Die mit der Keule kommen... Muss das sein?

  • Also ich hatte das mit der „Zumutung“ eben genau so verstanden, nämlich als Zumutung weil man dafür nicht ausgebildet wurde und es auch nicht möchte …

    Nochmal: nachdem man ein bestimmtes Lehramtsstudium absolviert hat, wird die Lernfähigkeit nicht abgeschaltet, auch wenn einige das hier in Anspruch nehmen. Diejenigen, die an Förderschulen arbeiten, haben das auch irgendwann gelernt. Dass es sinnvoller ist, erst auszubilden und dann einzusetzen, dürfte klar sein.


    Und was „ich möchte/will nicht“ anbetrifft. Was kann den der Grund sein, dass man nicht an einer Förderschule arbeiten möchte? Soll das wirklich nichts mit den Menschen mit Behinderung, die dort unterrichtet werden, zu tun haben?Dann hätten wir schon mal eine Voraussetzung für die Inklusion erfüllt, wenn zwar alle mit Menschen mit Behinderungen arbeiten möchten, halt nur nicht an Förderschulen.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Alles Quereinsteigerinnen? Interessant.

    Nö. Ich wollte Chemie studieren, aber damals war Forschung und Uni sehr frauenfreundlich und ich bin nicht der Typ, dauernd zu kämpfen. "Vitamin B" fehlte mir auch (die paar Frauen in meinem Alter, die es geschafft haben, hatten alle Väter an bestimmten Stellen in großen chemischen Betrieben).


    Ich bin froh, dass sich das inzwischen etwas geändert hat.


    Meine (Fremd)Sprachkollegen überlegten, was sie mit ihrem Fach sinnvolles machen können. Für Lateinkollegen z. B. gibt es nicht so viele Alternativen. Und was macht jemand mit Geschichte, um Geld zu verdienen? Viele haben zum Schuldienst keine Alternative. (Es hat schon seinen Grund, warum manche Fächer nicht vom Lehrermangel betroffen sind.)


    Aber du behauptest wieder einfach etwas, ohne Ahnung zu haben (bzw. stellst dich bewusst blöd). Langsam überlege ich, ob ich nicht für dich dein Lieblingswort P... verwende, wird mir zu blöd.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Natürlich weiß ich, dass es Leute gibt, die das Arbeitem mit Schülern mit einer Behinderung kategorisch ablehnen.

    Und? Findest du das gut? Ist dir das egal? Oder sollte man das kritisieren?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Und was „ich möchte/will nicht“ anbetrifft. Was kann den der Grund sein, dass man nicht an einer Förderschule arbeiten möchte? Soll das wirklich nichts mit den Menschen mit Behinderung, die dort unterrichtet werden, zu tun haben?Dann hätten wir schon mal eine Voraussetzung für die Inklusion erfüllt, wenn zwar alle mit Menschen mit Behinderungen arbeiten möchten, halt nur nicht an Förderschulen.

    Die Entscheidung für Lehramt basiert immer auf drei Aspekten:

    - Welche Fächer möchte ich unterrichten?

    - Welche Altersgruppe möchte ich unterrichten?

    - Auf welchem Anspruchsniveau möchte ich unterrichten?


    Ist einem total wichtig, Wissenschaftspropädeutik und Inhalte auf fachlich hohem Niveau zu vermitteln, fällt alleine dadurch die Arbeit mit kognitiv eingeschränkten Menschen aus. Anders sieht es natürlich aus, wenn das Hauptinteresse in der Vermittlung von fachlichen Grundlagen und lebenspraktischen Kompetenzen liegt.

  • Was kann den der Grund sein, dass man nicht an einer Förderschule arbeiten möchte?

    Der Hauptgrund ist für mich, dass ich - egal ob Förderschule, Grundschule oder Unterstufe irgendeiner anderen allgemeinbildenden Schule - nicht mit Kindern, sondern mit älteren SuS/Jugendlichen ab 15 Jahren arbeiten möchte.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Die Entscheidung für Lehramt basiert immer auf drei Aspekten:

    - Welche Fächer möchte ich unterrichten?

    - Welche Altersgruppe möchte ich unterrichten?

    - Auf welchem Anspruchsniveau möchte ich unterrichten?

    Also drei Sachen, die man möchte. Womöglich kriegt man nicht alles drei unter einen Hut. Dann macht man den Job unter anderen Aspekten. Oder man macht einen anderen Job.


