Wie geht ihr dem Corona-Virus entgegen?

  • Ja, mich macht das alles langsam stinkwütend.

    Können sich diese Deppen nicht einfach endlich impfen lassen? Damit wir irgendwann annähernd normal weitermachen können?

    Gestern beim Einkaufen hab ich ein Ehepaar gesehen, das seine FFP2-Masken (wir haben ja wieder FFP2 Pflicht) bis auf eine Lage Vlies komplett freigeschnitten hat und die Maske noch dazu unter der Nase trug. (...)

    Das fand ich in meinem Stammsupermarkt diese Woche klasse: Da waren ein paar junge Kerle im Kassenbereich unterwegs, zwei mit Maske unter der Nase, Kandidat drei sogar unter dem Mund. Ich wollte eben zu denen gehen, darum bitten, die Maske hochzunehmen, als ich eine Kassierin rufen gehört habe, sie sollten die Maske korrekt aufsetzen. Der, der die Maske komplett unten hatte hat sie dann noch zweimal unter die Nase gezogen, jedes Mal hat die Kassiererin ihn sofort ermahnt und als er gezahlt hat hörbar darauf hingewiesen, dass wenn er die Maske weiterhin nicht korrekt trage ein Hausverbot erteilt werde. Das fand wirklich stark und auch konsequent.


    Ich hoffe, deiner Freundin geht es schnell wieder besser.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mein Stand zu Zeugen Jehovas: Blutinfusionen (mit fremdem Blut) werden abgelehnt. Blutspenden nicht, auch Impfung nicht. Aber das ist nur Hörensagen.

    Wir haben drei Berufsschüler*innen, die Zeugen Jehovas sind. Die sind gegen Corona geimpft.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Weil es gerade so schön passt:


    Zitat

    https://www.spiegel.de/kultur/…0f-479f-bf6d-a22ccab54013


    Denn Rudolf Steiner (1861 bis 1925), der Begründer der Anthroposophie, ist für die Deutschen eine ganz ähnliche Figur wie L. Ron Hubbard für die Amerikaner. Ein Sektengründer und Großspinner, der einige Stränge der Kulturgeschichte verbindet und daraus ein Glaubenssystem gemacht hat. Hyperindividualismus, Selbstverbesserungsideologie und Zukunftsglaube ist es bei Hubbard. Goethekult, Moderne-Kritik und Reformbewegungsglaube an die Natur ist es bei Steiner.

  • Steiner und Impfungen: https://www.spiegel.de/kultur/…0f-479f-bf6d-a22ccab54013


    Ich kenne einige Waldorfis. Ehrlich gesagt bin ich immer davon ausgegangen (anekdotische Evidenz), dass sich bei denen keiner impfen lässt. Bin überrascht, dass es dort nicht nur Impfverweigerer gibt.

    Danke für den Link.


    Allerdings wehre ich mich gegen den Begriff "christliche Sekte". Ein praktizierender Christ wird zumindest hier nicht als Lehrer eingestellt (in anderen Ländern, die sich vom Ursprung gelöst haben, schon).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • (...)

    Ich kenne einige Waldorfis. Ehrlich gesagt bin ich immer davon ausgegangen (anekdotische Evidenz), dass sich bei denen keiner impfen lässt. Bin überrascht, dass es dort nicht nur Impfverweigerer gibt.

