Ideen gegen den Lehrermangel

  • Gute Idee. Da kommen IT & Co. sicher nicht vor. Insofern können wir da das politische Versagen bei der Digitalisierung gut umschiffen.

    Also bei uns gab es damals schon IT-Unterricht, nur war der technisch und mathematisch sehr viel tiefgründiger als heute. Wer versteht heute schon noch etwas von Interrups, IRQs und DMA-Kanälen?


    Bei vielen meiner Schüler überkommt mich der Gedanke, daß sie nur deswegen eine IT-Ausbildung (vollschulisch) machen, weil Oma gesagt hat: "Junge, du machst doch eh immer etwas mit dem Computer...", nur ist das leider zumeist nur zocken und bunte bewegte Bildchen begucken. Wenn wir dann mit der Von-Neumann-Architektur kommen, knickt mindestens die Hälfte der Klasse weg.


    Ich dachte aber in erster Linie an die Unterrichtsmethoden und nicht so sehr an die -inhalte. Jedenfalls betrachte ich mich selber nicht als so genial, daß ich Unterrichtsinhalte, über die sich Professoren ihr Leben lang den Kopf zerbrochen haben und für die sie den Nobelpreis bekommen haben, so aufbereiten zu können, daß die Schüler innerhalb von 3 Minuten das Problem erkennen und mit Hilfe meines Materials innerhalb von 15-20 Minuten eigenständig eine Lösung erarbeiten können.

    Oder anders: Ich habe es echt häufiger im Unterricht, daß die Schüler um Frontalunterricht bitten, weil bei den ach so tollen Mehtoden die Inhalte heute leider viel zu kurz kommen.

  • Also bei uns gab es damals schon IT-Unterricht,

    Ja, seitdem hat sich wenig verändert. Die Anforderungen und Probleme sind die gleichen.


    Noch extremer ist die inhaltliche Konstanz bei Geschichte/Politik/Erdkunde. Da hat sich wirklich nichts verändert.


    Anders schon bei Mathematik, da könnten wir uns das GTR-Spielzeug sparen, obwohl das auf dem damaligen Stand der Technik stehen geblieben ist.


    Gibt es irgendeinen Grund für die Auswahl des Zeitraumes? Warum nicht 1955 bis 1960. Oder 1811 bis 1833?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Also bei uns gab es damals schon IT-Unterricht, nur war der technisch und mathematisch sehr viel tiefgründiger als heute. Wer versteht heute schon noch etwas von Interrups, IRQs und DMA-Kanälen?

    Unser IT-Unterricht beschränkte sich auf Turtle-Grafik mit dem Apple IIe und später das Bedienen von Textverarbeitung und Tabellenkalkulation des MS-Works-Pakets.

  • Aus meiner bisherigen Erfahrung:


    Referendariat umgestalten

    • Mehr Geld, vor allem für Leute die in fortgeschrittenen Lebensjahren einsteigen würden, aber schon finanzielle Verpflichtungen haben und durch die freie Wirtschaft weitaus mehr Geld gewohnt sind.
    • Druck abbauen, indem man entweder die Anzahl der Unterrichtsbesuche minimiert oder andere Aufgaben streicht.
    • Laufzeit verkürzen.


    Beruf attraktiver gestalten

    • Wechsel der Schule sollte bundesweit einfach über eine normale Bewerbung möglich sein.
    • Digitalisierung, um vor allem Zeit und Stress für Organisatorisches zu minimieren.
    • Wahlfreiheit für gesetzliche Krankenversicherung mit 50%. Kostenübernahme vom Land (siehe Hamburg, Bremen, usw.).
    • Verringerung der Stunden auf 18.


    Aktuell fällt mir nicht mehr ein....

  • Ich meinte tatsächlich systematisch. Momentan ist das Problem, dass man Aspekt A angeht aber bis man den abgeschlossen hat, soll man schon Aspekt B, C und D bearbeiten. Für mich wäre es sinnvoll zu sagen, dass sich die Schule XY in diesem Schuljahr mit dem Thema X beschäftigt. Ggf. auch mehrere Themen, wenn es nur einzelne Fachgruppen…..Dann sollten aber auch andere Themen warten. Wir haben alle paar Monate ein neues großes Thema. Inklusion, Schulhelfer, DaZ, Corona, Digitalisierung, ... Wir schaffen es gar nicht mehr ein Thema vernünftig zu bearbeiten, weil jedes Mal ein anderes dazwischen kommt.

