schon wieder bald nicht mehr im schuldienst

  • Bei uns wird nicht nur gezeichnet.
    Es gibt Linoldruck, Seifenschnitzen, plastische Kunst aus Naturmaterialien, Skriptolskizzen und viel mehr.
    Dazu ja noch Werken und Textiles Gestalten.



    Wir haben übrigens immer mal wieder Schüler die (meist in Jg. 9 oder 10) von der Waldorfschule im Nachbarort zu uns kommen.
    Ich beobachte vor allem, dass in meinen Fächern kaum Grundlagen gelegt sind. Die Schüler sagen selbst, dass sie von den Thenen, die wir in Jg. 7 und 8 machen, noch nie gehört haben.


    Ich weiß aber, dass das nicht schulübergreifend so ist, da meine Nichten auf Waldorfschulen in Hamburg waren, wo es definitiv anders war.

  • Bei uns ist die Sek I sowieso schlecht. Wo die Jugendlichen nix gelernt haben ist also schlussendlich egal nur ist es auf der Steiner-Schule wenigstens noch lustig. Im Ernst... Ich hab einen Steiner-Schüler in der 2. Klasse im Schwerpunktfach, der ist der beste Schüler im Kurs. Auf Vorkenntnisse kann ich in meinem Fach ohnehin nicht setzen, es ist viel zu uneinheitlich was an den verschiedenen Schulhäusern der Sek I gemacht wird.

  • mhm, ich lese wie immer stillschweigend mit.


    Ich wünsche euch allen erstmal ein frohes Neues.


    Mir geht es so naja. Ihr seid nicht die Ersten, die mir ne alternative Schulform empfehlen. Allerdings sehe ich es auch hier irgendwie als meine Pflicht an, wenigstens noch einmal das Referendariat zu machen. Jetzt kann ich mich aber schon wieder nicht entscheiden, ob ich das nun an Grund- oder Oberschule machen will. Irgendwie ist mir wirklich auch so fast das letzte Fünkchen Seltbstwert abhanden gekommen, was diesen Beruf angeht. Die Rückmeldungen von jeder Seite waren so ernüchternd (so von wegen ich sei einfach nicht für das Lehramt geeignet), dass ich mir jede zusätzliche Aussage in diese Richtung irgendwie nicht mehr antun will. Dann wechsle ich lieber endgültig den Beruf.


    Ich meine, wisst ihr, was ich meine?


    Es gibt da so viele Personen, die dich einschätzen und dir Hinweise geben im schulischen Rahmen, wie du ein besserer Lehrer wirst, sie selbst zeigen mir aber keinen besseren Unterricht und komischerweise sind immer die am strengsten in ihren Bewertungen von denen ich so wirklich kaum was gut finde im Unterricht.


    Ich denke ich sollte mir doch Gedanken machen, dass ich so enorm frustriert bin, oder? Ich weiß aber schon, dass es nicht richtig ist, alles hinzuwerfen :tot:

    "unterm vollmond im mai"

    Einmal editiert, zuletzt von Exodus ()

  • Nimm dir doch vielleicht erst einmal die Zeit @Exodus innerlich zur Ruhe zu kommen, dich zu fassen und vor allem wieder ein Gefühl dafür zu entwickeln, wo deine tatsächlichen Stärken, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Interessen liegen, um vor diesem Hintergrund noch einmal bewusst über erhaltenes Feedback zu deinen schulischen Einsätzen nachzudenken und dieses sortiert mit einzubeziehen in deine Entscheidung. Ganz gleich, wohin dein weiterer Weg dich führen wird, wirst du sicherlich noch einmal eine Ausbildungs- und Einlernphase durchlaufen müssen, die eben auch wieder von sehr viel kritischem (und hoffentlich konstruktiven) Feedback geprägt sein wird (im Ref ist das ja ein zentraler Baustein der Ausbildung). Dafür ist es wichtig, dass du selbst um deine tatsächlichen Stärken und Schwächen weißt, um einerseits echte blinde Flecken mit Unterstützung deiner Peers entdecken und beseitigen (reduzieren) zu können und andererseits nicht hilfreiche Rückmeldungen besser aushalten und wegschschieben zu können. Ich wünsche dir ein erfolgreiches Jahr 2020 und dass du deinen Weg finden mögest. :rose:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

