Nutzt ihr im Unterricht gendergerechte Sprache?

  • "Liebe Kollegen,

    heute wenden wir uns ausdrücklich nur an die männlichen Kollegen, weil ..."

    Man braucht also einen extra Satz, weil man das Geschlecht der Angesprochenen nicht in der Anrede ausdrücken kann. Ja, hier ereknnt man gut, wie sich die kurzen knackigen und praktischen Formulierungen durchsetzen. Linguistik zum Anfassen für die, die das nicht studiert haben. Danke.


    Aber wie gesagt, das kommt in der Praxis nicht vor.

    Meine Erfahrung zeigt, dass die männliche Form, sowohl als Anrede für rein männliche Gruppen als auch — generisch — für mehrgeschlechtliche Gruppen verwendet wird. Manchmal wird es durch den Kontext klar. Manchmal nicht. Insgesamt aber ein gutes Beipsiel dafür, dass sich der Sprachgebrauch immer an der Kürze orientiert, nicht so sehr daran, was man eigentlich ausdrücken möchte.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Tue ich das?

    Ja, so dachte ich, weil du auf meinen Beitrag „ Es gibt also keine Gelegenheiten, bei denen man sich nur an die männlichen Kollegen wendet„ schriebst:

    Doch, doch. Die Gelegenheiten gäbe es durchaus. Nur ist es grammatikalisch gar nicht möglich, diese anzusprechen, weil die männliche Form keinen Plural hat. „Kollegen“ ist ja ganz offensichtlich neutral, meint irgendwie alle, zumindest aber Männer und Frauen.

    Oder habe ich das so sehr missverstanden?

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Ich möchte mal die Frage aufwerfen, ob das Thema Gendern überhaupt von Männern (solchen, die sich als Männer verstehen) überhaupt mitdiskutiert werden darf...
    Ich als weiße Frau definiere auch nicht das Thema rassistische Diskriminierung, weil ich da einfach nicht mitreden kann.

    Ich habe mal bewusst nicht weiter gelesen.

    DOCH. Jeder und jede DARF. Das ist ja das Schöne und Gute an der Meinungsfreiheit und sollte unbedingt bewahrt bleiben, auch wenn vielleicht nicht jeder Kommentar einem schmeckt oder man sogar welche für absolut unterirdisch falsch hält, für provokativ für...was auch immer.

    Es ist erlaubt und in meinen Augen sogar hoch erwünscht, egal, wie unangenehm es sein kann. Ich muss mich ja, wenn die Kraft fehlt, nicht mit jedem Beitrag auseinandersetzen und mit jeder Meinung, das ist ja meine Freiheit. Aber reden/sich äußern dürfen ALLE.


    (Was in meinen Augen immer die etwas lächerlich macht, die sagen: "Man darf hier in Deutschland üüüberhaupt nichts mehr sagen!!" - Schwachsinn. Geh mal in andere Länder. Hier DARF man es sagen. Und zwar einiges. Aber anderes Thema.)


    Es gibt natürlich Themen, wie jetzt Rassismus, die emotional hochgeladen sind und bei denen es schwierig ist, auf eine Weise mit zu diskutieren, die dem Thema gut tut und nirgends gegenwämmst. Aber erlaubt ist das - und der Satz "aber du als Weiße, sorry, du kannst NULL mitreden!" ist auch rassistisch. Alles das, was eine Gruppe von Menschen generalisierend in einen Topf wirft, egal von wem und in welcher Weise, ist schon rassistisch, auch wenn vieles harmlos oder lieb gemeint ist. Aber auch wieder anderes Thema.


    Wenn hier Männer mitdiskutieren, die Gegen-Meinung vertreten, dann sollen sie genau das tun dürfen, denn so kann man voneinander lernen und/oder auch seine eigenen Ansätze hinterfragen und anschließend stärken. Ich muss manche hier nicht lieben für das, was sie sagen. Und die mich auch nicht. :D Aber es sagen zu DÜRFEN ist unser Privileg. Mit allem, das dazugehört.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

  • Gendern gehört nicht in unseren Sprachgebrauch.

    Mittlerweile schon. Wenn auch in geringer Dosierung.

    Aber ich finde es gut, dass Leute es machen, denn dann markieren sie sich selbst als woke.

    Du meinst, es hilft dir, sie in Schubladen einsortieren zu können? Das ist schön.


    Geht auch andersherum, Ich bin mir sicher, dass auch Leute ein Schublade für Menschen haben, die „Ich gendere nicht.“ in der Endlosschleife vor sich her brabbeln.

    Und dann kann man besser mit ihnen umgehen.

    Ja? Wie denn?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

    Einmal editiert, zuletzt von O. Meier ()

  • Solange die Mehrheit (je nach Umfrage zwischen 70 und 80%) behauptet, das generische Maskulinum bezieht sich auf Funktion - bezieht sich folglich auf Männer, Frauen, alles was dazwischen ist, alles was außerhalb des binären Systems liegt und alles gänzlich ohne Geschlechtszugehörigkeit - eine Minderheit jedoch der Meinung ist, dass das generische Maskulinum nur explizit Männer anspricht, und keine Seite bereit ist nachzugeben, kommen wir auf keinen grünen Zweig.

