Aggressive Schüler

  • Hallo,


    Ich hatte im letzten Jahr eine 7. Klasse mit einem Schüler,

    (Inklusion, ohne Schulbegleiter), der bekanntermaßen auch

    schon in den Jahren davor, regelmäßig aggressiv gegenüber seinen

    Mitschülern wurde.

    Treten bei Bewegungsspielen, anspucken, beißen, mit Stiften stechen usw.

    Also alles sehr unschöne Sachen.

    Die Mitschüler sollten das laut Absprache mit Schulleitung, Klassenlehrer und

    SoPä-Lehrer in der Form beantworten, dass Sie dann mit dem

    aggresiven Schüler nach draußen in den Flur gehen und mit ihm sprechen und

    klarmachen, dass sein Verhalten Mist war.


    Nun habe ich eigentlich jedesmal in der Klasse ziemlich Bauchschmerzen

    weil : 1.) Jede Woche weint ein SuS, weil es wieder

    einen Zwischenfall gab, manchmal muß ein SuS nach Hause

    abgeholt werden bzw zum Arzt deswegen.

    2.) Das nachfolgende Rausgehen und Sprechen erfolgt nicht

    unter meiner Aufsicht.


    Welche Möglichkeiten hat ein Fachlehrer hier noch ?

    Kann man das überhaupt vertreten und was wären die Alternativen für solch

    eine Schüler, wenn die Eltern eine Förderschule ablehnen ?

    Und Corona - der Schüler hat nicht verstanden, dass Spucken jetzt noch viel schlimmer ist.


    Danke für Eure Erfahrungen und Tipps !

  • Für mich liest es sich nach Überforderung, dass derartige Übergriffe von den SuS untereinander geklärt werden sollen. Möglicherweise müssten da die Eltern auf die Barrikaden gehen. Welche weiteren Konsequenzen haben denn derartige Verhaltensweisen des Schülers? Welche Erziehungs-oder Ordnungsmaßnahmen wurden denn bereits eingesetzt? Wenn der Schüler wiederholt in einer Stunde Mitschülern gegenüber übergriffig wird kann er ggf eben in dieser Stunde (an diesem Vormittag) nicht mehr an deinem Unterricht teilnehmen, sondern muss mit festen Aufgaben an einem Tisch auf dem Gang (geöffnete Tür und Tisch im Sichtbereich) arbeiten oder auch beim SL im Büro arbeiten (hatte ich schon mit einer Schülerin, die schon im Gastunterricht bei mir war, ständig gestört, andere SuS beleidigt und schließlich geschlagen hat. Da habe ich mich dann im Hinblick auf die 25 anderen SuS geweigert, sie den Vormittag über weiter in meiner Klasse zu belassen und zum SL gebracht. Klappt natürlich nur mit einer SL, die hinter ihren Lehrkräften steht.). Hätte der Schüler Anspruch auf Assistenz?


    Im Hinblick auf Corona und Spucken: Nein, halte ich nicht für verantwortbar, würde ich aber erstmal anonym (also ohne Nennung des Schulnamens) mit dem Gesundheitsamt abklären, um dann ggf das Gespräch mit deiner SL zu suchen. Wenn das Gesundheitsamt es für unproblematisch hält, ist Corona zwar kein Argument, das, was solches Verhalten offenbar den anderen SuS abverlangt aber durchaus. Hat das Gesundheitsamt Bedenken, muss eine gemeinsame Strategie gefunden werden. Im worst case muss der Junge eben abgeholt werden, wenn er gezielt SuS anspuckt. Einfach hinnehmen bzw lediglich durch 13 jährige klären lassen geht natürlich nicht.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Habt ihr an eure Schule abgestellte Sonderpädagogen, die du einbeziehen kannst oder kannst du dich alternativ von Sonderpädagogen beraten lassen in der Angelegenheit?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • (Inklusion, ohne Schulbegleiter),

    Was hat er denn für einen Förderschwerpunkt, ist der Junge geistig behindert oder Autist? Oder "ausschließlich" verhaltensgestört.

  • ...kllingt, vor allem, da die Eltern ja "Förderschule ablehnen" nach nicht erzogen von beratungsresitenten unnfähigen und uneinsichtigen Eltern... wenn der null an solchem antisozialen Verhalten ändert und mittlerweile schon in der 7. ist, gehört er - vielleicht dauerhaft - in eine therapeutische (geschlossene Einrichtung, und den Eltern ggf das Sorgerecht entzogen, da sie ihn ja sowieso nicht zu erziehen vermögen.

