Frage als Mutter zu gymnasialem Problem (edit: vormals Muddi)

  • Ich wollte in "Eltern fragen Lehrer" fragen, aber da finde ich mich nicht, also keinen "Neues Thema eröffnen".

    Also. Mein angepasstes Töchterlein ist jetzt in der 5. Klasse. Von einer Lehrkraft, die sie 7h pro Woche hat, wurde sie nun als "Puffer" zwischen zwei Jungs gesetzt, damit diese nicht mehr stören. Gefragt wurde sie dazu nicht, zunächst dachte sie, sie selbst sei zu laut gewesen, auf Nachfrage durch sie hieß es, nein, nein, die Jungs waren Schuld. Sie fragte auch, ob sie wieder neben ihre Freundin könne, ja vielleicht bald.

    Auch am Elternabend erklärte die LK, dass die Jungs generell zu laut seien.

    Ich finde das echt unfair von der LK, möchte aber deswegen nicht in die Sprechstunde rauschen, mein Kind hat ja selbst schon nachgefragt und eine Antwort erhalten.

    Mittlerweile hasst sie die LK und die damit verbundenen Fächer (Englisch und noch ein Fach).

    Wie seht ihr das (rege ich mich mal wieder unnötig auf? Das passiert mir nämlich schon häufig) und würdet ihr irgendwas (was?) machen?

    Herzlichen Dank für eure Einschätzung.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ich arbeite zwar nicht an einem Gymnasium, sondern an einer Gesamtschule, aber ich kenne das Problem natürlich auch.

    Ich finde es nicht OK, wenn man Kinder dezidiert als Puffer nutzt, ich würde sogar von Missbrauch sprechen. Was OK wäre, wenn man eine Sitzordnung festlegt, in der nicht alle lauten SuS beieinander sitzen, und dann auch regelmäßig wechselt, damit es nicht immer die gleichen leisen SuS betrifft.

    Kannst du die Lehrerin anschreiben? Ich würde erstmal nur schildern, wie es deiner Tochter damit geht und darum bitten, dass ihre Situation genauso Berücksichtigung findet wie die Bedürfnisse der Lehrerin und der Klasse nach ungestörtem Unterricht.

    Es könnte alles so einfach sein - ist es aber nicht.

  • Man kann das Problem in der Tat anders lösen, es gibt keinen Grund, warum irgendein Kind *zwischen* den beiden Störern sitzen muss. Bei meinen Grossen würde ich da auf Befindlichkeiten wenig bis gar keine Rücksicht nehmen, bei den Kleinen ist es was anderes. Doch, ich finde, du kannst die Lehrperson darauf ansprechen. Das Schuljahr ist noch nicht alt bei euch, oder? Allenfalls noch 2 Wochen abwarten und schauen, ob es sich von selbst löst.

  • Danke für eure Einschätzungen und Tipps.

    Nein, das Schuljahr hat erst Mitte September angefangen und mein Kind war hochmotiviert, jetzt ist es recht traurig deswegen und mag auch das Fach (Englisch) gar nicht mehr.

    Ich warte jetzt noch die Ferien ab, wenn dann nichts passiert, schreibe ich der LK. Oder ich schreibe noch vorher, mal sehen. Generell finde ich ja, mein Kind sollte das allein lösen. Aber nun hat sie schon zweimal nachgefragt und beide Male so eine ausweichende Antwort erhalten.

    Ach, danke, das tut gut, eure Einschätzung.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Die wenigsten Fünftklässler können das allein lösen, dazu sind die Lehrkräfte erstmal zu unbekannt und die Regeln des Umgangs in der neuen Schule sind auch überhaupt noch nicht klar. Ich habe in diesem Schuljahr eine Klasse 5 neu übernommen, nachdem ich im Sommer eine 10 abgegeben hatte. Das ist ein unglaubliches Kontrastprogramm, man sollte den Wechsel vom eher kleinen System der Grundschule an ein Gymnasium nicht unterschätzen, das fühlt sich für viele Kinder an wie ein zweiter Schulanfang.

  • Eine Fünftklässlerin traut sich doch nicht der Lehrperson zu widersprechen. Sie war ja schon mutig genug zu reklamieren und hat eine Antwort bekommen. Ich würde versuchen mit der Tochter zu besprechen was aus Sicht der Lehrperson die Gründe für diese Entscheidung sein können. Dass es manchmal diplomatische Lösungen braucht, die nicht allen Beteiligten gefallen. Dass sie sich aber sehr wohl auch nicht alles gefallen lassen muss und es völlig in Ordnung ist zu reklamieren. Nicht, dass sie das ein nächstes mal gar nicht mehr macht, das wäre fatal.

  • Wechsel vom eher kleinen System der Grundschule an ein Gymnasium nicht unterschätzen, das fühlt sich für viele Kinder an wie ein zweiter Schulanfang.

    Sie hat auch eine Schultüte bekommen (auch: kleiner Bruder kam in die 1. Klasse).

