An einer Primarschule in der Schweiz arbeiten - eine wenig beachtete Alternative?

  • Ausserdem möchte ich jederzeit meinen Job (trotz langer Kündigungsfristen) kündigen können, um nach einem anstrengenden Klassenzug entweder eine "kurze Pause" machen zu können oder auch um mich temporär beruflich umzuorientieren, falls das irgendwann mal nötig sein sollte.

    Ach übrigens ... Sofern in deinem Arbeitsvertrag nicht explizit was anderes drinsteht, kannst du mit 2 Monaten Frist mitten im Schuljahr hinschmeissen. Bzw. es kann dir auch hingeschmissen werden. Wenn nichts Gröberes vorgefallen ist, einigt man sich darauf, das Schuljahr halt fertig zu machen. Aber ich habe es durchaus ein paar Mal erlebt, dass Leute mitten im Jahr plötzlich weg waren.


    Ich verstehe dieses Argument schon, zählt für mich auch recht viel. Mir ist es genau wie dir wichtig, dass ich mich da bewerben kann, wo's mir passt und auch einfach gehen kann, wenn's mir passt. Ehrlicherweise hast du mit einer originären Primar-Ausbildung aber eigentlich keine anderen Möglichkeiten als halt an einer Primarschule zu arbeiten. *Du* hast andere Möglichkeiten, weil du einen wissenschaftlichen Master im MINT-Bereich hast. Als Sek-II-Lehrperson hat man auch andere Möglichkeiten. Primar und Sek I ist aber in der Ausbildung so spezifisch, dass es halt wirklich schwierig wird.

  • Das würde ich aber deshalb nicht unterschreiben, weil kein Job wie jeder andere ist und es in den meisten Jobs Herausforderungen geben dürfte, die ich als Außenstehende nicht direkt erkenne bzw. richtig einzuschätzen vermag.


    Wir sind nicht soooo schrecklich speziell als Berufsgruppe, wie wir manchmal meinen, sondern verdienen nun einmal zuallererst einfach nur unsere Brötchen mit dieser Arbeit, die wir deshalb aber ja nicht zwangsläufig weniger motiviert, begeistert oder auch engagiert ausüben.


    Gut, dann sehen wir das wirklich anders. Für mich macht es eben schon einen Unterschied, was ich mit meiner Arbeit "bewirke". Natürlich gibt es unzählige andere Berufsgruppen, die gesellschaftlich eine ähnliche (oder grössere) Bedeutung haben, auch wenn sie zum Teil gar nicht so sichtbar sind. Aber es gibt eben auch viele Berufsgruppen, die tatsächlich wegzudenken sind und gesellschaftlich kein grosser Schaden entstehten würde. Ich habe selbst in ein paar davon gearbeitet.


    Ob ein Job herausfordernd ist oder nicht, steht dabei auf einem ganz anderen Blatt. Es mag ja wirklich herausfordernd sein, den nächsten 500 PS Verbrennermotor für den nächstgrösseren SUV zu entwickeln. Aber man darf ja durchaus behaupten, dass das aus gesellschaftlicher Sicht verschmerzbar wäre (oder sogar zu begrüssen wäre), wenn eben nur der kleinere 300 PS Motor zur Wahl stünde. Klar hat das immer einen wirtschaftlichen Rattenschwanz, aber mein Punkt dürfte einleuchen.

  • Insofern ist es einfach sinnvoller, dass du diese Aussage allein auf dich selbst beziehst.

    Ja, da hast du Recht. Ich finde es in BW auch schöner als in NRW, die Bedingungen für mich persönlich sind aber in NRW besser. Wäre das nicht so, ginge ich woanders hin. Das könnte nunmal auch die Schweiz sein.

  • Ach übrigens ... Sofern in deinem Arbeitsvertrag nicht explizit was anderes drinsteht, kannst du mit 2 Monaten Frist mitten im Schuljahr hinschmeissen. Bzw. es kann dir auch hingeschmissen werden. Wenn nichts Gröberes vorgefallen ist, einigt man sich darauf, das Schuljahr halt fertig zu machen. Aber ich habe es durchaus ein paar Mal erlebt, dass Leute mitten im Jahr plötzlich weg waren.


