• Wow, da scheint Siemens aber ein Musterbeispiel zu sein!

    Auch bei Siemens läuft es unterschiedlich. Ein alter Schulfreund arbeitet doch auch. AT. Wenn man den Bonus weglässt, verdient er nicht viel mehr. Dafür gibt es keine Überstunden. Und insbesondere im Ausland nicht. Letztlich geht es darum, dass die Projekte fertig werden. Was ich aber auch von den meisten höre ist, dass es mit Dienstreisen, Arbeitsmitteln etc. vollkommen anders läuft als bei uns. Das ist ja auch sinnvoll. Bei uns frage ich mich immer wieder, warum man teuere A12-A15 Leute nimmt und diese irgendwelche Verwaltungsarbeiten machen lässt. Verschwendung von Ressourcen. Gleiches gilt auch bei vielen Anschaffungen. Warum gibt man nicht etwas Geld aus, um Lehrkräfte gut auszustatten, damit sie effektiver arbeiten, weniger Burnout erleiden, etc. Aber das ist wohl ein Grundproblem des öffentlichen Dienstes...

  • ATler, die nicht wesentlich mehr verdienen als wir? Klingt schlecht verhandelt 😄 Oder der Bonus (der ja nunmal auch fixer Bestandteil des Gehalts ist und mal locker ein "normales" Jahresnetto übersteigen kann) ist extrem gut.


    Bei uns braucht man niemanden für Verwaltungskram oder Ausstattung einstellen, weil das auf dem Papier schlichtweg ein Minusgeschäft ist und weil es bei der hohen Bereitschaft eines Großteils der Lehrerschaft privat einzuspringen auch gar nicht nötig ist. Dass davon die Unterrichtsqualität vermutlich profitieren würde, interessiert nicht sonderlich, denn dieser potentielle Erfolg hat keine unmittelbare Sichtbarkeit und lässt sich daher auch nicht gewinnbringend politisch verkaufen.

  • ATler, die nicht wesentlich mehr verdienen als wir? Klingt schlecht verhandelt 😄 Oder der Bonus (der ja nunmal auch fixer Bestandteil des Gehalts ist und mal locker ein "normales" Jahresnetto übersteigen kann) ist extrem gut.

    Im Gegensatz zu Lehrkräften gibt es bei Akademikern riesige regionale Unterschiede. Vergleiche mal die Gehälter im Süden zu denen im Norden. Ich kenne Diplom-Ingenieure, die netto weniger verdienen als Grundschullehrkräfte.

  • Okay, das mag sein. Die Leute, von denen ich weiß, dass sie außertarifliche Verträge haben, verdienen locker das Doppelte von mir. Und streichen auch mal 40.000 an Bonus ein. Aber auch hier wird es vermutlich riesengroße Unterschiede geben.

  • Wo hast du denn die 40 Stunden her, das müssten doch auch bei euch mehr sein. Schreibst du dir in den Ferien dann auch Unterstunden auf, die du irgendwie verrechnest?

    40h siehe Paragraph 4 I AZV Brandenburg. Ich hab Anspruch auf 30 Urlaubstage.

    Den Rest der unterrichtsfreien Zeit nutze ich für Fortbildungen (und Weiterbildung) und da komm ich durch aus wöchentlich auf 40h.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • 40h siehe Paragraph 4 I AZV Brandenburg. Ich hab Anspruch auf 30 Urlaubstage.

    Den Rest der unterrichtsfreien Zeit nutze ich für Fortbildungen (und Weiterbildung) und da komm ich durch aus wöchentlich auf 40h.

    In Nds rechnet das Land anders. Da werden die Ferien auf die Schulwochen umgelegt. Dann bist du aber auch "nur" bei 42 oder so. Ihr habt tatsächlich 30 Tage Fortbildung im Jahr?

