Korrekturfächer: Gym vs. Haupt/Real

  • Ich studiere momentan Deutsch und Englisch für das Lehramt an Gymnasien.


    Allerdings lese ich immer wieder von der "Korrekturhölle", von Lehrern, die praktisch kein Privatleben mehr haben, von Lehrern, die auch bei reduzierter Stundenzahl am Limit sind, die teilweise sogar vor Gericht ziehen usw.


    Ist die Situation an Haupt- und Realschulen ähnlich?

  • Also ich habe unter anderem ebenfalls Englisch studiert und finde, dass sich die Korrektur in Grenzen hält. Ich muss dazu sagen, ich habe aktuell nur einen Lehrauftrag für Englisch in einer siebten Klasse. Die Klassenarbeiten beinhalten ja nicht nur offene, sondern auch halb-offene und geschlossene Aufgabenformate. Da hält sich die Korrektur meiner Meinung nach in Grenzen. Zu Deutsch kann ich nichts sagen.

  • Korrekturen von 5. Klasse bis ca. 10. Klasse sind ok, was Englisch für mich so anstrengend macht, ist Oberstufe. Die hast an der Real- / Hauptschule nicht.

  • In der Oberstufe sind Englisch und Deutsch vermutlich die korrekturintensivsten Fächer. Das kann schon sehr stressig sein.
    Bedenken solltest du, dass du an der Haupt-/Realschule nicht nur keine Oberstufe hast, sondern auch weniger verdienst. Ob das gerecht ist oder nicht, ist eine ganz andere Frage.
    Da muss jeder ganz für sich alleine eine Prioritätenliste machen. (Für mich war/ist es wichtig, in der Oberstufe zu unterrichten, weil ich einfach sehr gerne SuS in der entsprechenden Altersstufe unterrichte. Ich könnte z.B. nicht an einer Grundschule unterrichten. Da würde ich nach zwei Tagen völlig zu Recht für ungeeignet im Umgang mit 6 Jährigen erklärt.)

  • Bedenken solltest du, dass du an der Haupt-/Realschule nicht nur keine Oberstufe hast, sondern auch weniger verdienst. Ob das gerecht ist oder nicht, ist eine ganz andere Frage.


    Hallo CatelynStar,


    das kommt wohl stark aufs BuLa an. In BW verdient man im ehemaligen Realschullehramt (heute heißt das pauschal Sekundarstufe I, was natürlich Quatsch ist, da man nach wie vor in aller Regel die ehemalige Haupt- u. Realschulklientel "bedient", nur eben auf z.T. anders titulierten Schulformen) ebenfalls A13. Nur dieser ominöse Zuschlag entfällt (70 Euro etwa?).


    Man muss allerdings 27 Wochenstunden unterrichten und auf dem Gymnasium (wo es übrigens natürlich ebenfalls die Sek. I gibt...) "lediglich" 25 Stunden. Im Endeffekt ist das weniger relevant, wie ich denke.


    Gravierender dürfte sein, dass die Schülerklientel auf den Schulen II. Klasse (Gemeinschaftsschulen, Werkrealschulen, Realschulen) entsprechend pädagogisch deutlich anspruchsvoller ist. Du bist da je nach Schule und Klasse irgendwas zwischen Sozialarbeiter, Lehrkraft und Erziehungshelfer. Zusätzlich übernimmt man noch Aufgaben von ehemaligen Sonderschullehrkräften ohne deren Ausbildung genossen zu haben.


    Ein Freund von mir arbeitet auf dem Gymnasium. Ja, er stöhnt teilweise schon sehr unter der Last von Oberstufenkorrekturen. Und auch fachlich geht bei ihm deutlich mehr als bei uns möglich ist. Trotzdem wollte ich mit ihm nicht tauschen. Alles in allem denke ich, dass sich die Arbeitsbelastung relativ ausgewogen gestalten dürfte. Die Präferenzen sind eben deutlich andere und Vergleiche daher ziemlich schwierig.


    der Buntflieger

  • Tendentiell sind einfach Sprachen die "korrekturintensivsten" Fächer, und zwar umso intensiver je höher der jahrgang, und je früher die Sprache begonneb wurde.
    Dementsprechend ist Deutsch/Englisch auf Sek II. wohl das "zeitlich etremste Paket". Andere Sprachen sind erst wirklich gegen Ende intensiv, weil der Sprachlevel ja erst "kommen muss" - Spanisch haben wir nicht mal immer als Kurs, bei zu wenig Interesse nur als AG; wenn ein Kurs, dann als 3. (oder sogar 4., aber habn wir bisher nicht) Fremdsprache. An manch anderer Schule gibt es das als 2. Fremdsprache. Als 1. ist es mir in Deutschland nicht bekannt (Französisch als 1. gibt es mWn im Saarland und im Westen von RLP und/oder BaWü, und es gibt noch altphilologische/humanistische Schulen mit Latein als 1. Fremdsprache, aber da mittlerweile die Kleinen schon in der Primarstufe etwas Englisch lernen... ist das eben das "übliche").


