Tarifrunde eingeläutet

  • Vom abgelehnten Angebot der Post darf der öffentliche Dienst nur träumen… auch 24 Monate Laufzeit wären toll, waren es doch zuletzt 32. Ich versuche anderen immer auf die Problematik eines einzelnen schlechten Abschlusses zu erklären, indem ich darauf hinweise, dass man so bestenfalls rund 10-12 Erhöhungen im ganzen Berufsleben hat. Das erscheint vielen nämlich viel häufiger. Die Unwissenheit und die Weigerung, sich überhaupt mit dem Thema auseinander zu setzen, sind erschreckend.

  • Eiigentlichh nur unverschämt bei der aktuellen Inflation


    https://amp.zdf.de/nachrichten…r-dienst-angebot-100.html

    Ein anderes Wort fällt mir dazu auch nicht ein. Wenn der Artikel wörtlich zitiert, ist die besondere Frechheit, dass man die Einmalzahlung auch als prozentuale Gehaltssteigerung zu verkaufen versucht.

    There are only 10 sorts of people - Those who know binaries and those who don't.

  • Was mich am meisten ärgert ist, dass man uns versucht für dumm zu verkaufen und den Effekt der Inflation völlig falsch darstellt. Die Inflationsrate wird mittelfristig gesehen sinken und man versucht uns zu erzählen "Seht ihr, ist doch gar nicht mehr so schlimm!". Und durch die Einmalzahlungen soll (neben dem natürlich wichtigsten Aspekt, nämlich, dass nicht tabellenwirksam erhöht wird) der Eindruck erweckt werden, dass der Lohnverlust durch die Inflation fürs letzte Jahr ausgeglichen wird. Also alles gut, was wollen wir eigentlich? Hierbei wird ein völlig falsches Bild der Inflation und ihres Einflusses auf Löhne erzeugt. Erschreckenderweise stelle ich bei Gesprächen mit KuK häufig fest, dass sie genau diesem Narrativ auf den Leim gehen, weil sie grundsätzlich nicht verstanden haben, welchen Effekt die Inflation hat.


    Aber das was da bei den Verhandlungen abgeht ist wirklich unter aller Sau und das ist ja immer noch der TVöD, der TV-L war bisher immer noch schlechter.


    Für mich ist damit der Kipppunkt erreicht. Meine Frau und ich können uns stand heute trotz 2x A13 kein Haus mehr leisten: Die Rate wäre bei deutlich über 3k€ im Monat; mit geplanter Familie, TZ und allem was dazu gehört nicht zu stemmen.


    Sollte der Tarifabschluss für uns auf einem so unterirdischen Niveau liegen werde ich folgendes machen:


    Exceltabelle: Reallohnverlust berechnen, mit Inflationsrate das inflationsindexierte Lohnniveau bestimmen und daraus den Stundenlohn einer 41h Woche berechnen. Dann aus der Differenz der beiden Löhne über den Stundenlohn die Anzahl der Stunden berechnen, die der Differenz der Löhne entspricht. Diese Stunden werde ich dann krankfeiern. Bei uns an der Schulform wird wenig bis gar nicht vertreten, sodass sich der Effekt fürs Kollegium in Grenzen hält. Bei akkumulierten 15-20% Reallohnverlust kommen da 30-40 Krankentage bei raus. Aktuell bin ich bei weniger als 5 pro SJ, womit ich bei uns im Kollegium aktuell eher im Durchschnitt rangieren würde.


    Ich weiß, dass das hier nicht gut ankommen wird, aber ich fühle mich von diesem System nur noch verarscht.

  • Exceltabelle: Reallohnverlust berechnen, mit Inflationsrate das inflationsindexierte Lohnniveau bestimmen und daraus den Stundenlohn einer 41h Woche berechnen. Dann aus der Differenz der beiden Löhne über den Stundenlohn die Anzahl der Stunden berechnen, die der Differenz der Löhne entspricht.

