Umfrage: Gewicht der Mitarbeit in der Zeugnisnote

  • Ihr meint aber schon, rund 25 Schüler jeweils in Bezug auf mehrere zu erreichende Kompetenzen, d.h. in der Summe über 100 Kriterien in ein paar Wochen Unterricht korrekt beurteilen zu können?

    Die Erfassung von Leistungen über eine lediglich 6-stufige Skala ist so unscharf, dass schlicht keine präzise Messung von "über 100 Kriterien" nötig ist, um eine entsprechende Zuordnung herzustellen. Die hierfür erforderliche Messgenauigkeit ist nicht besonders hoch und lässt sich daher auch über wenige, relativ handhabbare und gut beobachtbare Kriterien hinreichend genau abbilden.

  • Mitarbeit je nach Fach 0 - 100 %

  • Bei erfahrenen Kollegen ergibt sich nach dem berühmten „Bauchgefühl“ erfahrungsgemäß keine andere Note als bei einer Aufschlüsselung der Leistung nach einzelnen Komponenten, die vorher dem Schüler transparent gemacht wird. Entsprechend ist es in BW auch zulässig sowohl mündliche Noten für abgegrenzte Einzelleistungen in einzelnen Stunden festzuhalten als auch einen angemessenen Zeitraum zu betrachten, und für diesen in der Gesamtschau eine mündliche Note zu geben.

  • Bei erfahrenen Kollegen ergibt sich nach dem berühmten „Bauchgefühl“ erfahrungsgemäß keine andere Note als bei einer Aufschlüsselung der Leistung nach einzelnen Komponenten, die vorher dem Schüler transparent gemacht wird.

    Auf welcher Erfahrung beruht das?

    Hat das wirklich mal jemand verglichen?

    Oder ist das nur eine Vermutung?

  • also ich zumindest würfle, um mein Bauchgefühl zu bestätigen (allerdings hat mein Würfel nur die Noten 1-3, halt doppelt)

    Was möchtest Du mit dieser ironischen Antwort sagen?


    - Dass Du Dir Deines Bauchgefühls so sicher bist, dass eine Bestätigung absurd erscheint?


    - Dass Du meinst, dass die Noten sowieso nicht gerecht sind, es also letztlich egal ist, ob sie nun richtig stimmen oder nicht?


    - Dass Du sicherheitshalber minimal eine 3 gibst, dann beschwert sich keiner und Du hast Ruhe?

  • also ich zumindest würfle, um mein Bauchgefühl zu bestätigen (allerdings hat mein Würfel nur die Noten 1-3, halt doppelt)

    Eine noch "bessere" Notenverteilung erhälst du, wenn du 3 Würfel nutzt und jeweils einen Punkt abziehst. Dann erhält man 00-15 Notenpunkte, wobei die Randnoten am seltensten sind...so wie es zu erwarten wäre ;)

  • Eine noch "bessere" Notenverteilung (im Sinne der zu erwartenden Glockenverteilung von Noten) erhälst du, wenn du 3 Würfel nutzt und jeweils einen Punkt abziehst. Dann erhält man 00-15 Notenpunkte, wobei die Randnoten am seltensten sind...so wie es zu erwarten wäre

    Gleiche Frage wie oben.


    Freue mich auf Antwort, weil das sonst ja ein ganz schöner "Kracher" wäre, wenn Noten, die ja letztlich zum Teil Lebensläufe entscheiden, aus Lehrers Bauchgefühlen resultieren...

    • Offizieller Beitrag

    Was möchtest Du mit dieser ironischen Antwort sagen?

    Dass deine Fragen absurd sind und absurde Antworten verdienen.

    Ich bin reflektiert genug, um zu wissen, dass absolute Objektivität bei Noten sowas von gar nicht gewährleistet ist, bin aber auch Profi genug (und dafür ausgebildet, mit Erfahrung und Austausch mit Kolleg*innen), um ein gesundes Vertrauen in meine Kriterien zu haben, die ich selbstverständlich zu Beginn jedes Jahres jeder Lerngruppe (je nach Fach und Stufe aufgeschlüsselt) zur Verfügung stelle, sowie bei jeder Mitteilung des Leistungsstands (ob auf Nachfrage oder ritualisiert) mit den Schüler*innen durchgehen kann, um zu erklären, warum "sie hat sich aber weniger gemeldet als ich" oder "aber ich habe immer schön abgeschrieben" keine Kriterien für die und die Note sind und auch regelmäßig anpasse, reflektiere und weiterentwickle (weil sich Kompetenzen und Unterricht weiterentwickeln, weil Erklärungen einer anderen Formulierung bedürfen, usw..)

