Kappen oder Mützen im Unterricht

  • (...)


    Ich habe jedenfalls ein erfülltes Leben ohne Hoodie mit kackhässlichem Logo.


    (...)

    Ich auch. Generell trägt Bekleidung nichts dazu bei, dass mein Leben erfüllter wäre und fände ich den Hoodie "kackhässlich" hätte ich ihn weder erworben, noch würde ich ihn geschenkt tragen. Mir gefällt der aber, ich trage den gerne und fühle mich wohl damit und kann mich dann auch noch darüber hinaus freuen, weil etwas so simples wie meine Bekleidung meine SuS erfreut und positive weitere Auswirkungen hat. Bringt aber wohl nichts, das weiter erörtern zu wollen. Dein Standpunkt ist klar, meiner ist es zumindest ein paar anderen geworden, wenngleich dir nicht unbedingt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Aber genau dieser Gedanke scheint hier einigen unangenehm zu sein.

    Dafür, dass du dir in der Regel solche Mutmaßungen verbittest, mutmaßt du hier aber ganz ordentlich.

    Davon, dass es unangenehm wäre, wenn der Schulträger die Kleidung bezahlt, hat nach meiner Wahrnehmung keine geschrieben. Davon, dass der Gedanke unangenehm sei, glaube ich auch nicht.

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Ich habe die letzten fünf Seiten nicht gelesen; Verzeihung, wenn ich etwas wiederhole, möglicherweise biete ich doch - am Ende dieses Beitrags - einen neuen Aspekt.


    Wie in meinem einen Beitrag in diesem Thread geschrieben: Ich lasse Mützen absetzen. Begründung habe ich keine gegeben, ich hole das jetzt nach, um mich damit hoffentlich für weitere Beiträge zu legitimieren: a) es stört mich und b) es ist sozial akzeptiert, dass ich das verlangen darf.


    Ich halte das Thema an sich für eines der weniger wichtigen im Unterricht, aber es scheint vielen hier sehr am Herzen zu liegen. Handelt es sich um einen Stellvertreterkrieg? Ich schreibe niemandem das Mützenverhalten vor, aber denke mir still meinen Teil, ja; ich würde allerdings nie so dezidiert, wie ich das hier gelesen habe, vom Mützenverhalten auf sonstiges Unterrichts- oder Demokratieverständnis schließen.


    Was ich, und hier mein neuer Gedanke, gar nicht mag: Wenn ich mich mit einem "Servus!" beim Hereinkommen ins Klassenzimmer begrüßt werde. (Ich bin meist vor den Schülern und Schülerinnen in meiem Raum.) Gar kein individuelles Grüßen im Klassenzimmer: völlig okay, schließlich gibt es - bei mir - eine relativ formale Begrüßung zum eigentlichen Unterrichtsbeginn. Ansonsten freue ich mich über ein individuelles "Morgen" oder "Guten Morgen" und grüße brav zurück.


    Aber "Servus!" mag ich nicht und ich mache es zu einer Regel, mich nicht so zu grüßen.


    Darf ich das? Muss ich da mehr begründen als "mag ich nicht"? Ich kann, aber die Begründung sehe ich nicht groß anders als das mit den Mützen: Es stört mich, und ich komme damit durch. Alles andere, gesellschaftliche Konvention und so weiter, ist beim einen so weich wie beim anderen.


    Ein Einwand fällt mir ein: Begrüßung ist Kommunikation, Mütze auf dem Kopf ist keine, könnte man sagen. Aber auch die Mütze auf dem Kopf, würde ich sagen, ist Kommunikation.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • Dafür, dass du dir in der Regel solche Mutmaßungen verbittest, mutmaßt du hier aber ganz ordentlich.

    Zumindest mache ich sprachlich deutlich, dass ich den Anschein wiedergebe.


    Insofern muss ich da wohl umformulieren, ich bitte um Entschuldigung. Mutmaßen darf man. Als problematisch empfinde ich es, wenn man die Mutmaßungen wie Fakten formuliert.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Zumindest mache ich sprachlich deutlich, dass ich den Anschein wiedergebe.

    Da hast du total recht, deine Beiträge sind eigentlich immer sehr exakt. Ist aber so nicht jederfraus/manns Sache, weil du es bisweilen doch auf die Spitze treibst.


    Und jetzt wieder zur Sache:

    Herr Rau Erklärst du mir als Kohlenpottkind mal kurz, warum „Servus“ eine unangemessene Begrüßung ist?

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Aber "Servus!" mag ich nicht und ich mache es zu einer Regel, mich nicht so zu grüßen

    Geht mir ähnlich. Ich habe einen einzigen Schüler, der "Hallo" beim Reinkommen und "Tschüss" beim Rausgehen sagt. Ich sage nur deshalb nichts, weil er 1. abgesehen davon höflich ist und ich 2. Deutsche bin. Aber eigentlich geht das in der Schweiz gar nicht, das ist ganz klar informell und nicht für die Kommunikation zwischen SuS und LP angebracht.

