PE oder OBAS in NRW

  • Hallo zusammen,


    bin neu hier im Forum und habe ein paar Fragen an das versammelte Schwarmwissen ;)


    Ich arbeite seit Sommer '21 an einem Gymnasium in NRW als Vertretungslehrkraft in Vollzeit mit befristetem Vertrag und unterrichte als einziges Fach Mathematik.


    Ich bin quasi durch Zufall dort gelandet. Ich hatte im Juni '21 durch eine damalige Bekannte und jetzige Kollegin per Whatsapp erfahren, dass schwangerschaftsbedingt sehr spontan und sehr dringend eine Stelle für Mathematik zu besetzen war. Da ich langjährige Erfahrung als professioneller selbständiger Nachhilfelehrer (überwiegend in Mathe) habe, habe ich mich beworben und hatte die Zusage der SL innerhalb weniger Tage.


    Nach einem Schuljahr stelle ich fest, dass mir die Arbeit noch immer Spaß macht, und auch die SL möchte mich gerne dauerhaft in der Schule halten. Für mich steht jetzt die Entscheidung an, wie es weitergehen soll: wie bisher über befristete Verträge als Vertretungslehrkraft, PE oder OBAS.


    Mit einem abgeschlossenen Universitätsstudium (Dipl.-Wirt.-Inf.) stehen mir ja alle Möglichkeiten offen, und die SL drängt mich ein wenig ;) in Richtung OBAS, weil mein zweites, aus dem Studium ableitbares Unterrichtsfach natürlich Informatik wäre, wo bei uns ebenfalls zu wenig KuK zur Verfügung stehen.


    Ich versuche gerade, mir Infos über alle drei Möglichkeiten zu holen, aber manche Sachen sind mir irgendwie noch nicht klar, und deshalb bin ich sehr froh, dieses Forum vor ein paar Wochen gefunden und schon mal heimlich mitgelesen zu haben ;)


    Meine private Situation sieht so aus, dass ich altermäßig keine Chance mehr auf Verbeamtung habe und wg. Familie und eigenem Haus auch kein Interesse habe, versetzt zu werden und woanders zu arbeiten. Aktuell gehen meine Überlegungen in Richtung OBAS. Ich habe zwar schon vieles im Web gelesen, vor allem die Infos auf schulministerium.nrw, aber irgendwie bleiben noch immer Fragen offen (was vermutlich an meiner Unfähigkeit liegt, Verwaltungsdeutsch richtig zu verstehen ;)). Meine Fragen dazu:


    Für einen Seiteneinstieg nach OBAS muss die SL ja eine Stelle für mich "schaffen", wenn ich das in der Broschüre zum Seiteneinstieg richtig verstanden habe. Wenn ich dann diese Stelle bekomme, werde ich dann bis zur Staatsprüfung weiterhin wie bisher in TVL-12 eingruppiert oder lande ich bereits ab Ausbildungsbeginn in E13?


    Ist die Stelle dann sofort unbefristet oder erst nach der Prüfung?


    Aufgrund des Aufwandes würde ich mir überlegen, OBAS nicht in Vollzeit, sondern in maximal möglicher Teilzeit (20 Std. statt meiner aktuell 25,5 Std.) anzugehen. Wird das Gehalt dann auf 20/25,5 = 78,4% des Bruttogehalts angepasst? Oder gibt es da andere Berechnungen? Sind die 20 Std. in Teilzeit überhaupt richtig?


    Für den Fall, dass ich mich "nur" für die PE entscheiden würde: Bin ich damit "Erfüller" oder "Nicht-Erfüller"? Schließt die PE mit Prüfungen ab oder muss man das nur "absitzen"? Bleibe ich mit der PE dauerhaft in TVL-12?


    Danke für alle Infos :)


    VG, XeleX

    2 Mal editiert, zuletzt von XeleX () aus folgendem Grund: Fipptehler ;)

  • Hallo,


    ein paar Fragen kann ich dir beantworten. Die Schule muss eine Stelle ausschreiben für Mathe und Informatik auf die du dich dann bewerben kannst.

    Wenn du die Stelle bekommst wirst du am Gymnasium nach TVL 13 bezahlt, ab Beginn der Ausbildung. Du erhältst einen auf den Ausbildungszeitraum befristeten Vertrag, der in der Regel die Klausel enthält, dass dieser bei bestandenem Staatsexamen in einen unbefristeten umgewandelt wird.

