Warum haben Lehrkräfte kein Büro?

  • Das halte ich für eine Untertreibung. Ich habe eine größere Anzahl an S*S, die das ernst nimmt. Viele sind dankbar dafür.

    Mein Klientel liest das höchstselten. Und auch am Gymnasium habe ich die gerade zurückgegebene Klausur bereits bei Verlassen des Raumes im Papierkorb gefunden (und mir blutete das Herz ob der vielen in detaillierte Anmerkungen investierte Zeit - Vorabiklausur), von daher...



    Klassenfahrten halte ich in ihrer Wirkung für völlig überschätzt. Und ich stimme zu, dass die eigentlich nur vertretbar sind, wenn genug Personal dabei ist, um nicht 24/7 im Dienst sein zu müssen und um 8 Stunden ungestört zu schlafen.

  • Klassenfahrten halte ich in ihrer Wirkung für völlig überschätzt.

    Ganz tolle "Teambuilding" Maßnahme ist das. Inklusive sämtlichem Mobbing und Ausgrenzung, was da bei Jugendlichen so dazu gehört. Es gibt genug introvertierte Schüler für die eine solche Fahrt der absolute Horror ist.

  • Ganz tolle "Teambuilding" Maßnahme ist das. Inklusive sämtlichem Mobbing und Ausgrenzung, was da bei Jugendlichen so dazu gehört. Es gibt genug introvertierte Schüler für die eine solche Fahrt der absolute Horror ist.

    Deine Ausführungen machen so immerhin Deinen Standpunkt, den ich zunächst völlig befremdlich fand, nachvollziehbarer.

  • Bei uns finden freiwillig angebotene Fahrten statt, an denen freiwillig und klassen-/jahrgangsübergreifend nach Interesse teilgenommen werden kann. Das finde ich völlig in Ordnung so. Die Zwangsfahrerei in meiner eigenen Schulzeit fand ich mehrheitlich eher weniger gelungen. Fing schon mit dem Unterbringungsstandard an. Wir hatten kein Geld im Überfluss und waren als Familie selbst nicht jedes Jahr im Urlaub, aber wenn, dann auf gutem Standard. Diese Jugendherbergen, in denen man sich mit 6-8 Leuten ein Bad teilen musste, waren mir immer ein absoluter Graus.

  • Deine Ausführungen machen so immerhin Deinen Standpunkt, den ich zunächst völlig befremdlich fand, nachvollziehbarer.

    Klassenfahrten verstärien die Verhältnisse in der Klasse. Wer gemobbt wird, erlebt das auf Fahrten noch intensiver. Wer keine Freundschaften in der Klasse hat, ist auch auf der Klassenfahrt alleine. Die bereits bestehenden Gruppen innerhalb der Klasse verstärken ihre Bindung.


    Aber bei euch gibt es sicher an der ganzen Schule kein Mobbing und alle sind total nett und positiv zueinander.

  • Auch hier wird die Arbeitszeit erfasst. Warum Lehrkräfte sich für so außergewöhnlich halten, dass eine Erfassung nicht möglich ist, verstehe ich nicht.

    Das mag bei dir am BK funktionieren. An den Grund- und (Werk-)Realschulen arbeiten wir im kreativen Bereich - hier muss ständig umgeplant, neu geplant und differenziert werden. Und das geschieht meist abseits vom Schreibtisch und spontan. Soll ich die 10 Minuten, als ich auf der Fahrt zum Einkaufen über die Idee zum Einstieg in die Kunststunde nachgedacht habe, als Arbeitszeit verbuchen? Und falls ja - mit welchen technischen Hilfsmitteln - denn die Hände befinden sich ja am Steuerrad?

    Ich habe einige Jahre in der Druckindustrie gearbeitet. Da ging morgens um 6 mit dem Einstempeln die Arbeitszeit los, Vesperpause wurde automatisch abgezogen und um 14 Uhr wurde ausgestempelt. Danach habe ich mich meiner Freizeit gewidmet - um die Arbeit hat sich die Spätschicht gekümmert.
    Falls ich mal 14:30 ausgestempelt habe, wurde die halbe Stunde als Mehrarbeit vergütet. Es kam vor, dass ich für wichtige Aufträge auch am Sonntag im Betrieb war. Laut Tarifvertrag gab es dafür Sonntagszuschlag und doppelten Lohn, am Samstag 150%.