  • Ich denke, 40 Stunden beträgt meine Arbeitszeit tatsächlich in der Woche, wenn ich die Ferien und die 30 Tage Urlaub mit einrechne. Von daher ist das ok ... das Problem ist die ungleiche Verteilung der Stunden auf die Wochen. Es gibt Wochen, da komme ich evtl. auf nur 15-20 Stunden (Weihnachts"ferien" wenn ich eine Schulaufgabe korrigieren muss ... oder zwei). Auch während der Unterrichtszeit gibt es Wochen mit nur ca. 30 Stunden (oder sogar weniger).

    Und dagegen stehen dann Abiturprüfungswochen (Colloquium, Korrektur schriftlich), Wochen, in denen Zeugnisse erstellt werden usw. mit z.T. weit über 50 Stunden.

    Ich hatte früher auch immer die erste Schulwoche als locker gesehen, inzwischen sind wir aber bei fast vollem Unterricht, 5 Stunden Gesamtkonferenz und zwei Fachsitzungen mit je 2-3 Stunden. Wenn man dann noch Klassleitung hat, ist die erste Woche auch schon bei 40+ Stunden.

  • In Nds rechnet das Land anders. Da werden die Ferien auf die Schulwochen umgelegt. Dann bist du aber auch "nur" bei 42 oder so. Ihr habt tatsächlich 30 Tage Fortbildung im Jahr?

    Haben nicht, aber man kann sich ja welche suchen die sinnvoll sind. Hab schon einige digitale mitgenommen (Harvard, Oxford, etc) und auch ein fachstudium gehört zb zu anrechenbaren Leistungen was FoBi angeht.

    • Nicht, wer zuerst die Waffen ergreift, ist Anstifter des Unheils, sondern wer dazu nötigt. -Machiavelli-
    • Zwei Mächte gehen durch die Welt, Geist und Degen, aber der Geist ist der mächtigere. -Napoleon-
    • In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst! -Augustinus-
  • Wofür bekommt man denn 40.000 Eur Bonus?


    Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass die Arbeitsbedingungen überwiegend so gigantisch sind, sonst würde an unseren Oberschulen nicht gestöhnt werden, dass so viele Quereinsteiger eingearbeitet werden müssen.


    Und was muss man machen für einen Bonus von 40.000? Ich finde unseren Beruf durchaus anstrengend, aber ich kann mir vorstellen, dass es belastend(er) ist, wenn irgendein Projekt termingenau fertig werden muss. Und zwar eines, von dem Arbeitsplätze oder sehr viel Geld abhängen.


    Hat denn hier jemand in so einer Position gearbeitet und ist, trotz fürstlichen Gehaltes, in den Lehrerberuf quereingestiegen, um eine ruhige Kugel zu schieben?


    Firelilly kennt scharenweise solche Leute, aber hier ist niemand dabei, oder?

  • Ich bin erstaunt, dass ihr trotz Korrekturen mit den Zeiten auskommt.

    Mir gelingt das nicht, selbst wenn ich Material aus dem Regal ziehen kann.


    Wer eine geregelte 40-Std-Wocje erwartet, ist in der Schule schlecht aufgehoben.


    Das fällt m.E. denen, die zuvor in einem anderen Beruf gearbeitet haben, wo das wesentlich besser geregelt und auch bezahlt oder Überstunden abgefeiert wurden, besonders stark auf.

    Ich kenne eine Menge Lehrkräfte, die immer wieder mit Anspruch und Wirklichkeit hadern und die Arbeitszeitstudie aus NDS zeigt deutlich, dass viele Lehrkräfte weit über das normale Maß belastet sind.

  • Hat denn hier jemand in so einer Position gearbeitet und ist, trotz fürstlichen Gehaltes, in den Lehrerberuf quereingestiegen, um eine ruhige Kugel zu schieben?

    Kenne zumindest jemanden, Chemie-Branche, Geld ohne Ende, aber mehr auf Dienstreise als zu Hause bei der Familie.


