Umfrage: Wahrnehmung der Covid-19-Pandemie

  • @ Frapper


    Von einer Lehrerin oder einem Lehrer erwarte ich in der derzeitigen Situation kein Gejammer wegen solcher Kleinigkeiten! Da beißt man einfach mal auf die Zähne und hält ansonsten die Füsse still.


    Liebe Grüße

    Diese "Kleinigkeiten" sind erhebliche Einschränkungen unserer Grundrechte. Zu erwarten, dass man diese so gering wie möglich hält, ist kein Gejammer auf hohem Niveau! Ansonsten hat Thamiel alles treffend beschrieben.

  • Es besteht auch ein Unterschied, ob ich jemanden "verpetze", weil er sich nicht an die Regeln hält, die eine Demokratie erlassen hat - oder ob ich jemanden melde, der in einer Diktatur evtl. Grundrechte aufrecht erhalten möchte.

    Besteht dieser Unterschied nun in der Art des politischen Systems oder in der Art und Weise, wie diese Einschränkungen gesehen werden (zB. erlassene Regeln vs. Beschränkungen von Grundrechten)?

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Besteht dieser Unterschied nun in der Art des politischen Systems oder in der Art und Weise, wie diese Einschränkungen gesehen werden (zB. erlassene Regeln vs. Beschränkungen von Grundrechten)?

    Ich hätte zwar nicht gedacht, dass ich das erklären muss, aber ok ...

    Zunächst einmal macht das politische System schon einen Unterschied. Bei einer Demokratie werden diese Einschränkungen von gewählten Volksvertretern vorgenommen. Die Grundrechte werden eingeschränkt, nicht abgeschafft. Ich sollte dem Staat auch ein gewisses Maß an Vertrauen entgegen bringen, dass er diese Einschränkungen (die unsere Verfassung übrigens durchaus vorsieht) nicht länger aufrecht hält, als notwendig. Tut er das nicht, habe ich genügend Möglichkeiten, mich dagegen zu "wehren" (und nein, das Missachten der Regeln ist erst einmal keine dieser Möglichkeiten).

    Wenn es diese Möglichkeiten nicht gibt (nicht GIBT - das bedeutet nicht, dass diese Möglichkeiten (z.B. Wahl, z.B. Anrufung eines Gerichts) den von mir gewünschten Erfolg haben müssen), sind wir auf dem Weg zu einer Diktatur.

    Individuelle Wahrnehmungen haben bei solchen Überlegungen keinen Platz, denn Menschen sind nicht unbedingt vernünftig bzw. meinen oft, dass IHRE PERSÖNLICHEN Grundrechte über allem stehen (und wie gesagt: eine Einschränkung von Grundrechten ist in unserer Verfassung vorgesehen) bzw. sie in ihrer Auslegung, was alles durch ihre Grundrechte abgedeckt ist, auch daneben liegen können.

    Es macht auch einen Unterschied, welche Grundrechte eingeschränkt sind. Recht auf Leben? Meinungsfreiheit? Freiheit der Person? ... Freizügigkeit ...

  • Du hast mich vielleicht nicht ganz verstanden: Ich sehe keinen Unterschied bei jemandem, der petzt oder jemadem, der jemand anderen blockwartmäßig meldet. Weiterhin sehe ich die Unterscheidung in jemandem, der gegen irgendwelche Regeln verstösst (selbst wenn diese demokratisch legitimiert sind) und jemandem, der Grundrechte aufrecht erhalten will (auch wenn sie von einer Diktatur eingeschränkt wurden), als nicht trennscharf:


    Demokratisch legitimierte "Regeln" können auch Grundrechte einschränken (das ist gerade bei uns Diskussion) und Diktaturen müssen Grundrechte nicht per se abschaffen (auch das ist aktuelle Diskussion, nämlich bzgl. den Notstandsverordnungen in Ungarn). Ich finde diese Grenze ist fließend. Three waters lässt grüßen.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Du hast mich vielleicht nicht ganz verstanden: Ich sehe keinen Unterschied bei jemandem, der petzt oder jemadem, der jemand anderen blockwartmäßig meldet. Weiterhin sehe ich die Unterscheidung in jemandem, der gegen irgendwelche Regeln verstösst (selbst wenn diese demokratisch legitimiert sind) und jemandem, der Grundrechte aufrecht erhalten will (auch wenn sie von einer Diktatur eingeschränkt wurden), als nicht trennscharf:


    Demokratisch legitimierte "Regeln" können auch Grundrechte einschränken (das ist gerade bei uns Diskussion) und Diktaturen müssen Grundrechte nicht per se abschaffen (auch das ist aktuelle Diskussion, nämlich bzgl. den Notstandsverordnungen in Ungarn). Ich finde diese Grenze ist fließend. Three waters lässt grüßen.

    Tja, dann haben wir da unterschiedliche Auffassungen. Ich sehe da sehr wohl einen Unterschied zwischen einen Regelverstoß in einer Demokratie melden (bei der die Regeln eben eine andere Legitimation haben, als in einer Diktatur und wo der Regelverstoß meist geringere Konsequenzen hat) und in der Diktatur den Blockwart machen. Nein, absolute Trennschärfe gibt es da vielleicht nicht, man kann immer ein Beispiel konstruieren, wo's so oder so ausgeht.

    Ja, natürlich können demokratisch legitimierte Regeln Grundrechte einschränken und natürlich passiert das gerade. Nur: in der Demokratie gibt es dafür nachvollziehbare Gründe (z.B., dass der Schutz des Lebens Vorrang hat vor der Freizügigkeit) und auch eine klare Aussage, dass das nur vorübergehend ist.

    So alt wie die Grundrechte ist übrigens auch die Überzeugung, dass mein Grundrecht auf etwas (z.B. freie Meinungsäußerung) da aufhört, wo ich Grundrechte anderer (Würde des Menschen) verletzte.

    Die Grenze mag fließend sein ... bei mir fließt sie halt anders. Ich finde es nicht in Ordnung, hier und heute von "Blockwart" zu sprechen.

  • Ich sehe da sehr wohl einen Unterschied zwischen einen Regelverstoß in einer Demokratie melden (bei der die Regeln eben eine andere Legitimation haben, als in einer Diktatur und wo der Regelverstoß meist geringere Konsequenzen hat) und in der Diktatur den Blockwart machen.

    Welche Konsequenz ein Regelverstoß hat, hängt nicht nur von der Regierungsform ab, sondern auch von der Art des Regelverstoßes. Wenn du in der Diktatur einen Systemgegner malträtierst, können die Konsequenzen sogar positiv verstärken. Sowas gab es bei uns auch mal unter Kohl und nannte sich Kronzeugenregelung.


    Ja, natürlich können demokratisch legitimierte Regeln Grundrechte einschränken und natürlich passiert das gerade. Nur: in der Demokratie gibt es dafür nachvollziehbare Gründe (z.B., dass der Schutz des Lebens Vorrang hat vor der Freizügigkeit) und auch eine klare Aussage, dass das nur vorübergehend ist.

    Aha. Wo fängt denn bei dir (oder besser, bei unserer Regierung) der "Schutz des Lebens", gerade auch bei der Abwägung gegen die "Freizügigkeit" denn an? Bei prognostizierten 1000 Toten pro Jahr? Mehr? Wie viele Tote sterben durch die "Freizügigkeit" des gemeinen Straßenverkehrs jedes Jahr bei uns? Da hat der Schutz des Lebens keinen Vorrang vor der Freizügigkeit. Das ist kein Absolutum und war es nie.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Irgendwie wird mir die Diskussion jetzt zu wortklauberisch und daher letzte Antwort:

    Bzgl. Sanktion eines Regelverstoßes: man beachte mein "meist" geringere Konsequenzen (und mir war schon klar, auf was das rausläuft, deshalb auch der Satz: "Man kann immer ein Beispiel konstruieren"). Was passiert Dir denn hier, wenn Du gegen die Ausgangsbeschränkung verstößt? Was ist Dir 1944 passiert, wenn Du gegen Ausgangsbeschränkungen verstoßen hast? Was passiert Dir hier, wenn Du die Meinung frei äußerst, sogar jemanden ein "A...loch" nennst? Was passierte dir ab 1933, wenn Du Hitler so genannt hast?

