Kappen oder Mützen im Unterricht

  • wie auch (dicke Woll-)Mützen während des Unterrichts ausgezogen werden sollen. Caps und Mützen, die nur aus "modischen Gründen" getragen werden, dürfen die SuS aber aufbehalten

    Diese Regelung finde ich sehr seltsam. Ich wüsste nicht, wie ich diese Unterscheidung treffen sollte und hätte dazu ehrlich gesagt auch keine Lust, mir bei jeder Mütze erklären zu lassen, ob sie nun modisch zu verstehen sei oder nicht.


    Zumindest zu Stundenbeginn hätte ich schon gern signalisiert, dass sie anwesend und präsent und nicht mehr draußen sind.

    Das geht aber auch anders als über das "Mützen-Signal". Wie kann ein Schüler, der draußen gar keine Mütze trägt, ansonsten signalisieren, dass er präsent ist? ;)


    Ich handhabe es persönlich so wie viele der Kolleg*innen hier: Augen sehen können ist wichtig, Rest ist mir egal, so lange es keine Sicherheitsbedenken bei Experimenten gibt und so lange die SuS nicht rumnerven mit den Klamotten. Wenn jemand konzentriert mitarbeitet, freundlich ist usw., spielt die Kopfbedeckung für mich nun echt keinerlei Rolle. Deswegen auch hier:

    Manchen Schüler tragen immer eine Mütze, u.U. auch eine dicke Winter-Strickmütze. Letzterer S würde am liebsten rund um die Uhr auch in seiner dicken schwarzen Winterjacke im U sitzen, diese Jacke trägt er ab September (so viel zum Thema Winter).

    Soll er doch. Gewöhnen sich alle schnell dran. Auch Temperaturempfinden kann sehr unterschiedlich sein. Für mich wäre nur wichtig, ob er damit den Unterricht stört oder sich selbst vom Lernen abhält.


    Ich bin aber sowieso jemand, der Kleidungskonventionen am liebsten abschaffen würde.

  • Diese Regelung finde ich sehr seltsam. Ich wüsste nicht, wie ich diese Unterscheidung treffen sollte und hätte dazu ehrlich gesagt auch keine Lust, mir bei jeder Mütze erklären zu lassen, ob sie nun modisch zu verstehen sei oder nicht.

    Aha. Na ja, du siehst doch wohl, ob es sich um eine dicke Wintermütze handelt, die man nur draußen trägt, oder um ein "Beanie", oder nicht?

    Wenn du "keine Lust auf Erklärungen" hättest, wäre es an meiner Schule dir als Lehrkraft überlassen zu sagen, dass du nicht möchtest, dass die SuS Mützen, Caps u. ä. im Unterricht tragen. So einfach ist das und läuft seit ca. 15 Jahren, als dieser Passus in den Schulvertrag aufgenommen wurde, bestens.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Da muss ich mal kurz nachhaken: Wie kannst du denn an der Frisur einer Person auf deren Einkommen bzw. an der Frisur einer Schülerin/eines Schülers auf das Einkommen ihrer/seiner Eltern rückschließen???

    Ich weiß zwar nicht, warum es drei Fragezeichen bedarf, aber da du offenbar keine SuS aus sozial schwachen Verhältnissen unterrichtest: fettige Haare, große Schuppen, große Läuse, selbst geschnittene, selbst gefärbte und selbst rasierte Haare sind ein ziemlich zuverlässiger Indikator für HartzIV in Generation 3.

  • Da muss ich karuna leider beipflichten. Rein optisch ist das nicht gerade das Verwöhnprogramm, dass wir jeden Tag geliefert bekommen. Ich erspare dir Details...

    Manchmal kommen Kinder von Kollegen ins Haus (also vor Corona, jetzt haben die ja Betretungsverbot) und du siehst diesen Kindern auf 1000m gegen den Wind an, dass sie KEINE Schüler von uns sind.

    Das Aussehen, die Haltung, der Gang... das ist leider wirklich so. Ausnahmen mag es immer geben, aber die Kinder meiner Kollegen sind durch die Bank gepflegter, um einiges!, als unsre Schüler aus den Klassen 1-9.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ich weiß zwar nicht, warum es drei Fragezeichen bedarf, aber da du offenbar keine SuS aus sozial schwachen Verhältnissen unterrichtest: fettige Haare, große Schuppen, große Läuse, selbst geschnittene, selbst gefärbte und selbst rasierte Haare sind ein ziemlich zuverlässiger Indikator für HartzIV in Generation 3.

