HO: Lehrerberuf wird noch unattraktiver

  • Nichtführungspositionen in der Behörde gehen auch bis A15...

    Da geht es mir wie Th0r5ten: mich würde brennend interessieren, welche Jobs in A15 es ohne nennenswerte Führungsaufgaben gibt. Mir fallen spontan nur (Fach-)ärzte ein, die in entsprechenden Behörden oder Anstalten (z.B. JVA oder Schulpsychologie) als Beamte arbeiten. In der Verwaltung befindet man sich auf der Stufe i.d.R. mindestens bei Referatsleitungen, die häufig genug auch tiefer eingruppiert sind.


    Durch Home Office spart man diese Wege und hat zudem viel mehr Freiraum zuhause. Außerdem kann man z. B. Gehälter einer Großstadt kassieren, wohnt aber auf dem Land. Insgesamt ist der Job eines Büromitarbeiters so wesentlich angenehmer geworden. Wie seht ihr das?

    Zum Thema: Das sind Vorteile, die man als Lehrer im ländlichen Bereich schon immer haben konnte. Im Übrigen wird durch diesen leichten Trend unser Beruf nicht unattraktiver, sondern lediglich andere Berufe ein bisschen attraktiver. Ich bin aber nicht Lehrer geworden, um möglichst nicht Büromitarbeiter zu sein, sondern weil ich Lehrer werden wollte.

  • Sehe ich genauso, weil nach wie vor das Thema Zeiterfassung im HO umstritten ist, derArbeitgeber Bürofläche einsparen kann. Außerdem fällt auch das Thema "Ergonomie" am Arbeitsplatz flach.

    Bitte was? Zeiterfassung haben wir doch im Lehrerberuf auch nicht. Gerade im Lehrerberuf ist dieses "open end" Arbeiten eine absolute Katastrophe und ein Nachteil gegenüber anderen Berufen mit festen Anwesenheitszeiten.

    Es ist doch sogar so, als Lehrer hast du teilweise Tage mit Konferenzen, da bist du den ganzen Tag außer Haus. Und dann musst du oben drauf noch Unterrichtsvorbereitung machen, das erfässt keiner.

    Ergonomie am Arbeitsplatz fällt flach?

    Weißt du, auf was für harten Stühlen wir an unverstellbaren Tischen, die nicht einmal annährend Platz für Arbeitsmaterial bieten, wir im Lehrerzimmer sitzen?

    Da sitzt jede Supermarktmitarbeiterin an der Kasse und jeder unstudierte Büromensch ergonomischer.

    Es gibt glaube ich nur eine handvoll Berufe, bei denen man weniger auf Ergonomie am Arbeitsplatz achtet als beim Lehrer.

    Die werden doch wie Hühner in großen Legebatterien gehalten, nur, dass man das nicht Käfighaltung sondern Lehrerzimmer nennt.


    Ich muss dem TE zustimmen, der Lehrerberuf wird immer unattraktiver.

  • Jetzt machst du mich neugierig Maylin85 : welche Anlässe im Freundes- oder Verwandtenkreis finden denn nur vormittags statt? Da fallen mir spontan nur standesamtliche Hochzeitstermine ein und selbst die - zumindest die, an denen ich teilnehmen wollte - fanden in meinem Bekanntenkreis und in der Familie (da war es allerdings nur eine) in den letzten Jahren ausschließlich samstags statt. Alle anderen Anlässe (Geburtstage, "runde" Hochzeitstage, Einschulung, "Babyparty", Polterabend,...) werden am Wochenende oder zumindest abends gefeiert. Selbst Beerdigungen sind eigentlich nie vor dem späten Vormittag angesetzt und da habe ich es in der Schule schon zweimal arrangiert, dass ich zu auswärtig stattfindenden Beerdigungen gehen konnte (Unterrichtsstunden wurden getauscht).

    Ich hab tatsächlich primär an Hochzeiten und Beerdigungen gedacht. Gerade letzteres ist problematisch, wenn es keine direkten Verwandten sind und man mehrere hundert Kilometer hinfahren muss. Das geht einfach nicht immer. Eine meiner engsten Freundinnen hat im Ausland geheiratet, weil sie da nunmal lebt - auch das ging teilnahmetechnisch nicht.


