Wieso fehlen so viele Schulleiter?

  • Warum die Schulassistenz plötzlich SÄMTLICHE Klassengeschäfte übernehmen soll und die KuK nichts mehr, erschließt sich mir nicht (bekommt ihr dafür Ermäßigungsstunden?). Wir haben 130 Klassen oder so. Da wäre sie wohl zu nichts anderem mehr gekommen.

    Natürlich bekommen wir für Klassengeschäfte keine Ermäßigungsstunden. Ermäßigungsstunden gibt es für die IT-Wartung, für Sammlungsverwaltung, für Beschaffungsorganisation (Angebote heraussuchen usw. ...). Aber von diesen Ermäßigungsstunden hatten wir als KuK insg. 18 oder 24 Stunden (weiß nicht mehr so genau) hergeben sollen, um die Schulassistenz zu finanzieren. Da haben wir dann gesagt: Wenn wir schon Ermäßigungsstunden im Rahmen einer kompletten Lehrerstelle hergeben, dann wollen wir auch dafür eine vollwertige Arbeitskraft haben, die uns entlastet. Entsprechend hatten wir auch durchaus damit geplant, daß die Schulassistenz zu nichts anderem mehr kommt als zur Verwaltung der Fehlzeiten und der Meldung an die entsprechenden Ämter.


    Klassenfahrten haben wir bei uns in dem Umfang eh nicht, dafür sind die Lehrpläne viel zu vollgepackt mit Stoff, als das wir das noch dazwischen bekommen würden.

  • Du schriebst oben, dass ihr eure Ermäßigungen hergeben solltet und die Assistenz dafür dann die Klassenverwaltung übernehme soll. Also habe ich darauf geschlossen.

    Mein Verständnis wäre: die KuK geben Ihr Ermäßigung an die Assistenz ab und damit natürlich auch die dazu gehörende Aufgabe.


    Bezüglich Klassenfahrten: ich habe die Erfahrung gemacht, dass Klassenfahrten das lernen anschließend für alle Beteiligten verbessert wird, da die Stimmung und das Klima einfach besser wird. Kein Lehrplan ist so voll, dass man da nicht ein paar Tage raus abzweigen kann. Schade, dass das bei euch anscheinend anders gesehen wird.


    Aber jetzt ist’s auch gut. Du wirst ja auf alles, was ich sage eine -für dich- richtige Aussage parat haben. Bitte stell diese aber nicht immer als Allgemeingültigkeit dar.

  • Leider ist es oft auch schwierig, körperlich Einschränkte zu inkludieren, weil Aufzüge fehlen/defekt sind.

    Genau do etwas wären Punkte, die sich relativ einfach beheben lassen. Allerdings braucht man dafür (wenig) Geld. Dann lässt man lieber ordnerweise Konzepte schreiben und dann passiert nichts.

  • Mein Verständnis wäre: die KuK geben Ihr Ermäßigung an die Assistenz ab und damit natürlich auch die dazu gehörende Aufgabe.

    Wenn es so gewesen wäre, wäre es auch gut gewesen. Aber in der Lehrerkonferenz kam es so rüber: Die KuK geben die Stunden ab und die Arbeitsleistung des Assistenten reißt sich die Schulleitung unter den Nagel.


    Bezüglich Klassenfahrten: ich habe die Erfahrung gemacht, dass Klassenfahrten das lernen anschließend für alle Beteiligten verbessert wird, da die Stimmung und das Klima einfach besser wird.

    Dann freu dich. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß Klassenfahrten einem als Pauker eigentlich nur Ärger einbringen. Die Planung und Durchführung einer Klassenfahrt ist dabei das kleinste Problem. Größere Probleme sind das Geldeintreiben und die Nachsorge, wenn die Klassenfahrt wegen Vandalismus in der Jugendherberge abgebrochen werden mußte und einige Eltern dann von der Schule als Veranstalter der Klassenfahrt das Geld zurückverlangen. Motto: "Die Klassenfahrt war für 5 Tage geplant und bezahlt, wir aber schon nach 3 Tagen wieder zuhause, entsprechend wollen wir 2/5 der Kosten zurückerstattet haben."



    Leider ist es oft auch schwierig, körperlich Einschränkte zu inkludieren, weil Aufzüge fehlen/defekt sind.

