Lehrer = Freiwild?

  • Meine Eltern (beides Risikogruppe) sollen nach wie vor in Klassen gehen, in denen theoretisch 20 bis 25 Haushalte sitzen. Nach Dienstschluss dürfen sie sich aber nicht mit 3 Haushalten treffen. Kann mir bitte jemand dahingehend zustimmen, dass das irgendwie wahnsinnig ist?

    Mir als schulfremde Fachkraft wurde mein Vertrag gekündigt. Ich hab Nachhilfe gegeben und stundenweise an einer Schule gejobbt. Darf ich jetzt nicht mehr. Ich hatte teilweise aber nicht mal 10 Kinder vor mir sitzen. Ich fange an, ernsthaft an dieser Regelung zu zweifeln und zu verzweifeln. Mein Praktikum an einer Schule wurde ebenfalls abgesagt.

    Ich habe ernsthaft Angst um meine Familie und davor, dass meine Eltern nicht mehr Weihnachten erleben.

    Die kranken Menschen sterben wie die Fliegen und erkranken. In Ämter dürfen nicht mehr als 4 bis 5 Besucher zur gleichen Zeit. Ich habe das Dilemma erlebt, als ich vor 4 Wochen meinen neuen Personalausweis beantragt habe. Ich musste extra einen Termin ausmachen, wartete mit 3 anderen Passanten vor dem Gebäude, wurde rein geholt und hinter einer Glasscheibe bedient. Gleiches erlebe ich beim Tierarzt, beim Zahnarzt, in anderen Bereichen. Oftmals sitzen nicht mal 3 Leute mit mir in einem Raum. Meine Eltern haben keine Glasscheibe, sollen nicht mal die Maske im Unterricht tragen und vor ihnen sitzen 25 Kinder, von denen die Hälfte in den letzten Herbstferien ordentlich nochmal Party gemacht hat oder im Urlaub war (Schwarzwald, Ostsee, Bodensee, NRW, Frankreich war auch schon dabei).

    Und bitte erzählt mir jetzt niemand, dass Kitakinder oder Schüler nicht die Superspreader sind.

    Irgendwas läuft hier gewaltig schief.


    Ich verstehe schon den Sinn dahinter. Die Eltern wissen dann wieder nicht wohin mit ihren Kindern, wenn die Schulen und Kitas dicht sind, aber ist es denn nicht unverantwortlich Lehrer wie Freiwild zu behandeln, für die all diese Regeln, die in Ämtern gelten plötzlich nicht mehr zulässig sind? Meine Eltern gehen von Klasse zu Klasse. Ich halte diese Regelung, weiterhin den Schulbetrieb fortzuführen weder für Schüler noch für Eltern tragbar.

  • FFP2-Maske tragen, Abstand halten (Methoden reduzieren ggf.), Hygienmaßnahmen einhalten, prüfen, ob man sich als Risikogruppenmitglied ärztlich begründet aus dem Präsenzdienst nehmen lassen kann und ob man das auch möchte (vielleicht möchten deine Eltern auch in Präsenz weiterarbeiten mit entsprechendem Eigenschutz) und vor allem sich bewusst machen, dass die Eingriffe an anderer Stelle bewusst hart ausfallen, um Schulen möglichst lange offenzuhalten. In den meisten BL dürfte inzwischen Maskenpflicht auch im Unterricht gelten, wo das nicht der Fall ist, darf man sich dennoch selbst dafür entscheiden ohne Nachteile befürchten zu müssen. Glasscheiben wüsste ich wirklich nicht, was diese bringen sollen gegen Aerosole...

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Befreiung geht hier nur wenn ein gewisser Wert erreicht ist (der ab nächste Woche sicher erreicht ist).

    Problem ist: An den Schulen meiner Eltern sind bis auf 5 Kollegen z.B. alle im Risikoalter. Würden die sich alle befreien lassen, könnten sie die Schule allein dicht machen. Da sind noch nicht die, mit Bluthochdruck, Asthma, Adipositas oder COPD dabei.

  • Zitat

    An den Schulen meiner Eltern sind bis auf 5 Kollegen z.B. alle im Risikoalter. Würden die sich alle befreien lassen, könnten sie die Schule allein dicht machen. Da sind noch nicht die, mit Bluthochdruck, Asthma, Adipositas oder COPD dabei.

    Na, dann sollten die mal alle schleunigst zu ihren Ärzten gehen.

