tatsächlich bewusst mache: Keine Plastiktüte mehr beim Einkaufen. (Ich bin vor 2 Jahren umgezogen und habe gefühlt eine Million Tüten entsorgt). Vor allem nicht die dünnen Tüten für Obst und Gemüse.
    Weniger Fleisch kaufen.
    Milchprodukte bio, wenn möglich.


    Was mich tatsächlich manchmal "ethisch belastet" (ich weiß gerade nicht, wie ich es ausdrücken soll) ist der Fleischkonsum. Da sagt mein Gewissen schon häufig, ich sollte einfach kein Fleisch kaufen.
    Der Verzicht würde mir aber sehr schwer fallen. Ich esse blöderweise wirklich gerne Fleisch.
    Ich bin beim Essen eh schon eingeschränkt, weil ich Zöliakie (= kein Gluten) habe. Fleisch auch noch komplett zu streichen, wäre mir zuviel Einschränkung. Manches lässt sich gut durch "Ersatzprodukte" ersetzen. Die enthalten aber häufig Gluten.


    Von daher kann ich das Gefühl, sich nicht gut genug zu finden, etwas nachvollziehen.
    Aber Selbstkasteiung finde ich ungesund.

  • Bei mir ist das eine Entwicklung die stetig kommt. Schlechtes Gewissen herrscht bei mir bei Süßigkeiten, Schoko-Bons zum Beispiel. Alle einzeln eingepackt, aber soooo lecker. Aber da ich sonst sehr drauf achte, ist das dann mein Cheat Meal.


    Was ich tue:
    - ich besitze kein Auto und habe mir eine Wohnung gesucht, dass ich auch weiterhin ohne Auto leben kann
    (aber in den Urlaub fahre ich durchaus auch mal mit Auto, dann leihe ich mir eins - Car Sharing)
    - Ich bin aktiv in meiner Stadt um den Rad- und Fußverkehr zu fördern
    - Klamotten kaufe ich sehr viel Second Hand, ich mag Flohmärkte einfach
    - ich esse wenig Fleisch, versuche wenn dann Gutes vom Bauern an der Stadtgrenze zu kaufen
    - Eier nur aus Freilandhaltung oder auch vom Bauern um die Ecke (aber, wenn ich viel backe und 30 Eier kaufe, war ich dann auch zu geizig)
    - Gemüse regional / saisonal und da verzichte ich komplett auf Plastiktüten. Zwetschgen, Champignons packe ich einzeln auf die Waage und dann in meinen Jutebeutel oder in den Korb.
    - Joghurt/Sahne aus dem Glas (dafür gibt es Dinge, wie Quark und Mozzarella, die schwer ohne Plastik zu bekommen sind)
    - kaufe ab und an im Unverpackt-Laden ein, ist aber preislich ein Unterschied, aber nun mit Vollverdienst soll es noch mehr werden
    - Benutze eine Menstruationstasse (kann ich nur empfehlen!)
    - benutze waschbare Handtücher statt Zewa, Taschentücher aus der Box, statt einzeln in Plastik
    - backe und koche fast alles selbst, auch als Single. Dann wird ein Riesenpott gekocht und der Großteil in Portionen eingefroren.


    Ich denke jeder sollte seinen Teil beitragen und nicht ein paar, die alles perfekt machen.

  • Ich kann mir die Freude vorstellen, wenn man sich jeden Tag überlegen muss ob man auf die empfohlenen Mengen Calcium und Eisen (das aus tierischer Nahrung deutlich besser resorbiert werden kann) kommt und nicht nur seine Ernährung, sondern auch seine Bewegungsweise anpassen muss um auf die benötigten Mengen Vitamin D zu kommen (obwohl das eigentlich allen in Deutschland lebenden Menschen zu empfehlen wäre). Genauso gibt es natürlich pflanzliche Proteine, diese sind für den Körper aber eben nicht einmal ansatzweise so einfach nutzbar wie das bei tierischen Proteinen der Fall ist.
    Klar, wer auf so was steht, darf es gerne machen. Aber die Chance sich vegan oder vegetarisch einer Mangelernährung auszusetzen sind doch einfach gegenüber einer omnivoren Ernährung halt doch massiv erhöht. Und wenn ich dann so Genies sehe, die ihre Kinder vegan ernähren möchten, gibt es eigentlich nur noch den Anruf beim Jugendamt...das ist vorsätzliche Kindeswohlgefährdung...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