    Es gibt zwei Möglichkeiten:

    1. Seite "pro generisches Maskulinum" gibt nach

    2. Seite "contra generisches Maskulinum" gibt nach

    3. Es muss eine dritte Lösung gefunden werden mit der hoffentlich beide Seiten leben können.

  • Naja, zu der Überzeugung, als Frau in Deutschland nicht gleichberechtigt zu sein, muss man irgendwie kommen. Mit der Realität hat diese Feststellung jedenfalls nichts zu tun. Das kann nur von einer internalisierten Opferhaltung kommen.

    Ah, jetzt sind wir bei der Opferfeminismus-Keule ^^. Das wird immer lustiger hier...

  • Wie hilfreich es ist, wenn leicht beeinflussbare Emotionen das Maß der Dinge sind, zeigt sich immer wieder. Und es führt einfach zu nichts.

    Das ist absoluter Quatsch. Emotionen sind alles andere als leicht beeinflussbar. Abgesehen davon hat das Thema Gendern absolut gar nichts mit Emotionen zu tun. Dies ist ein von Männern erschaffenes Stereotyp von den ach so labilen und emotionsgeleiteten Frauen, die nicht in der Lage sind sachlich und faktenbasiert zu kommunizieren.


    Und wenn Millionen von Frauen sagen, dass sie sich nicht mitgenmeint fühlen, dann kannst du dich auf den Kopf stellen. Es wird nichts an der Tatsache ändern.


    Ich bin fest davon überzeugt, dass sich Gendern (in welcher Art auch immer) durchsetzen wird. Wenn man sich die Sprache allein vor 30 Jahren anschaut und mit heute vergleicht, gibt mir das auf jeden Fall Hoffnung.

  • Eigentlich haben wir bereits eine sehr stark gegenderte Sprache. Jedes Substantiv hat einen Artikel, der sich aus der Sprachhistorie und -logik ergibt. Ein Beispiel einer schwach gegenderten Sprache wäre eher Englisch, in welchem so gut wie jedes Substantiv "the" ist und es wiederum kaum Flexionen gibt.

  • O. Meier Ich hatte verstanden du fragtest nach einer Anrede für alle.

    Schau:



    Warum sollte sich irgendeine Kommunikation nur an männliche Kollegen richten?


    Kommt das nicht vor? Falls doch, welche Anrede soll man denn dan verwenden?

    Ich fragte nach einer Anrede für nur männliche Kolleginnen, falls das doch mal — außerhalb des Erfahrungsschatzes von Schmidt natürlich — vorkommen sollte.

  • Ah, jetzt sind wir bei der Opferfeminismus-Keule ^^. Das wird immer lustiger hier...

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  • Ich kann mir schon vorstellen, dass es Fälle gibt, bei denen man bewusst Jungs/Männer adressiert, z.B. wenn man die drei Kinder in der letzten Reihe, die gerade Quatsch machen und alle drei Jungs sind, zur Ruhe bitten möchte. Bei der Beispielsmail ans ganze Kollegium, die ja immer wieder als Ausgangslage dient, ist erst einmal nicht das Geschlecht der Adressierten entscheidend, sondern die Funktion. Es sind diejenigen gemeint, die beruflich einer Lehrtätigkeit nachgehen, aber eben nicht die Reinigungskraft. Oder, wenn es um eine Weihnachtsfeier geht, sind alle, die an der Schule tätig sind, gemeint, aber nicht Familie Huber, die schräg gegenüber von der Schule wohnt.

    Immer dann, wenn man sich vorstellt, die Adressierten bestünden ausschließlich aus Frauen oder ausschließlich aus Männern, und die Aussage würde sich inhaltlich nicht ändern, geht es um Funktion statt um Geschlecht.

  • Ich bin fest davon überzeugt, dass sich Gendern (in welcher Art auch immer) durchsetzen wird. Wenn man sich die Sprache allein vor 30 Jahren anschaut und mit heute vergleicht, gibt mir das auf jeden Fall Hoffnung.

    Sicherlich, aber nicht mit der moralischen Keule von oben herab. Das muss sich organisch entwickeln, so wie Sprache das immer macht.

  • Das muss sich organisch entwickeln, so wie Sprache das immer macht.

    Sprache entwickelt sich? Das macht die enfach so? Die Sprechenden haben da gar nichts mit zu tun? Sprache existiert ga nicht ohne Menschen, die sie verwenden. Und diejenigen sorgen auch für ihre Entwicklung.


    Ich glaube nicht, das das Gendersternchen u. ä. der Weisheit letzter Schluss sind. Das sind Versuche, Ideen. Die haben Vor- und Nachteile. Und wir könnten mal schauen, was sich daraus so entwickelt. Entspannt, möcht' man meine, die Situation.

