Korrekturwahn an unserer Schule

  • Ich glaube, wenn ich nicht dagegen ankomme, werde ich das genauso machen, wie du sagst.

  • Dieser Test bei uns beinhaltet 40 Aufgaben. Und die Notengebung ist strikt vorgegeben. Wo wir gerade beim Thema sind:

    24 richtige Lösungen benötigt man für eine 5 minus. Nur soviel dazu.

    Ich kann leider grad nichts Konstruktives beitragen, aber das muss raus: Was für ein Schwachsinn!

  • Grundsätzlich kann ich zwar verstehen, dass man mit häufigen Tests die SuS dazu bringen möchte, kontinuierlich am Ball zu bleiben. Nach meiner Erfahrung wird dieser Effekt aber nicht wirklich durch viele (und dann auch noch so streng) benotete Tests erreicht.


    Die schiere Menge führt - wie ja schon beschrieben wurde - außerdem dazu, dass man für bestimmte Dinge im Unterricht nicht mehr ausreichend Zeit hat.

    Es ist ja immens wichtig, dass auch ohne Druck geübt werden kann.


    Nach wie vor gilt der schöne Spruch „Vom Wiegen wird die Sau nicht fett.“

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

    Einmal editiert, zuletzt von MarieJ ()

  • Die 9er zum Beispiel werden über sämtliche Themen abgefragt (Einheiten umrechnen, Bruchrechnung, Prozentrechnung, rationale Zahlen usw.)

    Sorry, aber wo ist da jetzt bitte das Problem? Zu meiner Zeit haben wir so ab der 9ten das A4-Heft quer genommen, wenn es bei der Formelumstellung hochkant zu eng wurde. Achso, ich vergaß.... das war noch in der guten, alten POS. ;)


    Zum Thema:
    Das Schulgesetz deines Bundeslandes sollte etwas zur pädagogischen Freiheit des Lehrpersonals aussagen. Und es sollte Verordnungen zur Schulform o.ä. geben in denen definiert ist, welche Leistungsnachweise wie zur Gesamtnote beitragen und wieviele jeweils zu erbringen sind.

    Die m.E. erste Frage wäre dann, inwieweit irgendwelche Konferenz- und sonstigen Beschlüsse Verordnungen/Gesetze aushebeln können.

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Ich kann leider grad nichts Konstruktives beitragen, aber das muss raus: Was für ein Schwachsinn!

    D'accord!


    Ich rege mich ja auch über gewisse Bedingungen an unserer Schule auf, aber schlimmer geht wohl immer. Wobei wir in Sachen Anforderungen am anderen Ende des Spektrums liegen. Kürzlich habe ich erfahren, dass in Prüfungskursen mit Literatur-Unterricht den SuS gesagt werde, sie bräuchten die Lektüren (Romane, Dramen in Form von prüfungsrelevanten(!) Ganzschriften) gar nicht selbst zu lesen. Es reiche eine Zusammenfassung per Wikipedia & Co. Die SuS verstünden die Literatur ja sonst eh nicht! :schreien: (Das ist wohlgemerkt nicht die offizielle Linie der Fachgruppe(n)! Aber aktiv vorgegangen wird dagegen auch nicht, obwohl mittlerweile viele davon Kenntnis haben.)

    Eine Gemeinsamkeit zwischen den Schulen gibt es aber: Die LuL, die zurecht gegen solchen didaktischen, methodischen und/oder pädagogischen Schwachsinn aufbegehren, werden i.d.R. als unkollegiale Querulanten und Nestbeschmutzer tituliert, die den "Schulfrieden" stören.

    Mein Tipp mit Blick auf Konflikt-Strategie: Rechne mal hoch, auf wie viele zusätzliche Tests man pro SuS pro Schuljahr käme, wenn alle Fächer sich das zu eigen machen würden. Wie hoch ist der zeitliche Korrekturaufwand? Beamte dürfen in diesem Land nicht mehr als 40 h pro Woche arbeiten. Das ist ein Fall für den Personalrat. Man sollte doch zumindest die Zahl der Test deutlich reduzieren können. Das wäre ein Kompromiss, mit dem alle Beteiligten leben könnten - ohne dass jemand sein Gesicht verliert.

    Und: Suche dir Mitstreiter! Zusammen ist man stärker!

    Leider sind wir momentan in der Unterzahl, um den Fachschaftsbeschluss zu kippen.