    Bei meinem Vater war es ähnlich, Vertrieb (Elektro-Branche), Abteilungsleitung, war der Arsch von der Chef-Etage, wenn etwas nicht lief und er seine Abteilung schützen wollte. Viel unterwegs, Dienstwagen, sehr sehr gutes Gehalt.

    Hat dann auch den Quereinstieg gemacht (sogar ohne Verbeamtung) und ist verdammt glücklich geworden.

  • Ich kenne Leute mit solchen Boni, aber keiner von denen würde ins Lehramt wechseln wollen. Also nein, als Quereinsteiger nicht. Es ging ja ursprünglich darum, unser Gehalt und Arbeitsbedingungen bzw. Arbeitszeiten ein wenig ins Verhältnis zu setzen... und je nachdem, wo man sich in der freien Wirtschaft positioniert hat, sehe ich es halt nicht soooo rosig wie einige hier und würde auch die These vom massiv höheren Druck nicht pauschal abnicken. Unabhängig davon, dass es sicher auch genug Gegenbeispiele gibt.



    @karuna

    Die 40.000 gabs bei einer Landesbank. Aber vielleicht ist die Bankenbranche hier auch tatsächlich nicht ganz repräsentativ. Anderes Beispiel: meine Cousine hat bei einem großen Chemieunternehmen etwa die Hälfte bekommen dieses Jahr. Klar, das kriegt man jetzt nicht als Sachbearbeiter oder Bürokraft, aber das sind auch keine ATler und um die ging es ja in diesem Kontext.

  • Hat denn hier jemand in so einer Position gearbeitet und ist, trotz fürstlichen Gehaltes, in den Lehrerberuf quereingestiegen, um eine ruhige Kugel zu schieben?

    Ich kenne jemand, der in seinem ersten Jahr einen Bonus von knapp 20k bekommen hat. Problem war, dass er in den folgenden Jahren fast 0 bekommen hat. Der Bonus war abhängig vom Erfolg der Firma. Durch die Finanzkrise kamen damals keine neuen Aufträge rein. Irgendwann war es dann mal wieder im Bereich eines 13. Monatsgehaltes.

    Die Person ist aber trotz der tollen Bedingungen dann weg. Zu viel Verantwortung, zu viel unterwegs. Keine Zeit für Familiengründung. Zu viel Arbeit.

  • Bei uns braucht man niemanden für Verwaltungskram oder Ausstattung einstellen, weil das auf dem Papier schlichtweg ein Minusgeschäft ist und weil es bei der hohen Bereitschaft eines Großteils der Lehrerschaft privat einzuspringen auch gar nicht nötig ist.

    De facto wird trotzdem Lehrerinnen-Arbeitskraft verblasen. Egal, wer wie engagiert ist, die Zeit, in der sie Papierstapel von A nach B schiebt ist für effizienten Unterricht verloren.


    Womöglich glaubt man, die Arbeitsleistung der Lehrerinnen umsonst zu bekommen. Man bezahlt aber mit schlechterem Output.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Okay, das mag sein. Die Leute, von denen ich weiß, dass sie außertarifliche Verträge haben, verdienen locker das Doppelte von mir. Und streichen auch mal 40.000 an Bonus ein. Aber auch hier wird es vermutlich riesengroße Unterschiede geben.

    Bonus ist vielleicht nicht immer der richtige Ausdruck. Es gibt Unternehmen, in denen es eine Gewinnbeteiligung gibt. Ich habe während der Uni bei einem Mittelständler (400 Mitarbeiter, Metalltarif gearbeitet) und da waren es für jeden Mitarbeiter mal 500 € pro Jahr, mal 2.000 € und auch mal gar nichts.


    Dann gibt es noch Gehaltspakete, in denen ein variabler Bestandteil enthalten ist. Je nach Position (meistens fangen variable Bestandteile erst ab der zweiten Reihe der Führungskräfte an) sind es zwischen 10 und 20% vom Jahresgehalt. 25% und mehr eher ab Geschäftsführer-Ebene.

