Kann man gezwungen werden, digitalen Unterricht zu halten?

  • Rena: Zugegeben, ich habe etwas übertrieben. Aber wenn die Kids tatsächlich vor der Kiste alleingelassen werden, möchte ich nicht wissen, was die so anstellen. Freiwillige Beziehungspflege mit Unterstützung der Eltern, meinetwegen. Aber sinnvoller UNTERRICHT per Videochat für alle in der 1. Klasse?

  • ...ähem... nein. Wenn kein Geld da ist, ist das idR die "Regierung" schuld.

    Sehe ich absolut anders, und du bist ja auch in NRW, genauso wie ich. Die Landesregierung ist nicht dafür zuständig die Schulen auszustatten, sondern das ist der Schulträger. Und mal eine Schule mit 20 Notebooks auszustatten sind Peanuts.

  • die können doch deutlich mehr als Beamer,

    Ein Beamer alleine kann nur projizieren. Ich schrieb Convertible + Beamer.



    Naja, dann müssten wir Beamer und Konvertibles sowie Leinwände für alle Klassenräume anschaffen.

    Richtig, haben wir ja auch in allen Schulzimmern. Der Vorteil des Convertibles ist, dass Du das als Lehrperson nach Unterrichtsschluss auch für die Vorbereitung nehmen kannst. Das machen bei uns einige KuK, die kein eigenes Gerät nutzen (wollen). Mittelfristig ist jetzt geplant, dass jede Lehrperson einen Antrag beim Kanton stellen kann, dass ein Surface Pro als Dienstgerät zur Verfügung gestellt wird. Im Moment haben wir einfach pro Fachschaft so und so viele mobile Geräte, die jeder nutzen kann, wenn's grade frei ist. Seit einiger Zeit schon werden die privaten Geräte mit einer Pauschale von 200 CHF pro Jahr unterstützt.

  • Das ist doch dann aber ziemlich wenig, wir haben 18 Klassen plus 3 Fachräume (Musik, Computer, Nawi), sprich 21 Geräte, die wir dann benötigen würden, daher haben wir 21 Smartboards, Tafeln gibt's übrigens keine mehr, die sind nicht erlaubt.

  • Ich schrieb es schon oft: Ich habe hier noch an keiner Schule ein Smartboard gesehen. Beamer & Convertible tut genau das gleiche und ist im Einsatz 100 x flexibler.


    Sehe ich anders. Beamer & Convertible ist okay, aber bei weitem nicht das Nonplusultra. Das müssen nämlich dann festinstallierte, sehr lichtstarke Beamer sein, damit ich ein ähnliches Bild wie bei einem vernünftigen SMART-Board (oder Konkurrenzprodukt) habe, habe hierbei immer noch nicht die Möglichkeit vorne an der Tafel zu arbeiten, außer ich stehe darauf, dass Schüler ständig an meinem Laptop rumfummeln und ich ständig an meinem Sitzplatz sitze und Dinge mit dem Mauszeiger zeige.


    Wenn du behauptest, dass Beamer & Convertible das gleiche tut und im Einsatz flexibler ist, dann zeigt das nur, dass du noch nie an einem vernünftigen Smartboard im schulischen Kontext gearbeitet hast. Zumal man an den gängigen Smartboards auch problemlos externe PCs/Geräte anschließen kann.

  • Das ist dann meines Erachtens nach immer Versagen der Schulleitung bzw. der Schule und nicht des Schulträgers.


    ...ähem... nein. Wenn kein Geld da ist, ist das idR die "Regierung" schuld.

    So einfach ist das nicht, also weder noch. Ich glaube, die Strukturen sind in Deutschland ziemlich ähnlich wie bei uns, also erlaube ich mir mal mich dazu zu äussern. Zunächst einmal muss Geld da sein um überhaupt welches beantragen zu können. Dann muss man schauen, welche Institution ist der Schulträger, das hängt vor allem von der Schulstufe ab und es ist nicht zufällig so, dass die weiterführenden Schulen oft besser ausgestattet sind, als die Primar- und Sekundarschulen. Bei uns sind die Sek-II-Schulen, also die Berufs- und Mittelschulen, immer kantonale Schulen, bei den Primar- und Sekundarschulen ist die jeweilige Gemeinde der Schulträger. Also haben die immer noch eine Zwischeninstanz die entscheidet, welche Gelder fliessen, wir gehen halt direkt zum Kanton heulen. Als nächstes kommt's drauf an, wie gross die Schule ist, denn die Gelder werden etwa proportional zur Schülerzahl vergeben. Im Schulbetrieb werden die Ressourcen aber nicht proportional zur Schülerzahl verteilt, sprich grosse Schulen haben gegenüber kleinen Schulen immer einen Vorteil bezüglich der Ausstattung. Und ja, ganz am Ende hängt's auch von der jeweiligen Schulleitung ab, was gemacht wird oder eben nicht. Ich schrieb ja schon, dasss bei uns im Kanton z. B. die Digitalisierung an den Standorten Liestal und Muttenz jeweils auf der Stufe Sek II (Berufs- und MIttelschulen) zum Zeitpunkt der Schulschliessung erheblich weiter fortgeschritten war, als an allen anderen Schulen. Da ich in diesen Prozess direkt mit eingebunden war bzw. immer noch bin, kann ich auch mit Sicherheit schreiben, dass das sehr wohl eine aktive Entscheidung der Schulen selbst war.