  • Liebe @Exodus, dir erstmal ein gesundes neues Jahr 2020!
    An deinen Postings kann ich erkennen, dass du sehr verzweifelt und unsicher bist, was deinen Selbstwert und deine berufliche Zukunft angehen.
    Und ich kann mich sehr gut in deine Lage versetzen, da ich vor ca. 2 Jahren in einer ähnlich bescheidenen Situation war und nicht genau wusste, wer ich als Lehrerin bin und ob ich überhaupt eine gute Lehrerin sein kann.
    Eine schiere Flut an Eindrücken über mich, meine "Lehrerpersönlichkeit" und meinen Unterricht prasselten auf mich ein, die ich nicht mehr zu sortieren, geschweige denn bewältigen konnte. Ich war wirklich um Haaresbreite kurz davor, das Referendariat abzubrechen und auf den Lehrerberuf zu verzichten, einen Beruf, den ich seit mindestens einem Jahrzehnt als mein Lebensziel gesehen hatte.


    Was mir geholfen hat, dieses Chaos im Kopf zu entwirren und wieder aktiv und bewusst kraftvoll agieren zu können, war ein professionelles Coaching, um Stärken, Schwächen, Ziele und mögliche Handelsalternativen zu erkennen und auszuloten.
    -> Schau mal, ob das Ministerium das anbietet und such dir sonst einen privaten Coach/Mediator/o.ä., der mal ganz unabhängig von deiner beruflichen Beurteilung mit dir über DICH, DEINE Stärken und DEINE Ziele spricht und dir auch hilft, dein Selbstbewusstsein wiederherzustellen.


    Ich finde es eine äußerst sinnvolle und kluge Einschätzung von dir, das Referendariat auf jeden Fall anzutreten und durchzuziehen, wenn du im Lehrerberuf bleiben willst.


    Ich glaube, du solltest dir darüber klar werden, wie genau du in der Schule arbeiten möchtest.
    -> Möchte ich an der Grundschule bleiben oder will ich es an der Oberschule versuchen? Um das herauszufinden, wäre es hilfreich, eine Zeit lang an der Oberschule zu hospitieren, damit du den Schulbetrieb und den Unterrichtsalltag dort kennenlernen kannst.


    Was aber absolut relevant ist: Mach dich und deine Person unabhängig von den Kritiken, die das Referendariat für dich bereit halten wird.
    -> Versuche, eine gewisse Resilienz aufzubauen, bestenfalls bevor ins Referendariat gehst.


    Allerdings muss ich doch einmal hinterfragen, was du hier schreibst:

    Es gibt da so viele Personen, die dich einschätzen und dir Hinweise geben im schulischen Rahmen, wie du ein besserer Lehrer wirst, sie selbst zeigen mir aber keinen besseren Unterricht und komischerweise sind immer die am strengsten in ihren Bewertungen von denen ich so wirklich kaum was gut finde im Unterricht.

    Genau das wird dir leider im Referendariat oft passieren, dass Kollegen, Mentoren und auch Schulleiter, die dich einschätzen und schlussendlich in Teilen auch bewerten etc., einfach nur "Dienst nach Vorschrift" machen, aber erwarten, dass du das didaktische Schmuckkästchen aufmachst und ein wahnsinniges Methodenfeuerwerk abfeuerst. Du bist eben am Anfang des Berufslebens, du hast die zweite Staatsexamensprüfung noch vor dir. Die Leute, die dich da kritisieren, haben das alles schon hinter sich und müssen nichts mehr beweisen.
    Inwiefern ist denn der Unterricht der "strengen Augen" nicht so, wie du ihn dir vorstellst? Hättest du Ideen, ihn besser zu machen? Geben diese "strengen Augen" wertvolle Tipps oder ist es einfach nur unkonstruktive Kritik ohne Basis?
    Im Ref ist das Anstrengendste, haltlose Mäkelei von konstruktiver Kritik abzugrenzen und sinnvolle Schlüsse daraus zu ziehen. Das muss man sich aneignen und das klappt auch, wenn man erstmal weiß, wohin die Reise gehen soll.