    Ich verstehe dieses Argument schon, zählt für mich auch recht viel. Mir ist es genau wie dir wichtig, dass ich mich da bewerben kann, wo's mir passt und auch einfach gehen kann, wenn's mir passt. Ehrlicherweise hast du mit einer originären Primar-Ausbildung aber eigentlich keine anderen Möglichkeiten als halt an einer Primarschule zu arbeiten. *Du* hast andere Möglichkeiten, weil du einen wissenschaftlichen Master im MINT-Bereich hast. Als Sek-II-Lehrperson hat man auch andere Möglichkeiten. Primar und Sek I ist aber in der Ausbildung so spezifisch, dass es halt wirklich schwierig wird.

    Danke für den Hinweis! Mein Arbeitsvertrag ist tatsächlich nur eine minimalistische Verfügung, die sich dann auf das Lehrpersonalgesetz Zürich bezieht. Dort wird dann von vier Monaten gesprochen. Hätte das deiner Einschätzung nach keinen Bestand, wenn es hart auf hart käme?


    Und ich stimme dir vollkommen zu, dass nicht jede Lehrperson diese berufliche Flexibilität hat. Über meinen "Plan B" bin ich nun natürlich froh, auch wenn meine Studienzeit damit insgesamt leider sehr lang war.

    Wenn man sich nun allerdings vergegenwärtigt, dass man in der Schweiz dank der kurzen Ausbildung bereits mit 21 eine fertige Klassenlehrperson sein könnte, bliebe ja noch genug Lebenszeit, um sich auch später nochmal weiterzubilden. ;) Eine vorausschauende Planung wäre da natürlich wichtig.


    Ich würde ohnehin jeder angehenden Primarlehrperson empfehlen, sich vor oder nach dem PH-Studium noch ein zweites Standbein aufzubauen. Ich persönlich hätte mit 21 Jahren noch nicht so selbstbewusst vor den Eltern auftreten können und auch mit den Kindern nicht die nötige Ruhe gehabt. Gibt sicherlich Viele, die das schaffen, aber dann muss man eben wirklich dafür geboren sein.


    In Bezug auf eine deiner vorherigen Nachrichten:

    Einige fertige PH-AbsolventInnen vikarisieren dann gerne mal für eine gewisse Zeit und nehmen sich auch Zeit zum Reisen. Nach meinen Beobachtungen wollen aber auch viele nach dem Studium direkt eine "richtige" Stelle antreten und in den allermeisten Fällen sind das dann auch mehr als 50%. Dann gehört auch die Klassenleitungsfunktion dazu, das siehst du schon richtig. Eine TTG- oder Eng/Franz-Nische (mit der man ein hohes Pensum ohne Klassenleitung hinbekommen würde) findet man wahrscheinlich heute nicht mehr oft, weil das ja gar nicht mehr offiziell ausgebildet wird, wenn ich richtig informiert bin. Aber ehrlicherweise habe ich auch noch nie nach solchen Stellen gesucht. Man könnte aber auch in mehreren Klassen die fehlenden Prozente einer ≈80% Lehrperson abdecken. Das ist aber deutlich einfacher umsetzbar, wenn man bereits in einer Schule arbeitet und alle Beteiligten persönlich kennt.


    Weil du vorhin noch danach gefragt hattest:

    Ich unterrichte übrigens seit 5,5 Jahren, habe an der FHNW (Brugg-Windisch) nur ein Jahr studiert und dann an die PH St. Gallen in Rorschach gewechselt. Der Wechsel hatte allerdings eher private Gründe und hat nicht unbedingt mit der Qualität der Hochschulen zu tun. Ich sehe beide sehr kritisch. An beiden PHs fand ich einige Module sehr hilfreich, andere komplett überflüssig und bei den allermeisten Modulen hätte ich mir eine "Abkürzung" oder eine freiwillige Vertiefung gewünscht, weil nach meiner Wahrnehmung viele Module künstlich in die Länge gezogen wurden und die zentralen Inhalte auch wesentlich kürzer vermittelbar gewesen wären. Die durchgehende Anwesenheitspflicht war aus meiner Sicht deshalb eine ziemliche Bürde. Aber das ist meine persönliche Einschätzung und andere Studierende haben das bestimmt ganz anders erlebt.