    Was die unterschiedliche Klientel angeht - ja, das ist auch ein Punkt. Ich unterrichte auch größtenteils Oberstufe, etwas Mittelstufe und "notfalls" (wie im Moment) mal eine siebte. Geht mir da ähnlich wie @CatelynStark - ist das Alter, mit dem ich gut klarkomme, "Pubertiere" eben. Und ich hab schon lieber SuS, die schneller begreifen und mit denen ich auch anspruchsvollere Techniken in Kunst, in der 13 dann auch mal Cervantes usw machen kann, daher eben Gymnasium.

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  • Ich studiere momentan Deutsch und Englisch für das Lehramt an Gymnasien.


    Allerdings lese ich immer wieder von der "Korrekturhölle", von Lehrern, die praktisch kein Privatleben mehr haben, von Lehrern, die auch bei reduzierter Stundenzahl am Limit sind, die teilweise sogar vor Gericht ziehen usw.


    Ist die Situation an Haupt- und Realschulen ähnlich?

    Meine Erfahrung an der Fachoberschule (nicht direkt mit Gym vergleichbar, da nur Oberstufe): Ca. 500 Zeitstunden Korrekturen pro Schuljahr. Abi nicht mitgerechnet. Das war aber in Bayern, wo nicht nur die Zahl, sondern in engen Grenzen auch die Form der schriftlichen Leistungserhebungen vorgegeben ist.
    Am Gymnasium hast Du dann halt die Unter- und Mittelstufe. Da kannst Du Dich auf hunderte mehr oder weniger stümperhafter Erörterungen und "Phantasieerzählungen" freuen, die Du jedes Jahr alle gleich sorgfältig korrigieren musst.
    Also finde ich, dass es der Ausdruck "Korrekturhölle" ganz gut trifft. Ich würde diese Kombi nicht mehr studieren.

  • Ich unterrichte diese Kombi am Gymnasium seit einigen Jahren und bin absolut begeistert. Man ist äußert flexibel was die thematische Umsetzung angeht und kann sehr einfach differenziert sowie kreativ arbeiten. Zudem ergänzen sich beide Fächer super.
    Ich bin fast nur in der Oberstufe eingeteilt. Klar bergen die Klausuren einen enormen Korrekturaufwand, aber diese finden ja nicht allzu häufig statt. HÜs oder die Korrektur der schriftlich erledigten Hausaufgaben sind bei mehr als einem Oberstufenkurs schon aufwendig, aber wenn du die gut verteilst ist auch das wirklich machbar.
    Auf der Haupt- und Realschule ist das Schülerklientel wirklich anders, da stimme ich meinen Vorrednern zu. Langfristig würden mich die Lernfortschritte dort wahrscheinlich frustrieren. Am Gym hält sich der Korrekturaufwand in der Sek I sehr in Grenzen; das ist gar kein Problem.
    Fazit: Ich würde Deutsch und Englisch für LA Gym jederzeit wieder wählen, weil mir unterrichtlich in jeder Stufe viele Freiheiten bleiben (wobei ich nicht beurteilen kann, inwiefern das auf andere Fächern ebenso zutrifft) und sich der Korrekturaufwand durch gutes Zeitmanagement in Grenzen hält.

    Edit: Was deutlich eher zu bedenken ist sind die Einstellungschancen bei der Kombination, da beide Fächer überlaufen sind, wie man so hört.

  • HÜs oder die Korrektur der schriftlich erledigten Hausaufgaben sind bei mehr als einem Oberstufenkurs schon aufwendig, aber wenn du die gut verteilst ist auch das wirklich machbar.

    Na da scheinst du ja jede Menge Kapazitäten übrig zu haben, wenn du diese freiwilligen Dienstleistungen anbietest.

  • Ich habe in VZ 6-7 Oberstufenkurse. Das Maximum was ich an schriftlichen HA mitnehme sind 2 pro Kurs pro Woche. Aber nur wenn die Schüler darum bitten und außerhalb der Klausurphase. (Die Realität sind dann wohl eher 2 HA pro Kurs pro Quartal.)


    Und ja ich hab meist nur Englischkurse und das ist die Korrekturhölle. Wenn ich mal Päda Unterrichte, dann sind das zu 90% schriftliche Kurse.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Na da scheinst du ja jede Menge Kapazitäten übrig zu haben, wenn du diese freiwilligen Dienstleistungen anbietest.


    Ich schreibe pro Halbjahr pro Leistungskurs etwa 3-4 und pro Grundkurs 2 HÜs (meist halboffene Aufgaben zu AFB 1&2) und sammle einmal die Hausaufgabentexte ein. Sonst wäre es zu viel.

