Als Gymnasiallehrer an die Grundschule (Bayern)

  • Hallo zusammen,


    vielleicht gibt es die ein oder den anderen von euch, die/der mir weiterhelfen kann.


    Ich habe vor ein paar Jahren den Vorbereitungsdienst für das Lehramt an Gymnasien in Bayern (Fächer Mathe, Physik, Chemie) erfolgreich absolviert, im Anschluss daran jedoch aufgrund einer Unternehmensgründung nie im Lehrerberuf gearbeitet, da ich mich bislang dem Unternehmen gewidmet habe. Seit einiger Zeit sehne ich mich allerdings wieder nach einer Rückkehr in den Schuldienst, wobei ich zugeben muss, dass ich mir aus persönlichen Gründen nicht vorstellen kann, langfristig an einem Gymnasium tätig zu sein. Während meines Studiums habe ich durch diverse, freiwillige Praktika festgestellt, dass es mir an der Grundschule nicht nur deutlich besser gefallen, sondern mir das dortige Arbeiten auch weitaus mehr behagen würde. Ich habe zum damaligen Zeitpunkt keinen Schulartwechsel vorgenommen, sondern das Gymnasiallehramt zzgl. Ref durchgezogen, weil ich von der Semesteranzahl schon zu fortgeschritten war.


    Nun wäre meine Frage, welche Möglichkeiten ich habe, um letztendlich doch noch an einer Grundschule langfristig tätig sein zu können. Selbstverständlich wäre ich auch durchaus bereit dazu, mich nochmal an einer Uni zu immatrikulieren und Grundschullehramt zu studieren, um mich auch entsprechend didaktisch qualifizieren zu können. Wie sähe es in diesem Fall mit dem Referendariat aus? Würde mein absolvierter Vorbereitungsdienst angerechnet werden? Das Forum hier ist mit all meinen Fragen tatsächlich meine erste Anlaufstelle, in der Hoffnung, auf jemanden zu stoßen, der/die Erfahrungen in diesem Bereich hat, einen ähnlichen Weg eingeschlagen hat oder sich rechtlich (besser als ich) auskennt. Selbstverständlich werde ich mich parallel zum Forum auch noch selbst durch die Gesetzestexte lesen.


    Vielen Dank bereits im Voraus für jeden Ratschlag.


    Liebe Grüße


    Curie

  • Curie

    Hat den Titel des Themas von „Vom Gymnasium an die Grundschule (Bayern)“ zu „Als Gymnasiallehrer an die Grundschule (Bayern)“ geändert.
  • Falls ein Wechsel nach BW (vielleicht im Nahbereich zu Bayern) eine Option wäre: Hier gibt es eine Sondermaßnahme für Gymnasiallehrkräfte, die sich für Grundschulstellen bewerben können, on the job nachqualifiziert werden für GS-Lehramt, um dann nach einigen Jahren (5???) wählen zu können, ob sie dauerhaft an der GS bleiben möchten oder doch ans Gymnasium auf eine Planstelle zurückkehren möchten. Möglicherweise wäre das rein fachlich möglich, nachdem du zumindest Mathe bereits studiert hast (auch wenn dir Anfangsunterricht natürlich noch fehlt) und mit Physik/Chemie die Basis für Sachunterricht hättest.


    Ggf. gibt in Bayern ja ein ähnliches Angebot angesichts des eklatanten Mangels an GS-Lehrkräften? Caro07 , WillG oder auch @Laborhund wissen möglicherweise mehr dazu, ansonsten könntest du das auch über deine Gewerkschaft erfragen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Ggf. gibt in Bayern ja ein ähnliches Angebot angesichts des eklatanten Mangels an GPS-Lehrkräften?

    Gibt es. Zwei Jahre im Angestelltenverhältnis, danach Verbeamtung. Keine Prüfung, nur SL-Beurteilung. Nach fünf Jahren Anspruch auf eine Planstelle am Gym.

    - Zumindest war es letztes Jahr noch so.

    Die "Ausbildung" ist ein Witz und beschränkt sich auf insgesamt zwei Seminartage. Learning by doing ist angesagt.

  • Zweitqualifikationen gibt es immer wieder. Du musst nichts nachstudieren, sondern 2 Jahre in der Grundschule eine Art Referendariat mit Seminartagen (siehe fossi) machen. Bei uns hat genau das jemand gemacht, also Umschulung nach dem Ref. Gym auf Grundschule. Ich muss allerdings sagen, dass das machbar war, aber für diejenige anstrengend, weil die zu unterrichtende Stundenzahl schon hoch war. Wenn du dich für die Grundschule interessierst, ist das der ideale Weg, bei dem dir nach meinem Ermessen keine Stolperscheine in den Weg gelegt werden.

    Alle Infos mit Bewerbungsterminen zum Frühjahr 2023 findest du auf folgender Seite (scrolle bis Nr. 2)

    https://www.km.bayern.de/lehre…ule/sondermassnahmen.html

  • Die Klassenlehrerin meines Sohnes in der GS war so eine Kandidatin. Sie kam damals frisch an die Grundschule als fertige Gymnasiallehrerin. Ich weiß, dass sie sozusagen sofort voll unterrichten musste und - wie oben schon beschrieben - gerade mal ein paar Seminartage davor oder zwischendrin hatte. Es klang schon wirklich sehr anstrengend und anspruchsvoll. (Sie hat es aber super gemacht und so viel ich weiß, ich sie dann auch aus Überzeugung in der Grundschule geblieben!)