    2 Mal editiert, zuletzt von Valerianus ()

  • Sehr gut erkannt, @Valerianus - ich möchte mir nicht vorstellen, wie ich mein Pensum ohne ausgewogene Ernährung, inklusive tierischer Proteine, schaffen sollte. Ich bin Sportlehrerin und eben keine solche, die nur mit Trillerpfeife danebensteht und Zeiten nimmt. Ich mache mit, ich mache vor, bei Mannschaftssport bin ich auch dabei, erstens, weil es Spaß macht, zweitens weil die Schülerinnen sich auch drüber freuen, drittens weil der Sport mir auch gut tut... dementsprechend verbrenne ich natürlich auch Kalorien.
    Und - ich koche quasi täglich. Für mich alleine. Ausgewogen, idR eben nicht vegetarisch (auch, weil ich viele vegetarische Gerichte nicht sonderlich mag). Ich esse quasi täglich Fleisch oder (bevorzugt) Fisch, ich kann immerhin darauf achten, woher das jeweils kommt. Vegetarische Ernährung kann funktionieren, aber gerade vegane halte ich für gefährlich, insbesondere für Kinder. Ich habe auch schon während unserer Projekttage Kochprojekte angeboten - wenn das dazu führt, gesundes Essen via der Kinder in die Familien zu bringen (weil eine Menge Mamas wirklich nicht ordentlich kochen können), na dann, lernen die eben von der Tochter, schadet nicht.


    Und @tibo - ich habe überhaupt keine eigenen Kinder. Ich denke, es gibt mehr als genug Menschen, und es ist sinnvoller, denen, die das noch nicht haben, eine sinnvolle Erziehung und Wissen zu vermitteln, als noch mehr in die Welt zu setzen. Aber jetzt wird's noch philosophischer.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

    Einmal editiert, zuletzt von Miss Jones ()

  • Aber die Frage die ich mir dann immer stelle ist, dass ich zwar versuche regional und Bio zu kaufen, meist aber nur eins davon möglich ist und dann bevorzuge ich doch regional. Was ist jetzt ökologisch gesehen besser? Denn nach einer Doku über regionale Produkte bin ich da verunsichert. Da wurden dann Erdbeeren und Pilze beispielsweise in Holland eingepflanzt, aufgezogen und kurz vor der Ernte nach Deutschland gebracht, hier geerntet und Zack waren es regionale Produkte. Der Verbraucher wird also da auch regelrecht an der Nase herum geführt.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Erdbeeren kaufen wir gerne direkt vom Feld und ernten selber, Fleisch bekommen wir oft von Freunden, die selbst schlachten.
    Immer geht das aber nicht.


    Wir ernähren uns eiweißbetont. Sehr eiweißbetont.
    Daher kommt 6 Mal in der Woche Fleisch oder Fisch auf den Tisch. Natürlich gibt es auch reichlich Milchprodukte, eiweißhaltige Gemüse etc. Aber wir können gar nicht so viele Linsen essen, wie mein Mann Eiweiß braucht (auf ärztlichen Rat). Ergo: ohne Fleisch geht es nicht.

  • Nur so zwischendurch: der aktuelle 70.3-Ironman-Weltmeister lebt vegan, der wiederholte Ironman-Weltmeister ist Vegetarier, in der Top 10 inRoth, Hamburg und auf Hawaii (volle Ironman-Läufe) sind verhältnismässig viele Vegetarier und Veganer...
    Ebenfalls zeigen die Instagramm-Bilder vieler (Ausdauer-)Leichtathleten eine Menge Veganes...
    soviel zur automatischen Mangelernährung...

