Umfrage: Gewicht der Mitarbeit in der Zeugnisnote

  • OK, Danke.

    Das wäre dann ja Möglichkeit 2.

    Und das dann Möglichkeit 1.


    Ja, ich denke, das geht vielen Kollegen so.

    Erhelle uns: Was machst du so anders und besser, um am Ende tatsächlich objektive mündliche Noten zu erhalten, die nicht nur die Frequenz des Meldeverhaltens abbilden, sondern die inhaltliche Qualität der fachlichen Leistung. Wir lernen gerne alle dazu, wenn es etwas dazuzulernen gibt.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • In Physik z.B. werden auch Protokolle bewertet.

    OK, müssen die Schüler die dann im Unterricht schreiben?


    Denn Hausaufgaben dürfen ja nicht bewertet werden - klar, denn das wäre ziemlich ungerecht, wie viele Eltern "helfen" ihren Kindern bei den Hausaufgaben aber andersherum haben nicht alle das Glück, so gebildete Eltern zu haben, die ihr Protokoll "auf Vordermann bringen"... (Auf die Schnelle steht das z.B. hier "Hausaufgaben zu benoten, ist in der Regel untersagt").

  • Erhelle uns: Was machst du so anders und besser, um am Ende tatsächlich objektive mündliche Noten zu erhalten, die nicht nur die Frequenz des Meldeverhaltens abbilden, sondern die inhaltliche Qualität der fachlichen Leistung. Wir lernen gerne alle dazu, wenn es etwas dazuzulernen gibt.

    Nichts! Das habe ich oben in meinem Beitrag doch schon geschrieben!


    Ich halte es schlicht für unmöglich, einigermaßen gerechte mündliche Noten zu vergeben. Als Vollzeitlehrer habe ich rund 200 Schüler. Bei angenommen fünf Kriterien wären das 1000 Kriterien, die ich leidlich gerecht (darauf haben die Schüler angesichts der Bedeutung von Noten für ihr Leben einen Anspruch!) beurteilen müsste - das kann kein menschliches Wesen (auch kein Lehrer).


    Dennoch bin ich als Beamter natürlich an die Vorgaben gebunden und versuche, es so gut es geht, irgendwie zu machen...


    Ich halte dieses System eben nicht nur für extrem ungerecht, sondern auch als extrem belastend für ein gutes und vertrauensvolles Lehrer-Schüler-Verhältnis.

  • du machst dir das Leben unnötig schwer

    Wir werden doch nicht bezahlt dafür, dass wir es uns möglichst leicht machen. Dass wir zugleich unterrichten und bewerten, ist natürlich ein Problem. Ich möchte, das SuS mich fragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben, ohne Angst zu haben, dass ich ihnen dann gleich einen Minus-Strich in mein rotes Büchlein schreibe (ich habe gar keins :-)). Sie sollen mir auch nicht nach dem Mund reden.


    Die einen haben gute Vorkenntnisse und lernen eigentlich in meinem Unterricht nichts Neues, andere haben eine steile Lernkurve, weil für sie eben vieles neu ist und sie fleißig darum ringen. Was ist denn jetzt gerechte Benotung? Lernt man doch in der Ausbildung, dass es die nicht gibt. Was will man denn mit diesen Zahlen von 1 bis 6 ausdrücken? Nicht nur deshalb hat man das in der Primarstufe abgeschafft.


    Wenn es nach mir ginge: Ich würde eigentlich nur die Prüfungen bewerten. Wie man zu den Kenntnissen kommt ist (hallo! Digitalisierung! Chat GPT!) völlig wurscht.

  • Zu denken sollte einem auch geben, dass es eine Bewertung des Lernprozesses nur an Schulen im deutschsprachigen Raum gibt. Weder wird an Schulen im Ausland, noch an Hochschulen, noch an anderen Bildungsinstitutionen in Deutschland wird meines Wissens der Lernprozess bewertet, sondern stets nur das Ergebnis...

    Das ist tatsächlich ein interessanter und neuer Gedankengang. Wobei man ja auch im Mündlichen nur das bewertet, was man vermittelt hat?

    Und - bitte ehrlich: Wer macht tatsächlich eine Matrix mit den vielleicht fünf Kriterien für alle 25 Schüler, also 125 Kriterien pro Klasse und meint, er sei in der Lage, diese mindestens einigermaßen korrekt auszufüllen?

    Frage dich doch mal selbst: hast du deine drei bis fünf Kriterien, die du für deinen Unterricht brauchst, nicht langsam mal auswendig parat? Die sind ja nun auch nicht für jedes Kind einzeln zu entwickeln.


