Leistungsbewertung ohne Zwischennoten - wieso, weshalb, warum?

  • individueller Leistungsrückmeldung

    ... erfolgt immer verbal und nicht durch die Bezifferung durch eine Zahl... Ich bräuchte überhaupt keine Noten um die Leistung meiner Schüler zu beurteilen... Klar, Noten sind praktisch, weil sie dem Schüler ziemlich schnell zeigen, wo er steht. Aber eine individuelle Rückmeldung zu Leistungen, die über einen längeren Zeitraum erbracht wurden, gibt es bei mir immer nur im Vier-Augen-Gespräch.

  • ...

    Früher war es in Ba-Wü auch so. Da war ich echt froh, dass ich eine größere Bandbreite der Notenvergabe hatte, die sich dann auch in den entsprechenden Berechnungen (1- = 1,25 1-2 = 1,5 2+ = 1,75 2= 2,0) niederschlug.

    Empfinde ich auch so, aber eigentlich mehr wegen meines Gewissens. Wenn sich einer angestrengt hat, dann ist es schön, sagen zu können, es ist zwar eine 3 aber mit +, Tendenz zur 2. Noch cooler wäre aber zu sagen: es ist eine 3, wenn du dies und das so und so übst, kannst du die 2 schaffen. Am allercoolsten wäre es natürlich, wenn ich sagen könnte "du kannst schon sicher x und y. Im nächsten Halbjahr übst du z auf diese oder jene Weise" - > Note überflüssig.


    Im Ernst, gerade die Kleinen denken doch noch, man wolle ihnen was Böses, oder sie seien schlechte Menschen, wenn sie keine 1 "bekommen". Bei uns an der Förderschule sagen selbst die 7. Klässler noch "danke Frau S.!!" wenn sie eine gute Note geschrieben haben.

  • Und bei mir (am BK) gibt es das Ergebnis generell immer in % und daraus kann man sich dann, wer mag eine Note ableiten (100 Punkte Schlüssel sowohl Vollzeit, als auch HWK/IHK).


    Gerade bei % schaue ich aber auch, wo finde ich noch einen halben Punkt, wenn es dann geschrieben die nächste Note ist. Aber mit der %-Zahl kann man sich super einordnen.

    Mache ich auch so. Bei der Rückgabe von Klassenarbeiten gebe ich dann immer die durchschnittliche errichte %-Zahl sowie den Median an. Das halte ich für sinnvoller als eine Pseudodurchschnittsnote auf 2 Nachkommastellen zu "berechnen"

  • ... erfolgt immer verbal und nicht durch die Bezifferung durch eine Zahl... Ich bräuchte überhaupt keine Noten um die Leistung meiner Schüler zu beurteilen... Klar, Noten sind praktisch, weil sie dem Schüler ziemlich schnell zeigen, wo er steht. Aber eine individuelle Rückmeldung zu Leistungen, die über einen längeren Zeitraum erbracht wurden, gibt es bei mir immer nur im Vier-Augen-Gespräch.

    Das ist doch realitätsfern. Natürlich gebe ich meinen Schülerinnen und Schüler auch im täglichen Unterricht laufend so viel Rückmeldung wie möglich. Aber ich führe doch nicht nach jedem Test und jeder Klassenarbeit ausführliche Einzelgespräche. Praktisch wäre tatsächlich, wenn die erteilte Note einfach zur erbrachten Leistung passen würde.


    Zitat von Plattenspieler

    Wenn du einen halben Punkt für die Großschreibung gibst (bzw. bei Kleinschreibung abziehst), dann scheint dir das entsprechend wichtig zu sein, und dann rechtfertigt es auch den Einfluss auf die Note. Sonst könntest du dem Schüler ja den ganzen Punkt geben ... ?


    Natürlich rechtfertigt das einen Einfluss auf die Note, aber eben nicht um eine komplette Notenstufe!

  • Mache ich auch so. Bei der Rückgabe von Klassenarbeiten gebe ich dann immer die durchschnittliche errichte %-Zahl sowie den Median an. Das halte ich für sinnvoller als eine Pseudodurchschnittsnote auf 2 Nachkommastellen zu "berechnen"

    Und dann kommen die Schüler und fragen: was wäre das für ne Note?