    Die praxisbezogenen Module (hiess bei uns Mentorat) waren neben den Praxisphasen meist recht lehrreich. Allerdings steht und fällt das Mentorat und die Praxisphase einfach mit den Personen. Von einigen Praxislehrpersonen kann man in kurzer Zeit viel lernen und bei anderen fragt man sich, wie die eigentlich selbst die PH schaffen konnten. Da gab es einfach keine wirkliche Qualitätskontrolle. Nur bei zwischenmenschlichen Verfehlungen wurden einzelne PL aussortiert. Ich weiss aber nicht, wie man diese Rolle attraktiver machen könnte, damit sich mehr engagierte und talentierte Lehrpersonen für diese Rolle anbieten. Du hättest dazu als Insiderin sicher Ideen?


    Zu der (meiner Meinung nach mangelhaften) Praxisausbildung:

    Natürlich sollte das über die Berufspraktika laufen. Allerdings waren das in meinem Fall immer nur zwei-wöchige Blöcke pro Semester. An der FHNW könnten es aber auch einmal drei Wochen gewesen sein. Das allerletzte war dann noch 5-6 Wochen lang. Es gibt spezielle Modelle, bei welchen man länger an einer Schule bleibt, aber zumindest an meinen PHs war das nicht die Regel und mit meinem Auslandssemester war das nicht vereinbar. Ich stimme dir vollkommen zu, dass man einfach mehr Zeit bräuchte, um die genannten Probleme im Unterrichtsalltag zu sehen. Fallbeispiele können hilfreich sein, sind aber eben kein vollwertiger Ersatz für echte Probleme. Wie ich bereits geschrieben hatte, müsste man einfach in die Rolle einer Klassenlehrperson schlüpfen dürfen und die volle Breitseite der Eltern und SuS abbekommen und dabei gleichzeitig eine erfahrene LP als Ansprechperson haben. Wahrscheinlich wünsche ich mir insgeheim ein Ref, auch wenn ich die Art und Weise, wie das laut einigen Erfahrungsberichten in manchen Bundesländern umgesetzt wird, nicht gutheissen kann.

  • Also hast du gar nicht in Deutschland studiert und bist erst dann in die Schweiz gezogen, sondern du hast direkt in der Schweiz studiert? Es klang für mich bis jetzt so, als wärst du diesen Weg selbst gegangen, den du hier vorschlägst: als fertige Primarlehrkraft zu wechseln.

  • Also hast du gar nicht in Deutschland studiert und bist erst dann in die Schweiz gezogen, sondern du hast direkt in der Schweiz studiert? Es klang für mich bis jetzt so, als wärst du diesen Weg selbst gegangen, den du hier vorschlägst: als fertige Primarlehrkraft zu wechseln.

    Ja das ist richtig. Klar werden hier im Forum überwiegend fertige Lehrpersonen unterwegs sein. Heisst aber nicht, dass ich genau die ansprechen wollte. Mag auch Mitleser/innen geben, die sich gerade fragen, wo sie ihr Lehramtsstudium beginnen wollen.

    Auch vor dem Ref möchte man sich ja vielleicht über die Optionen informieren. Ob das allerdings so einfach geht und ob ein fehlendes Ref bei Primarlehrpersonen in der Schweiz irgendwie kompensiert werden könnte/müsste, weiss ich aktuell allerdings nicht. Vielleicht ist da Antimon informiert? :)

  • Gut, dann sehen wir das wirklich anders. Für mich macht es eben schon einen Unterschied, was ich mit meiner Arbeit "bewirke". Natürlich gibt es unzählige andere Berufsgruppen, die gesellschaftlich eine ähnliche (oder grössere) Bedeutung haben, auch wenn sie zum Teil gar nicht so sichtbar sind. Aber es gibt eben auch viele Berufsgruppen, die tatsächlich wegzudenken sind und gesellschaftlich kein grosser Schaden entstehten würde. Ich habe selbst in ein paar davon gearbeitet.