    Also ich finde nichts einfacher zu inkludieren als körperliche Einschränkungen, auch wenn wir einen Schüler dann schon einmal die Treppen rauf und runter getragen haben. Aber bei Sozialem und Emotionalem Förderbedarf, der dann bei uns am technischen BK in den Werkstätten mitunter wirklich lebensgefährlich wird, eine Drehmaschine ist kein Spielzeug, breche ich ab.

  • Natürlich bekommen wir für Klassengeschäfte keine Ermäßigungsstunden.

    So "natürlich" finde ich das nicht, muss ich sagen! Bei uns erhalten die Klassenlehrkräfte der Berufseinstiegsklassen (den früheren BVJ-Klassen) schon seit langem eine Ermäßigungsstunde, weil deren "Klassengeschäfte" deutlich umfangreicher sind als die z. B. der Klassenlehrkräfte von Berufsschulklassen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Wenn die Schulleitung spontan komplett wegbricht, ist das natürlich schwierig. Aber in so einem Fall muss man sich dann mal kurzfristig intern über Wasser hatten, bis das eine Abordnung von einer anderen Schule kommt.

    Wenn das aber ohnehin schon der Dauerzustand ist und die KollegInnen dauernd weiter Aufgaben übernehmen, weil Lehrkräfte fehlen, dann hält man sich über Jahre derart über Wasser.

    Und es ist der- oder diejenige, die dann die SL übernehmen soll, die dann womöglich zuerst das Gehampelt mit der Beantragung haben wird, in NDS ein immenser Aufwand mit Beantragung, Budgetberechnung etc., bis man dann irgendwann keine Lehrkraft, sondern eine Vertretungskraft mit wenigen Stunden erhält, die ein bisschen was auffangen kann, aber auch Unterstützung braucht.


    Letztlich ist es auch eine Ahnung oder das Wissen darüber, wie mangelhaft das System ist, für das man als SL dann die Verantwortung tragen soll, die dazu führt, dass es wenige übernehmen möchten.

    Auch die Einstellung oder die finanziellen Möglichkeiten der Schulträgerin können ein Hemmnis sein, wenn es über Jahrzehnte nicht voran geht, weil die Trägerin klamm ist und im Brennpunkt auch Spenden schwieriger zu sammeln sind.


    Ein anderer Grund für ständig vakante Stellen wird auch sein, dass die A12-Lehrkräfte eine A13-SL-Stelle für den Aufstieg benötigen, um dann weiterziehen zu können, da es kaum A13-Stellen außerhalb von SL gibt. Dann wechselt man nach 3-5 Jahren auf den nächsten Posten.

  • Genau do etwas wären Punkte, die sich relativ einfach beheben lassen. Allerdings braucht man dafür (wenig) Geld. Dann lässt man lieber ordnerweise Konzepte schreiben und dann passiert nichts.

    Stimmt, theoretisch sollten fehlende Aufzüge das kleinste Hindernis sein. Praktisch sieht es leider (wie wir wohl alle wissen) anders aus, kenne mehrere Schulen ohne/mit seit Jahren kaputtem Aufzug.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Also ich finde nichts einfacher zu inkludieren als körperliche Einschränkungen, auch wenn wir einen Schüler dann schon einmal die Treppen rauf und runter getragen haben. Aber bei Sozialem und Emotionalem Förderbedarf, der dann bei uns am technischen BK in den Werkstätten mitunter wirklich lebensgefährlich wird, eine Drehmaschine ist kein Spielzeug, breche ich ab.

    Ich kann mir vorstellen, dass das Tragen sehr unangenehm sein kann und sicher problematisch ist, wenn ein Unfall passiert. Aufzüge sollten schon drin sein, in jeder Schule (da ja jede Schule theoretisch SuS im Rollstuhl oder mit motorischen Einschränkungen haben könnte).

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Stimmt, theoretisch sollten fehlende Aufzüge das kleinste Hindernis sein. Praktisch sieht es leider (wie wir wohl alle wissen) anders aus, kenne mehrere Schulen ohne/mit seit Jahren kaputtem Aufzug.

    Was ist ein Aufzug? :D


    Rollstuhl scheitert bei uns schon an der Eingangstür. Keine Klasse ist ebenerdig. Die OGS ist ganz oben in Etage 5

  • Und es gibt Gegenbeispiele: Bei uns baut der Schulträger gerade alle Gebäudeteile um: Jedes bekommt einen Aufzug (wir haben viele Gebäudeteile) und es gibt eine behindertengerechte Toilette.