    Und "Bauchgefühl" klingt so negativ hier. Aber es ist doch letztlich eine Kombination aus Wissen und Erfahrung, die in schneller Abfolge ermittelt wird.


    Einzig dass man bei großen Klassen, die man kaum kennt, allen gerecht wird, bezweifle ich. Auf der anderen Seite kann man auch beim schriftlichen Abfragen eine Menge falsch machen. Beides zusammen sollte doch halbwegs objektiv beschreiben, was einer im Unterricht so mitnimmt.


    Edit: dass es Möglichkeiten gibt, in manchen Fächern keine einzige schriftliche Leistungskontrolle zu erbringen, halte ich für absolut unmöglich.

  • Ich halte es schlicht für unmöglich, einigermaßen gerechte mündliche Noten zu vergeben. Als Vollzeitlehrer habe ich rund 200 Schüler. Bei angenommen fünf Kriterien wären das 1000 Kriterien, die ich leidlich gerecht (darauf haben die Schüler angesichts der Bedeutung von Noten für ihr Leben einen Anspruch!) beurteilen müsste - das kann kein menschliches Wesen (auch kein Lehrer).

    Die Berechnung ist doch nicht zielführend. Aus 5 zu berücksichtigenden Kriterien werden bei 200 Schülern doch keine 1000 Kriterien, die separat zu berücksichtigen sind. Es sind und bleiben 5 Kriterien, für die eine Zuordnung der 200 Schüler auf Basis der Unterrichtsbeobachtungen über eine bestimmte Anzahl von Stunden/Wochen hinweg erfolgen muss. Das wiederum ist nun wirklich kein Hexenwerk.

  • Wir werden doch nicht bezahlt dafür, dass wir es uns möglichst leicht machen

    Hat doch auch keiner gesagt. Aber unnötig Arbeit braucht man sich auch nicht machen.

  • Ich frage mich, warum dem TE das während seiner Unterrichtstätigkeit nicht selbst aufgefallen ist, oder hat er bislang 1000 Kriterien in einer Matrix eingeschätzt?

    Eben genau das ist mir schon im Ref aufgefallen.

    Eben genau darum mache ich es natürlich auch nach dem berüchtigten Bauchgefühl.

    Das fand ich nicht in Ordnung.

    Vor allem, weil dann (bei uns) das Bauchgefühl ein so hohes Gewicht hat.

    Deswegen habe ich diesen Thread gestartet.

    Hier wurde wiederholt gesagt, dass sie es nicht nach Bauchgefühl machen, sondern kriteriengeleitet für jeden Schüler individuell und transparent.

    Das konnte ich mir kaum vorstellen.

  • ja natürlich

    OK, wow, das kenne ich so gar nicht!

    Klar, dann ist das auf jeden Fall eine bewertbare Leistung.


    Bei uns werden die Protokolle immer zu Hause geschrieben. Dann darf man sie natürlich nicht bewerten, was aber viele Kollegen offenbar trotzdem machen...

  • Aus 5 zu berücksichtigenden Kriterien werden bei 200 Schülern doch keine 1000 Kriterien, die separat zu berücksichtigen sind. Es sind und bleiben 5 Kriterien, für die eine Zuordnung der 200 Schüler auf Basis der Unterrichtsbeobachtungen über eine bestimmte Anzahl von Stunden/Wochen hinweg erfolgen muss.

    Das verstehe ich jetzt rein mathematisch nicht:

    Wenn ich die Schüler nach fünf Kriterien (z.B. Kommunikation, Arbeitsorganisation, Heftführung, Sachkompetenz, Präsentationskompetenz) beurteilen wollte, müsste ich doch bei einem Schüler fünf Einschätzungen notieren.


    Also z.B. Kommunikation 4, Arbeitsorganisation 2, Heftführung 1, Sachkompetenz 2, Präsentationskompetenz 5.

    Bei zwei Schülern addiert sich das zu zehn Einschätzungen.

    Bei 25 Schülern sind es dann logischerweise 125 (=5 x 25) Noten.

    Und bei 200 sind es (5 x 200 = 1000) Noten.


    Das ist doch jetzt keine höhere Mathematik?

  • Ich verstehe das Problem nicht. Im Referendariat lernt man die Bewertungskriterien kennen und bekommt gezeigt, wie man Leistung bewertet, mündlich wie schriftlich. Im Laufe der Jahre internalisiert man dieses Vorgehen und wird schneller darin, nennt sich Professionalität und Berufserfahrung.