    Ob ein Job herausfordernd ist oder nicht, steht dabei auf einem ganz anderen Blatt. Es mag ja wirklich herausfordernd sein, den nächsten 500 PS Verbrennermotor für den nächstgrösseren SUV zu entwickeln. Aber man darf ja durchaus behaupten, dass das aus gesellschaftlicher Sicht verschmerzbar wäre (oder sogar zu begrüssen wäre), wenn eben nur der kleinere 300 PS Motor zur Wahl stünde. Klar hat das immer einen wirtschaftlichen Rattenschwanz, aber mein Punkt dürfte einleuchen.

    Mir persönlich ist es auch sehr wichtig, was ich mit meiner Arbeit bewirke. Das führt für mich dann am Ende persönlich absolut logisch in die Bildungsarbeit. Für zahlreiche Angehörige anderer Berufsgruppen führt genau dasselbe Ziel- „etwas bewirken wollen“- aus völlig anderen, ebenso legitimen, wie nachvollziehbaren Gründen aber eben in deren Berufe. Wenn ich mich da nur in meiner eigenen Familie umschaue, wo es neben zahlreichen Lehrern noch Ärzte, Schauspieler, Musiker, Instrumentenbauer, Pädagogen, Feuerwehrleute, Polizisten, Psychologen, Solaranlagenentwickler, Nebenerwerbslandwirte, Illustratoren, etc. gibt, die allesamt etwas bewirken wollen mit ihren Berufen, was über sie selbst hinausreicht, dann scheint mir das ein zentrales Motiv des Arbeitslebens für eine Vielzahl von Menschen und Berufsbildern zu sein. Wie gesagt: Wir sind als Berufsgruppe erheblich weniger speziell und anders, als wir manchmal selbst meinen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mir persönlich ist es auch sehr wichtig, was ich mit meiner Arbeit bewirke. Das führt für mich dann am Ende persönlich absolut logisch in die Bildungsarbeit. Für zahlreiche Angehörige anderer Berufsgruppen führt genau dasselbe Ziel- „etwas bewirken wollen“- aus völlig anderen, ebenso legitimen, wie nachvollziehbaren Gründen aber eben in deren Berufe. Wenn ich mich da nur in meiner eigenen Familie umschaue, wo es neben zahlreichen Lehrern noch Ärzte, Schauspieler, Musiker, Instrumentenbauer, Pädagogen, Feuerwehrleute, Polizisten, Psychologen, Solaranlagenentwickler, Nebenerwerbslandwirte, Illustratoren, etc. gibt, die allesamt etwas bewirken wollen mit ihren Berufen, was über sie selbst hinausreicht, dann scheint mir das ein zentrales Motiv des Arbeitslebens für eine Vielzahl von Menschen und Berufsbildern zu sein. Wie gesagt: Wir sind als Berufsgruppe erheblich weniger speziell und anders, als wir manchmal selbst meinen.

    Ein schön formulierter Gedanke, den man so stehen lassen kann.

    Ich denke, dass du einfach ein leicht positiveres Menschenbild hast. Womöglich habe ich zu viel Zeit mit BWLern verbracht, die ihren eigenen Job nie so beschrieben hätten. Tief im Innern könnten sie ja trotzdem einen ähnlichen Antrieb haben.

    So oder so: Ein bisschen Erdung tut ab und zu ganz gut!

  • Ja das ist richtig. Klar werden hier im Forum überwiegend fertige Lehrpersonen unterwegs sein. Heisst aber nicht, dass ich genau die ansprechen wollte. Mag auch Mitleser/innen geben, die sich gerade fragen, wo sie ihr Lehramtsstudium beginnen wollen.

