Professor Krötz übt Kritik am Mathematikunterricht der Grundschule

  • Geh auf die Strasse und frag random irgendeinen 50jährigen nach 1/2 + 1/3. Wetten, der kann es auch nicht? Dabei müsste er doch, früher war ja alles besser.

    Ich finde die "Diskrepanz", dass früher doch viel mehr "Stoff" in der Schule gelehrt wurde löst sich ganz einfach auf, wenn man sich klar macht (was ich auch bei Klausuren immer wieder beobachte), dass die Guten sowieso alles können, egal was man unterrichtet. Da kann man den Anspruch ruhig hochschrauben, die kriegen das trotzdem hin. Und die schlechten können es nicht, egal wie leicht der Stoff ist. Mathe fällt immer gleich aus, unabhängig vom Anspruch der Klausur.

  • Mathe fällt immer gleich aus, unabhängig vom Anspruch der Klausur.

    wie mir gerade mal wieder bei einer eigentlich viel zu einfachen Klausur aufgefallen ist. Beim nächsten Mal wird es wieder schwerer, besseres Training für die guten Schüler:innen für das Abitur und bei den anderen ist es doch egal, ob sie in einer leichten oder schweren Klausur im Defizitbereich schreiben. Schüler:innen, die am Ende der Q1 0=x^2-2 nicht lösen können, kann ich nicht helfen.


    In Englisch war meine letzte Klausur knallhart, da hat sich schon gezeigt, wer wirklich was kann. Es gab erstaunlich viele Vieren, aber auch erfreulich viele Einsen und Zweien.

  • Es gibt ein neues Video. Wie immer, sehr unterhaltsam. Also ich hab wieder drauf geklickt ... :rotfl:


    Edit: Ich hab grad mündliche Abschlussprüfungen hinter mir, meine Welt ist in perfekter Ordnung. Wir haben in einem Kurs 4 x die Note 6.0 gegeben, ich wüsste nicht, wie man es hätte besser machen können. Die Qualität der jungen Leute ist heutzutage, sie können reden und zwar wirklich souverän. Auch der zweite Kurs, insgesamt zwar etwas schwächer, war im Mündlichen deutlich besser, als ich die Damen und Herren die 4 Jahre zuvor im Schriftlichen erlebt habe. Eine Schülerin hat mich da wirklich schwer beeindruckt, die habe ich die ganze Schulzeit bei uns überhaupt nie in so einer selbstbewussten Gelassenheit erlebt, wie in dieser Prüfung. Ich freue mich auf den Noten-Verkündungs-Apéro am nächsten Montag, da sehe ich sie dann alle noch mal wieder :)

  • Wir haben in einem Kurs 4 x die Note 6.0 gegeben, ich wüsste nicht, wie man es hätte besser machen können

    ... und auch wenn man seit der 5. Klasse weiß, dass in der Schweiz "andersrum" bewertet wird - man schluckt kurz.

  • ... und auch wenn man seit der 5. Klasse weiß, dass in der Schweiz "andersrum" bewertet wird - man schluckt kurz

    wenn das in meinem Mathekurs so weiter geht, vergebe ich da im Abitur mehr als 4 mal die Note 6. Und zwar in Deutschland!


    (allerdings sind da auch Einserschüler:innen, der Kurs ist nicht nur schwach)

  • Es gibt ein neues Video. Wie immer, sehr unterhaltsam. Also ich hab wieder drauf geklickt ...

    Dieses Mal fand ich es auch unterhaltsam und teilweise unfreiwillig komisch.

    Interludium: Drei Gruselgeschichten aus der Schule


    - Nur Mengenlehre in der Grundschule (wer's glaubt) . Also geht's noch? Man kann keine 4 Schuljahre Mengenlehre, auch wenn es ein Schulversuch ist - machen. Ich habe selbst einmal in einer 1. Klasse in Ba-Wü Mengenlehre unterrichten müssen. Die Einheit dauerte ungefähr 4 Wochen, dann wurde wieder ganz normal Mathematik gemacht.