    Ein*e Ärzt*in muss einen Haufen Diagnosekriterien kennen und kann nach 10 Jahren Berufserfahrung bei 99 von 100 Erkrankungen innert 2 min eine Diagnose erstellen, ohne in der ICD-10 nachschlagen zu müssen. Nenne es Wissen oder Bauchgefühl.

  • Nenne es Wissen oder Bauchgefühl.

    Also doch Bauchgefühl!

    Ich verstehe es nicht: Erst wird vehement behauptet, dass man nicht nach Bauchgefühl mache, sondern transparent anhand eines vorher festgelegten Katalogs von Kriterien

    und jetzt schreiben alle, dass sie es doch nach Bauchgefühl machen, weil es anhand so vieler Kriterien gar nicht gehe (was ich ja von vornherein behauptet habe).:/


    Oder ist es ein "kriteriengeleitetes Bauchgefühl"?😂

  • Oder ist es ein "kriteriengeleitetes Bauchgefühl"?😂

    Das hat Quittengelee doch deutlich geschrieben, dass es um kriteriengeleitetes, im Laufe der Jahre internalisiertes ("Bauchgefühl"), aber eben letztlich wissensbasiertes/erfahrungsbasiertes (nicht rein intuitives) Handeln geht. Vielleicht schaffst du es einfach mal, deinen KuK nicht beständig unfaire, unprofessionelle Bewertungen zu unterstellen. Niemand hier würfelt seine Noten.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL ()

    • Offizieller Beitrag

    Das Problem scheint mir, dass du sehr mathematisch darangehst.

    Man hat seine Kriterien für die Beobachtung. Die wendet man automatisch jede Stunde im Unterricht an.
    Und dazu macht man sich nach der Stunde Notizen.


    Vll, nur vielleicht, ist es vergleichbar mit dem Autofahren: du machst viele einzelne Schritte gleichzeitig, beobachtest den Straßenverkehr nicht nur 3 Meter vor deiner Windschutzscheibe, anhand dessen, was du gelernt und eingeübt hast.

  • Konkret heißt das dann, dass die Zeugnisnote der meisten Schüler in Deutschland zu 50 bis 100% aus dem "Bauchgefühl" des Lehrers entsteht?

    Auf einer Skala von sechs bzw. fünf Noten ist die Bewertung eines Schülers wirklich kein Hexenwerk. Unsere 8er haben bspw. mindestens 50 Unterrichtsstunden Physik im Schuljahr/25 Stunden im Halbjahr. Selbst, wenn ich da bei 25 Schülern, jeweils 5 Kriterien mindestens dreimal pro Schüler und Halbjahr erheben wollen würde, also 375 Einzelwerte bestimmen wollen würde, wären das pro Unterrichtsstunde nur 15 Werte, die in der Regel innerhalb weniger Sekunden erhoben sind. Bei Fächern wie Englisch, in denen ich die 8er mindestens doppelt so lange sehe, ist das noch viel weniger ein Problem.


    So mathematisch heranzugehen ergibt aber auf Dauer keinen Sinn. Am Anfang ist es vielleicht wirklich hilfreich, so formal heranzugehen, um sich selbst entsprechende Erfahrung anzuschaffen bzw. sich zu vergewissern, dass die Bewertung aus dem Bauchgefühl eben nicht aus der Luft gegriffen ist. Aber irgendwann kennt man den Unterschied zwischen einer 1er und einer 2er Leistung, ohne das so formal notieren zu müssen. Diese Bewertung könnte man (ich) dann auch auf Nachfrage begründen, ohne eine ausgearbeitete und für alle Schüler ausgefüllte Bewertungsmatrix vorzuhalten.


    Das ist bspw. im Sport auch nicht anders. Am Anfang konzentriert man sich auf die konkrete Ausführung einer Technik oder Übung, aber irgendwann ist die dann so selbstverständlich, dass man nicht mehr Schritt für Schritt arbeiten muss, sondern einfach macht und das in den meisten Fällen auch richtig. Die Autoanalogie ist auch gut. Am Anfang muss man noch auf alles explizit achten, sich genau überlegen, was man wann machen muss, aber mit der Erfahrung macht man irgendwann einfach. Über das Autofahren ansich muss ich mittlerweile gar nicht mehr nachdenken, bei einem neuen Auto mache ich alle Handgriffe zur Einstellung aus dem ff ohne darüber wirklich nachdenken zu müssen und auch die Übersicht beim Fahren ist viel besser, weil bspw. Straßenschilder nicht mehr explizit wahrgenommen werden müssen, sondern das ohne nachzudenken einfach im Hirn verknüpft ist.