    Auch vor dem Ref möchte man sich ja vielleicht über die Optionen informieren. Ob das allerdings so einfach geht und ob ein fehlendes Ref bei Primarlehrpersonen in der Schweiz irgendwie kompensiert werden könnte/müsste, weiss ich aktuell allerdings nicht. Vielleicht ist da Antimon informiert? :)

    Ja aber, entschuldige dass ich jetzt nochmal nachhake bzw. schreibe, ich verstehe es irgendwie nicht, warum das für dich so wichtig ist, die Leute zu überzeugen, in die Schweiz zu kommen, zumal du selbst ja direkt dort studiert hast, aber hier in einem Lehrerforum schreibst, in dem 90% der Schreibenden (Schätzung) bereits fertig ausgebildet und in Deutschland verbeamtet bzw. angestellt sind, und der Rest sich im Studium oder Ref befindet. Und wie einfach bzw. schwierig es ist, unter diesen Voraussetzungen in die Schweiz zu wechseln, das weißt du ja nun gar nicht.

  • Ärzte, Schauspieler, Musiker, Instrumentenbauer, Pädagogen, Feuerwehrleute, Polizisten, Psychologen, Solaranlagenentwickler, Nebenerwerbslandwirte, Illustratoren

    OT: Aber wie krass vielseitig deine Familie ist.

    Bei uns sind fast alle Maschinenbauer 🤣 eine hat BWL studiert.

  • Von einigen Praxislehrpersonen kann man in kurzer Zeit viel lernen und bei anderen fragt man sich, wie die eigentlich selbst die PH schaffen konnten. Da gab es einfach keine wirkliche Qualitätskontrolle. Nur bei zwischenmenschlichen Verfehlungen wurden einzelne PL aussortiert. Ich weiss aber nicht, wie man diese Rolle attraktiver machen könnte, damit sich mehr engagierte und talentierte Lehrpersonen für diese Rolle anbieten. Du hättest dazu als Insiderin sicher Ideen?

    Kommt mir bekannt vor. Eigentlich ist der Job gut entlöhnt. Für das letzte Praktikum, das ich betreut habe, habe ich 1500 CHF netto bekommen. Es melden sich zu wenig Praxislehrpersonen weil viele einfach unzufrieden mit der Qualität der Ausbildung sind. Die meisten von uns haben das Papierli ja selber von der FHNW. Ich kann mir vorstellen, dass es für die Sek II jetzt besser geht. Der Michael Ruloff macht mir einen guten Eindruck, der hat mal alle Partnerschulen abgegrast und nachgefragt, was wir eigentlich meinen. Das ist vor ihm nie passiert. Eigentlich müssten sie uns zu irgendeiner Art Weiterbildung verpflichten aber das trauen sie sich nicht, dann macht's einfach keiner mehr. So traurig ist das leider. Physik z. B. ist so, dass die Studis oft warten müssen, bis es überhaupt einen Platz gibt. Ich habe da selber in der Ausbildung ein Praktikum gemacht nach dem ich bei der Studienberatung war und fast auf Monofach gewechselt wäre. Der Typ hat mich echt fast in den Wahnsinn getrieben.


    Wahrscheinlich wünsche ich mir insgeheim ein Ref, auch wenn ich die Art und Weise, wie das laut einigen Erfahrungsberichten in manchen Bundesländern umgesetzt wird, nicht gutheissen kann

    Ich denke eigentlich auch, dass man das implementieren müsste. Die Studis sollten eine eigene Klasse bekommen und entlöhnt werden. Das wäre eine klare Aufwertung der Ausbildung. Wer sich bis anhin in Stellvertretung eine Stelle sucht, bekommt dafür dann zwar Geld, wird aber im Sinne der Ausbildung nicht betreut. Und die Ausbildung verzögert sich dadurch sogar noch. Ich habe es damals in nur einem Jahr durchgezogen und währenddessen eben nicht gearbeitet. Das muss man sich leisten können.