    Wenn schon Zeiterfassung, dann richtig - und korrekt vergütet.

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

  • Aber bei euch gibt es sicher an der ganzen Schule kein Mobbing und alle sind total nett und positiv zueinander.

    Das glauben ja fairerweise viele Lehrkräfte, weil das Mobbing oft eben heimlich passiert und "du du du" Intervention der Lehrkraft die Situation häufig nur verschlimmert, wenn man dann zusätzlich auch noch als "Petze" gilt.

  • der sich kümmern könnte, ein paar Tage ohne Anrechnung auf Urlaubszeiten bei voller Bezahlung (kein "kindkrank", kein Homeoffice) zu Hause bleiben zu können.

    Und warum nimmst Du dafür keine kindkrank Tage und verkaufst das als Zugeständnis?

  • Aber bei euch gibt es sicher an der ganzen Schule kein Mobbing und alle sind total nett und positiv zueinander.

    Es gibt Mobbing. Aber es wird entschieden gegen jeden Ansatz vorgegangen. Und "wir" sind in einer mehrfach privilegierten Situation. Sowohl bedingt durch die familiären Hintergünde, als auch die Option, notfalls auch SuS von der Schule verweisen zu können. Alleine das Wissen um diese Möglichkeit dürfte schon förderlich wirken - tatsächlich umgesetzt wird dieser Schritt nur sehr selten.

  • Das mag bei dir am BK funktionieren. An den Grund- und (Werk-)Realschulen arbeiten wir im kreativen Bereich - hier muss ständig umgeplant, neu geplant und differenziert werden. Und das geschieht meist abseits vom Schreibtisch und spontan. Soll ich die 10 Minuten, als ich auf der Fahrt zum Einkaufen über die Idee zum Einstieg in die Kunststunde nachgedacht habe, als Arbeitszeit verbuchen? Und falls ja - mit welchen technischen Hilfsmitteln - denn die Hände befinden sich ja am Steuerrad?

    Diesen Quatsch haben wir hier schon mal diskutiert. Nur weil man über irgendwas nachdenkt, ist das keine Arbeitszeit. Wenn Du Dich aber an den Schreibtisch setzt und Deine Idee ausarbeitest, dann ist es Arbeitszeit, egal um welche Uhrzeit oder an welchem Tag Du das machst. Kann doch nicht so schwer sein! Machen Millionen Arbeitnehmer täglich weltweit.


    Was das mit BK zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. Glaubst Du, ich schlage nur das Buch auf und mache dann Unterricht? Dann muss ich Dir sagen: Nein! Mache ich nicht so. Es gibt seit 2 Jahren erstmals ein Buch für meinen Bereich. Und das kann ich zu ungefähr 5% für meinen Unterricht nutzen. Alle Lernsituationen, die ich verwende, habe ich vollumfänglich selbst konzipiert und gestaltet. Das ist in sehr vielen Berufen/Beriechen am BK so. Es kann nicht für jeden Mini-Beruf ein Buch geben.

  • Und warum nimmst Du dafür keine kinnkrank Tage und verkaufst das als Zugeständnis?

    Für normale Angestellte ist "kindkrank" mit gehaltlichen Einbußen verbunden und auf 10 Tage im Jahr begrenzt. Wie das für Beamte aussieht, ist mir nicht bekannt.


    Ganz praktisch benötige ich zum Beispiel noch nicht einmal eine kinderärztliche Bescheinigung. Ich kann mit meinem fiebrig erkälteten Kind einfach zu Hause bleiben, und muss es nicht zum Arzt schleppen, nur um den Zettel zu bekommen. Natürlich alles in Maßen. Bei wochenlangen Erkrankungen bleibt auch bei uns nur der formale Weg.

  • Also Transparenz sollte schon irgendwie noch eine Rolle spiele. Einfach anstreichen kann nämlich jede*r.

