Gehören Lehrer/innen zu den reichsten 10% in Deutschland?

  • Ich würde es (vereinfacht dargestellt) folgendermaßen vergleichen.


    Akademische Lehrer steigen je nach Ausbildung recht hoch ein, das Gehalt wächst dann jedoch nur noch wenig und (bis auf wenige Ausnahmen) kaum Aufstiegsmöglichkeiten. Das persönliche Können wirkt sich im Lehrerberuf auch nicht annähernd so stark aufs Gehalt aus. Wechsel in andere Standorte/Branchen sind kaum möglich.


    Viele anderen akademische Berufe haben anfangs niedrigere Löhne, deren Wachstum ist jedoch nicht zeitlich so festgeschrieben wie bei Beamten/TvöD. Je nach persönlichem Geschick (Verhandlungsgeschick, Unentberlich in der Firma, Genialiät) kann das Gehalt weit stärker steigen. Kündigung und Arbeitsplatzwechsel führen meist zu Gehaltssteigerungen.


    Daher als Fazit:

    - Jeder Lebensweg (Beamter vs. freie Wirtschaft) hat seine Berechtigung, die 10%-Studie ist jedoch komplett nichtssagend. Weder wird in der Studie Nebeneinnahmen oder gar Besitz gewertet, sondern rein der monatliche aktive Geldeingang. Reich wird man jedoch irgendwann nur, wenn man aus dem aktiven noch ein passives Gehalt machen kann. Geht für Lehrer mit Aktien und Immobilien, ich habe aber noch nie von einem Lehrer-Milliardärspaar gehört, oder Multimillionärspaar, beide Lehrer.


    Daher nette Studie, aber wie gesagt, nichtssagend.

  • Und im Gegensatz zu den meisten anderen Berufen haben wir einen doch recht engen Gehaltssteigerungsspielraum. Und sehr wenige Aufstiegsmöglichkeiten, ganz zu schweigen von Arbeitsplatzwechsel-Möglichkeiten

    Das liegt auch an den relativ guten Einstiegsgehältern direkt zu Beginn. Die Sicherheit des Arbeitsplatzes gilt (leider? zum Glück?) für Beamte und den Dienstherren. Im Übrigen sind die Gehaltssteigerungen zwar etwas enger, dafür verlässlich getaktet, man muss nicht ständig nachverhandeln oder gleich umziehen.


    Und so schlecht sind die Entwicklungsperspektiven nicht. Selbst in Niedersachsen, welches verhältnismäßig schlecht bezahlt, kann man am Ende (also ab 53 Jahre) in Leitungspositionen (Dezernat (wie gesagt: auch für GS-Lehrer A15), SL u.ä.) Gehälter erreichen, für die man in der Wirtschaft ca. 100k p.a. (A15) oder ca. 110k p.a. (A16) erhalten müsste. Selbst ein A12er müsste in der Wirtschaft ca. 75k p.a. nach Hause bringen, um bei weniger Arbeitsplatzsicherheit und Rente wenigstens das gleiche Netto zu erhalten.


    Für "normale" AN-Tätigkeiten scheint mir das in A12-A14 durchaus angemessen zu sein. Unterbezahlt sind m.E. die Schulleitungen, was insbesondere für GS-SL gilt. Aber auch ein Schulleiter einer weiterführenden Schule (A15/A16) mit Personalverantwortung für um die 100 Personen ist im Vergleich zu vergleichbaren Positionen in der Wirtschaft etwas schlecht aufgestellt.

  • Bei der Studie geht es doch explizit um diejenigen, die dem Einkommen nach zu den Reichsten gehören. Vermögen lässt sich halt sehr schwierig messen, über das Einkommen haben die Finanzämter den gesamten Überblick. Wenn man zu den 10 oder 20 Prozent gehört, die am besten verdienen, kann man sich als Lehrer kaum beschweren. Es gibt sicherlich viele Baustellen, aber das Gehalt (von Beamten) ist sicherlich keine. Die verdienen sehr gut. Anders sieht es bei den Angestellten aus. Dennoch bin ich dafür, dass jeder Lehrer A13 bekommt oder E13 (aber mit deutlich höherem Brutto, damit Netto=Netto von A13 ist).

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Und so schlecht sind die Entwicklungsperspektiven nicht. Selbst in Niedersachsen, welches verhältnismäßig schlecht bezahlt, kann man am Ende (also ab 53 Jahre) in Leitungspositionen (Dezernat (wie gesagt: auch für GS-Lehrer A15), SL u.ä.) Gehälter erreichen,

    Klar. Kann man.

    Und in der freien Wirtschaft kann man Konzernchef werden und erheblich mehr verdienen... wenn wir doch die Spitzengehälter am Ende und nicht die Einstiegsgehälter vergleichen wollen.


    Dass die meisten Lehrkräfte trotz unzähliger zusätzlicher Qualifizierungen und Aufgaben bei A12 bleiben, blenden wir da mal aus, das interessiert hier ja nicht, es geht ja allein um die absolut realistischen Möglichkeiten.

  • Dass die meisten Lehrkräfte trotz unzähliger zusätzlicher Qualifizierungen und Aufgaben bei A12 bleiben, blenden wir da mal aus, das interessiert hier ja nicht, es geht ja allein um die absolut realistischen Möglichkeiten.

    Hast du meinen Beitrag gelesen? Ich gehe aus gutem Grund auch auf das äquivalente Einkommen für ein A12 Gehalt und unterbezahlte GS-SL ein.