    Du wirst das schaffen, was du möchtest, wenn du dir im Klaren darüber bist, was du willst und einen konkreten Plan gemacht hast, wie du das erreichen kannst! :)

  • Ihr könnt euch gar nicht vorstellen CDL und SchmidtsKatze wie sehr ihr mir schon mit euren Antworten helft! Vielen Dank. Ihr seid echt lieb!!


    Ich hab´definitiv einige Ansatzpunkte wie ich weiter machen will und Hospitationen an der Oberschule und psychische Coachings schwirrten in meinem Kopf.


    Ich werd´euch auf dem Laufenden halten.

  • Du hast nun schon so einiges geschrieben und preisgegeben, dennoch ist es für mich immer wieder auch verworren, was du schreibst.


    Offenbar läuft es nicht rund, aber du bist dir selbst gar nicht sicher, woran es nun definitiv liegt.
    Erfahrungen hast du einige gesammelt, hast ein Ref (für Gymnasiallehramt?) begonnen, hast im außerschulischen Bereich mit einzelnen SuS und Gruppen gearbeitet, hast 5 Jahre lang freiberuflich als MusikerzieherIn Erfahrungen gesammelt.


    Du siehst dich durch Stundenkonzeption und Durchführung überfordert und äußerst, dass mehr vorgefallen sei, dass es Beschwerden gab, dass die Unterrichtsdisziplin nicht ausreicht, dass aber auch Unterrichtsvorbereitung fehlte und KollegInnen dich als unzuverlässig bewerten und dir die Lehrerpersönlichkeit absprechen.


    Du schreibst von Doppelbesetzungen in Werken, von Vertretungsunterricht, von Schulgarten mit wenig Kooperation, von Gitarrenunterricht im Ganztag, von Musik in Klasse 1 und Doppelbesetzung in 4 – insgesamt 20 Stunden. Mir ist aber nicht klar, wie viele Stunden du nun eigentlich unterrichten solltest und warum es so viele Doppelbesetzungen gab.


    Aufgefallen ist mir, dass du reflektierst, dass die Werkstücke zu schwierig sind – das sehe ich als Anfängerfehler, andererseits auch, dass die Vorbereitung zu lange gedauert hätte. Das ist kein Fehler, sondern Realität am Anfang, umso mehr, wenn man merkt, dass die Vorbereitung nicht ausreicht oder man noch nicht gut aufgestellt ist in der Planung von Unterricht oder anderem. Dann muss man dort Zeit investieren, damit man sich mit den Inhalten auseinandersetzen kann und diese dann im Unterricht zum Einsatz kommen. Natürlich ist es gut, wenn man an dieser Stelle jemanden hat, mit dem man sich austauschen kann. Aber ein Coaching und ein An-die-Hand-nehmen und ausführlich planen und betreuen gibt es auch im Referendariat nicht. Es ist tatsächlich eine Gratwanderung, was man im Alltag als KollegIn dazu leisten kann. Ist die Schule schon in der Not, Vertretungskräfte einteilen zu müssen, sind häufig auch viele andere Aufgaben im verbleibenden Kollegium aufgeteilt und jedeR hat noch mehr zu tun, als ohnehin schon. Das zehrt sehr, über Jahre um so mehr. Selbst wenn man möchte, dass es in der Schule gut läuft, kann man es nicht leisten, immer alles mit Vertretungskräften genau abzusprechen. Da verbleibt es dann doch auch mal bei knappen Abstimmungen, selbst wenn man anderes machen KÖNNTE, wenn es dann dafür Zeit in Form von Beratungsstunden oder Entlastung für Betreuung gäbe.


    Du sagst selbst, dass es eine Schieflage gab, dass es dich persönlich mitnimmt, dass du nicht gut schläfst. Deine Kinder sind noch klein, das gilt es natürlich zu organisieren.


