• Offizieller Beitrag

    Du sagst es. Deswegen frage ich mich ja immer, was ein Streik im Dienstleistungsbereich bringt. Der wurde nun einmal erfunden, um den Arbeitgeber zu treffen.


    Ich glaube, wir hatten beim letzten Bahnstreik hier schon einmal das Thema: man könnte es so machen, wie in Japan (?): der Kunde wird bei der Fahrt nicht kontrolliert, fährt also kostenfrei. Das würde den Arbeitgeber schädigen, aber nicht den Kunden. Wobei: ich meine, wir hatten damals auch gesagt, dass es in Deutschland mehr Dauerkarten-Inhaber gäbe. Da hilft das dann nicht.

  • Es trifft immer den Kunden, denn der kann beim Unternehmen aufgrund des Streiks eben nicht einkaufen. Klar, wenn ein Autozulieferer bestreikt wird, dann ist der betroffene Kunde ein anderes Unternehmen. Da ist das Mitleid dann nicht so groß, weil der Mensch nicht gerne so weit denkt und gar nicht mitbekommt, wenn dort dann Kurzarbeit gilt, weil nicht mehr produziert werden kann.

    Aber es trifft immer den Kunden.

    • Offizieller Beitrag

    Ich mag mich wiederholen: ja, es soll weh tun. Dem Arbeitgeber. Nicht dem Kunden. Der ist dann im Dienstleistungsbereich ein "Kollateralschaden", der von der Gewerkschaft bewusst in Kauf genommen wird.

    es soll so weh tun, dass die Leute es merken.
    Die Kund*innen sich beim Arbeitgeber beschweren.
    Die Kund*innen sich der Situation bewusst werden (vgl. O. Meiers Beitrag) und auch darüber nachdenken.

    Das was Eisenbahner*innen jetzt erkämpfen (Arbeitsrechte und so weiter) ist vielleicht das, was uns in anderen Branchen irgendwann schützt.
    Die 48-Stunden-Woche, die 6-Arbeitstage-Woche, alle weiteren Stufen, das Wochenende, der bezahlte Urlaub, usw.. ist nicht von ALLEN Branchen gleichzeitig (oder überhaupt) erkämpft worden.
    Die Streikenden verlieren bei jedem Streik eine Menge Geld (die Streikkasse übernimmt sicher nicht alles) und sie tun es zwar für sich, aber auch für uns.

    Vollste Unterstützung von mir.
    (und ich bin tägliche Zugpendlerin)

    • Offizieller Beitrag

    Ja, das ist eine Frage, über die du mal nachdenken könntest. Für anderenost das klar.

    Ich habe darüber nachgedacht und halte das Vorgehen der GDL für falsch. Bin aber IMHO auch nicht der einzige.

    • Offizieller Beitrag

    Du sagst es. Deswegen frage ich mich ja immer, was ein Streik im Dienstleistungsbereich bringt. Der wurde nun einmal erfunden, um den Arbeitgeber zu treffen.


    Ich glaube, wir hatten beim letzten Bahnstreik hier schon einmal das Thema: man könnte es so machen, wie in Japan (?): der Kunde wird bei der Fahrt nicht kontrolliert, fährt also kostenfrei. Das würde den Arbeitgeber schädigen, aber nicht den Kunden. Wobei: ich meine, wir hatten damals auch gesagt, dass es in Deutschland mehr Dauerkarten-Inhaber gäbe. Da hilft das dann nicht.

    Ein Zug, der nicht fährt, erbringt die Leistung nicht, ich kann also meine Bezahlung zurückholen.
    Großkunden können der Bahn drohen, sich anderweitig zu orientieren (LKWs), wenn sie (Bahn) nicht das Ganze schnell regelt, Rabatt gewährt (Kosten für die Bahn) oder Rückerstattung für Verluste (Kosten für die Bahn).

    SO erreicht man auch die Arbeitgeber*innen.
    Es gibt immer weitaus mehr Stakeholder als diejenigen am Verhandlungstisch.

  • Ich glaube, wir hatten beim letzten Bahnstreik hier schon einmal das Thema: man könnte es so machen, wie in Japan (?): der Kunde wird bei der Fahrt nicht kontrolliert, fährt also kostenfrei. Das würde den Arbeitgeber schädigen, aber nicht den Kunden. Wobei: ich meine, wir hatten damals auch gesagt, dass es in Deutschland mehr Dauerkarten-Inhaber gäbe. Da hilft das dann nicht.

    Ist das denn wirklich so oder nur eine moderne Legende über Japan, wie es so viele davon gibt?


    Jedenfalls können die Lokführer so nicht streiken, denn deren Aufgabe ist es nicht die Tickets zu kontrollieren. Das machen die Zugbegleiter. Die sind nicht im Streik. Im Übrigen halte ich so ein Vorgehen aber auch für rechtswidrig.