  • Ja aber, entschuldige dass ich jetzt nochmal nachhake bzw. schreibe, ich verstehe es irgendwie nicht, warum das für dich so wichtig ist, die Leute zu überzeugen, in die Schweiz zu kommen, zumal du selbst ja direkt dort studiert hast, aber hier in einem Lehrerforum schreibst, in dem 90% der Schreibenden (Schätzung) bereits fertig ausgebildet und in Deutschland verbeamtet bzw. angestellt sind, und der Rest sich im Studium oder Ref befindet. Und wie einfach bzw. schwierig es ist, unter diesen Voraussetzungen in die Schweiz zu wechseln, das weißt du ja nun gar nicht.

    Ich erkläre das gerne noch ein bisschen besser:
    Ich glaube es gibt einfach ein Missverständnis, das ich wirklich gerne ausräumen möchte: Ich will gar niemanden "überzeugen" in die Schweiz zu kommen. Das schreibe ich eigentlich fast in jedem meiner Beiträge. Ich freue mich wirklich über jeden, der sein Plätzchen gefunden hat.


    Ich bin einfach zufällig über dieses Forum gestolpert, weil ich schauen wollte, ob sich hier eine Lehrperson für eine Klassen-Brieffreundschaft finden liesse. (Hat übrigens geklappt.) Dann habe ich ein wenig durch das Forum geklickt und mich bei den Schlagwörtern wie "Referendariat, Verbeamtung und Dienstrecht" daran erinnert, wie unterschiedlich die beiden Schulwelten (Deutschland und Schweiz) doch sind. Das hat mich auch irgendwie in meine eigenen Berufsfindungsphase nach dem Abi zurückversetzt, weil ich mich damals auch mit dem Lehrerberuf in Deutschland beschäftigt hatte. Neben den schlechten Prognosen für den zukünftigen Bedarf war es dann vor allem der (aus meiner Sicht) starre Beamten-Rahmen, der mich damals davon abgehalten hat, diese Richtung einzuschlagen. Ein Leben lang denselben Job ausüben und womöglich sogar jahrzehntelang an derselben Schule arbeiten? Das wirkte damals einfach extrem einengend auf mich. Hätte ich mich damals breiter informiert, dann wäre ich womöglich auf das System in der Schweiz gestossen (das zu mir persönlich einfach besser passt) und wäre vielleicht ohne lange Umwege direkt Lehrer geworden. Ist jetzt natürlich komplett irrelevant, aber ab und zu verfällt man eben in Gedankenspielchen.


    Und mit diesem Hintergrund kam mir dann der Gedanke, dass ich ja einfach mal kurz meine Erfahrungen zur Schweiz teilen könnte und womöglich anderen in ihrer Berufsfindungsphase oder Stellensuche helfen könnte. Ich möchte einfach nur eine weitere Alternative aufzuzeigen, die ja für den ein oder anderen interessant sein könnte und von der man vielleicht noch nicht viel gehört hat. Also eine ganz kleine "Werbetafel" mit den Worten: "Schau mal, hier wäre noch eine weitere Option mit ganz anderen Vor- und Nachteilen".

    Nebenbei hat mich auch einfach interessiert, wie sich das System in Deutschland in den letzten Jahren so entwickelt hat, weil ich solche Vergleiche einfach spannend finde.


    Rückblickend habe ich realisiert, dass es andere Foren gegeben hätte (vielleicht studis-online.de?), wo diese kleine Info-/ Werbetafel besser platziert gewesen wäre, weil es dort vielleicht mehr Menschen geben könnte, die gerade tatsächlich noch vor beruflichen Entscheidungen stehen und meine Infos dann als hilfreich einstufen könnten. Hier in diesem Forum zeigt sich, dass die meisten Lehrpersonen einfach mitten im Lehrerleben stehen und meine gut gemeinte Information eher als unerwünschte Spamnachricht aufgefasst wird :D

    Und trotzdem bin ich froh, dass ich diese Unterhaltung begonnen habe, weil ich in kurzer Zeit eine Menge über das System in Deutschland gelernt habe!

    Kannst du meine Gedanken nachvollziehen?

