Zusammenarbeit mit Förderschullehrkräften

  • Aber: wir haben die Inklusion. Und da ist es nachvollziehbar, dass sich die Gesamtschule / Realschule / Sekundarschule / Hauptschule bedanken, wenn die Gymnasien sagen "Gerne, aber keine GE- / LB- Kinder. Die können wir hier nicht beschulen und die können hier auch keinen Abschluss bekommen." Mit diesem Argument können auch die anderen Schulformen kommen.

    Das sollten die anderen Schulformen auch tun. Wer keinen Hauptschulabschluss erreichen kann, sollte nicht an einer Hauptschule beschult werden.

    Dass Gymnasien es bisher weitgehend geschafft haben, sich aus diesem Irrsinn rauszuhalten, sollte Vorbild sein. Vielleicht sollten die angestellten Lehrer doch mal ausführlich streiken, damit sich da mal was tut.


    Allerdings ist das bei uns in der Region offenbar kein so großes Problem. Wir haben Förderschulen, an denen GE/LE/EE Schüler gefördert werden, andere Schulformen sind da weitgehend audgenommen.

  • Ich verstehe deine Argumente, kleiner gruener frosch , aber nur weil Inklusion an den von dir genannten Schulformen häufiger praktiziert wird, heißt das ja nicht unbedingt, dass Inklusion dort automatisch auch gut läuft. Auch hier im Forum habe ich durchaus den Eindruck, dass sich zwar Grund- und Gesamtschullehrer eher damit arrangieren, das Beste aus der Situation wie sie jetzt ist zu machen, dass ihnen dennoch die große Heterogenität zu schaffen macht und sie unter Stress stehen, allen Schülern gerecht zu werden, die curricularen Anforderungen zu erfüllen und gleichzeitig all das im vorhandenen Deputat unterzubringen.

    Eine Idealvorstellung von inklusiven Schulen ist eben das, eine Idealvorstellung, daher finde ich, wenn ein Vergleich angestrebt werden soll, dann zwischen realistischem Bild von Unterricht an Förderschule im Jahr 2022 und realistischem Bild von Unterricht an [Schulform des Regelschulsystems] im Jahr 2022 sinnvoller, um zu überlegen, wo a) Kind mit Behinderung b) Mitschüler c) Lehrer am meisten profitieren.

  • Nach welchem Plan sollen denn Förderschüler z.B. am Gymnasium unterrichtet werden?

    Die FöS würden nach den Curricula beschult, die für sie im Gutachten festgelegt sind. Wie generell in der Inklusion.

    Also zielgleich bei Förderung entsprechend der angegebenen Notwendigkeiten,

    oder zieldifferent nach LE- oder GE-Curriculum.

    Das ist doch jetzt auch schon so.

  • Allerdings ist das bei uns in der Region offenbar kein so großes Problem. Wir haben Förderschulen, an denen GE/LE/EE Schüler gefördert werden, andere Schulformen sind da weitgehend audgenommen.


    Übrigens habe ich 1 Jahr Inklusionsklasse erlebt, 17 (später 19) Kinder, davon 7 Inklusionskinder, 14 Std. Doppelbesetzung (Sonderpädagogin und ich) und es war gut, aber diese Bedingungen sind ja nicht die Regel. Außerdem löste sich unsere Doppelbesetzung oft in Vertretungsstunden auf, da zu viele KuK krank waren.

    Wir haben weder noch.

    Der Mangel herrscht so oder so, an den Regelschulen und an den FöS.


    Kinder mit FöS LE, EE und Sprache gehen in der Regel in die Grundschule,

    für EE gibt es so gut wie nur Privatschulen,

    für LE gibt es keine andere Schulform mehr - seit Jahren. Die ersten SuS, bei denen das System in der Grundschule umgestellt wurde, sind nun in Klasse 9. Die FöS LE wurde für Klasse 5 (nach einem Wechseln in der Politik doch) vorherst weitergeführt.


    Und nein, die Bedingungen sind nicht gut. Sie werden aber auch nicht besser, wenn man die FöS-Kinder an einzelnen SekI-Schulen bündelt und erwartet, dass diese Schulen das für alle übernehmen, wozu andere sich nicht bewegen wollen/können/möchten. Und auch diese Lehrkräfte bekommen keine Entlastung und keine Anerkenntung - ebenso wie an der Grundschule.

    Warum kann man sich die Aufgabe nicht mit sehr vielen Kolleg:innen teilen?

    Warum haben Lehrkräfte an bestimmten Schulformen das scheinbare Recht, sich da herauszunehmen?

    Das ist ähnlich zu den Kindern mit aktuellem Migrationshintergrund und der Frage, ob sie gemeinsam in eine Klasse gehen sollen, die von irgendjemandem ohne Lehramtsausbildung beschult wird oder ob sie nicht besser in vielen Klassen integriert werden, weil sie dort von der Zusammenarbeit mit den anderen SuS profitieren.