    Was sagen denn seine Gutachten, was er hat? Die Bescreibung liest sich so, als gingen diese Agressionen auch ohne jegliche Provokation los... so einen kann man mMn nicht "inkludieren", da sind die anderen SuS wichtiger.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
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    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Hatte ich vor einigen Jahren auch. Wir haben das Kind bei jeder Gewalttätigkeit gegenüber anderen Schülern sofort abholen lassen, parallel gab es Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen und schließlich den Schulverweis.


    Diese Art der Inklusion ist wirklich eine Zumutung für alle Beteiligten - inklusive dem Kind selbst, denn es erhält im Regelschulsetting ohne Schulbegleiter nunmal auch nicht die Unterstützung, die es dringend bräuchte.

  • Moin!


    Ich tippe mal auf den Förderstatus Emotional-Soziale-Entwicklung. Letztendlich müsstet ihr als Schule ein Konzept für den Umgang mit "solchen" Schülern haben. Gibt es bei euch z.B. einen Trainingsraum o. ä. ? Was besagt sein aktueller Förderplan? Welche Maßnahmen wurden bereits ergriffen? Ist die aktuelle Maßnahme neu? Wurde bereits über eine Kurzbeschulung nachgedacht? Gibt es einen Sozialarbeiter/Förderlehrer, der für diesen Schüler zuständig ist und dich beraten kann? Gab es bereits Anhörungen oder Teilkonferenzen?

    Verstehe ich dich richtig, dass die Mitschüler ein 4 Augen Gespräch mit dem Verursacher führen sollen, ohne Anleitung durch einen Profi? Also erst beißt mich der Schüler und dann gehe ich als 7. Klässler(in) mit dem Täter vor die Tür und sage ihm, dass das unangemessen war?

    Ich würde an deiner Stelle in Erfahrung bringen, was bisher gelaufen ist und wie der aktuelle Handlungs-/Förderplan aussieht. Dokumentiere schriftlich jedes unangemessene Verhalten in der Akte. Informiere die Eltern über das Verhalten. Als Fachlehrer kannst du dich (bei uns in NRW) spätestens bei den Beratungskonferenzen unter Beteiligung aller Fachlehrer und eines Schulleitungsmitglieds zu dem Schüler äußern und deinen Unmut deutlich machen, protokollarisch festgehaltene Forderungen stellen. Auch gibt es bei uns an der Schule ein Beratungsteam (u.a. Beratungslehrer, Sonderpädagogen, Schulsozialarbeit), welches sich aller schwierigen Fälle annimmt. Dort kann man wöchentlich einen Termin vereinbaren und über diese Schüler sprechen. Vielleicht kannst du auch um so ein Gespräch mit allen Beteiligten bitten.

    Ansonsten kann ich mich noch Maylin85 anschließen: In Härtefällen muss beschlossen werden, dass der Schüler bei gefährlichem Verhalten sofort von den Eltern abzuholen ist. Allerdings reicht da nicht ein Tritt oder ein Piekser mit einem Stift. Da geht es dann eher um die Masse an Handlungen, die bei einer Anhörung zum Tragen kommt (Störung des Schulfriedens, Gewalttätigkeit ggü. Mitschülern - Festzurren von erzieherischen Maßnahmen/Ordnungsmaßnahmen und irgendwann muss der Ausschluss von der Schule angedroht werden).

  • Für den Ausschluss braucht es zudem die Aufzeichnung der Vorfälle, die dann verlesen werden und die im Zweifelsfall auch bei der Landesschulbehörde vorgelegt werden müssen.


    Zum Gespräch der Mitschüler: klingt ein bisschen nach No-blame-approach, wobei auch das klare Regeln und Grenzen braucht.

  • Solange man nicht weiß, was das für ein Typ Mensch ist kann man gar nichts dazu sagen. Wer im 7. Schuljahr spuckt und mit Stiften sticht ist meiner Erwartung nach geistig behindert und braucht ganz andere Maßnahmen als ein psychisch kranker Drittklässler. Das Fehlverhalten ist ja immer nur ein Symptom und muss je nachdem für was verschieden angegangen werden.


    Was sagt denn Schulleitung? Die können die Kinder ja nicht ernsthaft zusammen vor die Tür schicken.


    Es macht übrigens immer Sinn, jedes Theater zu dokumentieren. Legt euch ein Octavheft ins Klassenbuch und schreibt jeden Zwischenfall auf. Ihr müsst unbedingt zusammen handeln, sonst kannst du es auch gleich aufgeben.

  • Sprich als erstes mit der Klassleitung. Das vor die Tür schicken kann doch nicht der Ernst eurer SL sein.


    Definitiv alles notieren und den Schüler bei solch einem Verhalten sofort abholen lassen. Mach das 2-3x, dann werden die Eltern viel schneller gesprächsbereit.

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