  • Da hast du total recht, deine Beiträge sind eigentlich immer sehr exakt. Ist aber so nicht jederfraus/manns Sache,

    Ich nehme Rücksicht auf Menschen, die sich mit etwas schwer tun. Auf aktive Bildungs- und Intelligenzverweigerinnen aber nicht.


    weil du es bisweilen doch auf die Spitze treibst.

    „Zu genau“ gibt es nicht. Es gibt auch nicht „zu richtig“. Mangelnende (sprachliche) Genauigkeit ist ein Grundübel unserer Gesellschaft.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Herr Rau Erklärst du mir als Kohlenpottkind mal kurz, warum „Servus“ eine unangemessene Begrüßung ist?

    Ich habe nicht einmal behauptet, dass das der Fall ist - auch wenn ich es in der Tat glaube. "Servus" ist in meinem Sprachgebrauch, in meiner Region, eine Begrüßung unter Leuten, die sich gut kennen und jedenfalls ein anderes Verhältnis zueinander haben als meine Schüler (es sind immer männliche) und ich. - Daneben war mir schon als Jugendlicher diese Variante des"Servus" (von der österreichischen zu unterscheiden, und vielleicht gibt es weitere) zu schafkopfig. Sportlehrer lieben es. - "Hallo" ist völlig in Ordnung, da wo ich herkomme oder halt bin.

    Seit 2004 unter dem gleichen Namen im Forum, weitgehend ohne ad hominem.

  • So ist es. In der Schweiz läuft in der Beziehung viel mehr über Sprache als übers Aussehen bzw die Kleidung. Nicht grüssen, "falsch" grüssen und generell zu wenig Höflichkeitsfloskeln sorgen definitiv für schlechtere Stimmung als ne Mütze auf'm Kopf.

  • "Servus" ist in meinem Sprachgebrauch, in meiner Region, eine Begrüßung unter Leuten, die sich gut kennen

    Einfache Faustregel: Wo ein "Servus!" angemessen ist, kann ich auch "na, du Wutz!" sagen.

  • weil etwas so simples wie meine Bekleidung meine SuS erfreut und positive weitere Auswirkungen hat.

    Aber wenn es denn so einfach ist, mit einem simplen T-Shirt so viel gutes zu tun, warum sorgt dann nicht die Schule diese Kleidung?


    Die T-Shirts mit Vereinslogo, die ich bei ehrenamtlichen Einsätzen für den Sportverein trage, zahlt jedenfalls der Verein.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Aber "Servus!" mag ich nicht und ich mache es zu einer Regel, mich nicht so zu grüßen.


    Darf ich das? Muss ich da mehr begründen als "mag ich nicht"? Ich kann, aber die Begründung sehe ich nicht groß anders als das mit den Mützen: Es stört mich, und ich komme damit durch.

    So sehe ich das auch. Ich nagle ja keine Liste an die Schulpforte mit 95 Thesen, wie sich zu verhalten sei und drohe mit der Hölle, wenn einer was macht, was ich doof finde. Aber sagen tu ichs halt und das ist schon nachvollziehbar und auch nicht unendlich viel oder kompliziert. Bei euch ist das "Servus" zu salopp, ich finde grußlos reinschlappen unhöflich. Wenn ich "Guten Morgen" sage und ein Kind antwortet nicht, sag ich manchmal z.B. 'hey, alles klar oder ist was schiefgelaufen heute früh?' manchmal erkläre ich auch, 'wenn du mit Guten Morgen antwortest, finde ich gleich die Stimmung besser.' oder so. Zwingen zum Reden tu ich keinen. Und einige bei uns stehen alleine auf, kümmern sich um ihre kleinen Geschwister oder kriegen nur 'Arschloch' von ihren Eltern zu hören, falls die überhaupt wach sind. Also ist der Morgen ja wirklich nicht gut. Es schadet aber nicht, zu lernen, dass man in der Gesellschaft besser ankommt, wenn man weiß, was woanders normal ist. Eigentlich ist das sogar vorrangiges Lernziel bei uns, wenn ich so drüber nachdenke. Konfliktbewältigung, Beziehungsgestaltung, Kommunikation.


    Ich schüttelte (jetzt zum Glück nicht mehr...) jedem Partygast die Hand, seit ich in Sachsen wohne und hab in Südeuropa so viele Küsschen nach abgesprochener Wangenreihenfolge verteilt, wie eben dort üblich. Kann man sich ja sträuben, wenn's einem was gibt, ich finde son bisschen in Gepflogenheiten reindenken okay.

    Einmal editiert, zuletzt von karuna ()

  • Mir fällt gerade ein, wir hatten einen einzigen Lehrer, der uns aufstehen ließ, das war ein total altmodischer Typ. Aber irgendwie haben wir's noch in der Oberstufe gemacht, weil ihm das wichtig war :)

    Ob er noch lebt?