  • so ein Spruch ausgrechnet von dir :daumenrunter:

    Du, das ist kein Spruch.
    Ich frage da nämlich durchaus nach, da auch öfter Schülerinnen zu mir kommen und fragen, wie sie sich denn ernähren sollen. Und da bekomme ich reichlich oft zu hören "Pampf", "schmeckt nicht" oder "Mikrowelle".
    Ist leider wirklich alles andere als selten - "unsere Generation" hat kochtechnisch oft wenig Ahnung, kennen nur "Päckchen und Dosen".


    Aber die Frage die ich mir dann immer stelle ist, dass ich zwar versuche regional und Bio zu kaufen, meist aber nur eins davon möglich ist und dann bevorzuge ich doch regional. Was ist jetzt ökologisch gesehen besser? Denn nach einer Doku über regionale Produkte bin ich da verunsichert. Da wurden dann Erdbeeren und Pilze beispielsweise in Holland eingepflanzt, aufgezogen und kurz vor der Ernte nach Deutschland gebracht, hier geerntet und Zack waren es regionale Produkte. Der Verbraucher wird also da auch regelrecht an der Nase herum geführt.

    "Bio" ist leider oft eine Mogelpackung. Es gibt auch "Bio"betriebe direkt neben "Nicht-Bio" Betrieben, und wenn die dann zB düngen, spritzen etc - meinst du, da kommt nix rüber? Regional sehe ich da schon alls sinnvoller an (wobei in westlichen Bundesländern "Holland" schon ziemlich regional wäre - allerdings möchte ich keine Produkte aus Holland, das hat andere Gründe, wie zB die wirklich laxen Auflagen für Nahrungsmittel dort).

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Nur so zwischendurch: der aktuelle 70.3-Ironman-Weltmeister lebt vegan, der wiederholte Ironman-Weltmeister ist Vegetarier, in der Top 10 inRoth, Hamburg und auf Hawaii (volle Ironman-Läufe) sind verhältnismässig viele Vegetarier und Veganer...
    Ebenfalls zeigen die Instagramm-Bilder vieler (Ausdauer-)Leichtathleten eine Menge Veganes...
    soviel zur automatischen Mangelernährung...

    Als wenn gerade "Ironman" ein Maßstab wäre... reine Ausdauersportarten, von denen ich gerade mal eine betreibe (Schwimmen). Es wäre sehr interessant, welche Bombe aus "Nahrungsergänzungspräparaten" die so zusätzlich einwerfen, davon steht bei Instagram nämlich sicher nix.
    Schon mal darauf geachtet, welche Nationen grundsätzlich bei Langstrecken incl. Marathon vorne mitmischen? Die, die quasi nur aus Haut, Sehnen und Knochen bestehen, idR an der Grenze zur Anorexie. "Gesund" ist anders.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Hm, ich denke gerade unsere Generation denkt aber auch viel um und versucht doch wieder zurück zu kehren. Zumindest in so Mami-Gruppen machen verhältnismäßig viele selbst ihre Brühe und Brot etc. mit Mahlen und allem.
    Aber ja, Tütensaucen-Esser sind wahrscheinlich in der Überzahl.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • jetzt zu mir:
    Ich fühle mich tatsächlich oft schlecht. Obwohl ich keine strenge religiöse Erziehung genossen habe, spielt das Schuldgefühl oft eine Rolle. Mein monatlicher Gehaltszettel ist für mich jeden Monat ein 6er im Lotto, ich fühle mich schlecht, dass es mir so gut geht. Klar, ich arbeite ‚viel‘, aber das taten meine Eltern auch, das tut meine Schwester auch und noch viel mehr Menschen...
    beim Spenden fühle ich also oft schuldig, nicht noch mehr zu machen. Ich splitte aber tatsächlich viel (Geld und Zeit) auf unterschiedliche Projekte, merke aber in letzter Zeit, dass ich aufpassen muss, weil einige Projekte vor Ort viel an die Substanz gehen...