    Dein Master ist für Musik und Deutsch für Gs+Sek1, das wären im Ref zunächst deine Fächer. Warum du mit diesem Studium ein Ref am Gym begonnen hast, erklärt sich mir nicht. Eine Ausweitung auf die anderen Fächer erfolgt erst nach dem Ref und ja, da muss man sich einarbeiten, in der Grundschule in der Regel sofort, weil man selten nur in 2 Fächern eingesetzt wird. Aber im Ref würdest du in Deutsch und Musik eingesetzt, weil dies deine studierten Fächer sind, zumindest ist es in meinem BL so.


    Eine Vertretungstätigkeit ist auch bei uns häufig EIGENTLICH an die studierten Fächer gebunden, nur die(!), die Wirklichkeit kann aber auch zu anderem Einsatz führen, in der Regel in gemeinsamer Absprache. Anscheinend gab es da für dich besondere Absprachen (berufsbegleitendes Ref?), aber auch das ist nicht klar. Die Probezeit, wofür auch immer, läuft nun ab und du kannst bzw. musst dich neu orientieren.


    Zwischendurch wurde angesprochen, ob du dir verschiedene Schulformen ansehen könntest, um ggf. eher einschätzen zu können, ob dir der Unterricht in der SekI eher liegt. Das spricht @SchmidtsKatze auch noch einmal an. Die größeren Systeme bieten dir m.E. ggf. auch andere Vorteile als Grundschulen, an denen jeder alles können und nahezu alles unterrichten muss. Größere Systeme bieten vielleicht mehr Flexibilität. Aber im Referendariat wirst du nehmen müssen, was du bekommst. Die Seminartage sind festgelegt und der Einsatz in den Klassen ist vorgegeben. Der genaue Einsatz ist in den BL recht unterschiedlich, es gibt auch dort solche, wo man von Beginn an komplett eigenverantwortlich vor Klassen steht und den Unterricht planen und durchführen muss. Hinzu kommen weitere Aufträge durch das Seminar, Referate u.a. und je nach Bundesland und Seminar häufige oder weniger häufige Unterrichtsbesuche mit entsprechender, vorab zu leistender Ausarbeitung und anschließender Nachbesprechung. Ob das ein Coaching ist, wie du es dir vorstellst, weiß ich nicht.


    Es wurde überlegt, wie es mit freien Schulformen aussieht. Aber offene Unterrichtsformen referieren zu können ist etwas andres, als sie im Unterricht umzusetzen und dabei die Unterrichtsdisziplin zu halten. Da kann man ggf. als Nicht-Lehrkraft unterstützen oder als kreativer Typ gut ins Team passen und finden, was man sucht. Aber auf die Frage, ob deine Stärken eher im Kreativen liegen, gab es keine Antwort deinerseits. Wenn du dort als Lehrkraft arbeiten möchtest, ist ein 2. Staatsexamen von Vorteil, wobei es auch Schulen geben soll, die dies nicht voraussetzen.


    In den letzten Beiträgen äußerst du, dass du nun doch viele Hinweise von anderen bekommen hättest, obwohl es andererseits (an anderer Stelle) für dich nie konkret genug war.


    Und du schreibst, dass du bei anderen keinen besseren Unterricht sehen würdest und dir der Unterricht nicht gefallen würde. Was genau erwartest du und woran machst du das fest? Auch @SchmidtsKatze hat genau dort eingehakt.
    Mir ist letztlich gar nicht klar, was du von Schule und dem Beruf als Lehrkraft erwartest. Mir ist nicht deutlich, ob du dich dabei in etwas verrannt hast, das du nun dort nicht findest, ob deine Vorstellung dessen, was deine Aufgaben als Lehrkraft sind, der Realität entsprechen.
    Mir ist nicht klar, warum du nach erfolgreichem Studium und mehrjähriger Unterrichtspraxis so große Probleme in der Planung und Durchsetzung hast, ob du deine Rolle nicht findest oder ob sie nicht dem entspricht, was andere von dir erwarten, die dich bewerten müssen oder es zumindest tun.