    Abgesehen von solchen Dingen habe mich aber auch wiederholt über die mangelnde Möglichkeit mal einen Urlaubstag zu nehmen geärgert, wenn mein Freundeskreis z.B. zu irgendwelchen Konzerten/Festivals ins Ausland übers Wochenende gefahren ist und ich als Einzige nicht mit konnte, weil ich Montag nicht mal freinehmen kann. Unser traditioneller Formel 1 Abstecher nach Italien ist für mich auch hinfällig, seit ich arbeite. Oder mal ein verlängertes Wochenende wegfahren (und natürlich mag keiner so wirklich das lehrerkompatible Brückentagwochenende nehmen, das dann direkt teurer ist^^). Ich weiß, dass das bei unseren vielen Ferientagen Jammern auf hohem Niveau ist, aber dennnoch... Insgesamt stelle ich regelmäßig fest -> wenn man nicht gerade in einem Lehrerfreundeskreis unterwegs ist, ist der Job total inkompatibel mit Unternehmungen, die für den Rest völlig normal und problemlos sind. Ich würde halt schön finden, wenn man wenigstens 2 oder 3 flexible Tage hätte.

  • Bitte was? Zeiterfassung haben wir doch im Lehrerberuf auch nicht. Gerade im Lehrerberuf ist dieses "open end" Arbeiten eine absolute Katastrophe und ein Nachteil gegenüber anderen Berufen mit festen Anwesenheitszeiten.

    Es ist doch sogar so, als Lehrer hast du teilweise Tage mit Konferenzen, da bist du den ganzen Tag außer Haus. Und dann musst du oben drauf noch Unterrichtsvorbereitung machen, das erfässt keiner.

    Das kannst du, wie in anderen Branchen mit teilgebundener Arbeitszeit ebenfalls üblich, selbst erfassen und für dich steuern. Aber das erfordert die Übernahme von Eigenverantwortung statt reinem Beschweren.

    Die werden doch wie Hühner in großen Legebatterien gehalten, nur, dass man das nicht Käfighaltung sondern Lehrerzimmer nennt.

    Polemischer geht es heute nicht, oder? Ich war als Lehrer noch nie gezwungen, mich im - zugegeben sehr engen - Lehrerzimmer aufzuhalten. Ein Spaziergang oder der Rückzug in die Sammlung, die du als Bio/Ch-Lehrerin ja auch kennst, hilft auch dabei, eine echte Pause zu haben. In der Sammlung steht übrigens ein sehr gemütliches Sofa neben der Kaffee-Maschine :)

  • Ich finde den Lehrerberuf total attraktiv. Abwechslungsreiche Tätigkeit, ca. 50% Homeoffice, recht guter Nettoverdienst als Beamter (A13). Außerdem kann man durch den hohen Homeoffice-Anteil seine Zeit doch relativ flexibel einteilen. Ich war noch in keinem Job so zufrieden mit dem Gesamtpaket.


    Noch ein Tipp für Privattermine wie Hochzeiten, Beerdigungen etc.: Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden. Sprecht doch einfach mit der SL/eurem Stundenplaner. Ich denke, da lassen sich in den meisten Fällen individuelle Lösungen finden. So oft wird so ein Sonderfall ja nicht vorkommen. Am Do. habe ich z.B. auch außer der Reihe frei, weil meine Tochter eingeschult wird.

  • Ich würde jetzt mal in den Raum werfen, dass die ganze negative Berichterstattung (vor allem in den sozialen Netzwerken) über die faulen Lehrer während der Schulschließungen das Bild der Lehrkräfte negativ beeinflusst hat. Ich vermute, dass der Beruf dadurch auch für junge Menschen unattraktiver wird. Eine Entwicklung, die sich schon über Jahre abzeichnet. "Die blöden Lehrer ..."