  • Sprache entwickelt sich? Das macht die enfach so? Die Sprechenden haben da gar nichts mit zu tun? Sprache existiert ga nicht ohne Menschen, die sie verwenden. Und diejenigen sorgen auch für ihre Entwicklung.


    Ich glaube nicht, das das Gendersternchen u. ä. der Weisheit letzter Schluss sind. Das sind Versuche, Ideen. Die haben Vor- und Nachteile. Und wir könnten mal schauen, was sich daraus so entwickelt. Entspannt, möcht' man meine, die Situation.

    Natürlich entwickelt sich Sprache durch die Sprecher. Wenn aber eine kleine Gruppe, Sprache auf die Allgemeinheit aufzwingen will wird das einfach nix. Kein Erwachsener will gegängelt werden.

  • Natürlich entwickelt sich Sprache durch die Sprecher.

    Auch hier kann ich das Reflexivpronomen nicht nachvollziehen. „Die Sprecherinnen entwickeln die Sprache“ verstehe ich durchaus.


    Wenn aber eine kleine Gruppe, Sprache auf die Allgemeinheit aufzwingen will wird das einfach nix.


    Zwang kann ich keinen erkennen. Was meinst du damit?


    Und sonst, solche Entwicklungen fangen doch immer damit an, dass zunächst einzelne, dann wenige neue Konstrukte verwenden, die vielfach zunächst als falsch wahrgenomen werden. Irgendeine muss ja die Erste sein, die etwas sagt oder schreibt. Andere übernehmen das dann oder nicht. Das ist hier nicht anders als bei anderen Entwicklungen.

  • Natürlich ist man selbst schuld daran, wenn man meint, vom generischen Maskulinum ausgeschlossen zu werden. Sorry, aber die Fähigkeit, zu reflektieren, was man erlebt und nicht einfach nur seine akuten Emotionen als Nachweis der einzigen Wahrheit anzunehmen, ist eine Grundfunktion des Menschen, die durch Bildung eigentlich gefördert werden sollte. Wie hilfreich es ist, wenn leicht beeinflussbare Emotionen das Maß der Dinge sind, zeigt sich immer wieder. Und es führt einfach zu nichts.

    Ich möchte dies gerne nochmals aufgreifen, gerade weil wir theoretisch beide kein Problem mit dem generischen Maskulinum haben, aber unsere weiteren Ansätze unterschiedlich sind - übrigens ohne Zeigefinger oder "meine Ansicht ist besser", sondern einfach nur, weil ich anders weiterdenke und finde, dass beide Ansätze daseinsberechtigt sind.


    Dieses "ihr wisst doch, dass ihr mit gemeint seid" - kann man sagen, ja. Wie gesagt, mir reicht das auch, obwohl ich Frau bin. Aber ich bin da generell nicht so, mir macht sowas nix. Ich kann aber akzeptieren, dass andere so sind und es anderen etwas macht, zumal wir, im Gegensatz zum Englischen, halt ein er/sie/es haben. Natürlich kann man das alles als feministische Strömung abtun, abwinken und es in die Richtung der wahrheitsfindenden Emotionen schicken. Man kann denen, die um Gleichstellung bemüht sind, aber auch zuspielen. Wir sind es nicht gewohnt - aber früher war Mann es auch nicht gewohnt, dass in der Klinik eine Frau in weißem Kittel mit rumspaziert, oder Frauen zur Wahlurne schreiten oder Hosen trugen oder was auch immer. Was gab es da für Proteste. Don't change a running system! Ja...aber für viele "runnt" es eben nicht. Und es mag anstrengend sein, sich da zu bewegen, aber ich frage mich halt, ob es nicht trotzdem möglich sein DARF, nicht nur "mit gemeint zu sein", sondern klar angesprochen.


    Aus der Historie heraus, auch, wie sich die Rolle der Frau entwickelt hat, ist eigentlich schon ersichtlich, dass das generische Maskulinum sehr wohl ausschließend sein kann - und früher durchaus auch war, denn viele Berufe waren männerdominiert oder komplett nur männlich besetzt. Zum Beispiel war ein Ärzte-Kongress früher ein Kongress, in dem eine Frau höchstens Kaffee gebracht hat. Leider habe ich gerade die Quelle nicht zur Hand, in der über Studien berichtet wurde, die klar aufzeigen, dass Menschen bei maskulinen Beschreibungen auch an Männer denken - und eben nicht an alle. Bei "Professoren" oder "Sportlern" habe ich zB auch eher Männer als Bild im Kopf. Das passiert einfach so aus der Prägung heraus.


    Ich kann also nachvollziehen, dass man, will man wirkliche Gleichstellung, bei der Sprache nicht Halt macht, auch wenn's mir tatsächlich Wumpe ist. Wenn wir eine "Fotografentruppe" sind (und ich, weil männerdominiert, mal wieder die einzige Frau bin), dann schreie ich nicht auf. Ich kann aber verstehen, dass andere da mehr Sichtbarkeit möchten - gerade auch aus dieser historisch bedingten Unsichtbarkeit heraus. Für viele gehört das einfach zusammen.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

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