Was bedeutet KI für den Unterricht?

  • Ich habe festgestellt, daß Chat GPT anscheinend auch die Fehler aus den Veröffentlichungen übernimmt und selber einbaut.

    Selbstverständlich geschieht das. Wahrheit ist, was mehrheitlich im Netz geschrieben wird. Die Software hat keinen Zugriff auf auf Realitäten jenseits des Internets.


    Erheiternd find ich, was geschieht, wenn man KI-Tools aufs Glatteis führt:


    FRAGE: Liebe KI, gibt es Pinguine, der natürlicher Lebensraum nördlich des Äquators liegt?

    ANTWORT: Nein. Pinguine sind flugunfähige Vögel, deren natürlicher Lebensraum die küstennahen Regionen rings um die Antarktis bilden.

    FRAGE: Wo liegen die Calapagos-Inseln?

    ANTWORT: Im Pazifik beidseits des Äquators.

    FRAGE: Leben dort Pinguine?

    ANTWORT: Ja, der Calapagos-Pinguin.

    FRAGE: Nun nochmal meine ursprüngliche Frage: Gibt es Pinguine, deren natürlicher Lebensraum nördlich des Äquators liegt?

    ANTWORT: Entschuldige bitte, ich habe mich geirrt. Die Antwort lautet "ja".


    Schon fast menschlich ...

  • Der chatbot kennt das Konzept "Wahrheit" nicht. Die Wörter in seinen Antworten werden durch Abstandsvektoren (besser verständlich: Wahrscheinlichkeitswerte) ausgewählt.


    Der Bot liefert die Antwort, die die größte Wahrscheinlichkeit bietet, den Fragesteller zufriedenzustellen.

  • Der chatbot kennt das Konzept "Wahrheit" nicht. Die Wörter in seinen Antworten werden durch Abstandsvektoren (besser verständlich: Wahrscheinlichkeitswerte) ausgewählt.


    Der Bot liefert die Antwort, die die größte Wahrscheinlichkeit bietet, den Fragesteller zufriedenzustellen.

    Und das ist der entscheidende Punkt, den viele noch nicht verstanden haben.


    Und ja, KI generiert auch falsche Quellen. Laut KI habe ich sogar meine Promotion abgeschlossen, mir wurde sogar der Dissertationstitel genannt. Auch wurden mir schon Quellen ausgespuckt die ich selbst verfasst haben soll, wo ich aber weiß, hab ich nicht. Entsteht alles durch den von Klinger genannten Aspekt.


    Die Herausforderung für uns alle ist, dass an vielen Stellen nicht mehr erkannt werden kann, was ist echt, was ist KI. Dies betrifft insbesondere Bilder und Videos. Um so wichtiger ist es zu verstehen, warum man nicht jede x-beliebige Quelle nehmen sollte.

    Leider rede ich dort aktuell bei meinen SuS gegen Wände. Und das fängt schon an, dass man auch KI durchaus mal eine weiterführende Frage stellen sollte und nicht einfach blind copy-paste die erste Antwort kopiert, nicht mal richtig durchliest und dann sagt, fertig, Frage beantwortet. Hängen bleibt dabei leider oft sehr wenig und fachliche Tiefe erreicht man so auch nicht.
    Kann man an Beispielen mit ihnen durchspielen, zeigen, wie viel besser ein Ergebnis mit einer zusätzlichen Frage wird, leider scheint dies viele einfach nicht zu interessieren.

    Dabei finde ich persönlich KI für allgemeines Faktenwissen durchaus ok oder nutze es selbst gern z.B. um schnell ein paar Fragen für ein Kahoot oder ähnliches zu erstellen.


    Für meinen Unterricht bedeutet es, dass ich an vielen Stellen die Aufgabenstellungen/Szenarien ändern werde, so dass es viel mehr in AFBIII gehen wird. Wird allerdings auch dazu führen, dass leistungsschwächere SuS die einen AFBIII nur selten erreichen noch mehr abgehängt werden. Aber die sind ja auch jetzt schon der Meinung, dass man gewisses Faktenwissen einfach nicht braucht.

  • Wir machen es bei Prüfungen einfach vermehrt wieder wie an der Uni: Stift und Papier, alles andere wird rigoros abgeklemmt. Ist die einzige Möglichkeit, wenn man wirklich sicher sein will, dass KI nicht hilft. Und ja, das heisst dann wirklich auch Handys, Uhren, etc alles abgeben und Taschen leeren.


    Es kann eben nicht sein, dass Prüfungen plötzlich nur noch aus Transferausgaben bestehen, das ist nicht fair. Die Aufgaben, von denen ich weiter oben schrieb, sind nicht bewertet. Wer da mit KI arbeiten will, soll ruhig. Ich betreue demnächst vier Abschlussarbeiten, da sind die Themen so gewählt, dass KI kein Problem sein wird. Jemand schaut z. B. nach Acrylamid in frittierten Lebensmitteln, das muss sie selber von Hand im Labor machen.

  • Was ich im Übrigen echt mies finde, ist, dass die Bezahl-Version von ChatGPT halt jetzt echt sehr viel besser ist. Das war's dann wohl wieder mit der "Chancengerechtigkeit".