    - Keine Kopfrechenleistung (genau, wir benutzen ja die Taschenrechner in der Grundschule zum Kopfrechnen (Ironie) )

    - Lehrer als Methodenkasper (nur frontal sei richtig!), bezieht sich aber jetzt mehr auf die Sekundarstufe, das kann ich nicht beurteilen.

  • "Wir" hatten dieses Mal auch einen Gastauftritt. Ja, tatsächlich ist das so, dass die ETH Zürich von ausländischen Bewerbern eine Aufnahmeprüfung in Mathe verlangt. Wie ich jetzt im Zusammenhang mit meiner eigenen Zulassung zum Studium in Basel gelernt habe, verlangen schon seit einiger Zeit alle schweizerischen Universitäten mindestens eine 2.0 als Abischnitt bei deutschen Bewerbern. Habe ich ein Glück, steht auf meinem Abizeugnis eine 1.9, denn kurioserweise ist das das entscheidende Dokument für meinen positiven Zulassungsentscheid. Speziell mit Mathe hat das aber gar nichts zu tun und das ist halt schon ärgerlich, dass der Typ sich mit irgendwelchen Behauptungen seine Welt einfach so zurecht biegt, wie es ihm passt. Mit einem schweizerischen Maturzeugnis ist der Zugang zu allen inländischen Hochschulen zulassungsfrei und damit das so bleiben kann, müssen wir uns einfach die "Schwemme" aus Deutschland vom Hals halten. Es ist schlichtweg das einfachste Kriterium zuerst mal auf den Notenschnitt zu schauen und mit einer Matheprüfung wird man dann halt auch relativ zuverlässig einen ganzen Schwung Bewerber*innen wieder los. Ob alle Bewerber*innen aus der Schweiz die bestehen würden, sei dahingestellt, die müssen sie einfach nicht machen. Ich weiss aber sehr wohl, dass die berühmt-berüchtigte "Basisprüfung" an der ETH eine Durchfallquote von bis zu 60 % hat, und die müssen ALLE machen.

  • Nur Mengenlehre in der Grundschule (wer's glaubt) . Also geht's noch? Man kann keine 4 Schuljahre Mengenlehre, auch wenn es ein Schulversuch ist - machen. Ich habe selbst einmal in einer 1. Klasse in Ba-Wü Mengenlehre unterrichten müssen. Die Einheit dauerte ungefähr 4 Wochen, dann wurde wieder ganz normal Mathematik gemacht.

    So wie ich ihn verstanden habe, bezog er das auf die Klassenstufen 1 und 2, nicht auf die gesamte Grundschulzeit.

    Soweit ich weiß, wurde die Mengenlehre in der Grundschule als Folge des Sputnik-Schocks eingeführt (siehe Neue Mathematik). Auch damals wurde sicherlich nicht zwei Jahre lang überhaupt nicht gerechnet, aber dass die Mengenlehre als Grundlage gesehen wurde und mehr als nur eine Einheit von 4 Wochen darstellte, war eine Zeit lang meines Wissens durchaus der Fall. Aber das ist lange her.

  • Soweit ich weiß, wurde die Mengenlehre in der Grundschule als Folge des Sputnik-Schocks eingeführt (siehe Neue Mathematik). Auch damals wurde sicherlich nicht zwei Jahre lang überhaupt nicht gerechnet, aber dass die Mengenlehre als Grundlage gesehen wurde und mehr als nur eine Einheit von 4 Wochen darstellte, war eine Zeit lang meines Wissens durchaus der Fall. Aber das ist lange her.