    Wir hatten sogar eine eigene Software für Eltern und Schüler, die ihre Leistung in % angezeigt bekommen haben (da in BaWü in Gemeinschaftsschulen ja bis Klasse 8 keine Noten vergeben werden). Haben wir nach dem andauernden Fragen, was das für Noten wären, wieder abgeschafft.

  • Und dann kommen die Schüler und fragen: was wäre das für ne Note?

    Dann sage ich: steht im Netz


    https://www.ihk-nordwestfalen.…ruefungsstatistik-3570644

    https://www.hannover.ihk.de/fi…otenschl%C3%BCssel_01.pdf


    Auch meine Schüler im FHR Bildungsgang bekommen den Notenschlüssel, der ist ja kein Geheimnis.

    Aber zu wissen ob 1 oder 3 % fehlen, finde ich auch besser als zu wissen als 3+ oder 2-.

  • Natürlich rechtfertigt das einen Einfluss auf die Note, aber eben nicht um eine komplette Notenstufe!

    Genau darum geht es ja: Wenn nur durch die falsche Kleinschreibung eines Wortes bereits die Note verändert wird, stimmt etwas im Testdesign nicht. Man könnte den auch danach abstufen, ob bestimmte Fehlerarten gar nicht, selten, manchmal oder oft vorkommen. Jemand, der nur selten Fehler produziert, ist in der Gesamtschau dann wahrscheinlich noch "gut", jemand bei dem das öfter vorkommt nicht mehr. Daran ändert dann auch das eine Wort nichts mehr. Zwangsläufig muss man als Lehrkraft dann vom eigenen Beurteilungsspielraum auch Gebrauch machen, der aber vor Gericht immer wieder zugestanden wird.

  • Irgendwo ist immer die Grenze zwischen zwei Noten. Wenn ich fordere, dass "der halbe" Punkt nicht den Ausschlag geben darf, dann gibt halt der nächste halbe Punkt halt den Ausschlag. An der Grundproblematik ändert das gar nichts.

    An der kann man höchstens was ändern, indem man Schülern vermittelt, einzelne Noten nicht zu überhöhen und dass auch mal ein "guter" Schüler einen schlechten Tag haben kann, ohne das das etwas an dem Bild, das ich von ihm habe, ändert.

  • Genau darum geht es ja: Wenn nur durch die falsche Kleinschreibung eines Wortes bereits die Note verändert wird, stimmt etwas im Testdesign nicht.

    Deine Argumentation geht an der Sache vorbei. Das Problem ist nicht, dass ein kleiner Fehler die Note verändert, sondern dass er die Note in einem unangemessenen Umfang ändert.


    An der Grundproblematik ändert das gar nichts. An der kann man höchstens was ändern, indem man Schülern vermittelt, einzelne Noten nicht zu überhöhen und dass auch mal ein "guter" Schüler einen schlechten Tag haben kann, ohne das das etwas an dem Bild, das ich von ihm habe, ändert.

    Das ist im aktuellen System schwer, da der Unterschied zwischen 2 und 3, 3 und 4 usw. signifikant ist - besonders in der Grundschule. An der Grundproblematik würde sich selbstverständlich eine ganze Menge ändern, da der Sprung zur nächsten Viertelnote sehr viel kleiner ist.


    Welche Nachteile würden sich aus feineren Bewertungsmöglichkeiten eigentlich konkret ergeben?

  • mi123, ich glaube nicht, dass du das Notensystem in deinem (neuen) Bundesland ändern wirst (habe ich in NRW auch nicht geschafft ;)). Letztendlich muss man irgendwie klar kommen (in der Grundschule vielleicht mit zusätzlichen Bilderstempel (habe ich bis Kl. 6 verwendet) und eigenem Aufschrieb in deiner Notenliste (damit du bei Elterngesprächen und Zeugnissen noch Bescheid weißt, was für eine 2 es ist).