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

    • Offizieller Beitrag

    Eine Lösung könnte doch auch sein, dass je nach Anordnung der Tische die Tochter samt Freundin als "Puffer" zwischen die Störer gesetzt werden.

    Eine Schülerin von ihrer Freundin wegzusetzen, damit sie die Funktion eines Puffers einnimmt, schiebt ihr mittelbar das Problem zu, das die Lehrkraft - und nicht die umgesetzte Schülerin - lösen muss.

    Insofern würde ich hier tatsächlich freundlich nachfragen, ob es hier nicht eine andere Lösung gibt - gerade weil das Umsetzen der Tochter eine einschneidendere Maßnahme ist als das Trennen der Störer. Das kann man per E-Mail tun - je nach Antwort wäre ein persönliches Gespräch der nächste Schritt.

  • ach, danke für die Nachfrage Bolzbold : Für mich ist "Muddi" der Inbegriff der gleichzeitig helikopternden und vernachlässigenden Mutter - also im Gym scharf auftreten aber daheim den TV laufen lassen als Babysitter.

    Soll ich´s ändern für dich? Ich probier´s mal!

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • laleona

    Hat den Titel des Themas von „Frage als Muddi zu gymnasialem Problem“ zu „Frage als Mutter zu gymnasialem Problem (edit: vormals Muddi)“ geändert.
  • Kinder sind keine "Therapiehunde" für andere störende Kinder. Da gebe ich Bolzbold absolut Recht. Aufgabe der LuL ist es, mit dem Problem umzugehen und nicht die Aufgabe deiner Tochter.

    Ich würde an deiner Stelle doch das direkte Gespräch suchen und deutlich machen, dass deine Tochter unter diesem Sitzplatz leidet. Ein solcher freundlicher Hinweis und die Bitte um eine Änderung im Sinne deiner Tochter muss eine Klassenleitung aushalten. Du kannst ja auch fragen, ob geplant ist, regelmäßig umzusetzen und dabei explizit auch Nachbarschaftswünsche zu berücksichtigen.

    Die K-Leitung kann ja auch schauen, wie sie die beiden Buben anderweitig trennt (Einzelplatz etc.), ohne "Therapiehund".


    Der nächste Schritt (der halt nicht immer leicht fällt, weil man als Eltern je nach Naturell schulische Konflikte mit Lehrkräften meiden will), wäre dann ggf. mit mehr Nachdruck deutlich zu machen, dass diese Situation so nicht mehr akzeptabel ist, weil deine Tochter darunter leidet. Und wenn die Klassenleitung bockig ist und es für deine Tochter wirklich nicht mehr auszuhalten ist, dann würde ich in der nächsten Eskalationsstufe die Stufenleitung einbinden.


    Ich unterstelle dir einfach mal, dass du als Lehrerin Lösungen der Situation selbst differenziert betrachten und kommunizieren kannst.


    Nachvollziehbar ist grundsätzlich, dass es einen Sitzplan gibt, der die Klasse durchmischt. Durchmischen bedeutet aber, dass

    * entweder Freundschaften komplett ignoriert werden (also wirklich gemischt) oder prinzipiell Nachbarschaftswünsche berücksichtigt werden. So ein unbegründetes Mischmasch aus Wunsch und Willkür in der Klasse wäre meiner Ansicht nach unfair. Bei den Wünschen widerspricht aber das Wünschen aber nicht, bspw. einen Wunsch zu ignorieren, wenn eine kritische Masse entsteht.

    * Was für regelmäßiges komplettes Durchmischen spricht: In einer neuen Klasse kann man sich besser untereinander kennen lernen.

    * Was für Wünsche äußern und dann entsprechend durch die Lehrkraft dann im Raum verteilen spricht: Gibt Sicherheit zum Start und ich kann trotzdem ein bisschen steuern.

    * Was für "setzt euch mal und ich steuere nach" spricht: Gibt Sicherheit zum Start. Was dagegen spricht: Gewisse Grüppchen suchen sich gewisse Orte ;)

    Wobei das jetzt so auch dem Bauch heraus und ganz sicher nicht erschöpfend ist.


    Bei meiner Tochter (jetzt 6. Klasse und auch eher der zurückhaltende Typ) hat das regelmäßige(!) zufällige Durchmischen dazu geführt, dass manche Sitzpläne zu großer Freude und andere eher zur Enttäuschung geführt haben. Sie hat aber dadurch auch mal andere kennen (und schätzen) gelernt, mit denen sie vorher nix zu tun hatte. Sie hatte zum Glück keine Chaosplätze bekommen. Letzteres hätte sie belastet, weil sie auch in anderen Situationen mit harschen Reaktionen nicht umgehen kann, die sich eigentlich nicht an sie richten (vor paar Wochen gab's so eine Situation). Da haben wir versucht sie zu stärken, dass sie sich innerlich in bestimmten Situationen eine scheiß-egal-Haltung erlauben darf und wir dann im Zweifel am nächsten Tag auf der Matte stehen und sie mit Leidenschaft verteidigen werden. In dem Fall hatte sie sich direkt an die Klassenleitung gewandt, die sie (und die anderen) dann gegenüber der Kollegin verteidigt und sich hinter die Kinder gestellt hat. Das war eine gute Reaktion des Töchterleins: Hilfe suchen, wenn sie selbst aus der Situation nicht herausfindet.