  • Angesichts der hohen Zahl an Leuten, die sich jedes Semester für Lehramt einschreiben, ist der Beruf wirklich für junge Leute unattraktiv? Man könnte argumentieren, dass in den Mangelbereichen (also MINT und Ästhetik) sich tendenziell im direkten Vergleich mehr Leute für den Fachbachelor als für Lehramt entscheiden, aber gerade Grundschullehramt oder im Sek-Bereich Deutsch und Geschichte machen doch sehr viele, was vermuten lässt, dass der Job bei jungen Leuten ein hohes Ansehen genießt.

  • Ergonomie am Arbeitsplatz fällt flach?

    Weißt du, auf was für harten Stühlen wir an unverstellbaren Tischen, die nicht einmal annährend Platz für Arbeitsmaterial bieten, wir im Lehrerzimmer sitzen?

    Das würde ich dann aber auch auf deine SL und den Schulträger schieben. Bei uns wurden alle sechs Lehrerzimmer, die wir in den verschiedenen Abteilungen und Gebäuden/Gebäudeteilen haben, im Laufe der Jahre, die ich an dieser Schule unterrichte, renoviert und neu möbliert bzw. zwei Gebäude komplett neu gebaut. Da hatten wir Lehrkräfte immer ein Mitspracherecht bei der Ausstattung, d. h. wir haben verschiedene Stühle zum "Probesitzen" bekommen und durften auswählen, welche wir haben möchten. Dasselbe galt und gilt für die Stühle am Lehrerpult bei der Modernisierung der Schulgebäude.

    Aber ich schrieb ja schon im anderen Thread, dass uns immer recht viel Geld für Modernisierungen zur Verfügung gestellt wird. Da sind wir ziemlich priviligiert, denke ich.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    • Offizieller Beitrag

    Es gibt Schulbehörden wie z.B. das MSB, die sind so organisiert, dass die Referatsleitung A16 bzw. B2 erhält. Darunter ist in der Regel die Position des Referenten, die bis A15 geht. Es gibt somit Posten ohne direkte Führungsverantwortung, die mit A15 dotiert sind.

  • Es gibt Schulbehörden wie z.B. das MSB, die sind so organisiert, dass die Referatsleitung A16 bzw. B2 erhält. Darunter ist in der Regel die Position des Referenten, die bis A15 geht. Es gibt somit Posten ohne direkte Führungsverantwortung, die mit A15 dotiert sind.

    Danke. Argumentiert man so, gelten dann natürlich auch Koordinatoren und stellvertretende Schulleiter als Beamte ohne (direkte) Führungsverantwortung. Immerhin sind Referenten i.d.R. Vertreter der Referatsleitung und Sachbearbeitern gegenüber i.d.R. weisungsberechtigt.

    • Offizieller Beitrag

    Seph

    Wie viel die Referenten tatsächlich dürfen oder nicht, ist eine Frage des Geschäftsverteilungsplans. Das ist aber natürlich an Schulen nicht viel anders.

    Schaut man sich die Struktur der Bezirksregierungen an und des MSB dann hätten die Referenten in der Regel maximal drei bis vier Leute, denen sie gegenüber weisungsbefugt wären. Das ist doch eher überschaubar. Als stellvertretender Schulleiter oder Koordinator hast Du in Deinem Bereich dann doch mehr Leuten etwas zu sagen.

  • Da geht es mir wie Th0r5ten: mich würde brennend interessieren, welche Jobs in A15 es ohne nennenswerte Führungsaufgaben gibt. Mir fallen spontan nur (Fach-)ärzte ein, die in entsprechenden Behörden oder Anstalten (z.B. JVA oder Schulpsychologie) als Beamte arbeiten

    Ausbilder am Studienseminar haben keine Personalverantwortung und werden mit A15 besoldet.

  • Dazu gehörte dann aber auch, dass ich Termine nach 17 Uhr hatte und auch mal nachts, am Wochenende oder im Urlaub angerufen wurde und Entscheidungen treffen musste.

    Die hat man tatsächlich als Lehrkraft auch, nennt sich Elternabend, Lesenacht, Klassenfahrt, Schulfest o.a.

    : Als ich heute Morgen um 7:40 Uhr beim Finanzamt Unterlagen eingeworfen hab', standen dort bereits 150 Autos oder mehr. Die waren natürlich zum Arbeiten dort und ich glaube nicht, dass man als Langschläfer auch einfach von 14 bis 23 Uhr arbeiten könnte, wenn man das wollte.