    Du solltest mich mittlerweile eigentlich lang genug kennen um zu wissen, dass viele meiner SuS aus sozial schwachen Verhältnissen kommen, denke ich. Aber sei's drum: Ich kann dir berichten, dass fettige Haare, große Schuppen und erst recht große Läuse bei unseren Schüler*innen nicht vorkommen. Selbst gefärbte Haare hingegen finden sich bei vielen SuS (und auch Kolleginnen!) aus allen Schichten und ist daher meiner Meinung nach kein Indikator für ein geringes Einkommen. Und falls jemand sich selbst oder jemand, der keine Ausbildung im Friseurbereich hat, ihr/ihm die Haare geschnitten oder rasiert hat, muss das in allen bisherigen Fällen gut geklappt haben. Denn auch da habe ich noch nichts "Missglücktes" gesehen, was darauf schließen lässt, dass die-/derjenige kein Geld für einen Friseurbesuch übrig hat.


    Vielleicht liegt das am höheren Alter unserer SuS und/oder daran, dass sie einfach mehr Wert auf ihr Äußeres legen? Oder einfach an der Schulform? Keine Ahnung. Aber ich habe gerade mal wieder zwei Schülerinnen in der Klasse, die von der Förderschule kommen, sowie ca. 10 SuS, deren Eltern Hartz4-Empfänger*innen sind, und alle diese SuS sind sehr gepflegt.


    P. S.: Drei Fragezeichen erhalten alle meine "großen" Fragen ;)

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  • Humblebee : zur Klärung: Was ist deine Schulform nochmal genau? Könnte es sein, dass du eben nicht den "Bodensatz" unterrichtest, jene also, die es nirgendwohin als ins Pflichtprogramm schaffen? Dass deine Schüler immerhin etwas Bildungswillen zeigen müssen? Im Gegensatz zu meinen Schülern, die den allereinfachsten Weg gehen und weniger nicht tun können (weiter unten geht bildungsmäßig nicht, es gibt zwar die Schule für Geistigbehinderte, aber die haben ganz andre Voraussetzungen).

    Ehrlichgemeinte Frage, aber ich denke, du weißt das.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Wenn du "keine Lust auf Erklärungen" hättest, wäre es an meiner Schule dir als Lehrkraft überlassen zu sagen, dass du nicht möchtest, dass die SuS Mützen, Caps u. ä. im Unterricht tragen.

    Könnte ich, würde aber nicht stimmen, denn ich hätte ja nichts dagegen, dass die SuS Mützen tragen. ;) Aber wenn es eine schulische Regelung ist, müsste ich sie mittragen und da wäre für mich diese Formulierung dann zumindest in der von dir geschriebenen Form nicht so richtig hilfreich, denn Mützen, die nicht als modisches Accessoire verstanden werden können, müsste ich dann verbieten.

    Aber ich muss eure Regelung ja auch gar nicht nachvollziehbar finden, also alles gut.

  • Ich bin an einer berufsbildenden Schule tätig und unterrichte Schüler*innen von der Berufseinstiegsschule (SuS ohne jeglichen Schulabschluss) über Haupt- und Realschulabsolvent*innen in der Berufsfachschule bis hin zum beruflichen Gymnasium. Diese SuS sind alle noch schulpflichtig und gerade in unseren BES- und BFS-Klassen sind eine ganze Reihe von SuS nur deshalb, weil sie keinen Ausbildungsplatz gefunden haben.

    Zudem unterrichte ich teilweise auch ältere SuS, z. B. in der Fachoberschule, die schon eine Berufsausbildung gemacht haben. Die sind natürlich nicht mehr schulpflichtig und daher freiwillig bei uns ("Bildungswille" also vorhanden).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Zitat
    "Manchen Schüler tragen immer eine Mütze, u.U. auch eine dicke Winter-Strickmütze. Letzterer S würde am liebsten rund um die Uhr auch in seiner dicken schwarzen Winterjacke im U sitzen, diese Jacke trägt er ab September (so viel zum Thema Winter)."

    Soll er doch. Gewöhnen sich alle schnell dran. Auch Temperaturempfinden kann sehr unterschiedlich sein. Für mich wäre nur wichtig, ob er damit den Unterricht stört oder sich selbst vom Lernen abhält.