    Präsent unterrichten können die im Frühjahr wieder.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • In Ämter dürfen nicht mehr als 4 bis 5 Besucher zur gleichen Zeit. Ich habe das Dilemma erlebt, als ich vor 4 Wochen meinen neuen Personalausweis beantragt habe. Ich musste extra einen Termin ausmachen, wartete mit 3 anderen Passanten vor dem Gebäude, wurde rein geholt und hinter einer Glasscheibe bedient. Gleiches erlebe ich beim Tierarzt, beim Zahnarzt, in anderen Bereichen. Oftmals sitzen nicht mal 3 Leute mit mir in einem Raum. Meine Eltern haben keine Glasscheibe, sollen nicht mal die Maske im Unterricht tragen und vor ihnen sitzen 25 Kinder

    Ob du nun im Laufe des Tages Kontakt zu 25+ Personen hast, die aber zeitversetzt kommen oder zu einer Gruppe von 25 Personen, die in immer gleicher Zusammensetzung sind, macht nicht wirklich einen Unterschied. Auch für Schulen gibt es Hygienekonzepte, die je nach Inzidenzrate in der Region adaptiv angepasst werden. Hier von Freiwild zu sprechen ist reine Polemik und geht irgendwie auch an der Realität anderer Berufsgruppen vorbei.

  • Ich finde das jetzt auch arg anprangernd.

    Wir sind ja nicht die einzigen, die viel "Publikumsverkehr" haben. Meine Schwester ist Logopädin. Die arbeitet auch mit vielen Menschen, die definitiv bei der Therapie keinen Mundschutz tragen und bei kleinen Kindern ist das mit Abstand auch schwer. Zahnarzt möchte ich aktuell auch nicht sein, oder ambulante Pflegeperson...

  • Naja, aber wir haben in der Regel doch einen viel höheren Durchlauf... Außerdem kann man sich, gerade wenn es um Berufe im medizinischen Bereich geht, dort viel besser schützen.


    Es ist doch was Anderes ob ich in Vollmontour Abstriche nehme oder nur mit Alltagsmaske in den ÖPNV steige um dann dreimal 30 Schüler zu unterrichten...

  • Für mich ist das schon als nicht-(oder nicht dass ich wüsste)-Risikoperson ein Dilemma. Wenn ich auch noch Risikoperson wäre oder jemand aus der Familie, erst recht... Ich verstehe den Gedankengang schon, dass man die Kontakt-Einschränkung als Lehrer ja unmöglich einhalten kann. Bisher lüfte ich noch sehr (sehr!) viel, hab aber schon ein blödes Bauchgefühl, wenn ich an den bevorstehenden Winter denke. FFP2-Masken liegen im Schrank bereit... Mehr kann man nicht tun, und so froh ich einerseits über den Präsenzunterricht und die Arbeit mit den SuS bin, so ausgeliefert fühle ich mich gleichzeitig manchmal in den Klassenräumen.


    Es wäre mal interessant zu wissen, ob Lehrer sich potentiell häufiger anstecken als nicht-Lehrer. Aber dazu habe ich bisher keine Zahlen gefunden.

  • Ob du nun im Laufe des Tages Kontakt zu 25+ Personen hast, die aber zeitversetzt kommen oder zu einer Gruppe von 25 Personen, die in immer gleicher Zusammensetzung sind, macht nicht wirklich einen Unterschied. Auch für Schulen gibt es Hygienekonzepte, die je nach Inzidenzrate in der Region adaptiv angepasst werden. Hier von Freiwild zu sprechen ist reine Polemik und geht irgendwie auch an der Realität anderer Berufsgruppen vorbei.

    Also ich sehe mindestens 100 Jugendliche pro Tag (wer hat nur eine Klasse?) mindestens 45 (meistens 90 Minuten), 8 Klassen in der Woche. So lange bin ich auf keinem Amt, habe keinen Kontakt zu einem Verkäufer usw. (die Corona-App zeigt auch erst über 10 Minuten engen Kontakt rot, weil es genügend Virus benötigt, um Covid-19 auszulösen, ein Virus wie bei anderen Krankheiten reicht nicht, deshalb besteht bei kurzem Kontakt keine Gefahr). Und es wird viel und im Vergleich zu anderen Situationen laut gesprochen.


    Ich kenne tatsächlich kaum eine andere Berufsgruppe, die mit so vielen verschiedenen Leuten langen und intensiven Kontakt (Kommunikation) hat. Im ÖPNV schweigen die meisten und spielen mit ihrem Handy, hören Musik. Es bleiben Krankenhäuser, die bei uns Besuchsrecht extrem eingeschränkt haben und jetzt Schnelltests erhalten. Meine Schwester (Krankenschwester) hat pro Schicht auf jeden Fall weniger (Anzahl) enge Kontakte (Früh-Reha). Vor Pflegepersonal auf Covid-19-Stationen haben wir beide großen Respekt.

    An welche Berufsgruppen denkst du?