    Hier wurde der Arbeitszeitraum in eine frühe und eine späte Schicht aufgeteilt, sodass im Büro möglichst nur 1 Person sitzt. Dadurch fangen manche eher an, andere arbeiten ab Mittag und abends entsprechend länger.

    aber gerade Grundschullehramt oder im Sek-Bereich Deutsch und Geschichte machen doch sehr viele,

    Ich bin mit nicht sicher, ob das tatsächlich so ist, weil die Studienplätze gar nicht dem normalen Bedarf entsprechen, weil der Bedarf schöngerechnet wird und Schulen noch weit mehr Lehrkräfte bräuchten, weil Lehramt in manchen Fächern (gerade mal nicht GS, D) ohne NC ist und damit eine gute Möglichkeit als Warte- oder Durchgangsstation gibt, weil am Ende nur ein Bruchteil der Erstsemester wirklich als Lehrkraft an den Schulen ankommt.

  • Enora : Dein Argument mit den hohen Mieten in der Großstadt kann ich nachvollziehen, aber gerade, wenn man in einer kleineren Stadt, am Stadtrand oder eben "auf dem platten Land" seinen Arbeitsplatz hat, bestünde doch die Möglichkeit, in die Nähe dieses Arbeitsplatzes zu ziehen?! Dass das viele nicht möchten, steht auf einem anderen Blatt.

    Ja, ich bin tatsächlich nach rund 40 Jahren Leben und Arbeiten in div. deutschen und einigen europ. Großstädten tatsächlich aufs platte Land gezogen, nachdem ich erst 4 Jahre lang vom großstädtischen Wohnort an den ländlichen Arbeitsplatz per ÖPNV gependelt bin (das waren tägl. rund 3 Stunden ÖPNV mit Straba und Bahn), aber auch hier steigen die Mieten kontinuierlich an. Eine 2-ZKB-Wohn. in Bensheim oder Heppenheim bringt es inzwischen auch auf 800 € Miete :staun: bei normaler Lage und normaler Ausstattung.

  • Ich hoffe, ich lese es nur so, dass du Heppenheim und Bensheim als "plattes Land" siehst ^^ .

    Nö, es geht noch platter ;) ich sage nur "Überwald" - das kannte ich bislang nur aus deutschen Terry-Pratchett-Übersetzungen.


    "Überwald" kennen nicht mal die Eingeborenen hier (oder sie wollen es nicht kennen, weil dort schon wieder ein anderes Bergvolk wohnt :pfeifen:)

  • ... wird der Lehrerberuf meiner Ansicht nach zunehmend unattraktiver. Vor meiner Zeit als Lehrer war ich in der freien Wirtschaft tätig und musste jeden Tag rund 2 Stunden auf der Straße verbringen. Durch Home Office spart man diese Wege und hat zudem viel mehr Freiraum zuhause. Außerdem kann man z. B. Gehälter einer Großstadt kassieren, wohnt aber auf dem Land. Insgesamt ist der Job eines Büromitarbeiters so wesentlich angenehmer geworden. Wie seht ihr das?

    1. Wieso machst du Quereinstieg in den Lehrerberuf, um dich in deinem ersten Beitrag in einem Lehrerforum über unsere Arbeitsbedingungen zu beklagen?

    2. "Buromitarbeiter" mit Lehrern zu vergleichen ist ein bisschen ungleich, nicht wahr? Vergleiche auch Gehalt, Zwang zu Kurzarbeit, Urlaubstage, Jobsicherheit...

  • Meerwald:


    Was nun "die Gehälter einer Großstadt" anbelangt, so sind die Zeiten auch vorbei, in denen man z. B. in FFM oder Düsseldorf beim Gehalt höher pokern konnte wg. der höheren MIeten/Lebenshaltungskosten. Oder betrachte bitte auch die Entwicklungen in Berlin, dort waren früher Löhne und Gehälter auch niedriger mit dem Argument, dass "Berlin ja so billig sei".

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