    Die Berechnung finde ich gut und nachvollziehbar. Als Konsequenz würde ich in erster Instanz aber versuchen, die Arbeit womöglich anderweitig zu reduzieren. a) weil auch ich Krankfeiern moralisch und rechtlich verwerflich finde, aber vor allem b), weil doch sonst die Arbeit zu einem relevanten Teil nachgearbeitet werden muss. Korrekturen, Vertretungsaufgaben, etc. kosten ja auch Zeit. Ich würde dann vermutlich eher "stur nach Buch" unterrichten und Lernerfolgsüberprüfungen möglichst kurz und effizient gestalten. Aber wir geraten wohl offtopic :D.

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  • Das kommt nicht nur nicht gut an, sondern widerspricht schlicht dem geleisteten Amtseid und dürfte bei auffliegen disziplinarische Maßnahmen nach sich ziehen. Es ist offenbar noch immer nicht angekommen, dass die derzeitige Inflation auf der Verknappung von Gütern bei gleichzeitig stagnierender Wirtschaftsleistung beruht und gerade nicht komplett durch Anhebung der Löhne ausgeglichen werden kann. Ein Reallohnverlust für die breite Bevölkerung ist damit unumgänglich. Nun geht es eigentlich nur noch um einen Verteilungskampf zwischen einzelnen Branchen und natürlich müssen wir uns da nicht aus Vernunft zurückhalten. So zu tun, als läge der Reallohnverlust aber nur am Unwillen des eigenen Dienstherrn, geht an der Problematik vorbei.

  • Da hast du natürlich recht, das hab ich tatsächlich anders geschrieben als es gemeint war. Ich werde versuchen mir die Stunden irgendwie, in letzter Instanz auch über Krankheit, reinzuholen. Wenn es anders geht: Umso besser für alle Beteiligten.

  • Das kommt nicht nur nicht gut an, sondern widerspricht schlicht dem geleisteten Amtseid und dürfte bei auffliegen disziplinarische Maßnahmen nach sich ziehen.

    Für den Dienstherren leg ich mich gern nochmal unters MRT, bei meinen Bandscheiben will ich den Amtsarzt sehen der mir zu 100% nachweisen kann, dass ich keine Rückenschmerzen habe..


    Der Dienstherr hat uns übrigens auch eine Pflicht, nämlich die der amtsangemessenen Alimentation. Gegenüber meinem, nur schwer nachzuweisenden Fehlverhalten, hat das oberste Gericht in diesem Land mehrfach festgestellt, dass unser Dienstherr seiner Pflicht erwiesenermaßen nicht nachkommt. Nach jahrelanger Untätigkeit kommen dann so Konstrukte wie in NRW raus, über die hier schon viel geschrieben wurde.


    Wie gesagt, für mich persönlich wäre das Maß mit einem so unverschämten Abschluss voll. Würde ich im abbezahlten Eigenheim sitzen oder nen Kredit mit 0,8% p.a. tilgen würd ich mir nen Ast abfreuen und brav weitermachen.

    • Offizieller Beitrag

    Exceltabelle: Reallohnverlust berechnen, mit Inflationsrate das inflationsindexierte Lohnniveau bestimmen und daraus den Stundenlohn einer 41h Woche berechnen. Dann aus der Differenz der beiden Löhne über den Stundenlohn die Anzahl der Stunden berechnen, die der Differenz der Löhne entspricht. Diese Stunden werde ich dann krankfeiern. Bei uns an der Schulform wird wenig bis gar nicht vertreten, sodass sich der Effekt fürs Kollegium in Grenzen hält. Bei akkumulierten 15-20% Reallohnverlust kommen da 30-40 Krankentage bei raus. Aktuell bin ich bei weniger als 5 pro SJ, womit ich bei uns im Kollegium aktuell eher im Durchschnitt rangieren würde.

    Krankfeiern mit Ansage?

    Wenn du das woanders genauso offen kommunizierst, musst du dir über den Reallohn-Verlust als Lehrer wohl keine Gedanken mehr machen.

  • Ich weiß, dass das hier nicht gut ankommen wird, aber ich fühle mich von diesem System nur noch verarscht.