    Du kannst auf 20 Stunden runter ja und wirst dann entsprechend nach diesen Stunden bezahlt. Das heißt dann 14 Stunden Unterricht + Seminar (dafür werden 6 Stunden angerechnet). Weiter runter kannst du nicht.

    Ich würde dir OBAS empfehlen, dann hast du ein vollwertiges 2. Staatsexamen und kannst dich auch ohne Verbeamtung später auf Beförderungsstellen bewerben. Das alles ist mit PE nicht möglich. Abgesehen von der geringeren Bezahlung.

  • Vor allem darf man nach Obas auch in der Oberstufe unterrichten und im Abi eingesetzt werden. Das macht es auch noch mal interessanter.

    Ich würd auf jeden Fall Obas machen.

    Ob sich TZ lohnt musst du wissen. Aber ja, da würdest dann mit 20/25,5 bezahlt werden.

    Only Robinson Crusoe had everything done by Friday.

  • Für den Fall, dass ich mich "nur" für die PE entscheiden würde: Bin ich damit "Erfüller" oder "Nicht-Erfüller"? Schließt die PE mit Prüfungen ab oder muss man das nur "absitzen"? Bleibe ich mit der PE dauerhaft in TVL-12?

    Nicht-Erfüller, da kein Examen oder Prüfung. Lediglich die Feststellung der Bewährung durch den Schulleiter.



    Wenn ich dann diese Stelle bekomme, werde ich dann bis zur Staatsprüfung weiterhin wie bisher in TVL-12 eingruppiert oder lande ich bereits ab Ausbildungsbeginn in E13?

    Sofort E13, allerdings mit verlängerten Stufenlaufzeiten. Das ist egal, wenn man im Anschluss verbeamtet wird.


    Ist die Stelle dann sofort unbefristet oder erst nach der Prüfung?

    Bei OBAS: Erst nach der Prüfung. Sonst ist sie vorerst auf zwei Jahre wegen der Prüfung befristet. Nach dem bestandenen Examen gibt es entweder den unbefristeten Vertrag bzw. die Ernennungsurkunde.


    Bei PE: Vorerst auf ein Jahr befristet, nach der Feststellung der Bewährung (ca. 10 Monate) wird der unbefristete Vertrag der Schule zugesandt.

    • Offizieller Beitrag

    Naive Frage an die Kundigen: Ist das abgeleitete Erstfach bei Wirtschaftsinformatik Mathe?
    Bzw. überhaupt sicher als Zweitfach? (neben Informatik)
    Das solltest du "klären" (ich weiß, es wird auch tatsächlich erst danach geprüft, aber man kann sich erkundigen), bevor dein SL irgendeine Stelle ausschreibt, auf die du dich nur über 3 Umwege bewerben dürftest.

  • Naive Frage an die Kundigen: Ist das abgeleitete Erstfach bei Wirtschaftsinformatik Mathe?
    Bzw. überhaupt sicher als Zweitfach? (neben Informatik)
    Das solltest du "klären" (ich weiß, es wird auch tatsächlich erst danach geprüft, aber man kann sich erkundigen), bevor dein SL irgendeine Stelle ausschreibt, auf die du dich nur über 3 Umwege bewerben dürftest.

    Die Frage ist definitiv nicht naiv und ich wäre mir da auch nicht so sicher. Ich weiß, dass selbst bei Informatik ohne Mathe Nebenfach des mal ausreicht und mal nicht. (je nachdem, ob man Modellierungs- oder Algorithmikveranstaltungen mit für Mathe anrechnen kann oder nicht)

  • Hallo zusammen,


    erstmal vielen lieben Dank für die ganzen Antworten und Hinweise in so kurzer Zeit :)


    Was Mathe angeht: Darüber hatte ich mir auch schon Gedanken gemacht, ob man das so ohne Weiteres als Fach ableiten kann.


    Aber: Erstens ist mein Studium schon eine Weile her (hab '93 angefangen), und da war WInfo als Studiengang noch ziemlich neu und die Anforderungen in Mathe recht hoch. Ich habe m.W. fast exakt dasselbe Grundstudium wie die Mathematiker absolviert (und auch zusammen mit den Mathematikern absolviert, also keine weichgespülte Extravorlesung für WInfo-Studis wie heutzutage ;)), nur dass ich statt Analysis III dann Algorithmische Mathematik hatte, und im Hauptstudium noch eine Vorlesung im Grenzgebiet zwischen Mathe und Info (Graphentheorie). Zweitens könnte ich als "Berufserfahrung" 17 Jahre professionelle Mathematik-Nachhilfe nachweisen (wobei ich nicht weiß, ob das zählt). Drittens werde ich jetzt das zweite Jahr ausschließlich in Mathe eingesetzt und habe meine Bewährung von der SL.