    Bei reinen Rechtschreibfehlern reicht aber zumindest in der Oberstufe anstreichen. Die sollten in dem Alter dann nämlich wirklich schon wissen, was das entsprechende Korrekturkürzel bedeutet und haben auch gelernt Wörter nachzuschlagen. Dazu hat Pyro klar geäußert, dass er (?) immer einen Erwartungshorizont mit ausgibt und seine Korrekturweise von seinen SuS auch als gut verständlich empfunden wird.

    In der Grundschule oder Sek. I muss man dann natürlich noch einmal anders vorgehen. Gerade bei der Rechtschreibung sind wir beispielsweise an meiner Schule in allen Fächern angehalten eine Positivkorrektur zu machen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Das halte ich für eine Untertreibung. Ich habe eine größere Anzahl an S*S, die das ernst nimmt. Viele sind dankbar dafür.

    Das ist schön für dich, aber vermutlich weniger repräsentativ als das, was Maylin85 geschrieben hat dazu.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Diesen Quatsch haben wir hier schon mal diskutiert.

    "Quatsch" ist kein Argument. Lass den Quatsch. ;)
    Aus der Phase, in der ich meine Unterrichtsvorbereitung verschriftlichen muss und einen Schreibtisch dazu benötige, bin ich raus.
    So what? Das heisst also, meine Vorbereitung zählt nicht als Arbeitszeit?

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

  • Für normale Angestellte ist "kindkrank" mit gehaltlichen Einbußen verbunden und auf 10 Tage im Jahr begrenzt. Wie das für Beamte aussieht, ist mir nicht bekannt.


    Ganz praktisch benötige ich zum Beispiel noch nicht einmal eine kinderärztliche Bescheinigung. Ich kann mit meinem fiebrig erkälteten Kind einfach zu Hause bleiben, und muss es nicht zum Arzt schleppen, nur um den Zettel zu bekommen. Natürlich alles in Maßen. Bei wochenlangen Erkrankungen bleibt auch bei uns nur der formale Weg.

    Das ist schön. Und auch nett von Deiner Schule. Rechne Dir aus, wieviel Gehaltseinbußen Du tatsächlich hättest und überlege, ob das dienstlebenslang 24-Stunden-Dienste auf Klassenfahrten aufwiegt. Hast Du ein Kind mit besonderen Bedürfnissen, ist das sicher ein Vorteil. Für Kinder, die diese nicht haben, wäre das für mich kein Grund, dass Klassenfahrten nicht ordentlich bezahlt und mit Personal ausgestattet werden.

  • Das ist schön. Und auch nett von Deiner Schule. Rechne Dir aus, wieviel Gehaltseinbußen Du tatsächlich hättest und überlege, ob das dienstlebenslang 24-Stunden-Dienste auf Klassenfahrten aufwiegt. Hast Du ein Kind mit besonderen Bedürfnissen, ist das sicher ein Vorteil. Für Kinder, die diese nicht haben, wäre das für mich kein Grund, dass Klassenfahrten nicht ordentlich bezahlt und mit Personal ausgestattet werden.

    Mir ist Deine diesbezügliche Denkart fremd. Ich habe viel Freude an meinen Klassenfahrten und finde es schön, dass es so etwas gibt.


    KLassenfahrten passen nicht in den gesetzlichen Arbeitszeitrahmen, ja. Mir persönlich ist das egal. Mein eigenes Leben passt auch nicht immer 100%ig in den gesetzlich geregelten Rahmen.

  • Mir ist Deine diesbezügliche Denkart fremd. Ich habe viel Freude an meinen Klassenfahrten und finde es schön, dass es so etwas gibt.

    Ich hatte immer auch Freude an Klassenfahrten - jedoch auch genügend Stresssituationen. In der Regel habe ich mich nach Ende der Klassenfahrt bei einem Glas Wein hingesetzt und mit mir darauf angestoßen, dass ich Knackpunkte zuvor bedacht und Probleme während der Fahrt kurzfristig lösen konnte, sowie alle wieder heil Zuhause ankamen. Pubertierende kommen auf die abstrusesten Ideen.
    Kleiner Einblick:
    - Ein Schüler kletterte nachts aus dem Fenster, um über das Vordach zu den Mädchen zu kommen. Das Eternitdach war morsch - er brach mit dem Fuß ein. Zum Glück nicht durch. Es blieb bei Sachschaden.
    - Ein Schüler wollte in Berlin ausprobieren, ob sein Fuß zwischen Bordstein und S-Bahn passt - und blieb stecken. Wir konnten die Bahn blockieren und ihn herausziehen. Das Bein blieb dran und hatte nur blaue Flecken.