  • OK, Danke.

    Ich bin reflektiert genug, um zu wissen, dass absolute Objektivität bei Noten sowas von gar nicht gewährleistet ist

    Das wäre dann ja Möglichkeit 2.

    bin aber auch Profi genug [...] um ein gesundes Vertrauen in meine Kriterien zu haben

    Und das dann Möglichkeit 1.


    Ja, ich denke, das geht vielen Kollegen so.

  • Auf welcher Erfahrung beruht das?

    Hat das wirklich mal jemand verglichen?

    Oder ist das nur eine Vermutung?

    Es bestätigt sich immer dann, wenn man selbst oder Kollegen bei der Bewertung nach den festgelegten Kriterien auf die gleiche Note kommt, die man dem Schüler direkt nach der GFS / dem Referat / dem ersten Durchblättern der Klassenarbeit / … auch direkt hätte sagen können, es aber nicht getan hat, weil man die Note eben nicht mit dem „Bauchgefühl“ sondern kriteriengeleitet begründet.


    Ich bin jetzt hier raus. Ich schließe mich aber noch der Bitte an, das Paper sein zu lassen und dafür lieber die entsprechenden Verordnungen für das eigene Bundesland gründlich zu lesen.

  • also ich zumindest würfle, um mein Bauchgefühl zu bestätigen (allerdings hat mein Würfel nur die Noten 1-3, halt doppelt)

    Ein Kollege hat das bei Rückgabe einer schriftlichen Prüfung tatsächlich mal gemacht. Also er stellte sich vorne hin, würfelte und schrieb dann vor den Augen der Klasse eine Note auf das jeweilige Blatt. Die haben das toternst genommen und waren kurz davor, direkt aus dem Unterricht raus das Büro der Schulleitung zu stürmen. :rofl:


  • Wie machst du denn deine Noten?

    Tja, leider bin ich als Beamter natürlich auch gezwungen, so zu handeln!


    Ich versuche zwar, durch kleinere, gering bewertete Zwischenkontrollen, etwas mehr Objektivität hineinzubringen, aber letztlich bleibt großes Unbehagen, weil ich eben nicht glaube, mit der gebotenen Gerechtigkeit (immerhin werden ja z.T. Lebensläufe entschieden), "aus dem Bauch" beurteilen zu können.


    Zu denken sollte einem auch geben, dass es eine Bewertung des Lernprozesses nur an Schulen im deutschsprachigen Raum gibt. Weder wird an Schulen im Ausland, noch an Hochschulen, noch an anderen Bildungsinstitutionen in Deutschland wird meines Wissens der Lernprozess bewertet, sondern stets nur das Ergebnis...


    Und wie immer, wenn man meint, etwas anders machen zu müssen als alle anderen, sollte man schon verdammt gute Gründe dafür kennen.


    Mir ist klar, dass wir als Beamte keine andere Wahl haben, als im Rahmen der Vorgaben zu handeln, das heißt ja aber nicht, dass man es diskutieren kann bzw., soweit man Spielraum hat, diesen zu nutzen...

  • Zu denken sollte einem auch geben, dass es eine Bewertung des Lernprozesses nur an Schulen im deutschsprachigen Raum gibt. Weder wird an Schulen im Ausland, noch an Hochschulen, noch an anderen Bildungsinstitutionen in Deutschland wird meines Wissens der Lernprozess bewertet, sondern stets nur das Ergebnis...

    ...dass es auch bei der Leistungsmessung im rein schriftlichen Bereich zu Beurteilungsfehlern kommen kann, ist in der Literatur gut dokumentiert.

    Ich versuche zwar, durch kleinere, gering bewertete Zwischenkontrollen, etwas mehr Objektivität hineinzubringen, aber letztlich bleibt großes Unbehagen, weil ich eben nicht glaube, mit der gebotenen Gerechtigkeit (immerhin werden ja z.T. Lebensläufe entschieden), "aus dem Bauch" beurteilen zu können.

    Wie hier schon mehrfach beschrieben wurde, erfolgt die Bewertung der sonstigen Mitarbeit keineswegs "aus dem Bauch heraus", sondern durch vielfache unterschiedliche Erhebungen jeweils anhand transparenter Kriterien.