    • Offizieller Beitrag

    Lokführerinnen kontrollieren eh niemanden. Aber falls du mal streikst, kannst du das ja so machen.

    Na, dann sollten sich die Lokführer mal mit ihren Kollegen, den Zugbegleitern, zusammen tun.

  • Nein. Wenn du ein Stahlwerk bestreikst, die Industrie bestreikt, betrifft es erst einmal direkt den Arbeitgeber. Und der ist das Ziel eines Streiks.

    Nein, es trifft den Kunden, der dann keine Ware erhält. Dadurch zahlt er dem Unternehmen, das ja Arbeitgeber ist, natürlich auch kein Geld. Erst so trifft es den AG.

    • Offizieller Beitrag

    Nein. Wenn du ein Stahlwerk bestreikst, die Industrie bestreikt, betrifft es erst einmal direkt den Arbeitgeber. Und der ist das Ziel eines Streiks.

    Es arbeitet aber auch nicht jede*r im Stahlwerk.
    Ein Streik will auf etwas aufmerksam machen (vgl. Streiks der Apotheker*innen und Ärzt*innen in letzter Zeit).

    • Offizieller Beitrag

    Haha...
    Das haben die sich ja hart erkämpft, dass sie sich nicht zusammen tun MÜSSEN...

    Sorry. Das verstehe ich nicht.


    Aber - nach der Erklärung von Chili klinke ich mich hier aus. Ihr kennt ja meine Einstellung zum Streik.

  • Na, dann sollten sich die Lokführer mal mit ihren Kollegen, den Zugbegleitern, zusammen tun.

    Finde ich gut, dass du denen mal erklärst, wie sie sich zu organisieren haben.


    Lokführerinnen führen Züge. Der Streik besteht darin, dass sie das nicht tun. Dann stehen die Züge. Eigentlich ganz einfach.


    Die ganzen Diskussion darum, was wir möchten, was die Lokführerinnen statt dessen tun sollen, dienen doch nur dazu, dass wir uns weiter in der Komfortzone der Unbetroffenen einkuscheln wollen. Ein so öffentlicher Bereich wie Bahn geht aber alle etwas an, deshalb geht das nicht.

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Ich mag mich wiederholen: ja, es soll weh tun. Dem Arbeitgeber. Nicht dem Kunden. Der ist dann im Dienstleistungsbereich ein "Kollateralschaden", der von der Gewerkschaft bewusst in Kauf genommen wird.

    Nicht provokativ gemeint: Hättest du denn einen Ansatz, dass es den Arbeitgeber wirksam unter Druck setzt, ohne dass man es auf diese Weise macht?

    Mir fällt da tatsächlich absolut nichts ein, das genug Druck ausüben könnte...


    Streik tut immer auch Menschen weh, die nichts für alles können - aber vielleicht solidarisieren sich trotz der für sie blöden Situation Menschen mit denen, die sich nicht mehr anders zu helfen wissen?


    EDIT: habe gerade erst gelesen, dass du dich ausklinkst.

    Ist ok, wird respektiert, ich erwarte keine Antwort.

    Blowing out someone else's candle doesn't make yours shine any brighter.

    • Offizieller Beitrag

    Kurzfassung, ohne zuviel zu suchen:
    Es wurde ja gerichtlich geklärt, dass die "Bahnarbeiter*innen" sich in unterschiedlichen Gewerkschaften organisieren dürfen (was in Deutschland eben sehr ungewöhnlich (oder gar Einzelfall) ist.
    Die Macht der Lokführer*innen ist dadurch geschwächt, weil die EVG (?)-Mitglieder viel weniger zum Arbeitskampf greifen würden bzw. viel weniger Macht haben. (Ohne Lokführer, kein Zug. Ein Schaffner ist erstmal entbehrlich auf vielen (Teil-)Strecken)

  • Ja, das stimmt natürlich. Ich denke, der Frust ist vor allem deswegen so groß, weil "die Bahn" zu teuer und dabei unzuverlässig ist. Wer auf die Bahn angewiesen ist oder einfach gerne was fürs Klima tun will, ist jetzt besonders verärgert, weil wieder mal nichts geht. Dann wird mehr Auto gefahren. Ist ja auch nicht so, dass die Streiks vorher angekündigt werden müssen.

  • Was sicherlich beim Betrachten der Situation der Kunden stimmt ist, dass diese bei einem Bahnstreik anders getroffen werden als bei Streiks in der Industrie, da die Bahn und andere Unternehmen des ÖPNV ja vor allem von den Einnahmen leben, die sie über Zeitkarten und von den öffentlichen Haushalten kriegen. Das Deutschlandticket wird ja jetzt nicht um 6 Tage günstiger (wäre auch Unsinn, der Rest fährt ja), die Bahn wird ihren Anteil daraus aber trotz erhalten.

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