    Diese variablen Anteile sind an die Erreichung von Zielen gekoppelt und je nachdem, wie gut man die erreicht, bekommt man halt seinen variablen Anteil oder eben nicht. Diese Ziele werden aber so definiert, dass man sie nie zu 100% erreichen kann und für den Fall, dass man weniger als 50% der Ziele erreicht, hat man bald ein ganz anderes Problem, als nur den fehlenden Bonus.


    Ich kenne ehrlich gesagt nur Leute im Bekanntenkreis und aus früherer Tätigkeit, die als AT-Mitarbeiter noch die Möglichkeit eines Bonus hatten und meistens war das im Ergebnis dann das 13.Monatsgehalt (AT sind ja in der Regel 12 Gehälter).


    40.000 € Bonus gibt es wohl höchstens im Vertrieb oder eben als Geschäftsführer, wobei das Unternehmen dann schon sehr groß sein muss.


    Bei meiner Frau im Unternehmen gibt es übrigens als "Benefit" für die ATler folgende Regelung hinsichtlich der Mehrarbeit:

    Ab 150 Stunden Mehrarbeit im Jahr gibt es im Folgejahr drei freie Tage und für jede weiteren 50 Stunden einen weiteren Tag. Wenn das kein Deal ist. :)


    Bei einem großen Dortmunder Industrieunternehmen gibt es übrigens einen Bonus für die Produktionsmitarbeiter, der auf drei Säulen beruht und bis zu 2.500 € im Jahr bringen kann:

    1. Niedrige Anzahl an Arbeitsunfällen (sinnvoll)

    2. Anzahl produzierter Teile, die die anschließende Qualitätskontrolle bestehen (erinnert ein wenig an Akkordlohn)

    3. Niedrige Krankenquote (falls sich Mitarbeiter nicht von selbst krank zur Arbeit schleppen, sind sie bei häufigerer oder längerer Erkrankung dann direkt bei den Kollegen unten durch, weil der Bonus abteilungsweise berechnet wird).

  • Das ist zulässig?

    Ja, positiv ausgedrückt nennt sich das dann "Gesundheitsprämie" und soll eine Belohnung sein für einen gesunden Lebenswandel. Da man die eigene Gesundheit aber nur bis zu einem gewissen Grad steuern kann, ist es faktisch eine Strafe fürs Krankwerden. Vom Druck der Kollegen, deren Bonus dann auch flöten geht, ganz zu schweigen.


    Auch die Sache mit den Arbeitsunfällen ist zweischneidig. Das penible Einhalten von Sicherheitsvorschriften und das umsichtige Arbeiten sollten sicherlich gefördert werden. Wenn der nächste Punkt, nämlich eine hohe Stückzahl zu produzieren, einen gewissen Spagat erfordert (Umsicht und Geschwindigkeit), hebt sich das sicherlich ein Stück weit auf. Niemand hat gern freiwillig einen Arbeitsunfall und falls es doch passiert, ist es schlimm, wenn zu den erlittenen Verletzungen noch eine Einbuße bei der Sonderzahlung und der Groll der Kollegen kommt.

  • Ja, positiv ausgedrückt nennt sich das dann "Gesundheitsprämie"...

    Und was sagt die Gewerkschaft dazu? Ich bin baff, dass arbeitsrechtlich sowas überhaupt möglich ist.

  • Und was sagt die Gewerkschaft dazu? Ich bin baff, dass arbeitsrechtlich sowas überhaupt möglich ist.

    Rechtlich gesehen ist das nicht angreifbar. Das normale Tarifgehalt bekommt ja jeder. Die Prämie ist eine freiwillige zusätzliche Leistung des Arbeitgebers, auf die kein Rechtsanspruch besteht. Deshalb ist er frei darin, die Kriterien festzulegen, nach denen diese Leistung verteilt wird.

    Eine Grenze wäre nur überschritten, wenn die Verteilung diskriminierend wäre (z.B. keine Ausschüttung an Dunkelhäutige).

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