    An Schulen gibt es keine Fachschaften. Die gibt es nur an Hochschulen und Universitäten.

  • Das klingt wirklich kaum schaffbar Wealth ! Ich kenne zwar auch Schulen, wo in der Sek I jede Woche in jeder Klasse ein Vokabeltest in Englisch geschrieben wird, aber das sind i. d. R. kurze Tests, die sich schnell korrigieren lassen.

    Ich drücke dir die Daumen, dass du es irgendwie schaffst, diesem seltsamen (und nicht gesetzeskonformen) Beschluss deiner Fachkonferenz entgegenzuwirken!


    An Schulen gibt es keine Fachschaften. Die gibt es nur an Hochschulen und Universitäten.

    In BW anscheinend doch ;) : https://zsl-bw.de/,Lde/Startse…s?QUERYSTRING=kooperation

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Mein Tipp mit Blick auf Konflikt-Strategie: Rechne mal hoch, auf wie viele zusätzliche Tests man pro SuS pro Schuljahr käme, wenn alle Fächer sich das zu eigen machen würden.

    Tatsächlich werden diese "wöchentlichen" Tests in den Hauptfächern Deutsch, Mathe, Englisch geschrieben.

    Theoretisch wären das dann (jede zweite Woche Test) 6 Tests für jeden Schüler im Monat an unserer Schule.

    Französisch und Spanisch kämen dann noch on Top.


    Vorsichtig geschätzt wären das dann insgesamt pro Schuljahr etwa 30.000 Tests an unserer Schule zusätzlich zu Tests in den Nebenfächern.

  • Tatsächlich werden diese "wöchentlichen" Tests in den Hauptfächern Deutsch, Mathe, Englisch geschrieben.

    Theoretisch wären das dann (jede zweite Woche Test) 6 Tests für jeden Schüler im Monat an unserer Schule.

    Französisch und Spanisch kämen dann noch on Top.

    Das ist nicht wenig. Diese Extemporale kenne ich in der Häufigkeit und Breite aus Bayern, wo sie wohl verbindlich sind. Aber auch dort sind sie nicht unumstritten ("Bulimie-Lernen").


    Und die Elternschaft trägt diesen Sonderweg mit? Das Bildungssystem in NRW ist doch ansonsten nicht durch Härte bekannt. Verzichtet man bei euch in den Kurzfächern nicht sogar auf Klassenarbeiten?

  • Diese Extemporale kenne ich in der Häufigkeit und Breite aus Bayern, wo sie wohl verbindlich sind

    , wenn es entsprechende Fachschaftsbeschlüsse gibt. Aber doch nicht jede Woche, sondern 3-4 mal pro Schuljahr.

  • Mal noch ein anderer Aspekt:

    Dabei wird verlangt, dass wir jede oder jede zweite Woche

    Das heißt ja, dass im günstigsten Fall von - sagen wir - 152 Mathestunden pro Schuljahr 19 nur durch die Tests entfallen (bei einem Test alle zwei Wochen). Und da wundert sich echt jemand, dass die Kollegen mit dem Stoff nicht durchkommen?!

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • , wenn es entsprechende Fachschaftsbeschlüsse gibt. Aber doch nicht jede Woche, sondern 3-4 mal pro Schuljahr.

    Danke für den Hinweis. :top:


    Das macht den von Wealth geschilderten Fall ja noch unbegreiflicher!

  • Auf jeden Fall würde ich die Tests in Klassenarbeitsphasen aussetzen, denn da sind sie nicht erlaubt (der entsprechende Rechtstext wurde hier schon zitiert); damit bist du schonmal einige los.

    Bis du einen grundsätzlichen Ausweg gefunden hast, wäre es vielleicht auch eine Option, im Unterricht zu korrigieren. Ich mache das manchmal als "Entgegenkommen" zu meinen Schülern, die so gespannt auf das Testergebnis sind, dass sie mich anbetteln, im Unterricht zu korrigieren: "Na gut. Aber das kann ich nur machen, wenn ihr währenddessen ruhig die Übungsaufgaben bearbeitet. Ansonsten gibt es den Test erst am Donnerstag. :aufgepasst:" Das sind ganz angenehme Stunden und offenbar ein Win-Win für die Klasse und mich.