    Die Empfehlung, jemanden zu suchen, der dir hilft, alles zu entwirren, ist sicher ein guter.
    Am Ende sollte es für dich so sein, dass du einen Beruf hast, den du viele Jahre ausüben kannst, ohne dass es täglich zu Schwierigkeiten oder Konflikten kommt, zu ständigen Wechseln oder zu einem Aushalten.

  • Ich kann Palim absolut zustimmen: was macht für dich persönlich guten und damit anscheinend auch dich zufriedenstellenden Unterricht aus? Wenn du das für dich geklärt hast, solltest du schauen, ob deine Vorstellung vereinbar ist mit dem realen Leben.


    Ich unterhalte mich immer mal wieder mit Leuten, die denken, dass jedem Lehrer ausschließlich strahlende Kinderaugen entgegen blicken, alle seien wissbegierig, wohlerzogen, respektvoll untereinander etc. Für diejenigen ist das Lehrerdasein ein absoluter Traumjob. Die Realität sieht jedoch meist anders aus. Falls dies auch deine Vorstellung war/ist, wirst du nie zufrieden sein.


    Auch wenn guter Unterricht für dich bedeutet, dass du für eine gute Unterrichtsstunde eine Vorbereitunsgzeit vom 10 Stunden brauchst, ist das auf Dauer nicht haltbarr, das macht dich kaputt. Du hast zwei Zwerge und selbst ohne diese wäre dieses Pensum nicht zu schaffen. Ich persönlich arbeite wöchentlich max 1-2 "Sternstunden" aus, zu mehr habe ich keine Zeit bzw. kann es bei einer angegebenen wöchentlichen Arbeitszeit von 41 Stunden nicht realisieren.


    Was ich leider noch ergänzen muss: Bislang scheinst du noch nicht mit vielen "Verwaltungssachen" (Zeugnisse, Gutachten, Prüfungen etc.) in Kontakt gekommen zu sein. In manchen Zeiten muss ich wirklich behaupten, dass das eigentliche Kerngeschäft Unterricht eher nebenher läuft.


    Evtl. verzettelst du dich auch bei den Vorbereitungen und drehst dich im Kreis, machst zu viel Bambam. Ich muss zugeben, dass einige meiner schönsten Stunden nahezu unvorbereitet waren und sich im Unterricht erst ergeben hat, wie die Stunde läuft. Vielleicht hat es aber auch nur so gut geklappt, da mittlerweile entsprechende Unterrichtserfahrung und Methodenvielfalt vorhanden ist. Probier es trotzdem mal (alleine!) aus, schaden wird es nicht!


    Mich würde ein Punkt interessieren: was bedeutet Unzuverlässigkeit den Kollegen gegenüber?

  • Ich habe die letzten Tage genutzt, um ein word-Protokoll des fast vergangenen Schulhalbjahres zu beginnen und ich bin damit längst nicht fertig, denn nun beginnt sich in mir wieder die Wut zu stauen, warum mir das jetzt alles passiert ist. Nun kamen auch noch von Palim und Alterra enorm lange Wortbeiträge, die ich erstmal wieder verarbeiten muss.


    Zur ersten Beantwortung der zuletzt aufgetretenen Fragen:


    Inwiefern ist denn der Unterricht der "strengen Augen" nicht so, wie du ihn dir vorstellst? Hättest du Ideen, ihn besser zu machen? Geben diese "strengen Augen" wertvolle Tipps oder ist es einfach nur unkonstruktive Kritik ohne Basis