  • Und wie einfach bzw. schwierig es ist, unter diesen Voraussetzungen in die Schweiz zu wechseln, das weißt du ja nun gar nicht

    Ich kenne persönlich Leute, die mit einer deutschen Ausbildung an der Sek I arbeiten und daraus deutliche Nachteile haben. Ich hatte hier auch schon Austausch via PN mit einigen, die es überlegt hatten und es haben bleiben lassen weil zu mühsam. Sek II gibt es immer wieder Leute, die hier erfolgreich landen, das sind dann aber solche, die eben bei euch in den Quereinstieg müssten (in Deutschland nicht auf Lehramt studiert). Für die ist es in der Schweiz besser. Primar kenne ich eine Person, die sich hat das deutsche Staatsexamen anerkennen lassen. Man hat sie ziemlich gepiesakt. Eben, es gibt Gründe, warum es in der Konstellation so wenige Leute hier gibt. Es gibt auch andere Bereiche, in denen die landesspezifischen Ausbildungen völlig inkompatibel sind. Juristen z. B., sofern man nicht internationales Recht macht.

  • Ich kenne persönlich Leute, die mit einer deutschen Ausbildung an der Sek I arbeiten und daraus deutliche Nachteile haben.

    Weil, wie du schon geschrieben hattest, die Anerkennung nicht passgenau ist und man schlechter eingruppiert wird?

    Oder weil die Ausbildung in Deutschland nicht zu den Erwartungen an Lehrkräfte in der Schweiz passt?

  • Kurz nach dem Abi wollen wohl wenige in die Schweiz, um da Lehrerin zu werden. Wenn du diese Leute erreichen willst, solltest du evtl. in einem Abiturientenforum schreiben. Wenn wir seit langem in Deutschland Unterrichtende in die Schweiz gehen wollen würden, würden wir es tun. Über die Schweizer Vorzüge wissen wir Bescheid. Wir haben hier unsere Familien, Freunde und Leben und die Not ist für die meisten noch nicht groß genug, alles hinzuschmeissen. Vielleicht könntest du aber in der Facebook- Gruppe "Lehrer auf Abwegen" einigen helfen. Ansonsten verstehe ich hier deine ausführlichen Erklärungen und große Mühe nicht ganz, die du hier investiert, sprich deine Intention.

  • OT: Aber wie krass vielseitig deine Familie ist.

    Bei uns sind fast alle Maschinenbauer 🤣 eine hat BWL studiert.

    Sehr gut, wir brauchen schließlich auch jede Menge Maschinenbauer. Der einzige in meiner erweiterten Familie ist das Patenkind meines Vaters, insofern ist es gut, dass deine Familie versucht den Fachkräftemangel in diesem Bereich zu reduzieren. ;)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: +d

  • Weil, wie du schon geschrieben hattest, die Anerkennung nicht passgenau ist und man schlechter eingruppiert wird?

    Oder weil die Ausbildung in Deutschland nicht zu den Erwartungen an Lehrkräfte in der Schweiz passt?

    Beides. Es kursieren wirklich eine Menge Vorurteile und schlichtweg falsche Vorstellungen über die deutsche Lehramtsausbildung. Viele (eben auch Schulleiter) wissen nicht, dass die für die Primar und Sek I eben wirklich besser ist die Ausbildung in der Schweiz. Dann nimmt man die Leute besser gleich mal gar nicht. Das Problem mit den Erwartungen, die oft nicht erfüllt werden können, tritt tatsächlich auf Stufe Sek II auf, da ist es sicher gerechtfertigt, Bewerber*innen abzulehnen. Aber darum geht's ja hier nicht.


    Der bürokratische Kram ist absurd. Es gibt hier im Forum jemanden, der in Deutschland an einer Gesamtschule das Ref gemacht hat, der wird bei uns im Baselland nicht voll bezahlt weil ihm das 3. Unterrichtsfach für die Sek I "fehlt". Das ist komplett hirnverbrannt. Der *hat* eine Sek I Ausbildung und er hat verschiedene Niveaus unterrichtet. Der ist faktisch *besser* ausgebildet als jemand mit Lehrdiplom von der ollen FHNW und bekommt weniger Lohn. Da das unterdessen mehrere mir bekannte Personen betrifft, habe ich das Thema höchst persönlich für die nächste Gewerkschaftssitzung traktandiert. Ich will jetzt wissen, wie wir vorgehen müssen um das zu ändern. Es braucht sicher einen Vorstoss an den Landrat, ich werde es rausfinden, welcher Art genau.