    Auf jeden Fall würde ich einen Antrag auf der nächsten Fachschaftssitzung stellen, mit rechtlicher und pädagogischer Begründung. Vllt. schließen sich dir mehr Kollegen an, als du meinst.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

  • Auf jeden Fall würde ich einen Antrag auf der nächsten Fachschaftssitzung stellen, mit rechtlicher und pädagogischer Begründung. Vllt. schließen sich dir mehr Kollegen an, als du meinst.

    Ja, das halte ich für den richtigen Weg.


    Im Vorfeld würde ich die Kollegen aber schon ansprechen und zu überzeugen versuchen. Damit habe ich gute Erfahrungen gemacht (z. B., wenn es um die Ab-/Anschaffung eines Lehrwerks geht).

    Das verfrühte Einschalten eines Außenstehenden (Fachberater) könnte dir übelgenommen werden.

  • Dieses liebgewonnene Ritual einiger KuK wird ja irgendwo seinen Ursprung haben. Es wird damals sicherlich gute Gründe für die Einführung regelmäßiger Tests gegeben haben (Klage eines Elternteils, rechtliche Absicherung, massenweise Protest von SuSen). Vielleicht kann man diese zunächst herausfinden und dann daran ansetzen (erscheint mir weniger konfliktreich): Besteht immer noch der Druck durch rechtliche Konsequenzen, wenn man die Zahl reduziert (selbstverständlich unter Beachtung aller Landesregelungen zu Tests und Klassenarbeiten)? Gibt es Alternativen zur Notenfindung? Kann man einige Tests zum regelmäßigen Training und andere zur Benotung durchführen? Entsprechen einige Noten anschließend noch/nicht mehr den Anforderungen im G-Kurs der IGS?


    À+

  • , wenn es entsprechende Fachschaftsbeschlüsse gibt. Aber doch nicht jede Woche, sondern 3-4 mal pro Schuljahr.

    Und soweit ich weiß, sind in Bayern Fachschaftsbeschlüsse nicht einmal verbindlich.

    Die Schulordnung in Bayern sagt, dass man schriftliche Leistungsnachweise braucht. In Schulaufgabenfächern sind das die Schulaufgaben, da müssen also gar keine Stegreifaufgaben geschrieben werden. In Fächern ohne Schulaufgaben genügt man mit EINER Stegreifaufgabe im Schuljahr dieser Anforderung - die restliche Zahl von Noten, die man braucht (pro Halbjahr insgesamt zwei!) kann man durch Referate, Abfrage oder Mitarbeit einholen. Natürlich DARF man mehr schriftliche Leistungsnachweise schreiben, aber man muss nicht ... Huch ... pädagogische Eigenverantwortung.

    Bayern scheint doch gar nicht sooooo schlimm ;)

  • Ja, das halte ich für den richtigen Weg.


    Im Vorfeld würde ich die Kollegen aber schon ansprechen und zu überzeugen versuchen. Damit habe ich gute Erfahrungen gemacht (z. B., wenn es um die Ab-/Anschaffung eines Lehrwerks geht).

    Das verfrühte Einschalten eines Außenstehenden (Fachberater) könnte dir übelgenommen werden.

    Tatsächlich versuche ich schon seit 2 Jahren, diesen Quatsch abzuschaffen. Leider gibt es in unserer Fachschaft genügend Kollegen mit "nicht nachvollziehbaren" Ansichten.

    Entsprechend sind wir momentan in der Unterzahl.

  • Auf jeden Fall würde ich die Tests in Klassenarbeitsphasen aussetzen, denn da sind sie nicht erlaubt (der entsprechende Rechtstext wurde hier schon zitiert); damit bist du schonmal einige los.

    Das mache ich ja schon. Nur heißt es dann später: "So wenig geschriebene Tests? Wie willst du denn deine Note rechtfertigen?"

  • Das mache ich ja schon. Nur heißt es dann später: "So wenig geschriebene Tests? Wie willst du denn deine Note rechtfertigen?"

    Das klingt für mich eher so, als wüssten die KuK nicht wie man zu einer SoMi Note kommt und wie man diese auch rechtfertigen kann? Das kann ja Vielheit mal mit einer gemeinsam erarbeiteten Bewertungsmatrix für Mitarbeit anfangen, die als Basis für stündliche Notizen dienen kann, oder alternativen Formaten zur Bewertung wie z.B. ein Portfolio oder anderer Lernprodukte zu bestimmten Themen erarbeiten.

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