    Ich fand den Unterricht ehrlich gesagt einfach nur langweilig, aber sehr gut geführt von der Disziplin her und das fand ich toll. Langeweile im Unterricht stört mich grundsätzlich überhaupt nicht. Ich war selbst so ein Schüler, der dann aus dem Fenster guckte, vor sich hin träumte oder Bilder malte - und auch das habe ich als Schüler genossen. Unterricht ist nicht dazu da, den Schüler zu unterhalten und für mich ist der Grad der Langeweile auch kein Indikator für irgendwas im Unterricht. Ich will hier ehrlich gesagt nicht mehr allzusehr ins Detail gehen, da ich mittlerweile Angst vor größeren Schmähreden und Folgen habe. Ich selbst fühlte mich schnell von der Lehrerin unfair und respektlos behandelt. Sie wollte mich mehrmals aktiv davon abhalten, in ihren Unterricht zu kommen, obwohl ich für diesen eingeplant wurde, war aber rasend schnell, als es darum ging, in meinem Unterricht zu hospitieren. Wie sie ihre Hospitationen ankündigte fand ich sehr unhöflich, beim zweiten Mal sogar frech, wusste aber nicht, in welcher Funktion sie in der Schule steht. Ihre Kritik trug sie beim ersten Mal lautstark in einer Hofpause im Lehrerzimmer vor. Besonders eingeprägt hat sich ihre Äußerung zu meiner unsicheren Persönlichkeit, dabei bin ich von Hause aus einfach ein verträumter, ruhiger und eher introvertierter Zeitgenosse, der aber durchaus sehr stark aus sich herauskommen kann, wenn es die Situation von mir verlangt. Es gab ein paar Dinge, die mir in ihren Kritiken halfen, aber das Gros verblieb für mich leider destruktiv.



    Es wurde überlegt, wie es mit freien Schulformen aussieht. Aber offene Unterrichtsformen referieren zu können ist etwas andres, als sie im Unterricht umzusetzen und dabei die Unterrichtsdisziplin zu halten. Da kann man ggf. als Nicht-Lehrkraft unterstützen oder als kreativer Typ gut ins Team passen und finden, was man sucht. Aber auf die Frage, ob deine Stärken eher im Kreativen liegen, gab es keine Antwort deinerseits.

    Ich verstehe die Frage einfach nicht. Für mich ist Vieles kreativ. Meint der Fragende damit, dass meine Stärken im Unterrichten in kreativen Unterrichtsmethoden liegen oder spricht er von kreativen Lerninhalten? Zumindest interessiert es mich sehr, wie man einen bestimmten Sachinhalt möglichst mit kreativen Methoden ansprechend für Schüler jeden Alters vermitteln kann. Ich selbst finde aber, dass ich selbst noch längst nicht so kreativ damit bin wie ich es mir wünschte. Zumindest wurde mir hier schon häufig das Feedback gegeben, dass ich sehr gut beobachte und individuell mitunter sehr positiv auf (schwierige) Schüler einwirke, wenn ich die Möglichkeit habe, sie einzeln im laufenden Unterricht zu beschulen. Das Ganze bricht dann aber bei mir schnell zusammen, wenn ich allein für eine ganze Klasse die Verantwortung trage.



    Mir ist nicht klar, warum du nach erfolgreichem Studium und mehrjähriger Unterrichtspraxis so große Probleme in der Planung und Durchsetzung hast, ob du deine Rolle nicht findest oder ob sie nicht dem entspricht, was andere von dir erwarten, die dich bewerten müssen oder es zumindest tun.


    Das könnte gut möglich sein, was du hier als Fragestellung entwickelst. Ich habe eben sehr verschiedene praktische Erfahrungen gesammelt und damit auch Geld verdient, aber bei einer sowieso schon zu schwach entwickelten Kritiktoleranz gesellt sich bei mir leider durch sehr unangenehme Berufserfahrungen auch noch ein sehr schwacher Selbstwert dazu, was dazu führt, dass ich mittlerweile in fast jeder Beobachtungssituation auch Angst bekomme, schlecht bewertet zu werden und mir reicht dann schon der Gedanke, dass jemand nur Schlechtes von mir verbal unter das Kolegium streut.

  • Ich fand den Unterricht ehrlich gesagt einfach nur langweilig, aber sehr gut geführt von der Disziplin her und das fand ich toll.

    Das ist eine interessante Perspektive, die du hier schilderst.
    Die Eigenschaft "langweilig" kann ja vielschichtig sein. Die Frage ist vor allen Dingen: War der Unterricht für die Schüler langweilig? Hast du dich gelangweilt? War der Unterricht methodisch nicht abwechslungsreich? Waren die Materialen langweilig? War das Thema uninteressant?