    In jedem Falle aber danke für den Hinweis, das lasse ich mal im Vorfeld klären. Meine SL ist zum Glück äußerst kooperativ, was solche Dinge angeht.


    Und es ist noch eine neue Frage aufgetaucht: Ich bin jetzt gerade frisch in TVL 12/2 eingestuft. Fange ich dann beim Beginn von OBAS mit 13/1 oder mit 13/2 an? Und was hat es mit den verlängerten Stufenzeiten auf sich?


    VG, XeleX

  • E13/2 in der Regel.

    Wird die Berufserfahrung denn gar nicht mehr angerechnet?


    An den TE: Mach OBAS. So hast Du auch die Chance auf Beförderung und bist ein "vollwertiger" Lehrer. Du schaffst das schon!

  • Wird die Berufserfahrung denn gar nicht mehr angerechnet?

    a) Die "förderlichen Zeiten" wurden 2014 drastisch eingeschränkt und werden praktisch gar nicht mehr angewendet.

    b) Diese förderlichen Zeiten können nur bei Neubegründung eines Arbeitsverhältnisses anerkannt werden.

    c) Wenn man jetzt in E12/2 eingruppiert ist, dann gab es keine förderlichen Zeiten und man wird, wie im TV-L üblich, höhergruppiert in mindestens Stufe 2. Evtl. käme E13/3 raus aber da der TE kein "Bester Nichterfüller" ist, dann ist dies unwahrscheinlich.

  • Hallo zusammen,


    ich habe mal ein wenig weiter recherchiert und es sind schon wieder ein paar Fragen aufgekommen.


    Angenommen, ich mache den Seiteneinstieg über OBAS und meine Schule stellt mir eine Stelle zur Verfügung. Was passiert denn, wenn jetzt das ZfsL, das meine Schule als Ausbildungsschule auflistet, gar nicht das Fach Informatik anbietet? Gehe ich recht in der Annahme, dass ich dann einem anderen ZfsL zugewiesen werde? Und wenn ja, kann ich mir den Ort aussuchen? Und werde ich dann an deren Ausbildungsschulen versetzt oder kann ich als Seiteneinsteiger bei meiner Schule bleiben?


    VG, XeleX

  • Dann wirst du entweder an zwei ZfsLs sein, oder an einem anderen. Aussuchen darfst du dir das nicht. Teilweise arbeiten die ZfsLs auch zusammen oder haben auch Einstellungszeiträume wo sie nicht "geöffnet" sind und man dann zu einem anderen in der Nähe muss. War bei mir z.B. auch so. Seminar vor Ort hat in meinem Jahrgang kein BK ausgebildet. Ich musste dann zum nächsten ZfsL was für mich ca. 50 km entfernt war.

    OBAS-Stellen sind immer Schulbezogen, an der Schule gibt es ja eine offene Stelle in dem Fach, es hat sich keine Person mit grundständiger Ausbildung beworben, daher nimmt man dann den/die Seiteneinsteiger. Da macht es gar keinen Sinn die zu versetzen.

    Du kannst auch den Schulleiter bitten nachzufragen. Vielleicht weiß er ja auch schon wie das aussieht. Und wer weiß, wie aktuell die Homepage des ZfsLs ist.

  • Was Mathe angeht: Darüber hatte ich mir auch schon Gedanken gemacht, ob man das so ohne Weiteres als Fach ableiten kann.


    Aber: Erstens ist mein Studium schon eine Weile her (hab '93 angefangen), und da war WInfo als Studiengang noch ziemlich neu und die Anforderungen in Mathe recht hoch. Ich habe m.W. fast exakt dasselbe Grundstudium wie die Mathematiker absolviert (und auch zusammen mit den Mathematikern absolviert, also keine weichgespülte Extravorlesung für WInfo-Studis wie heutzutage ;)), nur dass ich statt Analysis III dann Algorithmische Mathematik hatte, und im Hauptstudium noch eine Vorlesung im Grenzgebiet zwischen Mathe und Info (Graphentheorie). Zweitens könnte ich als "Berufserfahrung" 17 Jahre professionelle Mathematik-Nachhilfe nachweisen (wobei ich nicht weiß, ob das zählt). Drittens werde ich jetzt das zweite Jahr ausschließlich in Mathe eingesetzt und habe meine Bewährung von der SL.


