• Das Ergebnis der aktuellen Studie kam jetzt nicht so überraschend angesichts der Situation(en) und Voraussetzungen, die ich täglich an meinem Arbeitsplatz erlebe und vorfinde, aber: was wäre die eine (!) Sache, die eurer Meinung nach die Situation im Bildungswesen ändern könnte? Ihr müsst euch auf einen Punkt festlegen, der für euch der wichtigste ist.

    Ich fange mal an und sage (in meiner aktuellen Situation):

    Kleinere Klassen im (Primar- und) Sek I - Bereich (max. 22 Schüler:innen).

  • Kleinere Klassen generell. Wer schon mal 31 Anlagenmechaniker unterrichtet hat, wird mir zustimmen.


    Ansonsten überrascht mich das überhaupt nicht. Was bei uns mit Realschulabschluss ankommt, kann zum großen Teil weder sinnentnehmend lesen, noch hat das Klientel Grundbegriffe der Mathematik. Ist in den letzten 3 Jahren auch merklich schlimmer geworden.

  • Die 16 Kultusministerien gehören abgeschafft und ein einheitliches Schulsystem mit verbindlichen zu überprüfenden Lernständen muss her.

    SuS, die noch in der siebten Klasse Schwierigkeiten mit dem kleinen Einmaleins haben oder immernoch in der neunten Klasse lesen wie Drittklässler, sollten nicht von Klasse zu Klasse durchgeschleift werden.

    Genau das passiert, es wird immer ein Auge zugedrückt und alle Jubeljahre werden die Anforderungen gesenkt.

    • Offizieller Beitrag

    Die 16 Kultusministerien gehören abgeschafft und ein einheitliches Schulsystem mit verbindlichen zu überprüfenden Lernständen muss her.

    SuS, die noch in der siebten Klasse Schwierigkeiten mit dem kleinen Einmaleins haben oder immernoch in der neunten Klasse lesen wie Drittklässler, sollten nicht von Klasse zu Klasse durchgeschleift werden.

    Genau das passiert, es wird immer ein Auge zugedrückt und alle Jubeljahre werden die Anforderungen gesenkt.

    Dazu bräuchte es eine Grundgesetzänderung - und diese müsste mit Zweidrittelmehrheit durch den Bundestag und durch den Bundesrat. Das halte ich für faktisch ausgeschlossen.

  • Ihr müsst euch auf einen Punkt festlegen, der für euch der wichtigste ist.

    Geht nicht, aber ich lasse mal meine Ideen für den Übergang an die weiterführenden Schulen weg...

    ... edit: Geht doch - Inklusion an Brennpunktschulen


    Vor der Einschulung:

    Eltern in die Pflicht nehmen, dass grundlegende Fertigkeiten in den Familien beigebracht werden

    Sprachförderung mit abschließendem Test, wenn nötig die Einschulung verschieben

    Schulreife nicht nur vom Alter her feststellen

    AOSF vereinfachen und entbürokratisieren


    In den Grundschulen:

    Bei der Inklusion nicht den Elternwillen über alles andere stellen

    Kinder mit Behinderungen erst inkludieren, wenn alle Voraussetzungen geschaffen wurden

    Wenn es keine vorbereitenden Sprachkurse gibt: Einjährige sprachliche Vorbereitung durch spezialisierte Lehrkräfte, erst danach Aufnahme in den Klassenverband

    Deutliche Verminderung des Stundendeputats der Lehrkräfte, dafür eine tägliche Stunde für Absprachen/Vorbereitungen im multiprofessionellen Team

    Schulsozialarbeiter*innen fest an jeder Schule anstellen

    Brennpunktschulen vermeiden oder dort die Einführung eines fünften bzw. sechsten Jahrganges ermöglichen, evtl. vor der "ersten" und nach der "vierten" Klasse


    Und ja, es gäbe noch viel mehr.

    Einmal editiert, zuletzt von pepe () aus folgendem Grund: Mein wichtigster Punkt...

  • Puhh, ich denke, es kommt wahnsinnig viel zusammen und nun äußert es sich gemeinsam eben so dramatisch in Form des schlechten Abschneidens. Einiges haben meine Vorredner schon gesagt und ich stimme bislang allen 100% zu. Zusätzlich noch


    Ganz allgemein von SchülerInnenseite:

    - von respektvollem Verhalten nicht nur faseln, sondern es leben

    - den Einschätzungen von Lehrern/innen vertrauen

    - Durchhaltevermögen aufbauen

    - Leistungswillen fördern bzw bei -mangel mit Konsequenzen leben können

    Dafür braucht es aber auch ein entsprechendes Elternhaus; ohne die Vermittlung bestimmter Werte im Zuhause können wir uns in der Schule auf den Kopf stellen...


    Kindergarten/Grundschule:

    - Kindergartenpflicht bei Auffälligkeiten

    - viel kleinere Klassen, Förderunterricht,der diesen Namen auch verdient

    - mehr Betreuungsplätze mit Fachpersonal


    Sekundarstufe II:

    - Aufnahmetests beim Übergang

    - höhere Durchfallquoten akzeptieren, nicht jeder ist für FHS oder Abitur geeignet


    Viele Probleme könnten mit mehr Personal/Kapital gelöst werden...