    Zitat Wikipedia:

    Die spektakulärste Neuerung bestand darin, den Mathematikunterricht in der Grundschule nicht mehr mit Zählen und Rechnen, sondern mit naiver Mengenlehre zu eröffnen. Ziel war es, neben der Vermittlung von Rechenfertigkeiten auch das logische Denken und das Abstraktionsvermögen der Kinder zu fördern. Dazu wurde die Mengenlehre didaktisch reduziert auf Mengendiagramme, deren Elemente bunte Plastikplättchen, die sogenannten „logischen Blöcke“, mit verschiedenen Eigenschaften waren. Diese Reform stieß jedoch auf den Widerstand von Eltern und Lehrern und wurde nach wenigen Jahren wieder abgeschafft.[5][6]


    Genau so wie beschrieben, habe ich Anfang der 80iger Jahre in der 1. Klasse die Mathematik in Ba-Wü angefangen. Vielleicht ging es auch 6 Wochen, aber länger nicht. War eigentlich vergebliche Liebesmühe. Dann lernten die Kinder ganz normal den Zahlenaufbau, allerdings waren damals die bunten Cuisenaire - Stäbe das Anschauungsmaterial. Heute ist das Anschauungsmaterial ausgereifter.


    Ich hätte die extensive Mengenlehre mitbekommen müssen - meine Geschwister sind im ähnlichen Alter wie die Dame, die das geschrieben hat. Außerdem hätte ich im Studium oder in den Praktika etwas davon hören müssen. Diese Mengenlehre ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, als wir in Ba-Wü den Mathematikunterricht in der 1. Klasse so beginnen mussten.

  • Die Cuisenaire-Kästen hatten ja auch bunte Plättchen dafür.

    Eine benachbarte Schule hat sie gerade weggeworfen, sie wussten nicht, was es sein soll. Wie schade, hätte man doch noch an Kinder weitergeben können. Die Stäbe waren auch zum Bauen immer sehr beliebt.

  • Schade, das Lied wird gerade für Herrn Aiwanger benötigt. Würde aber auch auf diesen Professor passen:

    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne deine Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklärst du dich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Genau so wie beschrieben, habe ich Anfang der 80iger Jahre in der 1. Klasse die Mathematik in Ba-Wü angefangen

    Dann hast du die "schlimmste" Welle schon nicht mehr miterlebt. Ab 1972/ 1973 war es vorgeschrieben. Der Widerstand ist dann immens über die Jahre gewachsen, so dass es dann mehr oder weniger wieder aus dem Unterricht verschwand.

    allerdings waren damals die bunten Cuisenaire - Stäbe das Anschauungsmaterial

    Das hat erstmal nichts mit der Mengenlehre der neuen Mathematik zu tun sondern kommt aus der Montessori Pädagogik. In der neuen Mathematik hat man ganz viel mit Venn-Diagrammen gearbeitet, aber an mehr kann ich mich auch nicht mehr erinnern ;)


    Nach dem Möchtegern Didaktiker Herrn Krötz kann diese Generation der 70er Jahre ja dann noch schlechter rechnen als die heutigen Generationen. Was genau hat das jetzt eigentlich mit seiner Kritik an dem heutigen Grundschulunterrricht in Mathe zu tun?

  • Die Mengenlehre ist die Grundlage der gesamten Mathematik, der Gedanke, den Grundlagenunterricht genau damit auch zu beginnen, ist daher gar nicht mal so abwegig. Mit Reform-Pädagogik hatte das jedenfalls nichts zu tun. Der Weitz hat dazu auf seinem Kanal auch mal einen Beitrag gemacht. Aus Sicht der Fachdidaktik machen wir in der Chemie ja was ganz ähnliches, wir beginnen den Anfangsunterricht eben nicht mit den - nach heutigem Verständnis - theoretischen Grundlagen des Atombaus, sondern mit dem Teilchenmodell. Das hat aber auch nicht nur Vorteile. Ähnlich stelle ich mir das in der Mathe vor, wobei ich da schlichtweg vom Fach zu wenig Ahnung habe um beurteilen zu können, welchen Beitrag die Mengenlehre zum Verständnis der Schulmathematik liefern kann.


    Es wäre eine spannende Diskussion, wenn der Krötz wirklich Ahnung hätte, wovon er spricht. Er diskreditiert sich leider mit seinem Stammtischgeschwätz und überheblichen Getue komplett selbst.