  • Ich habe gerade herausgefunden, dass die niedersächsische Regierung plant, die Förderschule "Lernen" bis 2028 auslaufen zu lassen, die FDP jedoch ein Volksbegehren startete, um Eltern und Kindern weiterhin die Möglichkeit zu lassen. In Barsinghausen wird z.B. die Förderschule "Lernen" sehr gut angenommen (Quelle). Vielleicht kannst du, Palim , uns ja auf dem Laufenden halten, wie es in der Sache weitergeht.

  • Kraaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaass - ich bin einer Meiung mit der FDP. Jetzt brauch ich erstmal einen ganz großen Irgendwas. Kraaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaass.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Mal umgekehrt gedacht: Die Gymnasiasten kommen in meine Förderschulklasse und wollen dort inklusiv beschult werden.

    Dann musst du doppelt so viel leisten, wenn du das noch schaffst. Man schafft das doch gar nicht alles, daher geht Inklusion oft auf dem Rücken der Kinder aus, weil man das nicht leisten kann. Die Mär von "da stellen wir noch einen Stuhl dazu" geht eben nicht auf. Wir haben ja auch noch die ukrainischen Kinder ohne Deutschkenntnisse.

  • Ja, ganz ehrlich, ich könnte das nicht. Hab auch keine Ahnung vom LP der Gymnasien. Abitur kann ich vorweisen, das reicht ja dann wohl, um Gymnasiasten zu unterrichten?

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Wenn ich mich richtig erinnere, hatten unsere GE Schüler gar keinen Lehrplan, weil es in NRW keinen gibt (?). Was unsere bayrische Sonderpädagogin sehr irritierte, die sich dann in den Hauptfächern am bayrischen Plan orientiert hat.

    Das ist natürlich insofern bequem, als dass man als Regelkraft formell dann auch nix können muss, sondern halt selbst irgendwelche Ziele definiert (oder auch nicht).

  • Ja, ganz ehrlich, ich könnte das nicht. Hab auch keine Ahnung vom LP der Gymnasien. Abitur kann ich vorweisen, das reicht ja dann wohl, um Gymnasiasten zu unterrichten?

    Ich könnte es auch nicht und wollte es auch nicht. Daher bin ich froh um die Gymnasialkollegen, die sich das ausgesucht haben. Wenn man Inklusion am Gymnasium will, dann sollen aber auch Sonderschulkollegen dabei sein und die Klassen um ein Drittel verkleinert werden, ebenso wie in den anderen Schulen auch. Das wird aber nicht passieren.

    Werden Menschen denn nach der Schulzeit inkludiert? Doch viel zu wenig. Man müsste alles neu denken.

  • Also, wenn GS-Lehrkräfte Schüler mit unterschiedlichen Behinderungen inkludieren können und Gymnasiallehrer das auch, umgekehrt Förderschullehrkräfte aber keine Gymnasiasten inkludieren dürfen und können (von diesem Modell habe ich noch nie was gehört), dann zeigt das ja wohl klar auf, was von der Arbeit der Sonderschullehrer gehalten wird: nix.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Werden Menschen denn nach der Schulzeit inkludiert? Doch viel zu wenig. Man müsste alles neu denken.

    Das ist übrigens auch ein Punkt, an dem ich innerlich festhänge. Darf man ja besser nicht laut aussprechen, aber den Gedanken, wofür wir uns das in der Schule überhaupt antun und was es letztlich bringt, hatte und habe ich ebenfalls. Es ist ja schön, Schule furchtbar inklusiv zu gestalten, aber was bringt das in der Langzeitperspektive? Ändern sich dadurch die Arbeitsmarktperspektiven der Betroffenen?


    Neulich lief eine TV Doku zu einem Projekt, in dem Menschen mit Einschränkungen für den ersten Arbeitsmarkt fit gemacht wurden. Tolles Projekt, vom Eindruck her, die Leute wurden in Praktika vermittelt usw. und es gab einen Haufen positiver Äußerungen. Im letzten Satz der Reportage dann die Erwähnung, dass von +300 Teilnehmern EINER bisher den Sprung tatsächlich geschafft hat. Da fragt man sich schon, ob auch mal jemand Kosten/Nutzen-Rechnungen aufstellt oder ob das in diesem Bereich keine Rolle spielt. Und ob selbiges dann auch für den Bereich Schulen gilt und so Dinge wie das Ausbremsen des Lernfortschritts der Regelschüler halt als Kollateralschaden in Kauf zu nehmen sind (und bitte, jetzt nicht wieder irgendeine Studie, wie toll auch die Regelschüler profitieren - wir wissen alle, dass es in der Realität anders aussieht).


    Mir scheint die ganze Inklusionsdebatte sehr übermoralisiert und entrückt von nüchterner, realistischer Bestandsaufnahme.