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Die T-Shirts mit Vereinslogo, die ich bei ehrenamtlichen Einsätzen für den Sportverein trage, zahlt jedenfalls der Verein.

    ich würde die Sachen mit den Schullogos nicht als "Arbeitsklamotten" bezeichnen, die die Schule zahlen soll, weil man sie beim Einsatz in der Schule trägt. (In dem Fall hättest du nicht unrecht.)


    Sie haben eher die "emotionale Qualität" von Fan-Shirts etc.

    Wer ein Fußballshirt vom BVB (zum Beispiel) trägt, signalisiert: "BVB, ich stehe zu dir. Du gefällst mir."

    Wer ein T-Shirt einer Band trägt, signalisiert: "[Bandname], deine Musik gefällt mir. Ich finde dich Klasse!"

    Wer ein T-Shirt mit dem Schullogo trägt, signalisiert: "[Schulname], ich stehe zu dir. Du gefällst mir. ich finde dich Klasse."


    Daher trägt man das, als Zeichen der "emotionalen Verbundenheit" mit der Schule und zahlt es auch selbst. Wie das Fan-Shirt der Band oder des Fußballvereins.

    (Es hätte auch einen komischen Beigeschmack, wenn man die "Fan-Klamotten" dann zum Tragen bezahlt bekommt. Das wirkt dann wie ein "bezahlter claquer".)


    kl. gr. frosch

  • Ich verstehe den Zweck / die Wirkung von solchen Schulshirts ... allerdings sehe ich Formen der "corporate identity" kritisch. Emotionale Verbundenheit ist in vielen Bereichen positiv ... kann aber auch ganz schnell ins Negative gehen ("Wir gegen die anderen" - wie bei Fußball- oder auch Fan-Shirts zu sehen). Bei Schülern wird die emotionale Verbundenheit nicht so weit gehen, um sich wegen ihr von der Institution ausnützen zu lassen ... bei Lehrkräften bin ich mir nicht so sicher ("Unsere Schule muss / soll ... und da machen wir jetzt mit und opfern noch zusätzlich Zeit ... weil UNSERE Schule").

    Ja, ich seh's wohl zu negativ ...

  • Wer ein T-Shirt mit dem Schullogo trägt, signalisiert: "[Schulname], ich stehe zu dir. Du gefällst mir. ich finde dich Klasse."


    Daher trägt man das, als Zeichen der "emotionalen Verbundenheit" mit der Schule und zahlt es auch selbst. Wie das Fan-Shirt der Band oder des Fußballvereins.

    Dann bin ich erst recht 'raus. Ich bin kein Fan irgendeiner Schule, auch nicht der, an der ich Dienst tue. Mein Dienstverhältnis ist deutlich sachlicher. Ich brauche keine „emotionale Verbundenheit“. Ich sehe auch nicht, dass diese mich weiter bringt. Ich befürchte eher, dass sie mir im Weg stünde, wenn ich mal wieder Kritik üben muss. Sei es an Verhältnissen an der Schule selbst oder an den Vorgaben von oben, die in der Schule umgesetzt werden.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Ich habe zweimal zum Abschied von einer Schule ein Poloshirt mit dezenten Schullogo geschenkt bekommen und an meiner jetzigen eines (ebenfalls dezenten Logo auf der Brust) gekauft. Der Preis war für die gute Qualität angemessen, ich trug es zu Elternabende etc. und war immer passend gekleidet. Leider habe ich bei einer Chemieshow am Tag der offenen Tür Löcher hereingebrannt (jetzt trage ich teurere Kleidung und hoffe, dass es nicht wieder passiert). Die jetzigen Schullogos sind mir zu groß, ich mag auch keine Hoodies, also kaufe ich sie nicht. Sie müssen mir gefallen und der Preis muss angemessen sein.


    Ja, der Staat könnte mir welche schenken, aber er zahlt mir auch keine Laborkittel, keine Rotstifte usw. Es ist mir auch nicht so wichtig, mich darüber aufzuregen oder gar zu klagen. Ich werde durchaus aktiv, wenn es mir wichtig ist (hatte schon einen Grund, warum ich Oktober so selten hier war).

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Ja, der Staat könnte mir welche schenken,

    Ich glaube nicht, dass es ein Geschenk ist, wenn der Staat die Kleidung bezhalt, von der er möchte, dass du sie trägst.



    aber er zahlt mir auch keine Laborkittel, keine Rotstifte usw.

    Und wie korrigierst du ohne Stifte?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich glaube nicht, dass es ein Geschenk ist, wenn der Staat die Kleidung bezhalt, von der er möchte, dass du sie trägst.



    Und wie korrigierst du ohne Stifte?

    Stell dir vor, ich kaufe sie auch. Jeder Arbeitnehmer erhält pro Jahr eine Werbungspauschale von 1000 Euro.


    Und dem Staat ist es egal, was ich trage. Aber für mich waren diese Poloshirts günstig.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

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