    Also ich finde nichts einfacher zu inkludieren als körperliche Einschränkungen, auch wenn wir einen Schüler dann schon einmal die Treppen rauf und runter getragen haben. Aber bei Sozialem und Emotionalem Förderbedarf, der dann bei uns am technischen BK in den Werkstätten mitunter wirklich lebensgefährlich wird, eine Drehmaschine ist kein Spielzeug, breche ich ab.

    Ja, es gibt Einschränkungen bei manchen SuS. Die dürfen nicht an allem teilnehmen. Richtig. Aber deswegen die Inklusion zu verteufeln und behinderte SuS einfach mal so pauschal auszugrenzen, ist für mich ein No-Go.

    Ja, kostet Geld.

    Ja, ist in der Vergangenheit nicht gut gemacht worden.

    Aber auch: siehe mein Schulträger: Es tut sich was!


    Kurzform: Viel Geschwafel, viel Arbeit, wenig (didaktischer) Nutzen.

    Ja, auch oft! Ich picke mir auch immer nur die Dinge raus, die ich einsehe und mir nützlich erscheinen.

    Aber wie gesagt: Man kann natürlich auch alles doof finden. War bei uns an der Schule nicht anders. Jetzt hat sich durch Pensionswellen ein anderes Kollegium ergeben. Das fordert den Schulträger in vielerlei Hinsicht und siehe da: Es tut sich einiges!

    Aber Du hast mir ja auch schon mehrmals gesagt, dass Du da keinen Bock drauf hast, etwas zu fordern. Ist ok. Aber ziehe nicht die ins Lächerliche, die das tun und sich daran freuen, dass sich Schule verändert.

  • Und wieder verschiebt sich der Fokus auf den Bereich KB. Der ist nicht unwichtig, nicht falsch verstehen. Aber das gravierendere Problem liegt im Bereich der ES SuS.


    Kaum I-Helfer, deren Engagement sehr unterschiedlich und deren Aufgabe mehr als nebulös ist. Zwei ES SuS mit Diagnose dazu drei U-Boote bei einer Klassenstärke von 27 und dann geht gar nichts mehr. Den Förderschulkollegen, den man permanent bräuchte, sieht man selten. Entlastungssysteme für ganz schlimme Situationen oder Phasen sind nicht vorgesehen. Und wenn man die Familienhintergründe beleuchtet, dann ist man ganz schnell bei der Befürwortung von Zwangssterilisation und Zwangsadoption. Von der Seite häufig auch keine Hilfe oder Interesse.


    Aber ein Bild von Rolli-Ralf ist so viel allgemeinverträglicher als der verstörende Blick in die Abgründe unserer Gesellschaft. An einer Querschnittslähmung kann man nichts machen. An den Zuständen unterhalb des Querschnitts könnte und müsste man ja was tun. Mehr, als die Kinder in eine Klasse mit anderen Gestörten zu stecken, keine zusätzlichen Kräfte abzustellen, ohne systemische Unterstützungskonzepte und das Ganze dann frecherweise Inklusion zu nennen.

    Von wegen Schuft, ein Zyniker ist ein enttäuschter Idealist!

  • Ja, auch oft! Ich picke mir auch immer nur die Dinge raus, die ich einsehe und mir nützlich erscheinen

    Auch das nicht mehr. Als ich beim letzten Türschild-Projekt auf die Frage, welche Arbeit auf uns als Kollegium zukäme, angelogen wurde, bin ich prinzipiell gegen alles. Notwehr. Fool me once, shame on you; fool me seven or more times, shame on me.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Aber Du hast mir ja auch schon mehrmals gesagt, dass Du da keinen Bock drauf hast, etwas zu fordern.

    Auch diese Ernüchterung hat ihre Gründe. Dienstherrin, Schulträgerin, Schulleitung und Kollegium haben es gemeinsam verstanden, mir gründlich den Spaß zu verderben.

    Aber ziehe nicht die ins Lächerliche, die das tun und sich daran freuen, dass sich Schule verändert.

    Tue ich nicht. Muss ich auch nicht. Oft genug kriegen das die Protagonistinnen allein hin.