    Einen Vorteil (?) kann ich aktuell beobachten. Wir Lehrer sind plötzlich Helden und keine Faulpelze mehr. Soviel allgemeine Anerkennung (also wegen Berufsgruppe, nicht wegen meinen Taten) habe ich noch nie erhalten. Alle möglichen Menschen sprechen mich an, jeder will mich fragen wie es bei uns aussieht, aber im Gespräch heißt es auch immer wieder, dass solange die Schulen offen bleiben, die Zahlen nicht sinken werden (und es sind "normale" Menschen z. B. Kassiererin im Supermarkt, keine Lehrer etc.).


    Auch wenn ich mich nicht als Freiwild sehe, ich fühle mich recht ungeschützt (auch eine FFP2-Maske ist nicht 100 % sicher und sind meine selbst angeschafften wirklich gut oder doch Fälschungen? ). Vom Land erhalten wir einfache (stinkende) OP-Masken, die erst mal einige Tage gelüftet werden müssen. Ich verwende sie schon lange nicht mehr. Unsere Räume sind klein (altes Schulgebäude), Fenster zur Wetterseite (bei Regen nicht zu öffnen, ohne dass ein Drittel der Schüler nass wird), gelüftet wird kaum noch (ich "darf" nur noch 5 Minuten pro Stunde lüften (Anweisungen von der SL, weil unsere Heizungen es nicht mehr schaffen, und in der Pause ist es bei uns wg. fehlender Aufsicht nicht möglich). Es ist eher ein "Augen zu und durch". Und es ist wahnsinnig anstrengend, ich bin einfach müde.

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  • Kathrin, wenn ich mich richtig erinnere, hast du schon zwei weitere Threads zu sehr ähnlichen Themen gestartet und darauf etliche Antworten erhalten. Ehrlich gesagt frage ich mich, was du noch von uns hören möchtest?!

  • Mit so ner Quellenangabe schon im 1. Staatsexamen hättest du dir den Lehrberuf in die Haare schmieren können.

    Aber was dem einen sein Milk Stout darf dem anderen seine Quelle.

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  • Selbst wenn alle MNS tragen, stecken sich pro Unterrichtsstunde bis zu 20% an, wenn nur ein infektiöser Mensch anwesend ist. Quelle: El Pais

    Wir hatten schon mehrere positiv getestete SuS mit den üblichen Folgen, sprich Quarantäne für die gesamte Klasse und Lehrkräfte, alle wurden auch durchgetestet: Null Ansteckungen innerhalb der Klassen/Schule. Ganz so pauschal lässt sich das schlichtweg nicht sagen- zum Glück!

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Der Friedensengel "zitiert" ja auch nur was von 20%.

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  • Im übrigen ist es ganz und garnicht egal, ob man die 25 Kontakte nacheinander hat oder gleichzeitig. Der gleichzeitige Kontakt treibt die Aerosolbelastung hoch und steigert die Ansteckungswahrscheinlichkeit ganz erheblich. Die Spezialisten, die immer nach Quellen fragen, um sie dann ungelesen zu verwerfen , sollten doch selber einmal lernen google zu benutzen oder einfach weiter die Lage verdrängen.

    Lehrer sind wohl der einzige Berufsstand den man so behandeln und gleichzeitig darauf zählen kann, dass sie sich nicht nur widerspruchsfrei sondern enthusiastisch aufopfern.


    Kathrin88, ich kann deine Sorgen sehr gut nachvollziehen und kann mir nicht vorstellen, dass die gegenwärtigen Bedingungen lange durchgehalten werden können, aufgrund der Entwicklung der Infektionslage. Es geht also nur darum die nähere Zukunft infektionsfrei zu überstehen, durch temporäres Maskentragen oder andere Wege. Gegen das Verbot eine Maske zu tragen würde ich wirklich einmal remonstrieren, das geht garnicht. Ein pragmatischer Weg wäre sicherlich, die Schulleitung zu bitten, einem das Maskentrageverbot schriftlich zu geben.

  • Falls du mich meinst... Pace hat nichts mit peace zu tun...


    Ich schaue morgen nach dem Link. Da hieß es, dass sich in einer Klasse von 24 Schülern ohne MNS 12 Schüler und mit MNS immerhin noch 5 Schüler anstecken.

    In der hochinfektiösen Phase soll sich ungeschützt tatsächlich jeder 2. anstecken (würde also passen). Ich hoffe deshalb, dass ich den Schüler/Kollegen genau dann nicht sehe. Das würde auch erklären, warum es nicht jedes mal zu Ansteckung kommt (es heißt ja auch, 20 % und weniger sind für 80 % und mehr der Infektionen verantwortlich).

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