Was mir Angst macht...

  • Es heißt immer noch Zeugnis und nicht Zeugniss. Es heißt Maschine und nicht Maschiene, Voraussetzung und nicht Vorraussetzung. Auch die Kommasetzung hat einen Sinn.


    Aber man kann das auch alles voll lustig finden, schon klar.

    Jupp. Alles nur ein ganz klare Degenaration

    :

  • „Die deutsche Sprachgemeinschaft kannte bis Ende des 19. Jahrhunderts keine einheit- liche Rechtschreibung. Diese Tatsache wurde beklagt, sie hat aber weder die Hoch- blüte unserer Literatur in der Weimarer Klassik noch die stürmische wirtschaftliche Entwicklung im 19. Jahrhundert verhindert. Das legt nahe, die Wichtigkeit der Recht- schreibung etwas zu relativieren: Sie hat gewiss einen nicht zu unterschätzenden Stel- lenwert, sie ist aber auch nicht das Wichtigste an der Sprache. Die Vereinheitlichung der Schreibung wurde möglich durch die politische Einigung Deutschlands im Jahre 1871.“ aus Geschichte und Stellenwert unserer Rechtschreibung, Gallmann und Sitta, Handbuch Rechtschreiben, 1996


    Zur Ergänzung von Neles Beitrag

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Was mich erschreckt, ist die sprachliche Verarmung, die ich in den letzten Jahren verstärkt beobachte:

    Interessant. Als ich noch an der Uni Proseminare gegeben habe, habe ich so oft das Geheule gehört, dass historische Texte aus dem 18. und 19. Jh. so "schwierig" seien, weil man ja mit so vielen unbekannten Worten zu tun habe.


    Das sind die Lehrer von heute. Aber über die nachfolgende Generation kann man sich natürlich leicht lustig machen, wenn man die Bildungsdefizite seiner eigenen Anfängerzeit vergisst...

  • Ich finde das sehr interessant und lerne gerne, daher ein Vorschlag: lass uns doch künftig an deinem Wissen teilhaben.

    Mache ich regelmäßg, wenn sich die Gelegenheit gibt. Des öfteren nennt man mich deshalb "arrogant". Bin ich aber gewohnt - auch in der Schule ist Bildung außerhalb des vorgegebenen Curriculums nicht sonderlich geschätzt, sieht man ja auch hier.

  • Huch, was so‘n schlichtes Thema alles in Gang setzen kann.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Laus über die Leber... - linker Fuß...?

    Ne, eher so eine Trotzreaktion darauf, dass er "arrogant" genannnt wurde. So ein "jetzt erst recht". Und natürlich der völlig vorhersehbare Hinweis darauf, dass er nur arrogant wirkt, weil alle um ihn herum so ungebildet und unreflektiert sind.

    Soll er sich austoben, wenn er es für sein Ego braucht. *schulterzuck*

  • Irgendwie OT und doch passt es in diese leicht grotesk anmutende Diskussion:


    Gestern taucht in meinem Facebook-Feed ein Beitrag vom Bayrischen Rundfunk darüber auf, dass Bayern offenbar zurück zum G9 will und dann Deutsch und Mathe keine verbindlichen Prüfungsfächer mehr sein sollen. Beim Lesen der Kommentare unter diesem Eintrag lag ich sinnbildlich vor Lachen auf dem Boden:


    Bayern passt sich dem Bildungsniveau in Berlin an!! Dann kann bald überhaupt niemand mehr vernünftig schreiben!! Und demnächst gibt's das Abi in Bayern für 1.99 € beim Discounter?!


    Irgendwann stiessen dann doch noch ein paar dazu, deren Ahnung von "früher" und vom "Bildungssystem" offenbar über "ich musste früher auch mal zur Schule gehen" hinaus geht, unter anderem eine Person, die mit mir vor 20 Jahren Abi gemacht hat und heute selbst unterrichtet. Die hatte nämlich weder Deutsch noch Mathe als Prüfungsfach. Ich habe immerhin noch in Mathe die schriftliche Prüfung abgelegt (hatte es im LK), in Deutsch hatte ich im letzten Semester genau 1 Punkt im Zeugnis stehen. Man musste halt dagewesen sein. Ja, so krass viel besser war's früher mit der Bildung und dem Abi, ne? :rotfl:

  • OT Wortschatzerweiterung: Die Arroganz

    Mache ich regelmäßg, wenn sich die Gelegenheit gibt. Des öfteren nennt man mich deshalb "arrogant". Bin ich aber gewohnt - auch in der Schule ist Bildung außerhalb des vorgegebenen Curriculums nicht sonderlich geschätzt, sieht man ja auch hier.