    Die Frage ist aber doch, ob diese Fehler tatsächlich größer sind als bei der Beurteilung der Mitarbeit durch Beobachtung von 25 Schülern neben dem eigentlichen Unterricht, in dem man ja in pädagogischer Verantwortung andere Dinge tun sollte (unterstützen), als den Lernprozess seiner Schüler zu bewerten-

    Diese Aussage verstehe ich nicht. Beim Erarbeiten bspw. im Lehrergespräch, kann ich doch super feststellen, dass Schüler A, C und D in Fragen/Antworten Fachvokabular richtig verwenden und Schüler K bereits sehr gute Fragen stellt/Antworten gibt, die zeigen, dass er den Stoff durchdrungen hat.

    Schon habe ich bewertbare Leistungen. Dass Schüler F und J Fragen stellen, die nahelegen, dass sie die Aufgabenstellung nich gelesen haben, kann ich auch feststellen. Ebenso kann ich feststellen, ob an bestimmten Stellen noch nachgearbeitet werden muss, weil außer den drei Schülern, die so oder so immer alles sofort verstehen, noch niemand so richtig zurechtkommt (was ich Schülern auch in der Regel nicht negativ auslege). Dass jemand von sich aus nichts sagt, ist nicht negativ. Es ist auch nicht negativ, Fragen zu stellen/Dinge zu sagen, wenn man als Schüler etwas noch nicht ganz verstanden hat.

    Zitat

    Wie sich ein vertrauensvolles Lehrer-Schüler-Verhältnis aufbauen kann, wenn die eine Seite weiß, dass ihre Äußerungen laufend bewertet werden, ist nochmal eine ganz andere Frage...

    Wieso bewertest du Äußerungen laufend? Das ist weder erforderlich noch sinnvoll. Unterricht ist keine andauernde Prüfungssituation. Ich will dir nicht zu nahe treten, aber besonders lange machst du den Job noch nicht (wenn überhaupt), nicht wahr.

    Zitat

    Ich hatte mal eine Diskussion zum Thema mit jemandem aus dem Ausland, der erst eine Zeit benötigte, um zu verstehen, was da in D überhaupt passiert und dann recht erschrocken war und meinte, dass das ja das Lehrer-Schüler-Verhältnis ruinieren müsste, er würde sich dann ja kaum trauen, eine ggf. blöde Frage zu stellen...

    Das ist eine unzutreffende Einschätzung.

    Zitat

    Und - bitte ehrlich: Wer macht tatsächlich eine Matrix mit den vielleicht fünf Kriterien für alle 25 Schüler, also 125 Kriterien pro Klasse und meint, er sei in der Lage, diese mindestens einigermaßen korrekt auszufüllen? Und dann eine (ggf. gewichtetes) Mittel der Einzelleistungen anhand dieser Kriterien??

    Kommt auf die Matrix an, aber ich kann meine Noten immer begründen, obwohl ich "aus dem Bauch heraus" bewerte. Aus dem Bauch heraus heißt ja nicht, dass man sich am Halbjahresende hinsetzt und dann erst anfängt, darüber nachzudenken, wie man einzelne Schüler denn über das Schuljahr hinwrg bewertet haben könnte.

    Zitat

    Und damit eben doch "Bauchgefühl", auch wenn alle von sich überzeugt sind, dass sie es natürlich kriteriengeleitet machen.

    Und diese Erkenntnis ist auf der ganzen Welt tatsächlich nur den deutschen Behördenvertretern (die diese Regeln ja vermutlich irgendwann einmal gemacht haben) gekommen?

    Ich bin auch kein Fan von mündlichen Noten, sehe aber auch nicht das große Problem in der Nachvollziehbarkeit der Bewertung ansich.

  • Vielleicht schaffst du es einfach mal, deinen KuK nicht beständig unfaire, unprofessionelle Bewertungen zu unterstellen.

    Ich unterstelle es nicht speziell meinen Kollegen, sondern denke, dass es niemand kann. Zumindest nicht mit dem Maß an Objektivität, Reliabilität und Validität, von der ich denke, dass die Schüler ein Recht darauf haben.

    Insofern ist das keine böse Unterstellung meinen Kollegen gegenüber, sondern ein in eigener jahrelanger Praxis gewachsenes Unwohlsein bei der Erfüllung der Verpflichtung, dies immer wieder trotzdem tun zu müssen.

  • Das ist eine unzutreffende Einschätzung.

    Woher weißt Du das?

    Aus der Tatsache, dass dennoch mache Fragen stellen, lässt es sich ja nicht widerlegen, denn wir können ja nicht wissen, wie viele Schüler sich eben genau nicht trauen, weil sie Angst vor einer schlechten Bewertung haben.

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