    Von der Dienstherrin kann man zwar eine anständige Personalplanung und -entwicklung erwarten. Nicht erwarten kann man aber, dass diese alle Wünsche erfüllt.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Dann ist die Frage, wenn Kompromisse eingegangen werden müssen, wo der benötigte Aufwand zur Neuorientierung am geringsten ist. Ehrlich gesagt ist die Arbeit bei allen drei Aspekten sehr groß, da das Lehramt eben so hochspezialisiert ist. Mathematik folgt einer ganz anderen Didaktik als sagen wir mal Kunst. Zwischen Grundrechenarten und Analysis liegen fachlich auch noch einmal Welten. Und auch pädagogisch ist der Umgang mit Sechsjährigen ein ganz anderer als mit Achtzehnjährigen.

  • Nö. Ich wollte Chemie studieren, aber damals war Forschung und Uni sehr frauenfreundlich und ich bin nicht der Typ, dauernd zu kämpfen.

    Insofern war Lehramt nur zweite Wahl?


    Letztendlich kann aber deine Dienstherrin nicht auf alle Aspekte Rücksicht nehmen. Wenn also gymnasiale Chemielehrerinnen über wären, man aber mehr Kolleginnen bräuchte, die naturwissenschaftliche Aspekte an Förderschulen präsentieren, wärst du vor allem Lehrerin.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Dann ist die Frage, wenn Kompromisse eingegangen werden müssen, wo der benötigte Aufwand zur Neuorientierung am geringsten ist. Ehrlich gesagt ist die Arbeit bei allen drei Aspekten sehr groß, da das Lehramt eben so hochspezialisiert ist. Mathematik folgt einer ganz anderen Didaktik als sagen wir mal Kunst. Zwischen Grundrechenarten und Analysis liegen fachlich auch noch einmal Welten. Und auch pädagogisch ist der Umgang mit Sechsjährigen ein ganz anderer als mit Achtzehnjährigen.

    Ich persönlich habe mit dem Plan der Facherweiterung Informatik schon auch noch andere Gedanken im Kopf. Sollten die hier auf die Idee kommen, uns kognitiv beeinträchtigte Jugendliche ans Gymnasium zu setzen, kündige ich. Einmal mehr bin ich froh nicht versklavt... äh... verbeamtet zu sein.


    Ich glaube aber nicht, dass das so kommt. Wenn die FSS Basel mit der Kleinklassen-Initiative erfolgreich durchkommt, und davon gehe ich aus, wird das Gegenteil der Fall sein.

  • Meine (Fremd)Sprachkollegen überlegten, was sie mit ihrem Fach sinnvolles machen können. Für Lateinkollegen z. B. gibt es nicht so viele Alternativen. Und was macht jemand mit Geschichte, um Geld zu verdienen? Viele haben zum Schuldienst keine Alternative. (Es hat schon seinen Grund, warum manche Fächer nicht vom Lehrermangel betroffen sind.)

    Das wollen die vielleicht nicht hören, aber wenn man auf einem schmalen Markt unterwegs ist, muss man sich vielleicht mit weniger zufrieden geben. Dass man mit einem Mangelfach etwas andere Voraussetzungen hat, mag nicht fair sein. Aber es ist dicht an der Realität.


    Und dass die Kolleginnen, die an einer Förderschule arbeiten, danach ausgesucht werden, wie „über“ ihr Fach woanders ist, erscheint mir auch nicht als optimales Kriterium.

  • Hm. Übertragung. Ich möchte gar nicht so furchtbar viel Zeit damit verbringen, den (Fehl)-Analogie-Strohfrauen zu huldigen. Trotzdem. Was hältst du von einer, die das sagt? Oder einer die sagt, sie behandele keine Menschen mit Behinderung?

    Hier sollte stehen:


    Hm. Übertragung. Ich möchte gar nicht so furchtbar viel Zeit damit verbringen, den (Fehl)-Analogie-Strohfrauen zu huldigen. Trotzdem. Was hältst du von einer Ärztin , die das sagt? Oder einer die sagt, sie behandele keine Menschen mit Behinderung?

    Sorry.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Der Hauptgrund ist für mich, dass ich - egal ob Förderschule, Grundschule oder Unterstufe irgendeiner anderen allgemeinbildenden Schule - nicht mit Kindern, sondern mit älteren SuS/Jugendlichen ab 15 Jahren arbeiten möchte.

    Die Förderschule Geistige Entwicklung besuchen die SuS meist bis mindestens 18 Jahre, in manchen Ländern ist auch eine Verlängerung bis 20/21 Jahre möglich.

    Das spräche also nicht grundsätzlich gegen diese Schulform.

  • Insofern war Lehramt nur zweite Wahl?


    Letztendlich kann aber deine Dienstherrin nicht auf alle Aspekte Rücksicht nehmen. Wenn also gymnasiale Chemielehrerinnen über wären, man aber mehr Kolleginnen bräuchte, die naturwissenschaftliche Aspekte an Förderschulen präsentieren, wärst du vor allem Lehrerin.

    Ja.