    In jedem Falle aber danke für den Hinweis, das lasse ich mal im Vorfeld klären. Meine SL ist zum Glück äußerst kooperativ, was solche Dinge angeht.

    So, es geht weiter. Meine Unterlagen vom Studium und Berufserfahrung sind überprüft worden, mit positivem Ergebnis - Mathe und Info als Fächer sind zulässig. OBAS kann kommen ;)


    VG, XeleX

  • So, es geht weiter. Meine Unterlagen vom Studium und Berufserfahrung sind überprüft worden, mit positivem Ergebnis - Mathe und Info als Fächer sind zulässig. OBAS kann kommen ;)


    VG, XeleX

    Hallo XeleX,


    ich bin hier im Forum schon länger als stiller Mitleser unterwegs und habe hier auch sehr viele hilfreiche Infos gefunden, bevor ich mit der OBAS angefangen habe.


    Deinen Beitrag habe ich leider jetzt erst gelesen und muss sagen, dass ich die Empfehlungen hinsichtlich OBAS nicht nachvollziehen kann. Ich würde dir ehrlich gesagt von der OBAS abraten, wenn du nicht mehr verbeamtet werden kannst und selbst wenn du eine Beförderung anstrebst.


    Der Aufwand ist echt enorm und wenn man überlegt wie viel man dann noch als Gegenwert bekommt, wenn die Verbeamtung ausgeschlossen ist, dann ist da nur die höhere Entgeltgruppe. Die Möglichkeit der Beförderung sehe ich nicht als großen Pluspunkt, da ich bisher ehrlich gesagt noch niemanden in diesem System gesehen habe der für die Mehrarbeit einer Beförderungsstelle auch nur ansatzweise verhältnismäßig entlohnt wurde. Zumal für eine Beförderungsstelle auch erstmal in der Regel die Arbeit in Vorleistung erbracht werden muss bis es überhaupt zu einer Beförderung kommt.


    Finde auch dieses Argument "dann bist du vollwertiger /normaler Lehrer" auch relativ schwach was die Empfehlung der OBAS anbelangt.


    Ohne deine familiären Umstände zu kennen, die definitiv auch eine sehr große Rolle spielen ob es Sinn macht oder nicht würde ich dir davon abraten.


    Bei Fragen kannst du dich ja gerne melden 👍

    Ansonsten viel Erfolg!

  • Und ich würde immer, egal ob Verbeamtung winkt oder nicht, zu OBAS raten! Die Entwicklung in einem guten Referendariat ist nicht zu unterschätzen. Ob man sich ebenso intensiv mit Unterricht, Inhalten, Kompetenzen, Lernausgangslagen beschäftigt, wenn es umbenotet ist, wage ich zu bezweifeln.

    Zudem hat man evtl auch noch 20 Jahre oder mehr zu arbeiten, so dass man nie weiß, welche Wege sich noch so beschreiten lassen. Es wäre ärgerlich, wenn man diese dann nicht gehen kann, weil man eben aus laufbahnrechtlicher Sicht nicht zugelassen ist.


    XeleX: Trau Dich! Es ist Arbeit, aber m. E. gut investierte!

  • dann ist da nur die höhere Entgeltgruppe...

    ?(?(?(


    Ja, es ist sicherlich ein Dämpfer, nicht mehr verbeamtet werden zu können. Man hat zwar Netto nicht so schrecklich viel mehr Geld zur Verfügung (je nach Stufe 100-200 Euro), aber rechne das mal auf die kommenden Jahre aus. Und nicht jede Beförderung ist so ein massives Minusgeschäft wie hier dargestellt. Und wenn man dann mit PE nicht mal Abitur abnehmen kann ist es doch deutlich besser auch fürs persönliche Standing "richtiger" Lehrer zu werden.


    Es sind dann 2 Jahre Mehraufwand, ich würde aber auch sagen, dass dieser sich lohnt.

  • Ich würde mir das mit OBAS wirklich gut überlegen wenn du nicht verbeamtet werden kannst. Klar für deine SuS wäre es definitiv besser wenn du die Ausbildung machst, aber für dich stellt sie auch ein großes Risiko dar. Durch OBAS kann man durchaus auch durchfallen bzw. ganz scheitern! Das passiert durchaus nicht ganz selten. Eine PE hat meines Wissens nach keine Prüfung und du könntest unbefristet bis ans Lebensende als Angestellter an der Schule arbeiten.

Werbung