    Das Problem ist doch aber gerade in den letzten fast 2 1/2 Jahren gewesen, dass man bestimmte Dinge nicht warten lassen kann. Corona ist erst 2026 dran, hilft ja nicht wirklich weiter.

    Schulen sind in der Steuerung viel zu behäbig-kaum eine Spur von Agilität. Ich wünsche mir deutlich mehr Tempo.

    Wenn AGs sich einmal im Monat zu Themen treffen, ein Dreivierteljahr brauchen, um einen Konsens zu erzielen, dann noch ein Vierteljahr um über Formulierungen in Beschlussvorlagen zu diskutieren, ist ein ganzes Jahr vergangen, bevor das Thema im ersten Entscheidungsgremium überhaupt angekommen ist. Ein Jahr, in dem sich die Problemlage oder das Thema munter weiterentwickelt.

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • Das Problem ist doch aber gerade in den letzten fast 2 1/2 Jahren gewesen, dass man bestimmte Dinge nicht warten lassen kann. Corona ist erst 2026 dran, hilft ja nicht wirklich weiter.

    Das Corona nicht warten kann, ist doch klar. Aber man hat da so viel falsch gemacht. Warum werden Medien früher informiert als Schulen? Warum werden Entscheidungeb ab Montag erst am Freitag Abend bekannt gegeben? Und dann ganz typisch: Wie viele Aufgaben hat man den Schulen noch zugeschustert? Da sollen wir in Niedersachsen einen Hygieneplan erstellen. Welcher (Grundschul)lehrer hat dafür die notwendige Qualifikation? Am Ende wird irgendein Plan weitergeleitet. Und Maßnahmen vor Ort beurteilen. Wer kann das? Dann muss das Land es entweder von oben vorgeben oder Menschen bezahlen, die davon Ahnung haben und durch die Schulen gehen und sagen das ist ok und das nicht. Bei uns sind jetzt Externe gekommen, um zu gucken, welche Räume einen Luftreiniger bräuchten. Etwas spät oder? Oder dass das Gesundheitsamt nicht vernünftig erreichbar ist. Normalerweise müsste es eine 24/7 Hotline für Schulleiter geben. Dort ruft man an. Gibt die Fakten an und die sagen, was zu machen ist. Wir haben einmal 3 Tage auf eine Antwort gewartet, ob ein Schüler zur Schule kommen darf oder zu Hause bleiben soll. Man musste sich erstmal erkundigen ...

    Die Coronapandemie ist ein tolles Beispiel dafür, wie Probleme einfach nach unten abgeschoben werden.

  • Schulen sind in der Steuerung viel zu behäbig-kaum eine Spur von Agilität. Ich wünsche mir deutlich mehr Tempo.

    Wenn AGs sich einmal im Monat zu Themen treffen, ein Dreivierteljahr brauchen, um einen Konsens zu erzielen, dann noch ein Vierteljahr um über Formulierungen in Beschlussvorlagen zu diskutieren, ist ein ganzes Jahr vergangen, bevor das Thema im ersten Entscheidungsgremium überhaupt angekommen ist. Ein Jahr, in dem sich die Problemlage oder das Thema munter weiterentwickelt.

    Das liegt aber teilweise auch an der Überlastung der Lehrkräfte. Dann müssen einfach auch Lehrkräfte dafür freigestellt werden bestimmte Aufgaben zeitnah zu bearbeiten. Ein größeres Konzept schreibt man halt nicht eben nebenbei.

  • Das liegt aber teilweise auch an der Überlastung der Lehrkräfte.

    Ich mache das eher an einer überbordenden Bürokratie fest. Überall gibt es Regeln, die uns Lehrer mit einem Bein im Knast stehen lassen und es werden immer mehr.


    Bestes Beispiel: Ich gehe auf einer Klassenfahrt mit einer Klasse ins Schwimmbad. Da ich kein Sportlehrer bin und keinen DLRG-Schein habe, kaufen wir drei 10er Streifenkarten, jeder Schüler bekommt seine Eintrittskarte in die Hand und wir sind ganz normale Besucher unter Aufsicht des Bademeisters. Hier im Forum habe ich erfahren, daß ich das nicht darf, weil auch für volljährige Schüler der öffentlich bestellte Bademeister als Rettungsperson nicht ausreichend ist. :autsch:

    Oder: In NRW gibt es ein komplettes Alkoholverbot an Schulen egal wie alt die Schüler sind. Wie soll ich bitte 20-50jährigen angehenden Technikern das Bier oder den Sekt zur feierlichen Zeugnisübergabe verbieten?