    - In der Jugendherberge gab es abends Disco. Ein Schüler saß im Doppelstockbett oben und sprühte seine Haare in Form. Dabei traf er den Rauchmelder, der Feueralarm auslöste. Bei Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten und Jugendherbergen kann dieser nicht deaktiviert werden und die Feuerwehr kommt schnellstmöglich mit dem "großen Besteck" samt Drehleiter. Zu meinem Glück handelte es sich um einen Schüler einer anderen Schule. Seine Eltern bekamen die Rechnung für den Einsatz.


    Auch die Transportwege sind spannend und wenig freudenreich:

    - Bei der Rückfahrt von einer Klassenfahrt hatten wir (28 Schüler plus 2 Lehrer) durch eine Zugverspätung mit vollem Gepäck gerade noch 2 Minuten Umsteigezeit am Bahnhof - im Dauerlauf durch die Unterführung zum Gleis wo der überfüllte Zug stand. Meine Kollegin und ich konnten an zwei Waggons die Türen blockieren, damit alle noch einsteigen konnten.

    Da hat man Kreislauf. Eigentlich müsste es bei Klassenfahrten für die Lehrkräfte nach gelungenem Abschluss einen Bonus geben. Und sei es nur in Form einer Flasche Wein ;)

    Das Diskutieren von Tatsachen ist eine "wunder"bare Sache.
    Dieser Beitrag kann Spuren von Ironie und Sarkasmus enthalten.

  • Dein Einwand war, dass wir die Arbeitszeiterfassung schon längst hätten, wenn es einfach wäre.

    Dazu ist meine Meinung: Es IST einfach, aber man will es aus dem Grund nicht, den ich genannt hab. Es gibt zig Leute, die nicht im Büro stempeln, sondern außer Haus arbeiten, im Außendienst sind oder im Homeoffice sind (Aufzählung nicht abschließend). Auch hier wird die Arbeitszeit erfasst. Warum Lehrkräfte sich für so außergewöhnlich halten, dass eine Erfassung nicht möglich ist, verstehe ich nicht.

    Natürlich, weil wir die geilsten sind.;-)


    Nur, weil diese Erfassung in anderen Tätigkeiten geschieht, heißt das doch noch lange nicht, dass es auch wirklich einfach wäre. Dass die Politik das nicht anpacken mag, liegt u.a. daran, dass eine sinnvolle Erfassung der LK-Arbeitszeit in der Regel die Finanzierung SCHWIERIG macht.

    Wie das in der freien Wirtschaft organisiert/finanziert wird, interessiert die nicht.

  • Was lässt dich das vorstellen? Da der Staat massiven Lehrkräftemangel zu beklagen hat, kann ich mir nicht vorstellen, das sich irgendwer was überlegen wird, das diesen Beruf noch unattraktiver machen könnte.

    Das hoffe ich doch auch sehr stark, dass das nicht passiert. Ferien zu haben und für mich durchaus ein starker Treiber diesen Beruf gerne zu machen. Ich arbeite auch an einer Privatschule. Wir haben keine Betreuung oder Unterrricht in den Ferien. Nur ca.8 Tage im Jahr feste Anwesenheitszeiten, weil das unsere gemeinsamen Fortbildungs-Entwicklungstage sind, für alle im Kollegium. Ansonsten arbeite ich in den Ferien wenig bis gar nicht. In den Weihnachtsferien meistens ca 3 Tage für die Halbjahreszeugnisse, in den Osterferien oft auch 1 Wochenende für Zeugnisse. Wir bekommen in den letzten Jahren immer weniger (brauchbare) Bewerbungen auf den Tisch, merken den Fachkräftemangel also definitiv. Vor 3-4 Jahren konnten wir offene Stellen definitiv noch besser besetzen, gerade Kollegen mit Naturwissenschaften und Mathe sind rar.

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