  • Das hört sich alles super an, aber im Endeffekt werden sich wieder irgendwelche Gelehrten am "Runden Tisch" irgendwelche schlauen Sachen überlegen. Ich habe da ehrlich gesagt wenig Hoffnung.

  • Für Mathematik: Weg mit der "Kompetenzorientierung". Rückbesinnung auf tatsächliche mathematische Inhalte, die gerne auch mal drillmäßig geübt werden dürfen.

    Genau....warum auch sachbezogene Anwendungen, Argumentation u.ä. vermitteln, wenn die rein mechanische Abarbeitung von Kalkülen auch reicht....die dann später ohnehin niemand mehr verwendet. Das bereitet mit Sicherheit gut auf das Berufsleben vor.

  • Für Mathematik: Weg mit der "Kompetenzorientierung". Rückbesinnung auf tatsächliche mathematische Inhalte, die gerne auch mal drillmäßig geübt werden dürfen.

    This, aber auch für alles andere bitte. Physik zum Beispiel.

  • Genau....warum auch sachbezogene Anwendungen, Argumentation u.ä. vermitteln, wenn die rein mechanische Abarbeitung von Kalkülen auch reicht....die dann später ohnehin niemand mehr verwendet. Das bereitet mit Sicherheit gut auf das Berufsleben vor.

    Die Betrachtung von kubisch wachsenden Pflanzen oder periodischen Tageslängen ohne Sinusfunktion trägt sicherlich zum Berufsleben bei. Oder Verschlüsselunhsverfahren als das Volumen einer Pyramide. Alle diese Dinge kamen im NRW Abitur bisher vor. So läuft das Berufsleben also.


    Ich bin für Anwendungen, da wo sie wirklich Sinn ergeben und nicht konstruiert sind. Beispielsweise bei exponentielles Prozessen.


    Argumentationen gehören selbstverständlich zum mathematischen Inhalt. Aber die Kalküle müssen nunmal auch beherrscht werden und da sehe ich große Defizite, sehe mich aufgrund der erwarteten Aufgabentypen im Abitur aber auch außer stande an allen Baustellen gleichzeitig zu arbeiten.

  • Genau....warum auch sachbezogene Anwendungen, Argumentation u.ä. vermitteln, wenn die rein mechanische Abarbeitung von Kalkülen auch reicht....die dann später ohnehin niemand mehr verwendet. Das bereitet mit Sicherheit gut auf das Berufsleben vor.

    Wird ja nicht gemacht. Den Unsinn, den man in den Büchern liest verwirrt nur mit bescheuert konstruierte "Anwendungen".


    Du siehst auch bei state, dass die "kompetenzorientierung" in Anführungszeichen gesetzt wird. Weils einfach nur wenige richtig umgesetzt bekommen. Daher kann das ruhig wieder weg.

  • Wird ja nicht gemacht. Den Unsinn, den man in den Büchern liest verwirrt nur mit bescheuert konstruierte "Anwendungen".

    Ein paar Highlights habe ich ja oben schon erläutert.


    Geradenförmige Flugbahnen fallen mir noch als weiterer Bullshit ein.

  • Ich frage mich, wer eigentlich überhaupt noch was auf diese PISA-Ergebnisse gibt?!



    Angeblich "können" Jugendliche in der Schweiz gar nicht mal so schlecht Mathe. Ich halte das für ein Gerücht. Oder mir fehlt es an Vorstellungsvermögen, wie viel schlechter man eigentlich noch Mathe können kann. Oder ... bei PISA wird irgendwas abgefragt, was mit dem realen Leben nicht viel zu tun hat. Ich tippe auf Letzteres.

  • Ich muss bezüglich des "Kalküls" nochmal ansetzen. Bei uns machen Schüler Abitur, die immer noch die pq-Formel nicht unfallfrei anwenden können (falls sie ihnen überhaupt einfällt), die immer noch nicht wissen, dass exp(ax) nicht Null wird, die immer noch keine Klammern sinnvoll auflösen können, die immer noch nicht wissen, wie man selbst einfachste Funktionen ableitet.


    Wir bekommen Fachabiturienten von anderen Schulen, die können nicht 2x+1=3 nach x auflösen. Nicht (-3)*(-2) berechnen. Von Brüchen will ich gar nicht erst anfangen.


    Kann man bei solchen Leuten von "Kompetenzen" sprechen?

  • Genau....warum auch sachbezogene Anwendungen, Argumentation u.ä. vermitteln, wenn die rein mechanische Abarbeitung von Kalkülen auch reicht....die dann später ohnehin niemand mehr verwendet. Das bereitet mit Sicherheit gut auf das Berufsleben vor.

    "Merkwürdigerweise" legen Staaten, die bei Pisa gut abschneiden (Singapur, Japan, Südkorea), viel Wert auf das klassische Pauken und Drillen. Dass nicht "kompetenzorientiert" gearbeitet wird, sondern mit klaren Lernzielvorgaben, schließt übrigens gar nicht aus, dass Schüler lernen, problemlösend zu denken. Im Gegenteil.

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