    > Bei mir hat gerade eine Glocke geschrillt, weil es mir im ersten Jahr an der Grundschule und auch manchmal im Referendariat so ergangen ist, dass ich den Unterricht fürchterlich langweilig fand, weil er nicht sonderlich innovativ daherkam: Einstieg, Problematisierung, Erarbeitung, Sicherung, Transfer und Hausaufgabe. Das Ganze kam im schnöden Plenum - EA -Plenum daher, ohne großes chi-chi oder 101 laminierte Hilfekärtchen.


    In Wirklichkeit war es einfach ein "Alltime"-Classic des Unterrichtens. Die Oberflächenstrukturen, die Makromethoden waren vielleicht "öde", aber äußerst wirksam. Die Tiefenstrukturen (Classroommanagement, kognitive Aktivierung, konstruktive Unterstützung) aber, die haben gesessen und waren passgenau auf die Lerngruppe zugespitzt. So wirkt der Unterricht auf Außenstehende vielleicht nicht sonderlich packend, für die Schüler selbst aber ist es genau das, was sie brauchen. Auch ritualisierte Strukturen mögen langweilig sein, aber sie sind in Bezug auf CM äußerst effezient und wirksam.



    Ich selbst fühlte mich schnell von der Lehrerin unfair und respektlos behandelt. Sie wollte mich mehrmals aktiv davon abhalten, in ihren Unterricht zu kommen, obwohl ich für diesen eingeplant wurde, war aber rasend schnell, als es darum ging, in meinem Unterricht zu hospitieren. Wie sie ihre Hospitationen ankündigte fand ich sehr unhöflich, beim zweiten Mal sogar frech, wusste aber nicht, in welcher Funktion sie in der Schule steht.

    Das ist so, so schade. Meine erste Konsequenz wäre mit dieser Kollegin nicht mehr zu arbeiten.
    Inwiefern hat ihre besondere Position einen Einfluss auf dich und deine Ausbildung? Wenn kein Einfluss da ist, halte sie von dir fern.

    ich mittlerweile in fast jeder Beobachtungssituation auch Angst bekomme, schlecht bewertet zu werden

    Oh, I know that too well. Die Angst blockiert dich total. Du kannst ja gar nicht mehr performen, wenn Angst das primäre Gefühl im Unterricht ist :(

  • [...]aber bei einer sowieso schon zu schwach entwickelten Kritiktoleranz gesellt sich bei mir leider durch sehr unangenehme Berufserfahrungen auch noch ein sehr schwacher Selbstwert dazu, was dazu führt, dass ich mittlerweile in fast jeder Beobachtungssituation auch Angst bekomme, schlecht bewertet zu werden und mir reicht dann schon der Gedanke, dass jemand nur Schlechtes von mir verbal unter das Kolegium streut.

    Hier möchte ich kurz ansetzen: Eine schwache Kritiktoleranz ist im Referendariat sehr, sehr kritisch. Ich habe einige Fehler gemacht und musste ein Reflektionsgespräch auch mal mit einem kurzen Spaziergang verdauen, aber bei schwacher Kritiktoleranz hätte ich wahrscheinlich abgebrochen. Hol dir an der Stelle bitte Unterstützung, durch positives Feedback deiner Mitreferendare oder durch dein soziales Umfeld. Das ist wirklich wichtig!

  • Du kannst ja gar nicht mehr performen, wenn Angst das primäre Gefühl im Unterricht ist :(

    Wow. Bald zwanzig Jahre, seit ich ins Ref bin, und endlich weiß ich, was ich all die Zeit falsch gemacht habe: Immer nur unterrichtet und all den anderen Scheiß. Dabei hätte ich doch performen müssen!


    Im Ernst: Bitte lass diesen Castingshow-Blähsprech doch da, wo er hingehört.