  • Wir machen es bei Prüfungen einfach vermehrt wieder wie an der Uni: Stift und Papier, alles andere wird rigoros abgeklemmt. Ist die einzige Möglichkeit, wenn man wirklich sicher sein will, dass KI nicht hilft. Und ja, das heisst dann wirklich auch Handys, Uhren, etc alles abgeben und Taschen leeren.


    Es kann eben nicht sein, dass Prüfungen plötzlich nur noch aus Transferausgaben bestehen, das ist nicht fair. Die Aufgaben, von denen ich weiter oben schrieb, sind nicht bewertet. Wer da mit KI arbeiten will, soll ruhig. Ich betreue demnächst vier Abschlussarbeiten, da sind die Themen so gewählt, dass KI kein Problem sein wird. Jemand schaut z. B. nach Acrylamid in frittierten Lebensmitteln, das muss sie selber von Hand im Labor machen.

    In Prüfungen habe ich das schon immer gemacht und werde ich weiter so machen. Abgesehen Programmierung, aber da ist das Internet abgedreht.

    Die Prüfungen können natürlich nicht plötzlich nur noch aus Transferaufgaben bestehen. Aber im Unterricht wird es mehr darauf ankommen, als darauf Faktenwissen zusammenzutragen und zu strukturieren. Wie es manchmal ja zunächst einfach erstmal notwendig ist.

  • Wir machen es bei Prüfungen einfach vermehrt wieder wie an der Uni: Stift und Papier, alles andere wird rigoros abgeklemmt. Ist die einzige Möglichkeit, wenn man wirklich sicher sein will, dass KI nicht hilft. Und ja, das heisst dann wirklich auch Handys, Uhren, etc alles abgeben und Taschen leeren.

    Ich sage meinen Schülern immer: Handys, Uhren, … packt ihr in euren Rucksack bzw. Tasche und die ganzen Taschen und Jacken kommen dann zu mir nach vorn an die Wand unterhalb der Tafel.

  • Aber im Unterricht wird es mehr darauf ankommen, als darauf Faktenwissen zusammenzutragen und zu strukturieren

    Verstehe ich nicht. Ihr könnt ja KI dafür nutzen und schauen, ob es richtig ist, was die so meint. Es ist eigentlich immer noch recht offensichtlich, warum ich wenigstens ein bisschen Faktenwissen selber im Kopf haben muss. Bei uns an der Schule hat sich ehrlich gesagt viel weniger geändert als einige befürchtet hatten. Die Fremdsprachen hatten schon vor ChatGPT ein Problem. Aber das ist ihrs, es ist mir egal, was sie damit machen.

  • Bis dato hat sich auch nichts geändert. Und ich zeige den SuS auch immer wieder, was da nicht stimmt oder zu oberflächlich etc. Aber es scheint sie nicht zu interessieren. Sie verstehen auch nicht, warum man gewisse Dinge einfach wissen sollte. (Das zieht sich auch durch andere Fächer, mein Kollege hat die Tage den Unterricht frühzeitig beendet mit: "Gut, wenn ihr der Meinung seid, alles Schwachsinn hier und im Zweifel fragt ihr die KI oder ähnliches (Fach Mathe), dann beenden wir das jetzt hier."

    Dann muss sich mein Unterricht zumindest in soweit ändern, dass ihnen vielleicht deutlicher wird, warum man diese Dinge vielleicht doch wissen sollte. Scheint aktuell eben nicht der Fall zu sein. Vielleicht habe ich das eben auch sehr drastisch formuliert. Mir geht es da auch nicht darum, irgendwem eins auszuwischen oder so, falls das so rüber kam. Sondern ihnen zu zeigen, dass es sinnvoll ist, gewisse Dinge auch im Kopf zu wissen und eben an einigen Stellen auch nicht nur oberflächlich.

    KI wird nicht mehr verschwinden, es geht darum sie sinnvoll zu bedienen und zu nutzen und sich entsprechender Risiken auch bewusst zu sein.

    Und ich persönlich finde diese Entwicklungen auch durchaus auch spannend.

  • Wir haben jetzt mal Trivial Persuit mit Chat-GPT gespielt, das war lustig.

    Aber auch da: Er hat einfach manchmal falsche Antworten und die kann man nur bemerken, wenn man sich mit einer Sache auskennt oder zumindest sehr kritisch ist und ggf. noch einmal selbst recherchiert.


    Das war einer der Tipps aus dem Webinar, der sich auch für jüngere SuS eignet: Fragen nach etwas, wovon man die Antwort kennt. "Habe in dieser Zeit viel über Harry Potter gelernt": Auch Kinder haben schon ihr eigenes Expertenwissen.


    Und erneut. Menschen sind genauso fehlbar. Unser Biolehrer wollte nicht glauben, dass es lebendgebärende Fische gibt. Eine Klassenkameradin hat sich mit ihm rumgestritten, sie hatte Guppys im Aquarium. Ich möchte nicht wissen, wieviel Unfug Lehrer erzählt haben und erzählen.


    Tja, warum sollte man Dinge wissen? Ohne Mathe jedenfalls keine KI, einfach mal einen Blick in "Attention is all you need" werfen (https://arxiv.org/pdf/1706.03762.pdf).

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