    Wir kaufen viel aber nicht ausschliesslich Bio, viel auf dem Markt. Ich esse wenig Fleisch, könnte aber nicht ohne Milchprodukte und fühle mich deswegen zwar schuldig, es wäre aber nur schwer praktikabel (schon versucht aus gesundheitlichen Gründen...).
    Plastiktüten haben wir kaum noch, Plastikflaschen keine, ich laufe zur Schule, mein bisheriges Auto fährt wenige Km pro Jahr, wurde nir aufbewahrt, weil die studierende Pflegetochter es gut gebrauchen könnte, das Schicksal meint es aber gut mit mir und das Auto kommt nicht durch den Tüv. Kleidung kaufe ich Second-Hand oder nachhaltig (Schuhe) aber ehrlich: es liegt eher daran, dass ich Geld sparen will bzw. ich in diesen Schuhen keine Schmerzen mehr habe.


    Was mir schwer fältt, ist das Akzeptieren, dass ich wenig erreichen kann und dass ich akzeptieren muss, dass mein Mann zb ohne Fleisch und Aufschnitt nicht kann. Das lebt er aber eher in seinen Mittagsmahlzeiten aus bzw beim Abendbrot, wenn ich eh Käse esse. Er verzichtet auf viel Plastik mir zuliebe, gibt sich Mühe beim Fleisch und beim Einkaufen, aber da sind wir sehr konträr, auch was das Schuldgefühl angeht.


    Aber: Kleine Schritte nacheinander. Irgendwann kriege ich es mit der Kleidung besser hin, verzichte auf nicht fair produzierte Schoko, usw...
    Kleine Schritte.

  • Als wenn gerade "Ironman" ein Maßstab wäre... reine Ausdauersportarten, von denen ich gerade mal eine betreibe (Schwimmen). Es wäre sehr interessant, welche Bombe aus "Nahrungsergänzungspräparaten" die so zusätzlich einwerfen, davon steht bei Instagram nämlich sicher nix.Schon mal darauf geachtet, welche Nationen grundsätzlich bei Langstrecken incl. Marathon vorne mitmischen? Die, die quasi nur aus Haut, Sehnen und Knochen bestehen, idR an der Grenze zur Anorexie. "Gesund" ist anders.

    klar steht was davon auf Instagramm: nennt sich bezahlte Kooperation. Ich glaube, Sprinter und Kraftler brauchen mehr. Und ja, ich brauche selbst Magnesium-Zufuhr und habe schon mal Proteinpulver als Ergänzung genommen. Lieber da zwei Löffel als ein Tier gegen sein Gewissen zu essen. Geht ja.

  • Zum Thema Veganismus:


    Annahme 1: Wir essen tierische Produkte aus Spaß (=Geschmack). Heutzutage sind tierische Produkte nicht mehr lebensnotwendig.
    Annahme 2: Tierische Produkte sind für erhebliches Tierleid verantwortlich - auch Bio.
    (Bei Rückfragen führe ich die Annahmen gerne detaillierter aus.)


    Daher ist die moralische Frage: "Ist es richtig, Tiere aus Spaß zu quälen?"


    Meine Antwort: Nein, selbstverständlich nicht!
    Ich schlage keine Hunde, um Frust abzubauen.
    Ich zünde keine Katzen an, weil es lustig ist, sie brennen zu sehen. (Ist vor ein paar Wochen durch die Medien gegangen.)
    Und ich unterstütze auch keine Qualindustrie, damit ein Stück Fleisch meinem Gaumen mundet.


    Die Antwort, man müsse einen Mittelweg finden, macht mich wütend.
    Ist es richtig, seinen Hund nur einmal die Woche aus Spaß zu schlagen statt täglich?
    Klar ist Ersteres besser. Trotzdem ist beides nicht richtig.
    Dasselbe denke ich über den Konsum tierischer Produkte.


    Viele kommentieren: "Jeder soll seinen eigenen Lebensstil pflegen."
    Meine Antwort: Courage zeigen.
    Wenn man sieht, dass jemandem Leid angetan wird, steht man auf und zeigt Einsatz, statt ignorant wegzuschauen.
    Ob es der effektivste Weg ist, alle Fleischesser als Tierquäler darzustellen, ist natürlich zu hinterfragen.
    Aber sind wir einmal ehrlich: Es ist doch leider wahr.