  • Hallo Curie,


    meine Expartnerin ist auf dem Weg der Zweitqualifizierung an der Grundschule gelandet. Sie hatte ursprünglich ein anderes Lehramt studiert und nach dem bestandenen Referendariat auch einige Jahre in dieser Schulart gearbeitet, bis sie sich endgültig für den Wechsel entschieden hatte. Die Zweitqualifizierung war für sie genau der richtige Weg, wenngleich der Beginn durch die erhöhte Unterrichtsstundenanzahl (sie hatte nach dem Ref der Kinder wegen ausschließlich in Teilzeit gearbeitet) etwas anstrengend war. Dennoch würde sie den Weg immer wieder eingeschlagen, da sie nun an der Grundschule sehr glücklich ist. Ich bin diesen Weg nicht selbst gegangen, habe den Wechsel jedoch passiv miterlebt und so dass ich aus meiner Sicht sagen würde, dass dieser Weg auf jeden Fall machbar ist (wie auch die Erfahrungsberichte von Caro07 sowie Ketfesem zeigen) und man mit der Zeit sowohl an den Aufgaben wächst als auch generell in die Schulart hineinwächst.


    Caro07 hat dir zudem schon den richtigen Link zu den Sondermaßnahmen des KMs mit allen relevanten Informationen und Bewerbungsdeadlines in ihrem Beitrag angefügt. Hab' gerade eben mal geguckt, du kannst dich bis 24. Januar 2023 für die Zusatzqualifizierung, die dann im Februar 2023 starten würde, über das Onlineportal des KMs bewerben.


    Alles Gute und viel Erfolg auf deinem neuen Weg!

  • fossi74 , CDL , Caro07 , Ketfesem , @Laborhund


    Ganz herzlichen Dank für eure hilfreichen sowie aufschlussreichen Beiträge! Ihr wart mir mit all euren Ratschlägen, Tipps sowie den Erfahrungsberichten eine sehr große Hilfe und habt mich bestärkt, den Weg der Zusatzqualifizierung einzuschlagen.


    Vielen Dank auch insbesondere an dich, Caro, für den Link zur Homepage des Kultusministeriums. Meine Bewerbung ging noch heute Abend ‘raus. :)

  • Viel Erfolg bei der Sondermaßnahme! Und denk dran, den Begriff "Qualifizierung" nicht allzu wörtlich auszulegen...

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Ich sehe keinen Unterschied zwischen der Einstellung von Gymnasiallehrern an der Grundschulen und sonstigen Quereinsteigern. Ich bin in keinster Weise für die Grundschule qualifiziert, aber dürfte es trotzdem machen. Völlig absurd.

  • Meine Bewerbung ging noch heute Abend ‘raus. :)

    Mist, ich wollte dich gerade für die Förderschule anwerben! Wir haben mehrere "Nachqualifikanten", von denen alle unisono sagen, dass sie nie wieder an die Regelschule bzw ans Gymnasium zurückwollen.

    Komm zu uns!

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • In Bayern und BW (und meines Wissens in den meisten anderen Ländern) dürftest du es nicht, sondern musst eben ein bis zwei Jahre nachqualifiziert werden. Wie auch immer die "Ausbildung" dann aussieht.

    Es gibt übrigens bei diesen Sondermaßnahmen etliche Gymnasiallehrer, die am Ende als "nicht bewährt" entlassen werden. Meist solche, die es nicht von ihrem hohen Ross "Bayerisches Gymnaaaaahaasium" runterschaffen. Um eine Frage gleich vorwegzunehmen: Folgen für die Berufslaufbahn hat das nicht, sie können sich immer noch am Gymnasium bewerben und verbeamtet werden.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Es gibt übrigens bei diesen Sondermaßnahmen etliche Gymnasiallehrer, die am Ende als "nicht bewährt" entlassen werden. Meist solche, die es nicht von ihrem hohen Ross "Bayerisches Gymnaaaaahaasium" runterschaffen.

    Gibt's die tatsächlich? Meinem Gefühl nach bekommen alle das "bewährt", auch wenn sie den Sprung vom Ross nicht geschafft haben. Hauptsache es steht jemand vor der Klasse. Allerdings bezieht sich mein Eindruck in erster Linie auf MS, in Bezug auf GS kann ich nicht mitreden.

  • Ja, insgesamt betrachtet sind das sicher auch Ausnahmen.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Ich sehe keinen Unterschied zwischen der Einstellung von Gymnasiallehrern an der Grundschulen und sonstigen Quereinsteigern. Ich bin in keinster Weise für die Grundschule qualifiziert, aber dürfte es trotzdem machen. Völlig absurd.

    Der Unterschied:

    Du bist Lehrkraft und kennst den „Laden“ Schule, Abläufe und Vorschriften,

    du kannst Unterricht planen und reflektieren,

    du kannst eine Klasse führen,

    dir ist bewusst, dass es nicht ausreicht, das Schulbuch vorzulesen, so es eines gibt, sondern dass Unterricht weit mehr umfasst,

    du hast eine Vorstellung von Differenzierung und Inklusion,

    dir ist bekannt, dass die Aufgaben der Lehrkräfte nicht allein auf die Unterrichtsstunden begrenzt sind.

  • Ob ich eine Gruppe wuseliger Erstklässler im Griff hätte, weiß ich wirklich nicht.

    Beim Rest hast du schon Recht.

  • Ob ich eine Gruppe wuseliger Erstklässler im Griff hätte, weiß ich wirklich nicht.

    Aus der Erfahrung mit Kindergeburtstagen: Oh mein Gott! ;) :flieh:


    Mit meinen Großen an der BBS bin ich zufrieden. Kann mir Kleinere nicht im Unterricht vorstellen (weiß aber nicht, ob ich's doch könnte)

  • Dann steht ja einer Abordnung an eine Grundschule im Brennpunkt ja nichts im Wege.

    Klärst du die A15? ;)

    Ernsthaft: Viele Brennpunktler/innen landen später bei uns in BVJ, BF...

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