Trennung von Beruf und Privatleben

  • Kurze Frage. Ich finde es seltsam bis übergriffig, wenn ich als Lehrerin mit Eltern meiner Schüler befreundet bin, diese duze, privat besuche und zu Veranstaltungen mitgehe (Fußball, Vorspiel Musikschule des S). Darf man das überhaupt?

  • Verstehe deine Frage nicht. Ich bin auch mit Eltern meiner Schüler befreundet. Nur war ich halt auch schon mit denen bekannt, bevor ich die Kinder im Unterricht hatte (Kollegenkinder).

  • Wenn ich Mutter anderer Schüler wäre, würde mich das befremden, wenn die Lehrerin mit anderen Eltern zu Hause Kaffee trinkt und mit zum Fußball des Schülers geht. Ich würde sie für parteiisch halten.

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  • Anders herum gefragt: Wenn es sich ergibt, dass ich Kinder von Freunden unterrichte, muss ich dann die Freundschaft kündigen und zum Sie übergehen? Oder muss das Kind auf eine andere Schule gehen?


    Und wer genau ist übergriffig, wenn man gleichzeitig eine Veranstaltung besucht? Muss ich als Lehrerin Veranstaltungen meiden, in denen Eltern meiner Schüler sitzen könnten?


    Und wer ist befugt, mir zu verbieten, zu einem Fußballspiel zu gehen, weil da jemand neben mir stehen könnte, dessen Kind von mir Noten bekommt?


    Kurz gesagt, ich verstehe die Frage nicht.

  • Ich hatte auch schon Kollegenkinder, habe mich dann aber wenigstens nicht in der Öffentlichkeit so privat gezeigt.

  • Wenn ich Mutter anderer Schüler wäre, würde mich das befremden, wenn die Lehrerin mit anderen Eltern Kaffee trinkt und mit zum Fußball des Schülers geht. Ich würde sie für parteiisch halten.

    Ach daher weht der Wind. Mir wäre das schnurz. Was soll das heißen, parteiisch? Ist das Wahlkampf?

  • Die Veranstaltung wurde wegen des S besucht und sie hat ihn sogar gefilmt mit dem Handy. Neben den Eltern sitzend.

    • Offizieller Beitrag

    Hier mit Ausnahme der Annahme von Belohnungen und Geschenken juristiziables Fehlverhalten bei Lehrern, die privat unterwegs sind, zu konstruieren, ist schon eigenartig. Insbesondere dann, wenn man erst bei Unverständnis seitens der anderen User plötzlich etwas ganz anderes nachschiebt.

  • Ich wohne am Ort. Meine Frau ist engagiert im Sportverein (Kinderturnen). In der Nachbarschaft leben Eltern, mit deren Kindern unsere Kinder spielen. Wenn diese Kinder nun zu uns an die Schule kommen, landen sie evtl. auch mal in einer meiner Klassen. Ich sehe da überhaupt keinen Grund, Bekanntschaften plötzlich "ruhen" zu lassen.


    Noch "extremer": Ich hab bei mir in einer Klasse ein Mädchen sitzen, bei deren Nachnamen ich mal kurz innerlich gezuckt habe, da in meinem eigenen Abiturjahrgang jemand mit diesem Nachnamen war. Aber da der Name nicht soooo selten ist, hab ich nicht viel darüber nachgedacht.
    Elternsprechtag ... Tür geht auf und rein kommt mein ehemaliger Klassenkamerad. Den soll ich jetzt "siezen"?


    Ich mach Musik, spiel in einer Band. Der Sohn unseres Bassisten musste mich auch ein Jahr lang "ertragen". Deshalb "sieze" ich doch unsern Basser jetzt nicht.


    Sollte in meinem Bekanntenkreis ein Polizist sein und ich falsch parken, würde ich im Leben nicht auf die Idee kommen, dass er mich nicht aufschreibt, nur weil wir uns kennen.


    Ich muss Lehrern und anderen Berufen schon auch zutrauen, dass sie ihren Beruf professionell ausüben.

  • Hier mit Ausnahme der Annahme von Belohnungen und Geschenken juristiziables Fehlverhalten bei Lehrern, die privat unterwegs sind, zu konstruieren, ist schon eigenartig. Insbesondere dann, wenn man erst bei Unverständnis seitens der anderen User plötzlich etwas ganz anderes nachschiebt.

    Ich verstehe nicht, was du meinst. Unser Nachbar hat auch meinen Sohn in Mathe. Wir sind befreundet. Ich fände es trotzdem seltsam, wenn er mit zum Musikschulvorspiel käme, neben mir sitzen, ihn filmend. Zumal da auch andere Eltern sind. Aber vllt. rege ich mich zu unrecht auf. Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Deshalb frage ich ja.

  • Ja, du regst dich zu Unrecht auf .
    Wir sind Menschen und haben soziale Kontakte außerhalb der Schule. Bei uns gibt es in der Gemeinde nur eine Schule , alle Kinder gehen dorthin , natürlich auch die Kollegenkinder. Natürlich kennt man sich aus diversen Vereinen, Kiga etc., die Kinder duzen einen und spielen nachmittags mit den eigenen Kindern. Aufeinmal hat man dann ein bekanntes Kind in der Klasse, die Eltern sitzen beim Elternabend und manches mal hat auch ein Kollege sein eigenes Kind vor sich sitzen. Ganz normal - man ist doch weiterhin Mensch und im Unterricht trotzdem Profi.

  • Unser Nachbar hat auch meinen Sohn in Mathe. Wir sind befreundet. Ich fände es trotzdem seltsam, wenn er mit zum Musikschulvorspiel käme, neben mir sitzen, ihn filmend. Zumal da auch andere Eltern sind.