    Der entscheidende Punkt bei Dir ist "AUCH" von der Art des Regelverstoßes ... natürlich. Du wirst in der Demokratie mit Mord nicht besser weg kommen (ist der Zeuge da auch ein "Blockwart"?) als in der Diktatur mit Falschparken. Aber man sollte schon bei vergleichbaren Regelverstößen bleiben.

    Ich denke schon, dass wir durch Covid 19 Gefahr laufen, mehr Tote als im Straßenverkehr zu haben, wenn wir die Einschränkungen nicht hätten (Straßenverkehr 2019 in Deutschland 3059 Tote, Covid 19 im Moment: 1590). Und: Der Straßenverkehr ist bereits (massiv) eingeschränkt ... nennt sich Verkehrsregeln.

    Italien liegt jetzt schon weit über den Toten des Straßenverkehrs von 2019 (waren nämlich in Italien ca. 3300 Tote im Straßenverkehr) ...

  • Ich bitte dich: Dein konstruiertes Beispiel des Begriffs Blockwart zum dritten Reich ist das deine. Den Blockwart hat Hitler nicht erfunden und nach Nazideutschland ist dieser Zeitgenosse auch nicht ausgestorben sondern im Gegensatz weiterhin ausgiebigst genutzt worden, bis zum heutigen Tag. Kein System mit totalitärem Kontrollanspruch kommt ohne Spitzelsysteme aus, selbst in der heutigen Zeit des Smartphones nicht. Das ist doch nur Umettiketierung.


    Du wirst in der Demokratie mit Mord nicht besser weg kommen (ist der Zeuge da auch ein "Blockwart"?) als in der Diktatur mit Falschparken.

    Womit ich in der Demokratie wie in der Diktatur "weg komme", entscheidet sich in der Demokratie durch die "unabhängige" Justiz und in der Diktatur durch die "unabhängige" Justiz. Nur das Erstere sich nach einem Satz bestimmter Rechtsgrundsätze richten soll und bei letzterer der Meinung der jeweiligen Elite beugen soll.


    Und um deine Frage zu beantworten: Wenn der Zeuge einen persönlichen Vorteil aus seiner Aussage zieht, jemanden auszuliefern, ja, dann ist auch er ein Blockwart oder IM oder rotchinesischer KP-Funktionär. Persönlicher Vorteil ist durchaus systemunabhängig. Auch ein biederer Zivilist dieser Tage in meiner oder deiner Nachbarschaft, der sich daran erfreut, einmal Macht über den bösen Nachbar ausüben zu dürfen, indem er die Polizei anruft und mit Dreck nach ihm wirft, ist ein Blockwart. Die Pandemie ist aber ein einfacher Vorwand, derlei Bedürfnisse hinter dem Allgemeinwohl zu verstecken. Was ein Grund sein mag, wieso dieser Zeitgenosse sich gerade jetzt wieder vermehrt aus der Versenkung traut.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Ich bitte dich: Dein konstruiertes Beispiel des Begriffs Blockwart zum dritten Reich ist das deine. Den Blockwart hat Hitler nicht erfunden und nach Nazideutschland ist dieser Zeitgenosse auch nicht ausgestorben sondern im Gegensatz weiterhin ausgiebigst genutzt worden, bis zum heutigen Tag.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Blockleiter


    Falls es nicht deutlich wurde: mir gefällt vor allem nicht die Verwendung des Begriffs. Wenn Du es als ungehörig findest, dass Leute bestimmte Regelbrüche melden, ist das für mich ok. Aber den "Blockwart" als Begriff, hat halt schon Hitler erfunden, auch wenn mir klar ist, dass der Begriff auch heute verwendet wird (oft evtl. etwas gedankenlos).