  • Oh, I know that too well. Die Angst blockiert dich total. Du kannst ja gar nicht mehr performen, wenn Angst das primäre Gefühl im Unterricht ist :(


    Auch ich kenne dieses Gefühl. Umso befreiender wenn man das Ref geschafft hat und Ruhe einkehrt, danach macht Unterrichten richtig Spaß.
    Durch die dauernde Ungewissheit bei dir plus vielleicht das abgebrochene Ref sind natürlich Gift für die Psyche.
    Ich wünsche dir alles Gute und dass du deinen Weg findest!

  • Ich meine das kommt nicht aus Castingshows, sondern der BWL, die schon längst (u.a. auch) in der Bildung Einzug gehalten hat (Stichwort "Schülerakquise").

    "Schülerakquise" ist ein relevantes und wichtiges Problem für Schulleitungen, denn die Zahl der SuS ist extrem wichtig für die strukturelle Bewegungsmöglichkeit von Schulen. Für ReferendarInnen ist der Begriff allerdings irrelevant.

  • Ich habe die letzten Tage genutzt, um ein word-Protokoll des fast vergangenen Schulhalbjahres zu beginnen und ich bin damit längst nicht fertig, denn nun beginnt sich in mir wieder die Wut zu stauen, warum mir das jetzt alles passiert ist. Nun kamen auch noch von Palim und Alterra enorm lange Wortbeiträge, die ich erstmal wieder verarbeiten muss.

    Liebe*r Exodus, ich schrieb's schon vor Weihnachten und meine es immer noch: ich würde in deiner Situation eine Beratungsstelle aufsuchen. Es gibt kostenlose Familien- und Lebensberatungsstellen der Kirchen, Caritas z.B. und dort arbeiten sehr gut ausgebildete Berater*innen oder Coaches, wenn dir das Wort lieber ist. Du beschreibst, meinem Eindruck nach, große Ängste und wirst, so vermute ich, ein Referendariat in dieser Verfassung kaum bestreiten können.


    Der Eindruck entsteht bei mir, weil du den Überblick über die Klassen zu verlieren scheinst. Bis zu einem gewissen Grad ist das normal am Anfang, es darf aber als Lehrer nicht so sein, dass du die Klasse komplett "verlierst", wenn einer auffällig ist. Außerdem beschäftigst du dich so intensiv mit dem, was war (Kollegin X sagte dies und das in dem und dem Ton, das und das macht mich jetzt wieder wütend, ich protokolliere das extra alles im Nachhinein etc.) dass es mir ratsam erscheint, diese Dinge ernsthaft und mit Hilfe aufzuarbeiten. Es geht hier offenbar nicht um das Halten von geschliffenen Prüfungsstunden, es geht m.M.n. aktuell gar nicht um Unterricht sondern ums Klarwerden, wie und ob und was. Und das würde ich mit einem Fachmann besprechen. Ich will dich hier nicht abwimmeln, sondern nur dazu raten, die Zeit zu nutzen, um weiterzukommen und überhaupt wieder in die Verfassung zu gelangen, um Unterricht zu planen oder jemanden problemlos hinten im Unterricht drinsitzen zu haben. Dass du das kannst, daran zweifle ich nicht, nur ob du alleine gerade an diesen Punkt kommen kannst. Halt auf alle Fälle die Ohren steif, es wird sich ein Weg finden :wink2:

  • "Schülerakquise" ist ein relevantes und wichtiges Problem für Schulleitungen, denn die Zahl der SuS ist extrem wichtig für die strukturelle Bewegungsmöglichkeit von Schulen. Für ReferendarInnen ist der Begriff allerdings irrelevant.

    Wieso sollte das für LiV irrelevant sein? Dabei geht doch auch um Schulentwicklung und das ist sehr wohl Teil der Ausbildung. Außerdem kann es ja sein, dass die LiV an der Schule bleiben kann/möchte/darf. In dem Fall ist auch die Zuweisung von der Schülerzahl abhängig.

  • Welche Schule hat mehr Tablets? Die meisten Zertifikate für Irgendwas auf der Homepage? Einen eigenen YouTube Kanal? Die höchstglänzendsten Flyer? Mehr Likes als die Nachbarschule? Den größeren Messestand? Teureres Catering am Tag der Offenen Tür?

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