    Aber wir können das fast an die Genderdiskussion andocken, weil hier das brave Mädchen der Puffer für die bösen Buben ist...


    Und zu Muddi: deine Mudder ;) PS: Wenn das aus Sicht der Mods zu sehr Werbung ist, entferne ich den link wieder.

    3 Mal editiert, zuletzt von golum ()

  • Etwas OT, aber dennoch:

    laleona Siehst Du Dich selbst als "Muddi"? Dieser Begriff hat für mich Konnotationen, die zwischen asozial und lasziv liegen. Aber vielleicht ist er ja so gebräuchlich geworden, dass ich mittlerweile zu alt dafür bin...

    Echt? Wir verwenden in meinem Umfeld diese Bezeichnung immer scherzhaft, ohne irgendwelche Konnotationen; auch für kinderlose Frauen übrigens! Bspw. nennen wir die Älteste in meiner "Mädelsclique" manchmal so (sie sich selbst im Übrigen auch!) oder eine Frau in der Familie, im Kollegium, im Freundeskreis sagt selbst: "Na, lasst das mal die Muddi machen!"


    Ansonsten gebe ich meinen Vorschreiber*innen recht: Ich finde auch, diese "Puffer-Lösung" geht gar nicht! Kenne ich allerdings von einigen Kolleg*innen auch, dass sie sowohl Mädchen als auch Jungs gerne mal als "Puffer" zwischen störende, miteinander quatschende SuS setzen. Ganz blöde "Lösung" in meinen Augen!

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich würde niemals stille SuS indirekt für das Verhalten anderer SuS bestrafen, indem ich Sie einzeln als Puffer nutze, das ist mies.


    Je nach Anzahl der Störer würde ich aber dennoch einen Sitzplan entwerfen, der die Störer entzerrt und zwischen den stillen verteilt, dabei aber darauf achten, dass die Stillen immer auch einen Freund/eine Freundin neben sich sitzen haben.


    Störer Stiller Stille Störer Stiller Stille Störer Stiller Stiller usw.


    Ich würde weiterhin bei zu vielen Störern auf jegliche Gruppentische pfeifen und direkt am Pult 2-4 Plätze in "Kopfnussweite" aufstellen, wo die Obernerver dann sitzen, bis Sie sich maßgeblich gebessert haben.


    Bin mit der Methode immer gut gefahren.

  • Das mit Begriffen ist so eine Sache ;) Im Umfeld gibt's nur Mamas und Papas kein Muddis, Vatis etc. Wobei Mudder und Vadder zwar im Dialekt existieren, aber eher ironisch verwendet werden.


    Und:


    Was in unserer Region als freundlicher und wertschätzender Umgang miteinander gilt, nämlich weibliche Personen und männliche Personen jeglichen(!) Alters als Buub und Meedsche zu bezeichnen würde in anderen Regionen als herablassend, diskriminierend und beleidigend aufgefasst werden.

  • Ich finde sowas besonders schlimm, wenn sich eine neue Gruppe grade findet. Wir hatten das Problem hier auch mal, in den ersten Wochen der ersten Klasse. Ich habe auch zunächst mein Kind zur Lehrerin geschickt und die Herbstferien abgewartet, aber dann fand ich doch, dass es jetzt reicht. Das Gespräch war nervig, obwohl ich selbst freundlich aufgetreten bin. Natürlich möchte man grade als Kollegin nicht helikoptern, aber stille Kinder wochen- und monatelang als Puffer zu benutzen geht wirklich gar nicht.

  • Nachdem deine Tochter versucht hat, das selbst zu lösen und sie nicht gehört wurde, braucht sie deine Hilfe. Die Aktion der Lehrerin finde ich nicht in Ordnung, aber das wird oft so praktiziert, was natürlich keine Rechtfertigung ist.

    Schreib sie an oder besser noch, bitte sie um ein Gespräch, ist wirksamer.

  • Gefragt wurde sie dazu nicht

    ???

    Natürlich kann man fragen, aber das Lernsetting und damit auch die Sitzordnung bestimmt immer noch die Lehrkraft.


    Ich finde es nicht OK, wenn man Kinder dezidiert als Puffer nutzt, ich würde sogar von Missbrauch sprechen.

    Das halte ich für eine katastrophale sprachliche Entgleisung. Weißt du was Missbrauch ist und wie du den mit diesem Wortgebrauch verharmlost?


    Eine Lösung könnte doch auch sein, dass je nach Anordnung der Tische die Tochter samt Freundin als "Puffer" zwischen die Störer gesetzt werden.

    Das halte ich für eine deutlich bessere Lösung. Die Frage ist halt, wie viele Schüler man räumlich trennen muss. Bei 3-4 geht das sicher. Bei 16 verhaltenskreativen Schülern geht das nicht mehr.

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