    Wie überall gibt es auch an dieser Stelle unterschiedliche Ausprägungen der Überzeugungen. Nicht wenige dürften ihre Kinder auch auf Waldorfschulen schicken, obwohl sie selbst gar keine Anthroposophen sind- vor allem, wenn die örtliche(n) Waldorfschule(n) nicht ganz so dogmatisch der "reinen Lehre" anhängen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Die Behauptung, die Anthroposophen seien im deutschsprachigen Raum eine "einflussreiche Gruppe" ist einfach kompletter Unfug. Die anthroposophische Gesellschaft hat weltweit (!) keine 50000 Mitglieder, in Europa wird die Zahl an zumindest anthroposopisch geneigten Menschen auf etwa 1 Million geschätzt. In ganz Europa wohlgemerkt. In Deutschland gibt es 254 Steiner-Schulen, in der Schweiz sind es 32, die Mehrzahl davon wie bereits erwähnt in der Region Nordwestschweiz und im Kanton Zürich, ich lebe hier gewissermassen im "Steiner-Konzentrat". Dem gegenüber stehen in Deutschland mehr als 32000 staatliche Schulen, in der Schweiz irgendwas um die 6800 (dass es im Verhältnis so viel mehr sind als in Deutschland liegt daran, dass es anders aufgeteilt ist). Und allein schon, wie oft jetzt hier gemeint wurde, man ginge davon aus, bei denen liesse sich *niemand* impfen, zeigt wie verzerrt die Wahrnehmung offenbar ist. Weder gibt es besonders viele Anthroposophen noch sind das alles Hardcore-Impfgegner, sprich wenn man diejenigen nicht mitzählt, die sehr wohl alle empfohlenen Impfungen machen lassen, wird die im Kontext relevante Gruppe noch viel kleiner. An meiner Schule sind 3 Kollegen nicht geimpft, einer davon ist Anthroposoph. Demgegenüber stehen sicher weitere 10 ehemalige Steiner-Schüler, die alle geimpft sind. Ich kenne ne Menge Leute, die einfach gerne Demeter-Gemüse kaufen, das mit irgendeinem esoterischen Kuhhornmist gedüngt wurde ohne dass die sich darüber hinaus für die Steiner-Ideologie auch nur im Ansatz interessieren. Ich kenne auch einige Globulis bei denen ich gerne mal die Augen verdrehe wenn's um Antibiotika & Co. geht, aber auch die sind jetzt artig impfen gegangen. Es gibt irgend so ein komisches Ding mit dieser Masern-Impfung, ja damit hatten wir im Baselland vor ein paar Jahren auch mal ein Problem mit einem grösseren Schulausbruch der tatsächlich auf ungeimpfte (in dem Fall ehemalige weil staatliches Gymnasium) Steiner-Schüler*innen zurückzuführen war. Und jetzt haben wir an den Gymnasien eine Covid-Impfquote von um die 80 %. Ganz bekloppt scheint die Mehrheit da also dann doch nicht zu sein.


    Auch in den Schweizer Medien wurde darüber sinniert, warum in der Schweiz und in einer Handvoll anderer eigentlich "zivilisierter" Länder die Impfquote so lausig ist. Interessanterweise kam da keiner auf die Idee, es den Anthroposophen in die Schuhe schieben zu wollen sondern man zog eher Parallelen zu den USA, wo die Impfkampagne auch sehr stark politisch polarisiert geführt wurde. In der Schweiz ist der Fall glasklar, das hat überhaupt nichts mit den Anthroposophen oder sonstiger Esoterik zu tun. Wenn ein Mitglied des Bundesrates - des kollektiven Staatsoberhauptes also! - sich im Fan-T-Shirt einer rechtspopulistisch-volkloristisch angehauchten anti-Massnahmen-Gruppierung vor die Kameras stellt und frei von der Leber weg verkündet, er habe sich auch nur 1 x impfen lassen, weil mehr brauche sein Immunsystem nicht und das höchste Gut des aufrechten Eidgenossens sei die Freiheit und damit auch die freie Entscheidung sich impfen zu lassen oder eben an Covid zu verrecken, dann sind die Anthroposophen als Verdächtige wirklich mehr als vom Tisch. Die Partei des besagten Bundesrates Ueli Maurer stellt im Nationalrat ein Viertel der Volksvertreter. Und dieses Viertel passt ziemlich genau zum Anteil der nicht-geimpften erwachsenen Bevölkerung. Plus/Minus natürlich, denn es gibt auch bei der SVP noch ein paar Vernünftige, eine Natalie Rickli kann einem sogar als Deutsche*r schon fast wieder sympathisch werden.

  • Ich glaube nicht, dass jemand "die Anthroposophen" für irgendwas verantwortlich machen will. Dafür ist die Gruppe derer doch auch nicht besonders groß oder bedeutsam. Die Aussage ist bloß, dass Impfen dort ein großes Thema ist und das ist es, weil Steiner eins draus gemacht hat. Wenn's nicht so ideologisch wäre, könnten die Eltern auch 'Naturschulen ohne Noten' gründen, aber das Konzept ist einfach mal sehr umfassend und besonders, da schickt man seine Kinder in aller Regel nicht einfach so hin. Und viele Lehrer sind auch speziell, weil zum Waldorflehrergehalt arbeiten macht man nur, wenn man von der Grundidee wirklich überzeugt ist.