  • Beamer & Convertible ist okay, aber bei weitem nicht das Nonplusultra. Das müssen nämlich dann festinstallierte, sehr lichtstarke Beamer sein, damit ich ein ähnliches Bild wie bei einem vernünftigen SMART-Board (oder Konkurrenzprodukt) habe, habe hierbei immer noch nicht die Möglichkeit vorne an der Tafel zu arbeiten, außer ich stehe darauf, dass Schüler ständig an meinem Laptop rumfummeln und ich ständig an meinem Sitzplatz sitze und Dinge mit dem Mauszeiger zeige.

    Häh? Wenn ich will, dass ein Schüler was an die Tafel schreibt, dann blende ich den Beamer ab, zieh die Tafel hoch und drücke dem Schüler ein Stück Kreide in die Hand. Oder ich wechsle auf die Dokumentenkamera und bitte den Schüler, sein Papier darunter zu legen. Oder, wenn es sich um einen Schüler in einer Laptop-Klasse handelt, dann frage ich ihn, ob ich direkt sein Notizbuch projizieren darf.



    Wenn du behauptest, dass Beamer & Convertible das gleiche tut und im Einsatz flexibler ist, dann zeigt das nur, dass du noch nie an einem vernünftigen Smartboard im schulischen Kontext gearbeitet hast.

    Du hast scheint's nicht irsinns viel Ahnung, wie Digitalisierung überhaupt geht.

  • Häh?


    Ein Beispiel: Zwei Schüler sollen gleichzeitig eine Mindmap ergänzen, die vorne projiziert wird. Wie löst du das? Klar, ich kann natürlich ne klassische Tafel übrig lassen oder es sie auf ein Stück Papier schmieren lassen was ich unter eine Dokumentenkamera lege. Elegant ist anders.



    //Ergänzung: Inwiefern deine Lösung "100x flexibler" ist mir auch gerade nicht ganz klar. Dein einziges Argument ist ja, dass ich das Gerät auch "so" nutzen kann. Die Lösung geht ja problemlos bei festinstallierten Smartboards auch, da schließe ich ja auch einfach mein Laptop an. Wenn ich will - muss es aber nicht.


    Du hast scheint's nicht irsinns viel Ahnung, wie Digitalisierung überhaupt geht.


    Und wie kommst du darauf? Oder bist du beleidigt, dass dir jemand nicht zustimmt?

  • Ein Beispiel: Zwei Schüler sollen gleichzeitig eine Mindmap ergänzen, die vorne projiziert wird. Wie löst du das?

    Was willst Du eigentlich gerade von mir? Dafür gibt's z. B. OneNote, das kann jeder auf seinem eigenen Gerät nutzen. Oder ... total fancy: Papier, Stift und Magnete ums an die Tafel zu pinnen. So wie Generationen von KuK das vor uns auch schon gelöst haben. "Ein Mindmap gemeinsam ergänzen" ist genauso ein Beispiel für Gelegenheiten, bei dem es Digitalisierung genau gar nicht braucht.

  • Ich hab genug Argumente genannt und noch keins fürs Gegenteil gelesen. "Elegant" war noch nie ein Argument für irgendetwas. Ausser vielleicht bei Germanys Next Topmodel.


    Es geht bei der Digitalisierung der Schulen eben *nicht* darum, dass der Unterricht bunter, eleganter oder "moderner" wird. Die Novartis macht das Highthroughput Screening auch nicht, weil sich Wirkstoffentwicklung dann cooler anhört. Sondern weil's trillionenmal effizienter ist, als wenn ein Laborant alles von Hand pipettieren würde. Digitalisierung muss mir als Lehrperson primär die Arbeit erleichtern. Ein Smartboard ist sicher cool, wenn man Geld übrig hat. Aber ich kann's nicht abschrauben und mit nach Hause nehmen, für den Fernunterricht ist es grad komplett nutzlos. Ich brauche flexible Lösungen und vor allem eine vernünftige Infrastruktur zum einfachen Datenaustausch. Wir arbeiten jetzt mit Office 365, das klappt sehr gut. Gibt auch andere Plattformen, die sicher genauso gut funktionieren. Aber das ist das Wichtigste an der Digitalisierung: Eine gemeinsame Plattform und ein funktionierender Support.