    Ich hätte Arroganz spontan genau so definiert:

    "Arroganz ist, grundlos zu behaupten, Kolleg*innen hier und in der Schule schätzten Bildung nicht so wie man selbst und hielten deshalb andere für arrogant, nämlich die vermeintlich gebildeteren."


    oder so:

    Aber vielleicht verstehe ich einfach nur zu viel von Linguistik, um diese Ängste zu teilen.

    "Arroganz ist, in ein Thema mit der Bemerkung einzusteigen, dass man zu viel davon wisse, als dass man darüber reden könne."


    oder etwa:

    Wenn für dich nur Antworten "gehaltvoll" sind, die deine Meinung bestätigen, dann kann man natürlich wenig tun.

    "Arroganz ist, andere anzugreifen, in dem man eine unbewiesene Behauptung aufstellt, die den anderen ungerechtfertigt als engstirnig bezeichnet."


    oder auch:

    Was du jedenfalls demonstrierst, ist, dass du das Prinzip des Sprachwandels und die Dynamik von Registern, auch, was Grammatikverwendung angeht, nicht verstanden hast.

    "Arroganz ist, nicht einfach zu sagen, dass es ein Prinzip des Sprachwandels gibt und was das in diesem Fall für die hier thematisierten vier Fälle bedeuten würde, sondern anderen zu sagen, sie verstünden halt das Prinzip einfach nicht."


    Nur so, falls du dich mal wundern solltest, wenn jemand verletzt ist von dem, was und wie du es sagst.

  • Och samu... ich vermute mal, das ist Nele schlicht egal.

    wärs mir an seiner Stelle aber auch.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Och samu... ich vermute mal, das ist Nele schlicht egal.

    wärs mir an seiner Stelle aber auch.

    Glaube ich auch, aber es wurde der Wunsch geäußert, nicht über jemanden zu reden also hab ich mit jemandem geredet.


    Oder ist es schon zeitgemäß, zu sagen: "ich rede mit jemanden"? ^^

  • Eine Frage: Seit es die sozialen Netzwerke gibt, schreibt man MIT jemandem ist das eigentlich korrekt so? Als ein virtueller Freund mal schrieb, er würde mit mir schreiben, fand ich das seltsam...

  • ja. Du sprichst ja auch MIT jemandem, und chattest MIT, also schreibst du auch MIT...

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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  • Interessant. Als ich noch an der Uni Proseminare gegeben habe, habe ich so oft das Geheule gehört, dass historische Texte aus dem 18. und 19. Jh. so "schwierig" seien, weil man ja mit so vielen unbekannten Worten zu tun habe.


    Das sind die Lehrer von heute. Aber über die nachfolgende Generation kann man sich natürlich leicht lustig machen, wenn man die Bildungsdefizite seiner eigenen Anfängerzeit vergisst...

    Du hättest auch einfach "Ich hab keine Ahnung!" sagen können. Aber danke!:D:D:D

  • ja. Du sprichst ja auch MIT jemandem, und chattest MIT, also schreibst du auch MIT...

    Hm. Früher [TM] hatten wir [TM] manchmal sogenannte Brieffreundschaften. Da lautete der gängige Ausdruck "Ich schreibe mir mit jemandem".


    Oder so: "Triffst Du Deinen Brieffreund auch mal?" - "Nein, bis jetzt schreiben wir uns nur."


    Aber "mit jemandem schreiben"? Vielleicht so: "Mick Jagger schreibt mit Keith Richards einen tollen Song." Oder: "Jacob Grimm schreibt mit Wilhelm Grimm an einer Märchensammlung." Klingt für mich stimmiger.


    Naja - sicher nur meine fossilisierte Sichtweise!

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

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