Ergänzung zur Genderdiskussion

  • Das stimmt. Die ganzen Termine (Orga) der Familie hängen bei uns an der Mama, weil es da wirklich zu Problemen kommen könnte, weil Papa extrem verpeilt ist (und das nicht nur in der Familie). Die Durchführung dieser Termine nimmt dann Papa zu 2/3 auf sich. Auf der anderen Seite kümmert sich dann Papa um alle Finanzen (Steuern, Versicherung, Rechnungen, Beihilfe + PKV (für alle), Hausfinanzierung etc.) und legt dort alles fertig in der "Unterschriftenmappe" vor.

    An welcher Stelle ist das wirklich fair und ausgewogen? Weiß ich nicht.

    Wahrscheinlich gibt es das gar nicht, eine vollkommene Ausgewogenheit. Muss ja auch nicht sein, es reicht, dass beide zufrieden sind. Und ich kann sagen, das ist bei uns mittlerweile so. Ich habe nämlich dazugelernt und wie gesagt: Kinder sind groß/größer. Da fällt einiges weg. Und ich verpflichte ihn dann auch einfach zu anderen Sachen.


    Ich bin sich einfach eher zuhause bzw. sitze dann einfach noch am Schreibtisch, während das Essen kocht oder während Junior Hausaufgaben macht. Da ist mein Job einfacher. Dafür verreise ich seit einigen jähren ziemlich oft dienstlich. Das hat auch dazu geführt, dass es gleichberechtigter zugeht.

  • Ich finde auch nicht, dass alle beide über alles Bescheid wissen müssen, aber ich glaube, dass viele Männer sich nicht darüber klar sind, was dort an gedanklicher Arbeit geleistet wird. (Es sind meistens Männer - hier fühlen sich weniger angesprochen - das bringt der Lehrerberuf mit sich, aber Männer in der freien Wirtschaft mit womöglich Schicht oder Führungsjobs mit vielen Reisen sind einfach weniger zuhause als die Frau, auch wenn hier natürlich nur Männer schreiben, die da mehr eingebunden sind.)

    Das ist wirklich bei uns Lehrern (das sind in dem Fall wirklich die männlichen) ein Privileg und Glück, dass wir auch mit voller Stelle Familie intensiv mit(er)leben dürfen und können. Das erklärt wirklich, warum hier tendenziell Vollzeitmänner (den Freudschen Verschreiber lasse ich hier stehen, weil er schräg ist. Ich wollte vollzeitarbeitende Männer schreiben) vielleicht mehr im Familienleben drin sind als im gesellschaftlichen Durchschnitt.


    Im Freundeskreis kenne ich auch die extremen Fälle, dass Papa abends regelmäßig gegen 21 Uhr nach Hause kam und die Kinder bei ihm gefremdelt haben. Auch ein Scheißgefühl, das (für mich) kein Geld der Welt wettmachen kann.

  • Wahrscheinlich gibt es das gar nicht, eine vollkommene Ausgewogenheit. Muss ja auch nicht sein, es reicht, dass beide zufrieden sind. Und ich kann sagen, das ist bei uns mittlerweile so. Ich habe nämlich dazugelernt und wie gesagt: Kinder sind groß/größer. Da fällt einiges weg. Und ich verpflichte ihn dann auch einfach zu anderen Sachen.

    Da ist es bei uns interessant: Weil ich immer schon recht verpeilt war, konnte ich schon immer kurzfristiges Troubleshooting unter massivem Zeitdruck besser (die ganze Steuererklärung bis zur Frist in drei Tagen? Ballongas am Sonntag Nachmittag leer (oder Gasflasche für den Grill -> bitte beides nicht verwechseln!) Termin y hat sich verschoben, so dass er zwischen x und z mit nur noch einem Zeitfenster von 1 Stunde liegt, gleichzeitig Stau und Wolkenbruch -> Ruhe bewahren! Machen!) und bin aber deutlich schlechter im langfristigen Planen. Aber auch letzteres lerne ich langsam. Ein bisschen. Was aber schwierig ist, wenn das Bauchgefühl einem sagt, dass auch alles kurzfristig funktioniert (während der Verstand weiß, dass es die Partnerin in den Wahnsinn treibt).

  • Ich plane langfristig, führe diese Pläne aber nie aus. Ohne Druck läuft bei mir gar nix 😂

    Da gibt es den schönen Spruch: ich habe so lange ein Motivationsproblem, bis ich ein Zeitproblem habe.


    Sollte ich erwähnen, dass ich gerade wieder massiv prokrastiniere? Statt die beiden Klassenarbeiten zu korrigieren, spame ich gerade ein Lehrerforum voll :D

  • Männer setzen andere Prioritäten und haben vieles, das ihre Frauen sehr wichtig finden, schlicht nicht auf dem Schirm.