    Wenn du es nur seltsam findest, weil er deinen Sohn auch unterrichtet, würde ich sagen, du übertreibst. Also, ich meine, wenn er sonst mitkommen könnte, ohne das es komisch ist. Bei den meisten Kindern von Freunden würde es mir nicht einfallen, zu ihren Veranstaltungen zu gehen.


    Aber ein bisschen kann ich dich schon verstehen. Ich habe Freunde, mit denen die Freundschaft so eng ist, dass ich sozusagen auch Teil im Leben der Kinder bin. Da würde ich auch auf Veranstaltungen wie Bandauftritten etc. mitkommen. Allerdings würde ich es da auch vermeiden, die Kinder im Unterricht zu haben.

  • Heute Abend ist die Stimmung hier ja wieder herzlich.


    Ich kann für mich sagen, dass ich es vermeide, Leute zu unterrichten, mit denen privat eine Freundschaft besteht. Käme mir blöd vor, wenn da ein Mädel sitzt, dass mich schon im Nachthemd gesehen hat. :rotwerd:


    Andersrum fand ich es als Mutter zwar kurz seltsam, aber dann doch harmlos, dass eine Grundschullehrerin sich mit der Mutter einer Klassenkameradin meines Kindes geduzt hat.

    • Offizieller Beitrag

    Ist vielleicht auch eine Frage der Stadt-oder-Land-Perspektive. War immer und bin immer noch Landkind/Landlehrer. Selbstverständlich hat man soziale Kontakte. Geht gar nicht anders. Würde versuchen, nicht das Kind der besten Freundin zu unterrichten, aber wenn es durch bspw. Kurswahl nicht anders geht, kann doch nicht einfach eine von uns umziehen.

  • Käme mir blöd vor, wenn da ein Mädel sitzt, dass mich schon im Nachthemd gesehen hat.

    Alle Schüler meiner Klasse haben mich schon im Schlafanzug gesehen, ich war doch mit denen im Klassenlager.


    Die Mutter eines meine Schüler (und ich hatte auch schon seine Schwester im Unterricht) ist meine Japanischlehrerin. Und nu? Es ist ein reiner Zufall, dass bei uns in der Taekwondo-Schule keine Schüler meiner eigenen Schule sondern von drei anderen Gymnasien im Baselland sind. Wir wären als Gymnasium nämlich am nächsten am Quartier in dem sich die Taekwondo-Schule befindet.


    Ich bin ja sonst schon auch ein Mensch der das Kuchen-Krümel-Prinzip sehr pflegt aber die Frage verstehe ich nun wirklich nicht. Wir haben einige Kinder von Kollegen bei uns am Gymnasium weil die aus logistischen Gründen nirgendwo anders zur Schule gehen können. Das ist absolut kein Problem bzw. wir sind alle Profi genug keins draus zu machen.

  • Wenn die Person über die du schreibst lamaison Privatleben und professionelle Rolle vernünftig trennen kann sehe ich kein Problem (was man ausgebildeten Lehrern finde ich erstmal zutrauen darf bis zum Nachweis eines konkreten Fehlverhaltens jenseits individuellen Bauchgefühls). Warum sollte es denn per se eines sein? Nicht überall kann man schließlich solche Konstellationen vermeiden ohne absurde Fahrtwege für die Kinder in Kauf zu nehmen. Gibt es konkrete Hinweise auf ein Fehlverhalten oder hast du einfach ein mulmiges Bauchgefühl, dass du einzuordnen versuchst? Grenzen sind ja nunmal individuell sehr verschieden: Deine persönliche Grenze kann sich in so einem Fall von dem unterscheiden, was rechtlich völlig sauber ebenfalls noch möglich und auch legitim wäre.


    Einer meiner Lehrer im Abi war zuvor bereits seit einigen Jahren eng mit meinen Eltern befreundet. Da hab ich morgens Klausur geschrieben bei dem Lehrer und Herr G.gesagt, nur um abends gemütlich in der Runde mit meinen Eltern, seiner Frau und ihm ein Glas Wein zu schlürfen. Da war er dann auch nicht mehr Herr G. Das konnten wir beide sauber trennen. Meine Noten habe ich mir nur durch entsprechende Leistung verdient bzw.erarbeitet und habe nichts geschenkt bekommen. Hätte er niemals anders gemacht und ich niemals anders wollen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Die Frage ist ja nicht, ob man die Kinder von Freunden und Kollegen unterrichten darf, habe ich auch schon. Es geht mir darum, ob man im privaten Bereich mit seinen Schülern (und deren Eltern) auf Veranstaltungen die Freundschaft pflegen/zeigen darf, die gleichzeitig auch von anderen Eltern und Schülern der Klasse besucht werden.

  • Wir haben im LK auch öfter unseren Deutschlehrer privat besucht, war aber der ganze Kurs.


    Es geht auch gar nicht um mich, sondern um eine Kollegin, die ich gefressen habe. Vllt. daher mein Unmut. Ich wollte auch zuerst etwas verschwurbelt schreiben, um nicht gleich erkannt zu werden.

  • Die Frage ist ja nicht, ob man die Kinder von Freunden und Kollegen unterrichten darf, habe ich auch schon. Es geht mir darum, ob man im privaten Bereich mit seinen Schülern (und deren Eltern) auf Veranstaltungen die Freundschaft pflegen/zeigen darf, die gleichzeitig auch von anderen Eltern und Schülern der Klasse besucht werden.

    Grundsätzlich würde ich da sagen: Ja.

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