    Ich schrieb bereits, ich würde vom 1. Tag nach Alternativen umschauen und bis dahin (genau wie du immer schreibst, vielleicht hast du deswegen so wenig Probleme an einer Förderschule zu unterrichten) nur Dienst nach Vorschrift zu unterrichten.


    Und ich habe 6 Jahre an einer integrierten Gesamtschule auch mit Kindern mit zusätzlichem Förderbedarf unterrichtet, ich weiß, wovon ich spreche.


    Aber mit Mangelfächern und A14 scheine ich, wie hier gelernt, aktuell safe zu sein. Und auch vorher war ich bei Abordnung an ein anderes Gymnasium nie im Gespräch. Manchmal zahlt es sich aus, etwas zusätzlich für seine Schule zu leisten.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Letztendlich kann aber deine Dienstherrin nicht auf alle Aspekte Rücksicht nehmen. Wenn also gymnasiale Chemielehrerinnen über wären, man aber mehr Kolleginnen bräuchte, die naturwissenschaftliche Aspekte an Förderschulen präsentieren, wärst du vor allem Lehrerin.

    Wie die Realität aussieht (dass die Möglichkeit besteht gegen seinen Willen an die falsche Schulform versetzt zu werden) wiederholst du hier jetzt schon mehrfach.

    Ich kann anerkennen, dass diese Möglichkeit besteht - aufgrund schlechter Administration und Politik von oben - beispielsweise an eine Grundschule oder eine Förderschule versetzt zu werden, und gleichzeitig das Ganze als eine Zumutung für mich wahrnehmen. Und zwar aus den Gründen, die ich oben schon genannt hatte.

    Würde ich vermuten, dass dieser Fall eine zu hohe Wahrscheinlichkeit hat, hätte ich damals nie angefangen Lehramt zu studieren. Toll, dann gäbs noch weniger von uns.

  • Die Förderschule Geistige Entwicklung besuchen die SuS meist bis mindestens 18 Jahre, in manchen Ländern ist auch eine Verlängerung bis 20/21 Jahre möglich.

    Das spräche also nicht grundsätzlich gegen diese Schulform.

    Und da wäre es dann möglich, ausschließlich die älteren SuS in der Sek II in Englisch und Wirtschaft (das sind nun mal die Fächer, für die ich mich entschieden habe) zu unterrichten? Kann ich mir kaum vorstellen, aber ok.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Vielleicht muss es auch einfach passieren und dann hoffentlich möglichst viele den Antrag auf Entlassung aus dem Dienst (so heisst es doch, ne?) stellen, dass es in der Politik zum Umdenken kommt. Meine Sicht als Gewerkschaftlerin ist allerdings, dass sich viel zu viele von uns viel zu viel gefallen lassen. Sei es aus Bequemlichkeit, aus Uninformiertheit oder auch tatsächlich aus Mangel an Alternativen. Dass letzteres eine Rolle spielt zeigt sich daran, dass zuverlässig immer jene zuerst laut werden, die sich am meisten leisten können: Gymnasium, MINT-Fächer.


    Bedauerlicherweise ist ja aber der Mangel an qualifizierten Primarlehrpersonen bzw. Heilpädagog*innen (das sind bei uns die Föderschulis) eigentlich viel grösser, sonst wäre ja auch hier im Forum nicht die Diskussion um mögliche Abordnungen an diese Schulformen aufgekommen. Nur meint die Politik, das kann ja jeder, im Zweifel auch irgendein dahergelaufender Student mit zweiwöchigem Crashkurs (kein Witz ... das ist der Status Quo im Baselland). Und wie man hier im Forum auch sehr schön sieht, gibt es immer genügend KuK, die sich mit wehenden Fahnen parat machen um den neuesten Brand dann ganz befliessen wieder zu löschen. Im Zweifel geht es ja um das Gute, um den Dienst am Menschen. Da darf man nicht so sein. Es muss wohl wirklich - leider auf Kosten der Kinder - einmal komplett den Bach runter gehen, bevor die Verantwortlichen und auch alle Beteiligten merken, dass es so nicht weitergehen kann.

  • Ich verstehe wirklich nicht, warum sich einige hier so derart daran stören, dass jemand nicht Kinder mit geistiger Behinderung unterrichten will. Ich finde das noch nicht einmal diskriminierend. Jemand hat Lehramt Gymnasium studiert, und er möchte keine Förderschüler unterrichten. Passt doch, ist doch sogar ganz logisch, sonst hätte er wohl Lehramt Förderschule studiert.


    Ich habe Lehramt Grundschule studiert, ich möchte mit kleineren Kindern arbeiten und daher keine Realschüler oder Gymnasiasten unterrichten. Diskriminierend? Oder ist das in dieser Richtung okay?

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