    Ich finde, das ist ein wichtiger Punkt! Denn das stelle ich sowohl in meiner eigenen Beziehung als auch im Freundeskreis und der Familie und auch immer wieder im Kollegium fest.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

    Einmal editiert, zuletzt von Humblebee ()

  • ...aber ich glaube, dass viele Männer sich nicht darüber klar sind, was dort an gedanklicher Arbeit geleistet wird. (Es sind meistens Männer - hier fühlen sich weniger angesprochen - das bringt der Lehrerberuf mit sich, aber Männer in der freien Wirtschaft mit womöglich Schicht oder Führungsjobs mit vielen Reisen sind einfach weniger zuhause als die Frau, auch wenn hier natürlich nur Männer schreiben, die da mehr eingebunden sind.)

    So ist die Realität, auch wenn hier wahlweise pampig oder ironisch reagiert wird. Wäre vielleicht hilfreich, das erst mal anzuerkennen, statt sich angegriffen zu fühlen. Denn die Einstellung "Frauen sind selbst Schuld, wenn sie sich um alte (Schweiger)eltern kümmern" oder "Frauen sind selbst Schuld, wenn sie sich ihre Männer nicht erziehen" m.E. Teil des Problems. Über die Gründe wird hier nämlich durchaus kräftig mitspekuliert, wenn auch gleichzeitig betont wird, dass man selbst ein ganz toller Vater ist und es keine Unterschiede in der Partnerschaft gibt.


    Ich bin dankbar, dass es in meiner kleinen Familie ausgewogen zugeht. Aber mir ist bewusst, dass es das noch lange nicht überall tut. Gerade in westdeutsch sozialisierten Familien, man schaue sich dort die Öffnungszeiten von Kindergärten an und wer die Kinder mittags abholt.

  • Da gibt es den schönen Spruch: ich habe so lange ein Motivationsproblem, bis ich ein Zeitproblem habe.


    Sollte ich erwähnen, dass ich gerade wieder massiv prokrastiniere? Statt die beiden Klassenarbeiten zu korrigieren, spame ich gerade ein Lehrerforum voll :D

    Verstehe, wenn meine Postfrequenz hier hoch ist, heißt das, dass ich gerade besonders viel zu tun "hätte". Dann sitze ich nämlich am Laptop. Wenn ich viel Freizeit habe, bin ich meistens NICHT am Laptop und poste deshalb WENIGER.

  • So ist die Realität, auch wenn hier wahlweise pampig oder ironisch reagiert wird. Wäre vielleicht hilfreich, das erst mal anzuerkennen, statt sich angegriffen zu fühlen. Denn die Einstellung "Frauen sind selbst Schuld, wenn sie sich um alte (Schweiger)eltern kümmern" oder "Frauen sind selbst Schuld, wenn sie sich ihre Männer nicht erziehen" m.E. Teil des Problems. Über die Gründe wird hier nämlich durchaus kräftig mitspekuliert, wenn auch gleichzeitig betont wird, dass man selbst ein ganz toller Vater ist und es keine Unterschiede in der Partnerschaft gibt.

    Also ich empfinde die Diskussion weitgehend als sachlich und differenziert (bzw. erkenne bei vielen das Bemühen um Sachlichkeit). Pampig und ironisch lese ich nur recht wenig hier und lese dagegen auch Selbstkritik statt "ach was bin ich toll".

  • Meine Eltern - westdeutsch - haben das damals schon recht modern gelöst. Morgens hat mein Vater mich auf dem Rad in den Kindergarten mitgenommen und auf dem Heimweg abgeholt, mein Bruder (8 Jahre jünger) ging von Anfang an alleine in den Kindergarten, der dann neben unserem Haus lag. Meine Mutter fing gegen Mittag an zu arbeiten und war erst am Abend gegen 21 Uhr fertig. Nachmittags hing die Versorgung an meinem Vater. Die Öffnungszeiten des Kiga waren natürlich katastrophal, über Mittag war zwei Stunden zu.

    In vielen Familien nehme ich es aber auch heute noch als selbstverständlich wahr, dass die Mama mit Geburt des ersten Kindes "erstmal" zu Hause bleibt. Das kann dann auch gern mal zehn Jahre bedeuten. Ich glaube, dass das in unserer Generation der Erben auch wieder zunehmen wird - weil man es sich leisten kann.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Das stimmt. Die ganzen Termine (Orga) der Familie hängen bei uns an der Mama, weil es da wirklich zu Problemen kommen könnte, weil Papa extrem verpeilt ist (und das nicht nur in der Familie). Die Durchführung dieser Termine nimmt dann Papa zu 2/3 auf sich. Auf der anderen Seite kümmert sich dann Papa um alle Finanzen (Steuern, Versicherung, Rechnungen, Beihilfe + PKV (für alle), Hausfinanzierung etc.) und legt dort alles fertig in der "Unterschriftenmappe" vor.

    Sind wir mit dem selben Mann verheiratet oder BIST DU GAR MEIN MANN, J???