    Jedes Bundesland ist anders (und manches merkt man erst nach dem Wechsel). Ich war damals auch überrascht, konnte es mir anfangs nicht vorstellen, aber irgendwann änderte sich mein Gefühl (und dachte bei einer Korrektur nicht mehr, das ist eine 2 - 3).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • 1. Wie bereits geschrieben: Mit einer Aufsplitterung der Notenskala befeuert man das Problem eher, als es zu lösen - wenn jeder Punkt mehr oder weniger zu einer anderen Endnote führt, kommt es erst recht auf jeden Punkt an


    2. Scheinobjektivität. Es gibt keine Möglichkeit, den nächsten Teil zu schreiben, ohne dass sich jemand angegriffen fühlt, aber ich mache es trotzdem mal, ich meine damit niemanden bestimmten und mir ist klar, dass es auch andere Gründe gibt:

    Die Strategie, jeden Pups zu benoten und dabei ein möglichst kompliziertes System mit vielen Zwischenschritten zu wählen, ist oft auch ein Ausweichverhalten von Kollegen, die sonst einen schwachen Stand haben. Letzten Endes ist es unsere Pflicht, die Leistungen von Schülern zu bewerten und sich auch einer kritischen Diskussion in Bezug auf diese Wertung zu stellen. Das kann man sich natürlich leichter machen, wenn man sich auf ein vermeintlich objektives Schema zurückzieht, bei dem man 12 verschiedene Noten mit drei Nachkommastellen in irgendeine Exceltabelle eingibt und dem Schüler das Ergebnis hinter als Produkt einer höheren Macht verkauft.

  • Moebius, hast du einmal in einem anderen Bundesland mit mehr Noten unterrichtet? Es gibt bei mehr Noten auf jeden Fall weniger Diskussion, weil es sich nicht für eine Viertelnote lohnt (anfangs habe ich in Baden-Württemberg halbe Noten vergeben und schon das gab mehr Diskussion). Ich habe bei einer großen Projektarbeit auch schon Zehntelnoten vergeben (ich hatte bei dieser mehrere Einzelnoten mit unterschiedlicher Gewichtung, das Projekt zählte viel für die Zeugnisnote und die Schüler fühlten ihre Arbeit gewürdigt, ich war auch überrascht, wie gut dies ankam. Bei einer normalen Klassenarbeit fände ich das auch übertrieben). 2 - 3 ist weder gut noch befriedigend, sondern dazwischen (und der Schüler weiß, es lohnt sich anzustrengen). Die Note ist offen (natürlich ist sie es sonst auch, aber Schüler und Eltern reagieren anders). Eine 2 - 3 ist viel besser als eine 3 - 4. Bei euch wäre es u. U. beides 3.


    Und rechnerische Notenbildung hat nichts mit der Anzahl der Noten zu tun. Egal ob es nur 2 Noten gäbe, 6 wie damals in NRW gibt, 16 bei Kursen (oder bist du da auch dagegen) oder 21 bei mir (gar nicht viel mehr - von 0 bis 20 Punkte, jeder Punkt eine Viertelnote). Manche Bundesländer scheinen die genaue Durchschnittsnote zu verlangen, ich bin froh, dass es in Baden-Württemberg nicht so ist (und nutze es auch). Wir dürfen auch bei Komma 3 oder 4 die schlechtere geben (wir müssen es nur auf Nachfrage begründen können). Aber das hat doch nichts mit der Anzahl der Noten zu tun.


    Aber die ganze Diskussion bringt nichts, wir sind alle ans Schulrecht gebunden.

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  • Moebius Ich kann deine Begründung ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Hab das Gefühl, dass wir uns aber hier nur noch im Kreis drehen würden, deswegen bedanke ich mich an dieser Stelle für die Diskussion!

  • @ mi 123

    Danke, dass du diese Diskussion angestoßen hast.


    Vom Hörensagen weiß ich, dass es in Bayern früher auch feinere Notenabstufungen gegeben haben soll, allerdings scheint dann angeblich eine Gerichtsverhandlung bewirkt haben, dass man das Notensystem geändert hat.

  • ... An der Grundproblematik würde sich selbstverständlich eine ganze Menge ändern, da der Sprung zur nächsten Viertelnote sehr viel kleiner ist.

    Du schmiedet doch nicht nur aus einer Klassenarbeit eine Note.

    Welche Nachteile würden sich aus feineren Bewertungsmöglichkeiten eigentlich konkret ergeben?

    Dass sie Genauigkeit vorgaukelt, wo keine ist.


    In Sachsen darf man eine Tendenz durch plus und minus anzeigen, im Endjahr nicht mehr. Wie gesagt, für mich war die Umstellung auch ungewohnt, finde sie aber sinnvoll. Letztlich hat man mit 1-2, 2-3, 3-4, 4-5, und 5-6 zusätzlich eigentlich ein 11-stufiges Notensystem.