  • Also, wenn GS-Lehrkräfte Schüler mit unterschiedlichen Behinderungen inkludieren können und Gymnasiallehrer das auch, umgekehrt Förderschullehrkräfte aber keine Gymnasiasten inkludieren dürfen und können (von diesem Modell habe ich noch nie was gehört), dann zeigt das ja wohl klar auf, was von der Arbeit der Sonderschullehrer gehalten wird: nix.

    :troest: Ist bestimmt ironisch gemeint, aber auf diese Idee kommt bestimmt niemand.


    "Frau Meier, wo geht denn ihr Mäxchen nach der 4. hin, der ist ja sooo gut? Auf die Förderschule? Inklusion? Hä?"

    Im umgekehrten Fall: "Was, ihr Kind geht aufs Gymnasium? Mein Ben hat keine Empfehlung bekommen." :(

    Macht doch alles irgendwie keinen Sinn.

  • Ich habe gerade herausgefunden, dass die niedersächsische Regierung plant, die Förderschule "Lernen" bis 2028 auslaufen zu lassen, die FDP jedoch ein Volksbegehren startete, um Eltern und Kindern weiterhin die Möglichkeit zu lassen. In Barsinghausen wird z.B. die Förderschule "Lernen" sehr gut angenommen (Quelle). Vielleicht kannst du, Palim , uns ja auf dem Laufenden halten, wie es in der Sache weitergeht.

    Eigentlich sollte die FöS LE schon abgewickelt sein, nach der vorletzten Wahl kam es zur GroKo und gab relativ kurzfristig noch einmal eine Aufschiebung - eben die bis 2028 … also 2 Landtagswahlen später.


    Weil man aber damals schon mit der Umsetzung gerechnet hatte und entsprechend der Planung recht weit war, wurden viele FöS LE, die nur noch wenige SuS in Klasse 8 und 9 hatten, geschlossen. Die letzten dieser SuS konnten auf die örtlichen weiterführenden Schulen wechseln oder in eine FöS in einem Zentrum, etwa eine im Kreis, statt zuvor 3-4.


    Somit sind von vielen FöS LE nur noch wenige über, wodurch der Schulweg noch weiter als zuvor ist.

    Da die FöS LE im Grundschulbereich abgeschafft ist, werden alle diese SuS inklusive beschult. Dazu kommen feste Einzugsbereiche in manchen Regionen, ob das in Städten mit privaten/ kirchlichen Grundschulen anders ist, weiß ich nicht genau.


    Die meisten FöS EE sind in NDS privat, da gibt es für die Übergänge ohnehin Vorgaben der privaten Schulen.

  • Dann möchte ich bitte Gymnasiasten inkludieren in meiner Schule. Sicher helfen die meinen netten Förderschülern, wenn sie schneller mit einer Arbeit fertig werden. Und es kehrt mehr Ruhe ein am Pausehof. Vielleicht werden die Toiletten dann auch nicht mehr mit Klopapier verstopft.

    Also, ich freue mich auf die Gymis. Einen Förderplan bekomme ich ja dann von der inklusiv arbeitenden Gymlehrkraft. Cool.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Findest du das jetzt gut? Oder findest du es nur gut, wenn auch die Gymnasien inklusiv beschulen?

    Es hat erst einmal gar keine Wertung, ich wollte darstellen, wie es in NDS umgesetzt ist und dass das, was andere für unrealistisch halten, an anderen Orten in Deutschland längst Realität ist.


    Ich für mich finde Gutes und Schlechtes daran,

    aber ich finde, dass es bereichernd ist, dass man das System öffnet und die Schüler inkludiert, u.a. weil diese Öffnung auch ganz anderen Kindern entgegen kommt. Dabei arbeiten wir nicht mit Eingangsstufe und - aus Grundschulsicht- auch nicht besonders offen.


    Die Gymnasien stehen nicht in Konkurrenz oder neben den Grundschulen, die Schüler:innen, die später an die Gymnasien wechseln, sind mit in den Grundschulklassen und ebenso wie FöS-Kinder unterschiedlicher Bedarfe. So muss es jede Grundschule umsetzen, es teilt sich auf alle auf. Regional gibt es kaum private Schulen, in anderen Städten ist das anders. Und auch da bin ich der Meinung, dass man sich alle miteinander teilt, und es aus mehreren Gründen nicht richtig ist, wenn bestimmte Schulen ein Vorrecht auf Auswahl der Schülerschaft haben.

  • OT: Kindheitserinnerungen: Meine Mama sagte gerne: "Mit dem spielst du nicht, der ist evangelisch." Oder: "Mit dem spielst du nicht, der geht auf die Dummenschule." Heute kann sie sich an diese Worte nicht mehr erinnern, bzw. bestreitet alles vehement. Meine Schwester weiß es aber auch noch, denn wir haben trotzdem mit den verbotenen Kindern gespielt. Hoffe, dass es das heute nicht mehr gibt.

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