    Wenn man aber, wie hier im Forum oft durchgeführt, mit Blick auf die Wirtschaft über Gehälter jenseits der 80k p.a. blickt und sich als unterbezahlt bezeichnet, muss man auch fair darauf schauen, wer denn überhaupt solche Gehälter erreicht. Und das sind i.d.R. Leitungspositionen, deren Äquivalent man nun einmal eher im Bereich A15/A16 findet.


    Klar. Kann man.

    Und in der freien Wirtschaft kann man Konzernchef werden und erheblich mehr verdienen... wenn wir doch die Spitzengehälter am Ende und nicht die Einstiegsgehälter vergleichen wollen.

    Da bringen dann auch solche Übertreibungen nicht mehr viel. Es ist für Lehrkräfte erheblich wahrscheinlicher, in die Schulleitung zu wechseln, als für einen Angestellten, Konzernchef zu werden. Lass uns doch lieber gleichwertige Positionen mit ähnlicher Entwicklungschance vergleichen. Hier reden wir dann eher von Abteilungsleitern als von Konzernchefs.


    Nebenbei: wir können auch Einstiegsgehälter vergleichen, dabei kommen Lehrkräfte i.d.R. auch sehr gut weg. Nicht zielführend ist es aber, Einstiegsgehälter von Lehrkräften mit Spitzengehältern in der Wirtschaft zu vergleichen.

  • Kann es sein, dass Watzlawicks "Anleitung zum Unglücklichsein" hauptsächlich von Lehrern gelesen wird?

  • Es ist auch nicht zielführend ein Studium (Deutsch/Philosophie Lehramt) mit einem ganz anderen Studium (BWL - Schwerpunkt Controlling) zu vergleichen. Und ich hab extra nicht das Grundschullehramtsstudium als Gegenbeispiel gewählt, das ist nämlich erst seit ein paar Jahren überhaupt formal konkurrenzfähig...ansonsten gilt prinzipiell das hier:


    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Lehrer kommen mit dem Gehalt übrigens erst an 22. Stelle.


    https://karriere.unicum.de/erf…anzen/bestbezahlte-berufe

    Zitat

    Ein Lehrer der Sekundarstufe II verdient im Schnitt rund 55200 Euro brutto im Jahr und gehört damit zu den bestbezahlten Berufen im öffentlichen Dienst. Auch das Berufsschullehrer-Gehalt liegt in einem ähnlichen Bereich.

    Was dort alles für Generalisierung und Halbwahrheiten drin steht geht auf keine Kuhhaut. Allein dieses Zitat zeigt wie akkurat diese Aufstellung ist...

  • Unicum halt.


    - Vielleicht können wir uns ja auf folgende Lesart einigen: Lehrer gehören zu den 10% Reichsten in erziehenden Berufen tätigen in

    D.

    D'accord?

  • Also ich bin ganz offziell ab jetzt Krösus. Habe heute meine Gehaltsabrechnung vom LBV bekommen und fühle mich steinreich. :cash::dollar::cash: Habe direkt den bekloppt teuren, aber wunderschön gefüllten Adventskalender eines französischen Kosmetikunternehmens für meine Lieblingsschwester bestellt, um ihr den zu schenken, wenn sie übernächste Woche kommt. "Haben" ist nett, teilen macht (mich) aber glücklicher.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Unicum halt.


    - Vielleicht können wir uns ja auf folgende Lesart einigen: Lehrer gehören zu den 10% Reichsten in erziehenden Berufen tätigen in

    D.

    D'accord?

    Ich würde festhalten, dass verbeamtete Lehrer mit A13 in die Gruppe der einkommenstärksten 10% aller Arbeitnehmer einsortiert werden können, wenn man das Nettoeinkommen betrachtet und nicht den Bruttoverdienst.

  • Ich würde festhalten, dass verbeamtete Lehrer mit A13 in die Gruppe der einkommenstärksten 10% aller Arbeitnehmer einsortiert werden können, wenn man das Nettoeinkommen betrachtet und nicht den Bruttoverdienst.

    Jupp so kann man es sagen. Nettoeinkommen ist für mich auch relevanter als Brutto, es sei denn ich hätte 30-40k€ im Jahr, die ich absetzen könnte... vielleicht finde ich ja was.

  • es sei denn ich hätte 30-40k€ im Jahr, die ich absetzen könnte... vielleicht finde ich ja was.

    Kein Problem: zieh nach Sibirien und pendle täglich mit dem Learjet. Nicht vergessen, im Flieger zu arbeiten und die Zeit bei der nächsten Studie anzugeben!

  • So macht The Donald das also, um sich um seine Steuern zu drücken. :computerrache:

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Kein Problem: zieh nach Sibirien und pendle täglich mit dem Learjet. Nicht vergessen, im Flieger zu arbeiten und die Zeit bei der nächsten Studie anzugeben!

    Und du bist mein neuer Steuerberater 👌

  • Was ist denn überhaupt reich? Mein Mann und ich können uns mit unseren Gehältern alles leisten, was wir wollen. Zwei Hunde, zwei teure Hobbies, zwei Autos, eine schöne Wohnung, müssen nicht drüber nachdenken ob wir jetzt diese oder jene Ausgabe tätigen können... Ist das jetzt reich?!


    Reich ist für mein Verständnis, wenn man in einer Luxusvilla wohnt und mit seinem Privatjet in den Urlaub fliegt...


    Als ich heute las, wie Olaf Scholz von sich weist, zu den "einkommensreichen" Bürgern Deutschland zu gehören, erinnerte ich mich an diese Diskussion.



    Natürlich spielt Olaf Scholz in einer ganz anderen Liga als wir Lehrer. ;) Aber auch er findet sich nicht reich. Na, wer ist es denn dann?

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

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