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Sind wir mit dem selben Mann verheiratet oder BIST DU GAR MEIN MANN, J???

    Wir hatten uns doch geeinigt, dass wir unsere Nicknames gegenseitig geheim halten, um zu testen, ob wir uns gegenseitig erkennen :D :D :D

  • uch wenn hier wahlweise pampig oder ironisch reagiert wird

    Ich bin weder pampig noch ironisch, ich meine das toternst. Mach halt einfach nicht, wenn du keine Lust hast. Ich käme in 100 Jahren nicht auf die Idee meiner Freundin einen Zettel zu schreiben, was sie alles tun muss, wenn ich alleine in den Urlaub fahre. Vielleicht gibt es mal die Situation, dass mir einfällt, ach, in der Woche war doch dieses und jenes. Und bitte sie, daran zu denken. Wenn sie es vergisst, hat sie es vergessen.

  • Wenn sie es vergisst, hat sie es vergessen.

    Gut, das kann halt mal recht ungemütlich werden, wenn Kinder im Spiel sind. Da braucht es dann manchmal schon eine gewisse Sicherheit.

  • Gut, das kann halt mal recht ungemütlich werden, wenn Kinder im Spiel sind. Da braucht es dann manchmal schon eine gewisse Sicherheit.

    Wenn es der Papa nicht schafft Verantwortung für seine Kinder zu übernehmen, liegt da aber einiges im Argen.

  • Wenn es der Papa nicht schafft Verantwortung für seine Kinder zu übernehmen, liegt da aber einiges im Argen.

    Bei uns war damals eher das Problem, dass er bestimmte Sachen gar nicht weiß, weil ich sie nicht erzählt habe. Warum auch? Wann ich wo das Kind abhole, war mein Bier, da ich eher Schulschluss als er Feierabend hatte und dann eben spätnachmittags nochmal gearbeitet habe. Oder am Wochenende. Wenn ich das auch noch alles immer hätte erzählen müssen, wäre mein Hirn explodiert. Und es hätte kaum Mehrwert gebracht.

  • Gut, das kann halt mal recht ungemütlich werden, wenn Kinder im Spiel sind. Da braucht es dann manchmal schon eine gewisse Sicherheit.

    Dann würde sie es nicht vergessen. Genau das meine ich doch. Frauen scheinen irgendwie hohl zu drehen, sobald es um Kinder geht. Bei allem anderen ist klar, dass halt jeder seinen Teil übernimmt. Ich würde aber auch einem Mann zutrauen, dass er bestimmte Dinge eben nicht vergisst. Wieso sollte es anders sein.

  • Dann würde sie es nicht vergessen. Genau das meine ich doch. Frauen scheinen irgendwie hohl zu drehen, sobald es um Kinder geht. Bei allem anderen ist klar, dass halt jeder seinen Teil übernimmt. Ich würde aber auch einem Mann zutrauen, dass er bestimmte Dinge eben nicht vergisst. Wieso sollte es anders sein.

    Das auf jeden Fall. Aber man muss ja bestimmte Sachen dann auch erst mal mitteilen, wenn der andere sie einfach nicht weiß, weil es eben sonst nicht zu seinen Aufgaben gehört. Dass dann nichts vergessen wird, wenn es um Kinder geht, ist für mich selbstverständlich.

  • Wir sind zwei Mütter mit Kind. Zum Glück ergänzen wir uns gut und die Rollenverteilung hat sich mit der Zeit entwickelt.

    Trotzdem gibt es einen Part der Teilzeit arbeitet, einen Part, der das erste Jahr mit Kind Zuhause war... Ich wüsste nicht, wie es anders gehen sollte. Aber, und das ist vielleicht der Unterschied, wir sind über unsere Rollen und Vorstellungen diesbezüglich im Austausch. Momentan sind alle zufrieden, das kann sich aber auch Mal wieder ändern.

  • Ich bin übrigens auf der Arbeit diejenige, die immer alle Termine im Kopf hat und weiss in welchem Schrank welche Sachen liegen. ALLE, Männer UND Frauen versuchen sowas auszunutzen. Das ist normal, jeder ist ein bisschen faul. Denkt ein anderer für mich, muss ich selber nicht denken. Fragt mich ein Kollege, ob ich wüsste wo wir Luftballons hätten, kann meine Antwort je nach Person und Situation gerne mal "nein" sein. Und huch... Findet die Person selbst die Luftballons.


    Ganz krass merke ich im Klassenlager, was bei den Jugendlichen daheim läuft. Ach, sind die immer erstaunt, dass mir das vollkommen egal ist, wie sie die Zwiebeln klein bekommen und ob die dann "schön" geschnitten sind, Hauptsache es kommt Essen auf den Tisch. Für die zugehörigen Mütter habe ich eher weniger Mitleid. Mir als Frau geht die Diskussion wirklich auf den Keks. Das ist mir zu viel selbstauferlegte Opferrolle.

Werbung