    Ich möchte in Ruhe gelassen werden und meine Arbeit machen können. Ich habe keine Lust mehr darauf, dass die einen die Ideen und die anderen die Arbeit haben.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Und es gibt Gegenbeispiele: Bei uns baut der Schulträger gerade alle Gebäudeteile um: Jedes bekommt einen Aufzug (wir haben viele Gebäudeteile) und es gibt eine behindertengerechte Toilette.

    Wie lange diskutiert man schon über Barrierefreiheit? Ein paar Jahrzehnte später bequemen sich die Schulträgerinnen, erste Maßnahmen einzuleiten. Das soll ich auch noch bejubeln?

  • Was ist ein Aufzug? :D


    Rollstuhl scheitert bei uns schon an der Eingangstür. Keine Klasse ist ebenerdig. Die OGS ist ganz oben in Etage 5

    Ein Unding.

    Bildung ist die Fähigkeit, fast alles anhören zu können, ohne die Ruhe zu verlieren oder das Selbstvertrauen. (Robert Frost)

    Bildung kann einen sehr glücklich und gelassen machen. (Günther Jauch)

    Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt? (Ernst R. Hauschka)




  • Die Schulträgerin kann Schwerpunkte ausweisen, sodass nicht alle Gebäude entsprechend ausgestattet werden müssen.

    Fallen Angel

    Du magst es traurig finden, aber ein Schulträger kann alte Schulgebäude von vor 150 Jahren ja nicht mal eben anpassen, das wären immense Kosten, die man vielleicht über viele Jahre stemmen kann, aber nicht von jetzt auf gleich. Das ist, bei allen Wünschen, schlicht unrealistisch.


    Wenn man gleichzeitig KiTa bauen und ausstatten muss, weil die Geburtenzahlen steigen, und den Ganztag realisieren soll (bauen und ausstatten), wird man Prioritäten setzen müssen. Das kann dann eben auch bedeuten, dass eine von mehreren Schulen nicht Rollstuhl-gerecht ist und deshalb diese Kinder vorerst nicht aufnehmen kann.


    Auf lange Sicht kann und sollte man erwarten, dass alle Gebäude entsprechend ausgestattet sind, aber es stößt tatsächlich an Grenzen, die letzltich Schulneubauten bedeuten würden.

  • Du magst es traurig finden, aber ein Schulträger kann alte Schulgebäude von vor 150 Jahren ja nicht mal eben anpassen, das wären immense Kosten, die man vielleicht über viele Jahre stemmen kann, aber nicht von jetzt auf gleich

    Harhar. Barrierefreiheit kam ja nicht erst gestern vormittag auf. Ähnlich wie bei der Digitalisierung: Jahrzehntelang die Scheuklappen bis zum Scheitel hochgezogen und jetzt heulen, dass es nicht holterdipolter geht. Selbstgemachtes Problem, selbst Lösung finden.

  • Du magst es traurig finden, aber ein Schulträger kann alte Schulgebäude von vor 150 Jahren ja nicht mal eben anpassen, das wären immense Kosten

    Wobei allein die Kosten nicht einmal DAS Problem ist bei so einem historischen Gebäude. Ich habe das bei mir am Ort selber bei einem Hotel erlebt. Da sagt das Denkmalamt, daß die Fenstergitter im Erdgeschoß drin bleiben müssen, weil die Fassade unter Denkmalschutz steht. Gleichzeitig sagt das Gewerbeamt und die Brandaufsicht, daß die Fenstergitter raus müssen, wei im Brandfall die Fenster als Fluchtwege zur Verfügung stehen müssen. So, jetzt fang mal an den gordischen Knoten zu durchschlagen.


    Bei alten Schulgebäuden ist es ähnlich. Da einen Fahrstuhl einzubauen, ist das geringste Problem. Aber wenn dann der Denkmalschutz kommt oder auf einmal das komplette Gebäude renoviert werden muß, weil so ein Fahrstuhl ja auch Strom braucht und durch die Arbeiten an der Elektroinstallation der Bestandschutz der Elektro-Anlage verfällt, so daß die komplette Elektrik im ganzen Geäude neu eingezogen werden muß, ...


    Das läßt sich beliebig weiter fortsetzen. Ergebnis: Wir stehen uns selber im Weg.

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