  • Auf der Haupt- und Realschule ist das Schülerklientel wirklich anders, da stimme ich meinen Vorrednern zu. Langfristig würden mich die Lernfortschritte dort wahrscheinlich frustrieren. Am Gym hält sich der Korrekturaufwand in der Sek I sehr in Grenzen; das ist gar kein Problem.

    Hallo Liliy Casey,


    wobei man wirklich immer den Einzelfall (wo liegt die Schule, ist/war es eine Hauptschule oder eine leistungsorientierte ländliche Realschule?) im Auge behalten muss.


    Hausaufgabenkontrollen habe ich - auf Grund massivster Schülerproteste und wegen dem immensen Zeitverlust durch Kontrolle sowie Korrektur - inzwischen komplett eingestellt. Ich bin schon froh, wenn jeder 2. sein Buch dabei hat und einen Schmierzettel, um sich Notizen zu machen.


    Da es keinen nachhaltigen Leistungsdruck auf Sek. I mehr gibt, ist es äußerst schwer, für die SuS nachvollziehbare Gründe zu nennen, weswegen sich das Anstrengen lohnt. Bekommt doch sowieso jeder am Ende seinen Abschluss. Dann eben auf G-Level die Hauptschule - reicht doch auch! Auf dem Gymnasium sieht die Sache wahrscheinlich noch etwas anders aus. Da dürfte die Angst noch Motivationsgrund sein, dass man die Schulform (und damit den Freundeskreis) wechseln muss, wenn man sich nicht anstrengt. Das wurde unseren SuS (politisch) weggenommen.


    der Buntflieger

  • Also finde ich, dass es der Ausdruck "Korrekturhölle" ganz gut trifft. Ich würde diese Kombi nicht mehr studieren.

    Hier D/E, immer viel in der Oberstufe. Ich unterschreibe Fossis Aussage zu 100%.
    HÜs (heißen hier Stegreifaufgaben) schreibe ich so gut wie nie, höchstens mal eine "fill-in-the-blank" Vokabelabfrage. Hausaufgaben korrigiere ich nur die in Bayern vorgeschriebenen Übungsaufsätze. Es würde mir nicht im Traum einfallen, sonst irgendwelche Hefte zu korrigieren.
    Und trotzdem ist es dir Korrekturhölle, die die Stimmung manchmal über Wochen und Monate nachhaltig versauen kann.

  • Hier D/E, immer viel in der Oberstufe. Ich unterschreibe Fossis Aussage zu 100%.HÜs (heißen hier Stegreifaufgaben) schreibe ich so gut wie nie, höchstens mal eine "fill-in-the-blank" Vokabelabfrage. Hausaufgaben korrigiere ich nur die in Bayern vorgeschriebenen Übungsaufsätze. Es würde mir nicht im Traum einfallen, sonst irgendwelche Hefte zu korrigieren.
    Und trotzdem ist es dir Korrekturhölle, die die Stimmung manchmal über Wochen und Monate nachhaltig versauen kann.

    Wobei Du da noch Glück hast, dass es bei Dir offensichtlich keinen Fachschaftsbeschluss gibt, der z. B. vier Stegreifaufgaben pro Jahr vorgibt.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Na ja, du weißt ja, dass in Bayern Fachschaftsbeschlüsse nicht bindend sind ;)

    Heute ja. Frisch aus dem Ref Nein. :)

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

    Einmal editiert, zuletzt von fossi74 ()

  • Hallo!


    Ich unterrichte Englisch und Französisch am Gym. in BY. Meine ehem. LK-Lehrerin (gleiche Kombi) hat mir damals davon abgeraten, wegen der „Korrekturhölle“. Ich hab’s trotzdem gemacht und würde es wieder machen, da ich die Korrekturen zwar als arbeitsintensiv und aufwändig empfinde, aber nicht als „Hölle“.
    Grundsätzlich sollte man dem Korrigieren natürlich nicht völlig abgeneigt sein (verstehe immer die Kollegen nicht, die sagen sie „hassen“ Korrekturen... ), aber ein stückweit relativieren sie sich auch durch die hier üblichen Aufgabenformate (z. T. multiple choice beim Lese-/Hörverstehen, Lückentexte).
    Oberstufe mache ich jetzt seit 7 Jahren am Stück und finde die Korrekturen am arbeitsintensivsten, allerdings haben wir hier nur 1 Klausur pro Halbjahr in meinem Fach. Und in der 11. Klasse sogar mündl. Ersatzprüfung, da fallen gar keine Korrekturen an... Übungsaufsätze korrigiere ich jeweils vor den Klausuren. Und Abitur ist sowieso Ausnahmezustand..
    Kurz: Ich finde es machbar, man entwickelt mit den Jahren auch eine gewisse Routine und Effektivität und ich korrigiere eigentlich ganz gerne. Nur kann ich nicht für das Fach Deutsch sprechen, da ist es glaube ich noch mal etwas krasser, allein schon wegen dem Umfang der Klausuren und der Übungsaufsätze...

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