    Da bist du sicher nicht allein mit diesem Gefühl. Wir haben für das Jahr 2022 ja ein Reallohnverlust von ca. 5% (2,8% Lohnerhöhung, 7,9% Inflation). Damit arbeitet man - je nach Schulart - ca. eine Unterrichtsstunden für umme. Ich warte jetzt ab, wie der Abschluss konkret ausfallen wird. Es gibt ja ganz legale Mittel und Wege, sich Arbeitszeit zurückzuholen.

  • Das kommt nicht nur nicht gut an, sondern widerspricht schlicht dem geleisteten Amtseid und dürfte bei auffliegen disziplinarische Maßnahmen nach sich ziehen. Es ist offenbar noch immer nicht angekommen, dass die derzeitige Inflation auf der Verknappung von Gütern bei gleichzeitig stagnierender Wirtschaftsleistung beruht und gerade nicht komplett durch Anhebung der Löhne ausgeglichen werden kann. Ein Reallohnverlust für die breite Bevölkerung ist damit unumgänglich. Nun geht es eigentlich nur noch um einen Verteilungskampf zwischen einzelnen Branchen und natürlich müssen wir uns da nicht aus Vernunft zurückhalten. So zu tun, als läge der Reallohnverlust aber nur am Unwillen des eigenen Dienstherrn, geht an der Problematik vorbei.

    Das ist absurd! Natürlich ist es Aufgabe des AG den Reallohnverlust zu minimieren. Und ja, man könnte durch Druck der Gewerkschaften sogar eine Reallohnsteigerung für ALLE Beschäftigten in Deutschland erreichen. Warum bitte nicht?

  • Beim letzten Tarifabschluss haben sich die Gewerkschaften schon übern Tisch ziehen lassen. Ich hoffe, dass sie diesmal Zähne zeigen. Was wäre denn, wenn man androht in allen Bundesländern die Klassenfahrten ausfallen zu lassen?

  • Was wäre denn, wenn man androht in allen Bundesländern die Klassenfahrten ausfallen zu lassen?

    So standfest sind wir Lehrer nicht. 2005 (?) wurde das Regeldeputat an Gymnasien in BW um eine Stunde erhöht, viele Kollegien haben als Protest die Studienfahrten gecancelt - nur um sie ab dem Folgejahr dann doch wieder durchzuführen. Zudem haben andere KuK den Protest desavouiert, in dem sie "mehrtägige Exkursionen" als Alternative anboten, was wiederum zu bösem Blut innerhalb der Lehrerschaft geführt hat.

  • So standfest sind wir Lehrer nicht. 2005 (?) wurde das Regeldeputat an Gymnasien in BW um eine Stunde erhöht, viele Kollegien haben als Protest die Studienfahrten gecancelt - nur um sie ab dem Folgejahr dann doch wieder durchzuführen. Zudem haben andere KuK den Protest desavouiert, in dem sie "mehrtägige Exkursionen" als Alternative anboten, was wiederum zu bösem Blut innerhalb der Lehrerschaft geführt hat.

    Dumm. In Niedersachsen wurde die Anhebung der Stundenerhöhung zurück genommen als angedroht wurde, dass die Klassenfahrten ausfallen.

  • Diese Mittel und Wege würden mich wirklich interessieren, da ich weiß, dass "meine" Mittel und Wege ja nicht legal sind.

    Da wäre zum einen das Ablehnen jeglicher Zusatzaufgaben. Ich habe meiner SL gesagt, dass ich A14 mit der Kneifzange nicht nehme und anderen KuK die Chance zur Profilierung von Herzen gönne.

    Zum anderen: Klassenarbeiten o.ä. einsparen, falls rechtlich möglich. Ich habe früher in meinem Nebenfach immer zwei geschrieben, aktuell nur noch eine. Fazit: die Zeugnisnoten sind auch nicht anders.

    Und, ganz banal: zwei Stunden in der Woche Unterricht aus der Dose. Buch auf, Text zusammenfassen, danke. Die von iPad und Methodenwechsel gestressten Schüler danken es einem sogar.

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