    Ich meine, im Erzgebirge gibt's sicher keine nennenswerte Anzahl von Anthroposophen, dafür umso mehr Superchristen und Neurechte und die hatten als Kinder noch alle Impfungen, weil's in der DDR Pflicht war. Trotzdem ist die Impfquote niedrig. Also Erklärungen gibt's sicher ne Menge.


    Warum die Bremer so weit vorne liegen hat noch niemand erklärt, oder? Ich meine, der Bürgermeister hätte ganz lapidar in den sozialen Brennpunkt Impfbusse geschickt.

  • Antimon, du hast dich im anderen Thread darüber beschwert, dass Forumteilnehmer beleidigt werden. Vielleicht solltest du mal deine Wortwahl überdenken.


    Es kann doch durchaus sein, das Waldorfschulen in der Schweiz ein anderes Klientel haben als in Deutschland. Wir haben ja gerade im Coronathread mitbekommen, dass in der Schweiz in vielen Dinge andere Einstellungen herrschen. In Deutschland scheint die Erfahrung von den meisten Kollegen aber anders zu sein. Das kann man doch einfach akzeptieren und so stehen lassen.

  • Ich glaube nicht, dass jemand "die Anthroposophen" für irgendwas verantwortlich machen will.

    So steht es aber im oben verlinkten Spiegel-Artikel. Grob zusammengefasst wird dort behauptet, jemand der mit Kuhornmist gedüngtes Gemüse kauft ist ein Anthroposoph und damit ein Impfskeptiker. Das ist vollkommen bekloppt.



    Warum die Bremer so weit vorne liegen hat noch niemand erklärt, oder?

    Ich habe letztens zwei Bremerinnen gefragt. Die meinten einfach "hääh ... ja wir sind halt impfen gegangen". So wie ich den Norden kenne hat man da Besseres zu tun als sich in ideologisch aufgeheizten Querdenker-Debatten zu zerfleischen. Es ist einfach die Art der Leute, da lohnt es nicht zu spekulieren, was die Politik in der konkreten Situation vielleicht besser oder schlechter gemacht hat. Sicher spielt die Politik eine Rolle, aber nicht akut. Das ist das Ergebnis eines sehr langen Prozesses. Zwischen den Baslern und den Appenzellern liegen auch 20 % Unterschied in der Impfquote. Der Basler weiss, wenn er nicht impfen geht, dann gibt's auch 2022 keine Fasnacht. So geht das nicht, das ist ganz klar. Wir sind da einfach gestrickt und haben keine Lust auf volkloristisches Freiheits-Geschwafel.

  • Cooler Stimmungswechsel übrigens, das fiel mir gerade wieder ein:


    Ungeimpfte 60jährige "Trottel" zu nennen, ist das für dich okay? Das ist doch auch Stimmung gegen Ungeimpfte machen...

    ... geschrieben am 6. September als Reaktion auf meinen Ausbruch über Menschen die nicht impfen gehen wollen.


    Können sich diese Deppen nicht einfach endlich impfen lassen?

    ... geschrieben am 14. November :)

  • In Bremen @karuna wurde wohl von Beginn an darauf geachtet unglaublich niederschwellige Angebote zu machen, also hin zu den Leuten, Moscheen/Kulturvereine/Sozialorganisationen/Dolmetscher mit einbeziehen, damit es weder an der Erreichbarkeit, noch dem Verständnis oder der Komplexität einen Termin zu vereinbaren scheitern kann. Das hat offensichtlich sehr gut funktioniert und sehr viele dazu motiviert, sich impfen zu lassen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Anthroposophen sind eine relativ kleine Gruppe und sicher nicht relevant genug, um für die Corona-Impfproblematik verantwortlich zu sein (und der Text oben ist von einem Sekten-Aussteiger geschrieben und vermutlich nicht ganz objektiv). Die Gründe, warum sich Anthroposophen nicht impfen lassen, sind allerdings schon die gleichen, die auch das Gesamtproblem verursachen.