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  • Smartboards sind meiner Meinung nach die Lösung für "faule" Lehrer und "faule ITler", bitte nicht falsch verstehen, es geht eher um ein "Apple-faul" im Sinne von: damit kommt mit ein bisschen Einarbeitung auch ein Zweijähriger zurecht.


    Beamer + Convertible hat mehrere Vorteile, erfordert aber eine vernünftige Softwarelösung dahinter (wenn man auf Microsoft steht: Teams, OneNote und Sharepoint), um das kollaborative Arbeiten richtig ans Laufen zu bekommen. Der simpelste Grund der dafür spricht, dass das die bessere Lösung ist, ist schlicht, dass das in allen großen Unternehmen so gemacht wird, da klatscht sich niemand ein Smartboard in den Besprechungsraum. Das ist einfach billiger Rotz für Schulen, oft eine simple Androidlösung, die man mit einem Businessbeamer mit Gestensteuerung + Convertible besser und traurigerweise oft sogar preisgünstiger hinbekommt. Und wer es "sinnvoll" findet, dass man mit dem Finger auf der Projektionsfläche schreiben kann...ok...dem ist halt nicht zu helfen...

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Wir haben dir viele Gegenteilige gebracht, ich kann mit der Maus oder mit dem Stift auf ein und dem selben Blatt (digital) Schreiben, was ich dann abspeichere und allen Schülern schicken kann, da brauche ich dann keinen Kopierer für und schon gar keinen Farbkopierer.


    Ich kann die Lösung von Anton unter die Dokumentenkamera legen und das ohne, dass irgendjemand ums Blatt rumstehen muss. Ich kann die Datei von Gruppe A an den Lehrer von Gruppe B schicken und der zeigt es auf seinem Board, ich spare mir CD-Player, das habe ich alles im Board dabei, auch kann ich problemlos Musik streamen. Ich blende online das Buch ein und wir schreiben da rein und ins Arbeitsheft auch.


    Ich wüsste nicht, wie das alles mit einem Beamer gehen sollte. Eine Tafel gibt es wie gesagt nicht mehr.

  • Und wer es "sinnvoll" findet, dass man mit dem Finger auf der Projektionsfläche schreiben kann...ok...dem ist halt nicht zu helfen...

    Also wir schreiben mit dem Stift und ja, das ist für die Grundschule sehr sinnvoll und nicht zu helfen ist denen, die meinen Kinder müssten nicht mehr an der Tafel schreiben, sondern alles tippen.

  • Susannea Hast du überhaupt schon mal mit einem Convertible und z. B. OneNote gearbeitet? Dann wüsstest du natürlich, dass keins deiner "Argumente" ein Alleinstellungsmerkmal eines Smartboards ist.

  • Dir ist schon klar, dass du auf einem Convertible auch mit einem Stift schreiben kannst...also einem "richtigen" Stift mit normaler Schreibhaltung. Ich bin ein großer Fan von Übungen für die Handschrift, aber "an die Tafel schreiben" ist nichts, das man irgendwo außerhalb der Schule gebrauchen kann.

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  • Das ist dann meines Erachtens nach immer Versagen der Schulleitung bzw. der Schule und nicht des Schulträgers.

    Nein, weil es in jedem Bundesland und in jeder Gemeinde (Schulträger) anders geregelt ist.


    Meine ersten Jahre als Lehrer habe ich in NRW unterrichtet. Wenn wir etwas benötigt haben, gingen wir zum stellvertretenden Schulleiter und wir erhielten es. Begrenzte Gelder habe ich damals nie erlebt, wir wurden nur gefragt, ob es wirklich nötig sei.


    Dann bin ich aus privaten Gründen nach Baden-Württemberg gewechselt, leider konnte ich nicht direkt an meinen Wunschort, sondern musste erst 6 Jahre nach "württembergisch Sibirien". Dort erhielt icb als Sammlungsleiterin erstmals einen festen Betrag für Chemie, den ich nur für Verbrauchsartikel unter 400 € ausgeben durfte. Alles andere musste beim Gemeinderat beantragt werden (ich lernte von den anderen Fachkonferenzvorsitzenden, wie man begründet und nach 5 Jahren hatten wir sogar eine Spülmaschine in der Chemie, anderes ging schneller).