    Das Problem der Moral ist ihre Subjektivität.
    Die Frage "Ist es richtig, aus Spaß Tiere zu quälen" könnten andere auch mit "Ja" beantworten und hätten denselben Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
    Was bleibt, ist die eigene Überzeugung, seinen Werten treu zu bleiben.


    Was mich allerdings besonders aufregt, ist die sogenannte "moralische Scheinheiligkeit".
    "Ich esse nur ganz wenig Fleisch." - und sich trotzdem das tägliche Wurstbrot gönnen.
    "Also die Massentierhaltung ist ja schrecklich, die armen Tiere!" - und in seinen BigMac beißen.
    "Die Veganer übertreiben doch alle." - aber sich keine 10 Minuten Zeit nehmen, sich mit seriösen Quellen kurz auseinanderzusetzen.


    Um jetzt endlich auf Deinen Thread einzugehen:
    Ja, ich achte auf meinen Einkauf.


    - keine tierischen Produkte
    - so wenig Plastik wie möglich
    - möglichst Fair Trade
    - (...)


    Dankeschön für die Möglichkeit, Dampf abzulassen.

  • Aber die Frage die ich mir dann immer stelle ist, dass ich zwar versuche regional und Bio zu kaufen, meist aber nur eins davon möglich ist und dann bevorzuge ich doch regional. Was ist jetzt ökologisch gesehen besser? Denn nach einer Doku über regionale Produkte bin ich da verunsichert. Da wurden dann Erdbeeren und Pilze beispielsweise in Holland eingepflanzt, aufgezogen und kurz vor der Ernte nach Deutschland gebracht, hier geerntet und Zack waren es regionale Produkte. Der Verbraucher wird also da auch regelrecht an der Nase herum geführt.

    Das ist wahr, ich bevorzuge aber auch regional vor Bio. Aber kommt auch wieder auf das Bio an. Bio aus China oder Peru ist für mich kein Bio.


    Aber für mich (NRW) ist sogar Holland wirklich regional.
    Am Besten ist natürlich vom Bauern um die Ecke. Komme ich aber auch nicht immer hin. Und eine Stunde für Anfahrt will ich dann auch nicht. Mache ich, wenn ich Zeit und Lust habe, oder eh dort vorbei komme.
    Habe dort das Glück, dass es eine Kooperation ist. Er ist Rindviehbauer, aber der Hofladen wird auch von Getreidebauern, Geflügelbauern und Schweinbauern mit bestückt. Dadurch hat man alles was man braucht. Kostet aber natürlich auch. War im Studium und Ref nur begrenzt möglich.

  • Selbstverständlich esse ich Tiere. Deswegen schlage ich meinen Hund nicht.


    Ich habe übrigens auch schon Hausschlachtungen durchgeführt, ich weiß also, wovon ich rede.
    Mir war es wichtig, dass die Tiere schnell sterben. Darauf hat unser Hausmetzger stets geachtet.
    Wichtig war mir auch, dass kein Stück des Tiers verschwendet wird.


    Bei den Hausschlachtungen habe ich weder Schuldgefühle noch Mitleid empfunden, allerdings eine tiefe Dankbarkeit.


  • "Bio" ist leider oft eine Mogelpackung. Es gibt auch "Bio"betriebe direkt neben "Nicht-Bio" Betrieben, und wenn die dann ...

    Das ist kein überzeugendes Argument. Solche Sprüche dienen doch nur der Selbstberuhigung. Ähnlich dem "Spenden kommen doch eh nicht an". Hilfsorganisationen gibt es nur, weil es Spenden gibt.
    Und Biobetriebe zu unterstützen, obwohl konventionelle Betriebe ihnen das Leben zusätzlich schwer machen sollte selbstverständlich sein.


    Außerdem: iss mal eine Karotte von Netto und dann eine vom Biobauern dann weißt du, dass das nicht dasselbe ist. Wirklich nicht.

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