    Und wie immer, wenn man meint, etwas anders machen zu müssen als alle anderen, sollte man schon verdammt gute Gründe dafür kennen.

    ...wie zum Beispiel, dass sich Fachleistung bei weitem nicht nur in der Niederschrift von Verfahren und Ergebnissen äußert und dass in der Berufswelt vielfach auch prozessbezogene und methodische Kompetenzen im Austausch mit anderen Personen gefordert sind?

  • ...dass es auch bei der Leistungsmessung im rein schriftlichen Bereich zu Beurteilungsfehlern kommen kann, ist in der Literatur gut dokumentiert.

    Dass es dazu kommen kann, klar, wo wäre das nicht so?


    Die Frage ist aber doch, ob diese Fehler tatsächlich größer sind als bei der Beurteilung der Mitarbeit durch Beobachtung von 25 Schülern neben dem eigentlichen Unterricht, in dem man ja in pädagogischer Verantwortung andere Dinge tun sollte (unterstützen), als den Lernprozess seiner Schüler zu bewerten-


    Wie sich ein vertrauensvolles Lehrer-Schüler-Verhältnis aufbauen kann, wenn die eine Seite weiß, dass ihre Äußerungen laufend bewertet werden, ist nochmal eine ganz andere Frage...


    Ich hatte mal eine Diskussion zum Thema mit jemandem aus dem Ausland, der erst eine Zeit benötigte, um zu verstehen, was da in D überhaupt passiert und dann recht erschrocken war und meinte, dass das ja das Lehrer-Schüler-Verhältnis ruinieren müsste, er würde sich dann ja kaum trauen, eine ggf. blöde Frage zu stellen...

    Wie hier schon mehrfach beschrieben wurde, erfolgt die Bewertung der sonstigen Mitarbeit keineswegs "aus dem Bauch heraus", sondern durch vielfache unterschiedliche Erhebungen jeweils anhand transparenter Kriterien.

    Naja, oben schreibt aber schon jemand: "Bei erfahrenen Kollegen ergibt sich nach dem berühmten „Bauchgefühl“ erfahrungsgemäß keine andere Note...".

    Da muss dann aber zumindest einer schon damit arbeiten...


    Und - bitte ehrlich: Wer macht tatsächlich eine Matrix mit den vielleicht fünf Kriterien für alle 25 Schüler, also 125 Kriterien pro Klasse und meint, er sei in der Lage, diese mindestens einigermaßen korrekt auszufüllen? Und dann eine (ggf. gewichtetes) Mittel der Einzelleistungen anhand dieser Kriterien??

    Ich kenne das tatsächlich aus dem Ref. und auch dort hat man es sich in vielen Fällen "irgendwie hingebastelt", damit der Fachleiter zufrieden war, kenne aber aktuell keinen Kollegen, der das im Berufsalltag macht. Der Standard sind meiner Erfahrung nach Einzelnoten oder die berühmten "Plüsse und Minüsse" nach jeder Stunde...

    Und damit eben doch "Bauchgefühl", auch wenn alle von sich überzeugt sind, dass sie es natürlich kriteriengeleitet machen.

    ...wie zum Beispiel, dass sich Fachleistung bei weitem nicht nur in der Niederschrift von Verfahren und Ergebnissen äußert und dass in der Berufswelt vielfach auch prozessbezogene und methodische Kompetenzen im Austausch mit anderen Personen gefordert sind?

    Und diese Erkenntnis ist auf der ganzen Welt tatsächlich nur den deutschen Behördenvertretern (die diese Regeln ja vermutlich irgendwann einmal gemacht haben) gekommen?


    Und bitte: "Vom Wiegen wird die Sau nicht fett!". Will sagen, dass selbstverständlich im Unterricht prozessbezogene Kompetenzen und Austausch gefördert werden, das sollte ja heute selbstverständlich sein. Aber ob dieser Prozess einer kontinuierlichen Bewertung unterliegen sollte, ist doch eine ganz andere Frage (s.o. was bedeutet das für den Lernprozess, wenn der Prozess selber und nicht das Ergebnis beurteilt wird?).

    • Offizieller Beitrag

    OK, danke, das entspräche ja dem, was mir Leute aus TH berichten.


    Hast Du nicht aber oben in Beitrag #96 geschrieben "Bei uns nicht. Und nun?"

    Wie ist es denn nun bei Euch?

    in vielen Fächern zählt weitaus mehr als die Klausur/die KA.
    In Physik z.B. werden auch Protokolle bewertet.

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