    Vor einigen Jahren durfte ich dann nach mehreren Versetzungsanträgen hierher wechseln. Hier erhält die Schule einen festen Betrag für alles, das zwar weitgehend selbstbestimmt ausgegeben werden darf, aber Schulbücher und Mobiliar nehmen einen sehr großen Anteil ein. Für Chemie blieb in den letzten Jahren immer weniger übrig, inzwischen verzichten wir teilweise auf neue Schulbücher, um wenigstens die notwendigen Chemikalien kaufen zu können (zum Glück gibt es noch die Spende von der chemischen Fond für teuere chemische Geräte), ich beantrage sie regelmäßig.


    Bis vor ca. 7 Jahren wurde von dem Jahresgeld des Schulträgers, wenn genug gespart wurde, 1 - 3 Räume pro Jahr mit moderner Technik ausgestattet. Mit der Folge, dass fast jeder neu ausgestattete Raum andere Technik zu Verfügung hat (2, 3 Jahre später gibt es die alte nicht mehr) und wir mindestens 20 Jahre benötigt hätten bis der letzte Raum ausgestattet worden wäre. Unsere Schulleitung beschloss, dass dies nicht so weiter geht und wandte sich an die Stadt. Es wurde genehmigt und damit es schneller geht, schrieb ein Kollege der erweiterten Schulleitung (der das gelernt hatte) den Ausschreibungsplan (über 100 Seiten). Es ging durch den Gemeinderat und sollte die Woche darauf europäisch ausgeschrieben werden. Dann kam die erste Ankündigung des Bundes und alles wurde gestoppt. Es gibt keine Gelder rückwirkend und es geht um sehr viel Geld für unsere kleine Stadt. Dann passierte erst einmal nichts, es wurde ein neuer Bundestag gewählt, es passierte wieder nichts, unsere Schulleitung sprach ständig mit der Stadt und vor ca. 3 Jahren war die Stadt bereit, es doch selbst zu zahlen (ein neuer Plan, neuer Gemeinderatbeschluss, neue Ankündigung des Bundes, wieder Stopp).


    Seit letztem Oktober hat Baden-Württemberg das Geld und damit es nicht verschwendet wird, muss ein genauer Plan (in 8 (?) Stufen) erstellt werden. Dank unserer langjährigen Vorbereitung waren wir schon bei Stufe 5 und hofften den Rest schnell zu schaffen . Aber die Gemeinde will einmal für alle ihre Schulen gleichzeitig beantragen (auch sie muss sehr ausführliche Pläne schreiben) und Grund-und Werkrealschulen waren nicht soweit. Mein Kollege half, wo er nur konnte (deshalb wehre ich mich so gegen den Vorwurf, die Schulleitung ist schuld), es soll jetzt im Sommer klappen.


    Kurz ich wundere mich nicht, dass nur 40 Mio. von 5 Mrd. (lt. Eisenmann) bisher ausgezahlt wurden. Aber für Außenstehende ist das nicht zu verstehen (wurde in der Coronazeit oft genug geäußert).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Alltag in der Grundschule: An der Tafel hängen fünf Bilder und fünf Wortkarten, die zugeordnet werden sollen. Oder es steht dort ein Text mit fünf Lücken, denen jeweils eine Wortkarte zugeordnet werden soll.


    Gegenwärtig hat man das alles meistens „zum Anfassen“ da, also laminiert oder auch nicht und mit Magneten. Ein interaktiver Beamer oder Touch-Display bietet die Möglichkeit, das Ganze digital zu machen: Einmal das Tafelbild zu Hause vorbereiten und in den nächsten Jahren x Mal abrufen, ohne dass Karten verloren gehen oder kaputt gehen.


    Das setzt natürlich zum einen voraus, dass nicht ausschließlich LehrerIn an der Tafel arbeitet, sondern auch die Kinder. Zum anderen, dass die Kinder nicht selbst von ihrem Platz aus mit ihrem Gerät das Tafelbild bearbeiten können. Anderenfalls ginge es genauso mit der Lösung Tablet/Convertible + Beamer. Beides ist aber in allen Grundschulen, die ich kenne, der Fall. Sprich: Dort gehen eben auch die Kinder an die Tafel und in 95 bis 100 % des Unterricht haben die Kinder kein digitales Gerät an ihrem Platz.


    Den Haken sehe ich eher bei der Frage, ob ein Kollegium diese interaktiven Möglichkeiten dann auch einsetzt oder laminierte Wort- und Bildkarten an die Projektionsfläche eines interaktiven Beamers hängt, der für 3.500 € angeschafft wurde. Wenn man nur Videos zeigen möchte, ist natürlich die Lösung Beamer + beliebiges Abspielgerät ausreichend und günstiger.

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