  • Ich habe letztens zwei Bremerinnen gefragt. Die meinten einfach "hääh ... ja wir sind halt impfen gegangen". So wie ich den Norden kenne hat man da Besseres zu tun als sich in ideologisch aufgeheizten Querdenker-Debatten zu zerfleischen. Es ist einfach die Art der Leute, da lohnt es nicht zu spekulieren, was die Politik in der konkreten Situation vielleicht besser oder schlechter gemacht hat. Sicher spielt die Politik eine Rolle, aber nicht akut.

    Als Bremerin kann ich dir nur sagen, dass du leider falsch liegst. Unsere linke Gesundheitssenatorin war sich nicht zu fein, die Expertise der Wirtschaft zu nutzen, um möglichst schnell in möglichst großem Stil Impfstraßen hochzuziehen. Danach wurden Streetworker zur Aufklärung in die Stadtteile geschickt, wo es nicht so lief.

    Die Schulen sind alle mit iPads und Lüftungsgeräten ausgestattet.

    Es hat also jede Menge mit Politik zu tun.

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • In Bremen @karuna wurde wohl von Beginn an darauf geachtet unglaublich niederschwellige Angebote zu machen, also hin zu den Leuten, Moscheen/Kulturvereine/Sozialorganisationen/Dolmetscher mit einbeziehen, damit es weder an der Erreichbarkeit, noch dem Verständnis oder der Komplexität einen Termin zu vereinbaren scheitern kann. Das hat offensichtlich sehr gut funktioniert und sehr viele dazu motiviert, sich impfen zu lassen.

    In meiner Heimatstadt sind von 170 000 Einwohnern 150 000 vollständig geimpft (wobei bei den Impfungen wahrscheinlich ein paar Auswärtige mitgezählt wurden), bei der Gruppe über 12 dürfte die Impfquote bei ca. 90% liegen. Wir haben eine Inzidenz von 75 bei ca. 300 in Deutschland. Das haben wir ganz wesentlich einer einzelnen Arztpraxis zu verdanken. Eine Facharztpraxis aus einem ganz anderen Gebiet hat bei Beginn der Impfkampagne angrenzende Büroräume gemietet, mehr Personal eingestellt und ein generalstabsmäßiges Impfmanagement aufgezogen, von einer sofort funktionierenden Online-Anmeldung über Sicherheitsbelehrung mit 100 Personen über Zoom bis zu einer eigene "Impfstraße" mit 8 Impfungen pro 15 Minuten. Dazu hat die Praxis jede Gelegenheit genutzt: Impfbus mit 1500 Impfungen im sozialen Brennpunkt am Wochenende, Impfungen im Evakuierungszentrum bei einer Bombenräumung, auf dem Wochenmarkt, etc.


    Dass wir aktuell nur etwa ein fünftel der Bundesinzidenz haben, zeigt aber vor allem, wie irre es ist, dass wir aktuell immer noch Diskussionen mit Impfskeptikern darüber führen müssen, ob die Impfung auf die Infektion eindämmt, oder ob die Geimpften nicht vielleicht sogar die Welle anheizen, weil sie ja alle unerkannte Überträger sind. Impfen hilft.

  • Moebius : Wie schaut´s eigentlich mit deinen Aktien aus? Du hattest mal geschrieben, dass du Biontech-Aktien hast... hast du den Lehrerberuf schon an den Nagel gehängt und schreibst nun vom Strand in Costa Rica (wo 1G-gilt)?

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Moebius  ninale Meint ihr wirklich, dass das ausschlaggebend war? Wenn ich überlege, wie das bei uns organisiert wurde, habe ich da meine Zweifel. Es war wirklich super einfach sich auf der kantonalen Plattform anzumelden, ältere Menschen haben auch anrufen können und in den Landkantonen waren von Anfang an die Hausärzte mit eingebunden. Entsprechend schnell waren die alten Leute auch geimpft. Die Impfzentren waren und sind top organisiert, man kann da lange schon ohne Termin einfach so hingehen. Oder man geht völlig unkompliziert in eine Apotheke, die impfen dort bei uns immer schon auch Grippe, FSME, etc Einzig das mit den Streetworkern, ja das kann ich mir vorstellen, dass das für Basel z. B. auch noch was gebracht hätte. Aber gerade in den Städten, also dort wo überhaupt Migranten leben, sind die Impfquoten ja OK. Das Problem ist die Landbevölkerung und da kann sich keiner über mangelnde Aufklärung und schlechte Angebote beklagen. Genau das meine ich damit, dass die Politik da akut nicht so die Rolle gespielt hat. Die muss vorher schon vieles richtig gemacht haben, sonst hätten die Leute nicht gewollt, da hätten die sich akut noch so Mühe gegeben können.