  • Ok, dann für dich zum Mitschreiben, nur weil ein "Blockwart" einen Häuserblock beaufsichtigt hat und die NSDAP ihre diesbezüglichen Funktionsträger so genannt hat, ist der Begriff damit nicht automatisch nationalsozialistisch vereinnahmt. Das Dritte Reich hat zig Positions- und Rangbezeichnungen in SS und Parteiabteilungen mit dem Suffix "-führer" versehen. Dennoch bist auch du höchstwahrscheinlich im Besitz eines "Führerscheins". Es gab ebenfalls nach dem Führerprinzip zig Block-, Kreis- und Gauleiter. Deswegen ist es aber keine Beleidigung, wenn ich meinen Chef als Dienststellenleiter bezeichne, oder?


    Es kommt doch nicht auf die Bezeichnung an, sondern auf die Semantik, die sich damit verbindet. Der Blockwart war ein kleiner Mann, dem man eingeredet und überzeugt hat, einer großen Sache einen ungemein wichtigen Dienst zu erweisen und der daher alles für seine Herren gemacht hat und zwar mit einem Lächeln, weil er sich im Recht glaubte. Das ist die Semantik dieser Bezeichnung. Das ist die Parallele zum heutigen Blockwart. Überzeuge einen kleinen Mann.

    "A lack of planing on your side does not constitute an emergency on my side."

  • Ok, dann für dich zum Mitschreiben, nur weil ein "Blockwart" einen Häuserblock beaufsichtigt hat und die NSDAP ihre diesbezüglichen Funktionsträger so genannt hat, ist der Begriff damit nicht automatisch nationalsozialistisch vereinnahmt. Das Dritte Reich hat zig Positions- und Rangbezeichnungen in SS und Parteiabteilungen mit dem Suffix "-führer" versehen. Dennoch bist auch du höchstwahrscheinlich im Besitz eines "Führerscheins". Es gab ebenfalls nach dem Führerprinzip zig Block-, Kreis- und Gauleiter. Deswegen ist es aber keine Beleidigung, wenn ich meinen Chef als Dienststellenleiter bezeichne, oder?

    Es gab schon vor Hitler Führer und Leiter. Aber eben keinen Blockwart. Es gab einen Block ... und es gab einen Wart (Torwart ist ja auch kein Problem). Deinen Chef darfst Du gern als Dienststellenleiter bezeichnen ... aber der Landrat würde sich nicht Gauleiter nennen lassen wollen.

  • Was war denn das Thema nochmal?:weissnicht:

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

    • Offizieller Beitrag

    umfrage: wahrnehmung der covid 19 pandemie

    Zitat

    Es handelt sich um ein Projekt der Uni Koblenz-Landau, Lehrstuhl für Sozial-, Umwelt- und Wirtschaftspsychologie. Verantwortlich ist Selma Rudert mit der ich einige Jahre Taekwondo trainiert habe bevor sie aus Basel wieder zurück in die Heimat gegangen ist. Ich kann die Umfrage selbst nicht ausfüllen, da sie nur an Teilnehmern aus Deutschland interessiert sind. Ich kann daher auch nichts über die Qualität der Umfrage schreiben. Füllt es einfach aus, wenn ihr lustig seid, Selma bat um möglichst breite Streuung des links. :rose:

  • Entschuldige Loretta: meine Frage war natürlich Quatsch - ich kann ja lesen.
    Manchmal vergesse ich, dass man Ironie im Netz nicht merken kann, wenn man die Schreiberlinge nicht kennt - oder ihr mein Grinsen beim Schreiben nicht sehen könnt.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

Werbung