  • Nach dem Möchtegern Didaktiker Herrn Krötz kann diese Generation der 70er Jahre ja dann noch schlechter rechnen als die heutigen Generationen. Was genau hat das jetzt eigentlich mit seiner Kritik an dem heutigen Grundschulunterrricht in Mathe zu tun?

    Na, die nicht rechnende Lehrergeneration, die im Unterricht nie gerechnet hat, kann jetzt die Inhalte nicht vermitteln,

    weil man von Klasse 3-13 und im Studium nur aufbewahrt wird und niemand Prüfungsleistungen einfordert.

  • Das hat erstmal nichts mit der Mengenlehre der neuen Mathematik zu tun

    Schon klar.... war aber ein anderer Ansatz, man hat quasi mit den Längen gerechnet und nicht mit der Mächtigkeit der Menge (was jetzt nichts mit dieser Mengenlehre zu tun hat) Montessori hat Perlen und veranschaulicht wenigstens die Menge in der Länge.

    Aber das System ist gleich: Man nimmt einen Dreierstab und einen Zweierstab und legt das Ergebnis mit dem entsprechenden Stab (also Fünferstab) so hin, dass er dieselbe Länge hat. Die verschiedenen Zusammenhänge der Rechenoperationen (Tauschaufgaben, Umkehraufgaben bei Plus und Minus) konnte man gut damit veranschaulichen. Das war so oder so in den 80igern/90igern und frühen 2000ern, dass man in der Grundschule auf die zusammenhängenden Rechenoperationen viel mehr Wert gelegt hat.

    Zurück zu den Stäben: Ich fand und finde immer noch ziemlich fragwürdig, dass man die Minusrechnung in einer Umkehroperation legt und definitiv nichts vom Gesamten wegnimmt, weil man ja den Ergebnisstab noch daliegen hat. Diese Verständisgrenzen zeigten sich extrem bei dem Downkind, das ich hatte, die diesen komplexen Vorgang mit den Montessoriperlen (Therapeutin arbeitete schon immer mit Montessoriperlen) nicht verstanden hat.

  • Die Mengenlehre ist die Grundlage der gesamten Mathematik, der Gedanke, den Grundlagenunterricht genau damit auch zu beginnen,

    Schon, aber nicht, wie sie unterrichtet wurde, mit verschiedenen geometrischen Plättchen, Schnittmengen, Teilmengen, Vereinigungsmengen, was sich ausschließt usw. Ich glaube, dass die Intension war, logisches, abstraktes Denken anzubahnen. Das war aber eine Überforderung.


    Die Schüler sollen die Mächtigkeit einer Menge begreifen, dadurch u.a. eine Zahlenvorstellung entwickeln... Das wird auch gemacht in der Grundschule, mit Bildern und Materialien in unterschiedlichen Abstraktionsebenen.

  • Die Mengenlehre ist die Grundlage der gesamten Mathematik, der Gedanke, den Grundlagenunterricht genau damit auch zu beginnen, ist daher gar nicht mal so abwegig. Mit Reform-Pädagogik hatte das jedenfalls nichts zu tun. Der Weitz hat dazu auf seinem Kanal auch mal einen Beitrag gemacht. Aus Sicht der Fachdidaktik machen wir in der Chemie ja was ganz ähnliches

    Vielleicht würde der Ansatz in der Sekundarstufe mehr Sinn machen? Kann ich nicht beurteilen. Aber in der 1. Klasse ist die Voraussetzung noch nicht gegeben, das du den Kindern mit Gruppen- und Körperaxiomen kommen kannst. Wie Caro schrieb war der Ansatz auch eher Logik-Training und ein sehr einseitiger Ansatz über die Mächtigkeit von Mengen.

  • Die Mengenlehre ist die Grundlage der gesamten Mathematik, der Gedanke, den Grundlagenunterricht genau damit auch zu beginnen, ist daher gar nicht mal so abwegig.

    Das gab es ja schon einmal und wurde dann wieder abgeschafft, weil angeblich der Bourbakismus ein Grund für das schlechte Image der Schulmathematik gewesen sein soll.

Werbung