  • Die Gründe, warum sich Anthroposophen nicht impfen lassen, sind allerdings schon die gleichen, die auch das Gesamtproblem verursachen.

    Meinst du? Glaube ich tatsächlich nicht. Es gibt verschiedene Gruppen von Impfgegnern, die Anthroposophen zähle ich da - wie erwähnt - überhaupt nicht dazu. Das sind keine Impf*gegner*, es sind Impf*skeptiker*. Viele lassen sich eben doch impfen, zumindest gegen Covid, vielleicht aber nicht gegen die Masern und dies dann auch mit seltsamen "Begründungen". Wer es genau nimmt mit der Steiner-Ideologie glaubt an irgendwas Mythisches und ist davon überzeugt, dass ihn die Erkrankung im Leben weiterbringt. Das ist natürlich dumm und es ist eine Überzeugung, von der sich diese Menschen mit rationalen Argumenten überhaupt nicht abbringen lassen. Insofern gebe ich dir völlig recht (was du an anderer Stelle schriebst) - Reden hilft nicht (mehr), das kostet nur unnötig Nerven.


    Die weitaus grösste Gruppe der Verweigerer dürfte politisch motiviert sein. Hier gehe ich sogar davon aus, dass ein Grossteil dieser Menschen sehr wohl gegen Tetanus & Co. geimpft ist, dass es sich auch hier überhaupt nicht um Impf*gegner* an sich handelt. Es geht mehr um die schräge Idee, der Staat würde in die freie Entscheidung über Körper und Leben eingreifen und deswegen lässt man sich aus Prinzip nicht gegen Covid impfen. Das ist original die Begründung eines meiner 3 ungeimpften Kollegen, der nota bene ansonsten gegen mehr geimpft ist als ich z. B. weil er regelmässig in Ländern rumgurkt, deren Bereisung das erfordert.


    Diese Gruppe hat sicher eine gewisse Schnittmenge mit der esoterisch-mythisch-verklärten Gruppe ist aber aus meiner Sicht erheblich gefährlicher als jene, weil sie radikal auftritt, polarisiert und spaltet und sich zudem bewusst so verhält, dass es zwangsläufig zu einem Anstieg an Infektionen kommen *muss*. Die setzten sich absichtlich ungeimpft zu fünfzigst in irgendeinen stickigen Keller um dort bei Schnaps und Bier die nächste Demo zu planen. Davon bin ich überzeugt, dass das haargenau so läuft. Wie sie sich auf den Demos verhalten, das muss man sich ja nur anschauen. Zum Teil wird auch die esoterisch-mythisch-verklärte Gruppe absichtlich Infektionen, v. a. unter Kindern, provozieren. Corona-Partys und sowas. Im Dunstkreis dieser politisch motivierten Gruppe mit esoterischem Touch bewegt sich auch jemand aus meiner näheren Verwandtschaft. Die Person ist wiederum gegen diverse andere Infektionskrankheiten geimpft aber nicht gegen Covid obwohl die Erkrankung mit grosser Wahrscheinlichkeit sehr schlecht verlaufen würde. Da gibt und gab es in der Vergangenheit durchaus esoterische Begründungen, im Moment ist man aber mehr davon überzeugt, der Staat wolle einen mit Zwangsmassnahmen kontrollieren.


    Weiter gibt es aber noch eine ziemlich grosse Gruppe an jungen Menschen, die nicht geimpft sind. Die sind weder politisch motiviert noch sind sie esoterisch interessiert, die sind schlicht falsch informiert. In dieser Gruppe zirkuliert hartnäckig das Gerücht, die Impfung könne unfruchtbar machen und das Risiko der Erkrankung sei so klein, dass sich eine Impfung nicht "lohnt". Das ist falsch. Und man kann und sollte sich die Frage stellen, wie es dazu kam, dass diese Falschinformationen sich so hartnäckig festgesetzt haben.