    An meiner alten Schule dürfen die 10. Klassen nicht mehr ihren Abschluß abends feiern, weil sich direkt neben der Schule ein kleiner Fluß befindet, der im Sommer so wenig Wasser führt, daß man mit Gummistiefeln hindurch laufen kann. Trotzdem müßten die Schüler auf Anordnung der Stadt mehrere hundert Meter Bauzäune aufstellen (lassen), schließlich könnte ja ein Betrunkener im Suff in den Fluß fallen und ertrinken.


    Freundlich formuliert: Diese ganzen Regeln eines Nanny-States lösen bei mir nur noch :uebel: aus.

  • Das liegt aber teilweise auch an der Überlastung der Lehrkräfte. Dann müssen einfach auch Lehrkräfte dafür freigestellt werden bestimmte Aufgaben zeitnah zu bearbeiten. Ein größeres Konzept schreibt man halt nicht eben nebenbei.

    Ich gebe dir vollkommen Recht. Die Frage ist nur, was ein größeres Konzept sein mag. Im Alltag geht es doch oft auch um Kinkerlitzchen, bei denen man sich gegenseitig Steine in den Weg rollt. Beim Thema Schulentwicklung geht es um mehr. Aber das Schiff ist auch dann schwer zu steuern, wenn es Freistellungen dafür gibt. Das ABER steht immer groß im Raum. Das junge Kolleg:innen dadurch abgeschreckt werden und sich nach beruflichen Alternativen umsehen, wird dafür um so lieber ignoriert.

    Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

  • Das ABER steht immer groß im Raum.

    Das Problem haben wir nicht so stark. Aber an Grundschulen hast du ja auch in der Regel ein kleineres Kollegium. Das ist sicherlich von Schule zu Schule unterschiedlich und bei 100 Kollegen ganz anders.

  • In NRW gibt es ein komplettes Alkoholverbot an Schulen egal wie alt die Schüler sind.

    Das stimmt so nicht, Ausnahmen sind möglich. Ich glaube auch nicht, dass der Lehrerinnenberuf attraktiver wird, wenn dir Schülerinnen mehr saufen dürfen.

  • Ich glaube auch nicht, dass der Lehrerinnenberuf attraktiver wird, wenn dir Schülerinnen mehr saufen dürfen.

    Ich glaube schon das der Lehrerberuf attraktiver wird, wenn es nur noch Regeln gibt, die sich auch wirklich durchsetzen lassen. Also wenn die Jugendlichen das Zeug ab einem Alter von 16 überall kaufen können, wie will man sie dann nachhaltig stoppen?

  • Ich glaube schon das der Lehrerberuf attraktiver wird, wenn es nur noch Regeln gibt, die sich auch wirklich durchsetzen lassen. Also wenn die Jugendlichen das Zeug ab einem Alter von 16 überall kaufen können, wie will man sie dann nachhaltig stoppen?

    Man kann auch ein Handyverbot effektiv durchsetzen, obwohl bereits Grundschüler mit den Geräten herumlaufen. Was soll also dieses Argument? Nur weil Jugendliche ab 16 privat Bier und Wein kaufen dürfen, muss man doch kein Alkoholverbot bei schulischen Veranstaltungen fallen lassen. Und die Auflage, dass im Schulsport - und dazu gehört auch das Schwimmen gehen mit Klassen - nur unter Anleitung und Aufsicht qualifizierter Personen erfolgen darf, besteht aus gutem Grund. Das alles hat aber nichts mit der Attraktivität des Lehrerberufs zu tun.

  • wenn es nur noch Regeln gibt, die sich auch wirklich durchsetzen lassen

    Das Alkoholverbot z. B.


    Eine Regel, die in der Praxis wenig Probleme bereit. Auch nicht auf Abschlussfeiern. Dass so etwas nicht mit Alkoholkonsum einhergehen muss, verstehen Schülerinnen in aller Regel.

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