  • Ich empfinde es halt leider irgendwie unfair, dass es nur ganze Noten gibt, wenn man anschließend beim Abi teils 2 Nachkommastellen hat. Oder NCs bei 2 Nachkommastellen ansetzen.


    Oder auch in Bayern z.B. nach dem Ref 2 Nachkommastellen sind.


    Und dann gibt es aber bis dahin nur ganze Noten?


    Entweder reformiert man das ganze System und macht eines mit Punkten (z.B. wie in BaWü) mitje 20 und setzt das auch effektiv in Schulen ein, oder man muss sich langfristig immer damit herumschlagen, dass es manchmal unschöne Niveauunterschiede hat und trotzdem die selbe Note vergibt.

  • oder man muss sich langfristig immer damit herumschlagen, dass es manchmal unschöne Niveauunterschiede hat und trotzdem die selbe Note vergibt.

    Ja, muss man, das verhindert auch ein differenzierteres Notensystem nicht.

    Schön ist es, wenn man mit + und - die Nähe zur nächsten Note darstellen kann, denn 3 ist nicht gleich 3,

    aber genauso, wie Eltern sich selten auf Prozentangaben einlassen, werden sie bei 3- und ggf auch bei 3+ sagen: Es ist eine 3.


    Mir wäre wichtiger, wenn 3 oder 4 nicht einfach hingenommen würde, sondern Interesse darin bestünde, wie man etwas verbessern könnte. Aber das ist offenbar vielen egal oder zu anstrengend. Da sind feine Notenabstufungen das geringere Problem.

  • Notenabstufungen werden aber ein Problem im (gymnasialen) Abschlussjahr. Bis dahin sind die Kommanoten nicht relevant solange man versetzt wird.


    Aber ab dem Abschlussjahr sind dann tatsächlich die Nachkommastellen wichtig, wenn es um NC-beschränkte Studienplätze geht. Ein einheitliches Bewertungssystem, welches differenzierter als 1-6 ist, ist da weit besser im tatsächlichen Messen von Leistungen.

  • Das wäre dann richtig, wenn der intrapersonale Bewertungsfehler größer wäre als der interpersonale Bewertungsfehler. Der Glaube, dass Abiturnoten objektiv oder irgendwie vergleichbar wären ist leider viel zu verbreitet. Wir haben nur einfach schlicht nichts besseres. :zungeraus:


    Vom Vorhersagewert für den Studienerfolg könnte man auch einfach einen Intelligenztest machen, anstelle der zwei Jahre Oberstufe und anschließender Prüfungen. Der Vorhersagewert wäre genau gleich. Wenn du nur eine Note aus dem Abiturzeugnis benutzen dürftest, wäre das übrigens die Note in Mathematik, die hat den größten Einzelvorhersagewert, d.h. wir können den Schülern viel Leid in Deutsch o.ä. ersparen. ;)


    Quelle 1, Quelle 2, Quelle 3

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

    3 Mal editiert, zuletzt von Valerianus ()

  • Es geht nicht um die Abiturnote im Vergleich zu Intelligenz etc. Sondern zum Zustandekommen der Abi-Note. Die kommt durch ganze Noten (1-6) zustande. Und trotzdem muss man danach mit dieser Abi-Note, die sich aus ganzen Noten 1-6 (teilweise auch in mündlichen Prüfungen) zusammensetzt. Und genau da kommt dann die Unverhältnismäßigkeit heraus. Jemand mit einem mathematischen Schnitt von 3,49 hat die selbe Note wie jemand mit einer 2,50 oder .51. Und trotzudem haben sie so gesehen die selbe Note im Zeugnis, nämlich 3.


    Na gut, anderes Beispiel:


    Referendariat in Bayern. Man bekommt am Ende des StaatsEx 1 (so war es bei mir vor Jahren) und danach im Ref in den Kompetenzen und Prüfungen nur ganze Noten, obwohl es auch da sehr viele Teilbereiche gibt. Und am Ende wird dann eine Note auf 2 Nachkommastellen ausgespuckt, die dann entscheidet, ob man eine Planstelle bekommt oder warten muss.


    Effektiver (und IMHO auch fairer) wäre ein Punktesystem mit 20 Punkten. Damit könnte man auch direkt bei Leistungsnachweisen/Schulaufgaben die Noten/Punkte-Tabellen abschaffen und meiner Meinung nach differenzierter benoten.


    Wird aber nicht geschehen, daher nur ein theoretischer Ansatz :)

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