    Zum Schluss bleibt eine - geschätzt - relativ kleine und damit belanglose Gruppe an naiven Menschen, die einfach gar nichts denken. Die aufgrund ihrer Lebenssituation, z. B. irgendwo abgeschieden aufm Dorf oder auf der Alm, wo sie sowieso gar keine Kontakte oder immer die gleichen haben, die Impfung schlichtweg vergessen bzw. ignorieren. Wenn man die fragt, können sie sicher auch gar keinen konkreten Grund dafür benennen, warum sie nicht geimpft sind.

  • Moebius  ninale Meint ihr wirklich, dass das ausschlaggebend war? Wenn ich überlege, wie das bei uns organisiert wurde, habe ich da meine Zweifel. Es war wirklich super einfach sich auf der kantonalen Plattform anzumelden, ältere Menschen haben auch anrufen können und in den Landkantonen waren von Anfang an die Hausärzte mit eingebunden. Entsprechend schnell waren die alten Leute auch geimpft. Die Impfzentren waren und sind top organisiert, man kann da lange schon ohne Termin einfach so hingehen. Oder man geht völlig unkompliziert in eine Apotheke, die impfen dort bei uns immer schon auch Grippe, FSME, etc Einzig das mit den Streetworkern, ja das kann ich mir vorstellen, dass das für Basel z. B. auch noch was gebracht hätte. Aber gerade in den Städten, also dort wo überhaupt Migranten leben, sind die Impfquoten ja OK. Das Problem ist die Landbevölkerung und da kann sich keiner über mangelnde Aufklärung und schlechte Angebote beklagen. Genau das meine ich damit, dass die Politik da akut nicht so die Rolle gespielt hat. Die muss vorher schon vieles richtig gemacht haben, sonst hätten die Leute nicht gewollt, da hätten die sich akut noch so Mühe gegeben können.

    Hier in Deutschland hat jedes Bundesland sein eigenes Süppchen gekocht und war teilweise sehr nervenaufreibend Termine zu buchen oder sich auf Wartelisten setzen zu lassen. In BW gab es beispielsweise neben dem Onlineportal in den ersten Monaten nur die Hotline als Anlaufstelle. Dort haben vor allem Senioren dann oft stundenlang vergeblich versucht durchzukommen, nur um überhaupt auf die Warteliste zu kommen. Angebote für Menschen anderer Herkuntssprache waren erst einmal gar nicht zu finden, so dass diese teilweise durchs Raster fielen, wenn ihre Deutschkenntnisse nicht gut genug waren. Niedrigschwelligere Angebote kamen erst dazu, als endlich die Hausärzte impfen durften (Apotheken dürfen das nicht), wobei die Impfbusse bei uns erst deutlich später kamen. Ich war dann Ende April doppelt geimpft, meine Tante und mein Onkel in Niedersachsen hatten da noch nicht einmal einen Impftermin in erreichbarer Nähe (das nächste Impfzentrum lag mindestens 1h Fahrt von ihnen, was vor allem meinem Onkel altersbedingt zu weit war). Insofern hat das definitiv eine Rolle gespielt, wer es wie effektiv geschafft hat frühzeitig und niedrigschwellig Menschen zu erreichen, aufzuklären und zu impfen. Bremen hat das offensichtlich besonders gut geschafft im bundesweiten Vergleich, insofern lohnt es sich zu verstehen, was die Bremer besser gemacht haben, um von ihnen lernen zu können. Ich nehme an, Bremen hat einfach von Beginn an bewusst einbezogen, dass es viele schwerer erreichbare Stadtteile und Gruppen gibt und sein Konzept darauf abgestellt diese möglichst zu erreichen, statt darauf zu bauen, dass genügend Impfwillige von sich aus kommen werden.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ja, wahrscheinlich hast du recht und während Bremen einfach losgeimpft hat, hat der Rest die Leute verprellt. Wenn die einmal beleidigt sind, wird es halt umso schwieriger. Doch, das macht Sinn. In dem Fall sind unsere Verweigerer hier einfach anders doof.

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