    Naja. Dieser S ist sehr speziell, ich schrieb es bereits. Dass er rund um die Uhr eine dicke Winterjacke + Strickmütze trägt, hat bei ihm weniger mit einem Temperaturempfinden zu tun. Vielmehr ist es wohl seine Art, sich hinter dieser Kleidung "zu verstecken" oder sich - auf seltsame Art und Weise - "unsichtbar" zu machen. Das führt durchaus zu Problemen. Z.B. zu Trittbrettfahrern, die dann allein der Provokation wegen mit Jacken und Mützen im Unterricht sitzen (und dann natürlich argumentieren, der andere darf ja auch). Und tatsächlich hat man dann als L das Problem, dass die dicke Strickwintermütze (noch dazu schwarz und tief in die Stirn gezogen) einen anderen Eindruck macht, als z.B. eine leichte Beanie in frischen Farben.


    Leider kommt man bei unseren SuS mit Argumentation oft nicht weiter, weil sie Argumentationen als solche oft schon rein intellektuell nicht verarbeiten können.

    Kleines Beispiel, hatten wir heute gerade. Jemand sagte zu den SuS: "Ich finde Euer Verhalten asozial." Die Meinung der SuS dazu: "Der hat uns beleidigt und gesagt, wir sind asozial." Die Erklärung, dass dies zwei verschiedene Aussagen sind (von der Wortebene her und auch von ihrer Bedeutung), verstehen die SuS nicht. Da helfen auch keine Erklärungen, sie nehmen sie nicht auf.

  • Bezüglich des Erscheinungsbildes muss ich @karuna und laleona durchaus beipflichten. Selbst hier in der Innenstadt kann man machen Jugendlichen auf sieben Metern gegen den Wind ansehen, von welcher Schule sie kommen, ganz ohne Schuluniformen. (Nebenbei bemerkt, scheint das hier sehr viel ausgeprägter zu sein als z.B. in der Gegend meines anderen Wohnsitzes 400 km weiter südlich.)


    Nichts desto trotz gibt es gerade bei den sozialschwachen SuS Erscheinungen, die einen nur noch staunen lassen. Wenn die SuS sich z.B. für ein Unterrichtsfach noch einen extra Schnellhefter für 70 Cent zulegen sollen, geht das in vielen Fällen schief, weil es immer heißt, sie hätten doch schon 3 gekauft, und jetzt NOCH EINER, das wäre viel zu teuer. Dieselben SuS bekommen aber mit 14 Jahren Weihnachtsgeschenke im vierstelligen Wert oder das neueste Apple-Handy.

    Das Problem ist die unterschiedlich wichtige Bedeutung dieser Dinge nicht nur bei den SuS, auch bei deren Eltern. Der vierte Schnellhefter für 70 Cent wird eben nicht gekauft, weil zu teuer. Aber das besagte Handy muss sein... Die Realitäten sind teils völlig verzerrt, aber dies wird eben leider in den Elternhäusern schon so mitgegeben.

  • Ich habe keine Lust, darüber auch noch zu diskutieren. Ich erkläre, dass derartige Bekleidung auf mich wirkt, als sei nan noch nicht angekommen, und dass ich das den übrigen Anwesenden gegenüber unhöflich finde.


    Das reicht für die meisten und sie nehmen die Kappe ab.


    Ich erwarte, dass die Klamotten ab und an eine Waschmaschine von innen sehen und nicht stinken. Wenn die da in der Badehose oder im Skioverall sitzen möchten …

    Also geht es dabei nur um deine Befindlichkeiten. Ich habe wirklich keine Ahnung was das mit Unterricht oder Erziehungsauftrag zu tun hat. Ich hatte bei dem Thema schon hitzige Diskussionen im Seminar damals. OK ich komme aus dem technischen Bereich, aber ich habe noch nie im betrieblichen Umfeld erlebt, dass sich jemand über eine Kappe oder Mütze aufgeregt hat. Das kam immer nur von Leuten, die keinen Kontakt zur betrieblichen Arbeitswelt haben.


    Bei mir kann getragen werden was gefällt. Wenn ich Mal ins Labor oder Werkstatt gehen, dann muss sich entsprechend an die Sicherheit gehalten und der Look angepasst werden. Ansonsten steht es mir nicht zu, über das Aussehen anderer zu urteilen.


    Da habe ich bei Lehrkräften schon weitaus schlimmere modische Verfehlungen gesehen.

  • Also geht es dabei nur um deine Befindlichkeiten.

    Und wenn's so wäre, sind wir keine Teilnehmenden im Schultag? Mich stört Kaugummikauen z.B. nicht, andere Kolleginnen finden es unhöflich, in sie an wiederkäuende Mäuler gemahnende Münder zu schauen.


    Ironie on: Vielleicht können sich ja bloß die nicht durchsetzen, die hier so vehement ihre Coolness zu verteidigen meinen müssen, indem die SuS machen dürfen was sie wollen? :zungeraus: Ironie off. Das ist in etwa derselbe Blödsinn wie der, dass man auch Fremden das Rauchen verbieten wolle, wenn man im Klassenraum nicht vermummten 15-Jährigen gegenüberstehen will.

  • Catania : Das hast du sehr zutreffend formuliert mit dem Schnellhefter und dem Handy. Hat meinen Blick tatsächlich etwas geweitet, danke.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • In meinem Unterricht habe ich meine Schüler (in der Regel waren es Jungen) gebeten, die Kappen auszuziehen. Ich schaue gerne in Gesichter und nicht auf Kappenschirme.

    EIne gute Idee, bei uns ist bis auf Kopftücher jegliche Kopfbedeckung abzunehmen, Hüte behält ja auch niemand auf, Jacke sind übrigens in der Regel (Corona ist nicht die Regel) auch auszuziehen,

  • Also ich persönlich mag es gar nicht, wenn Schüler in meinem Unterricht Kappen, Kapuzen, oder Hauben aufhaben - ich empfinde dies als unhöflich und unpassend (zugegebenermaßen - ich bin altmodisch und auch nicht mehr der jüngste). Das wissen die Schüler aber auch (immerhin bin ich ja auch schon lange genug an der Schule), akzeptieren das und verhalten sich dementsprechend (auch wenn sie vielleicht bei anderen Kollegen die Kappen aufbehalten) - im Laufe der Zeit entwickeln (nicht nur) Schüler schon ein feines Gespür dafür, was der eine (Lehrer) mag und was nicht. Auch Machtspiele werden wohl nur selten ausgetragen, wenn man lange genug "dabei" ist und einen gewissen Ruf erworben hat (bei jungen Lehrern probieren sie es halt schon, wie weit sie gehen können...) Außerdem steht in unserer Hausordnung explicite, daß "auf die Außenwirkung [...] geachtet" [werden soll] und daß demgemäß Jogginghosen, etc. unerwünscht sind. Und um etwas aufzugreifen, was gerade oben erwähnt wurde: Kaugummikauen kann ich partout nicht leiden - dafür habe ich persönlich (im Gegensatz zu manchen Kollegen) nichts dagegen, wenn die Schüler während meines Unterrichts trinken und essen, sofern dies ihre Aufmerksamkeit und Mitarbeit nicht beeinträchtigt (sofern die Nahrung nicht gerade in Olmützer Quargel oder sonstigen Gestanksträgern besteht - wobei: den Quargel würde ich ihnen wohl wegfressen, gg).

    Wahrscheinlich ist das halt auch so wie in vielen anderen Dingen: Stelle dich auf dein Gegenüber ein! Relativ bald ist vermutlich bekannt, was der eine goutiert und der andere nicht ausstehen kann. Ich schätze mal, daß an Haupt-, Förder-, etc. schulen die Regeln strenger gehandhabt werden müssen (schon allein, um Struktur zu geben), als am Gymnasium, aber das wird vielleicht auch von mal zu mal unterschiedlich sein...

  • Meine SchülerInnen müssen die Kappen absetzen, das wissen sie und deswegen bin ich mit diesem Thema wenig konfrontiert.

    Ich kommentiere auch das Tragen von Trainingshosen negativ, aber da diesbezüglich, sehr zu meinem Leidwesen, nichts in der Hausordnung steht tragen sie die Schülerinnen weiterhin.


    Grüße

    Kopfschloss

  • Während ich einerseits davon überzeugt bin, dass sich Schule nicht in Bekleidung von Schülerinnen und Schülern einzumischen hat (Stichwort: Jogginghosen- und Hotpants-Verbote), kommuniziere ich dennoch offensiv, dass durch Kleidung auch Eindrücke entstehen, die vlt. gar nicht beabsichtigt sind. Das gilt insbesondere für das Tragen von Jacken und Mützen bei normaler Raumtemperatur, die irgendwie Abwesenheit und Flucht suggerieren. Daher bitte ich meine Schülerinnen und Schüler, diese grundsätzlich im Raum abzulegen.

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