  • Sehr gut, wir brauchen schließlich auch jede Menge Maschinenbauer. Der einzige in meiner erweiterten Familie ist das Patenkind meines Vaters, insofern ist es gut, dass deine Familie versucht den Fachkräftemangel in diesem Bereich zu reduzieren. ;)

    Wir geben alles! :lach:

  • 'tschuldigung, aber da muss ich mich jetzt doch nochmal hier einmischen, auch wenn du mir gerne den Mund verbieten möchtest, weil ich in einem Thread zum Thema "Primarbereich" deines Erachtens nicht zu suchen und daher nichts zu deiner Thematik beizutragen habe... (Das müsste im Übrigen dann auch eine ganze Reihe anderer User*innen betreffen, die sich in diesem Thread geäußert haben und nicht an einer Grundschule arbeiten, sondern an weiterführenden Schulen oder im beruflichen Schulwesen ;) .)

    Aber es gibt eben auch viele Berufsgruppen, die tatsächlich wegzudenken sind und gesellschaftlich kein grosser Schaden entstehten würde. Ich habe selbst in ein paar davon gearbeitet.

    Welche Berufe bzw. Berufsgruppen wären denn das deiner Meinung nach? Berufe entstehen doch, weil es für sie einen Markt gibt. Von daher sind sie m. E. sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich notwendig und nicht überflüssig (so verstehe ich zumindest deine Aussage, dass viele Berufsgruppen "wegzudenken" seien).

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Kurz nach dem Abi wollen wohl wenige in die Schweiz, um da Lehrerin zu werden. Wenn du diese Leute erreichen willst, solltest du evtl. in einem Abiturientenforum schreiben. Wenn wir seit langem in Deutschland Unterrichtende in die Schweiz gehen wollen würden, würden wir es tun. Über die Schweizer Vorzüge wissen wir Bescheid. Wir haben hier unsere Familien, Freunde und Leben und die Not ist für die meisten noch nicht groß genug, alles hinzuschmeissen. Vielleicht könntest du aber in der Facebook- Gruppe "Lehrer auf Abwegen" einigen helfen. Ansonsten verstehe ich hier deine ausführlichen Erklärungen und große Mühe nicht ganz, die du hier investiert, sprich deine Intention.

    Liebe Zauberwald


    Danke für den Tipp mit der Facebook-Gruppe, das werde ich mir gerne mal anschauen.


    Nun zum Rest:

    Dieses immer gleiche "wir wissen Bescheid und wir haben hier alle unsere Familien" kann ich einfach nicht mehr hören. Willst du mal nachschauen, wie oft diese Aussage in dieser Unterhaltung schon gefallen ist? Darauf werde ich jetzt sicher nicht mehr antworten.


    Stattdessen bekommst du folgende Antwort:

    Du schreibst, dass du meine Erklärungen nicht ganz verstehst. Ich bin überrascht, weil wir beide (wahrscheinlich) dieselbe Muttersprache teilen und ich in aller Ausführlichkeit meine Beweggründe erläutert habe und auf jede Rückfrage eingegangen bin. Also am Verständnis kann es ja kaum liegen. Mir scheint es, dass du einfach grosse Schwierigkeiten damit hast, dass ich anders "ticke" als du und ich eine Konversation gestartet habe, die für dich persönlich einfach absolut keinen Nutzen hat.


    Aber stell dir mal folgende Fragen:

    1) Muss diese Konversation für dich einen Nutzen haben?

    2) Habe ich dich gezwungen, dich hier einzubringen?

    3) Mal ein Blick in deinen Berufsalltag: Wie gehst du mit Schüler/innen um, die eine Frage stellen, die du für irrelevant hältst? Gehst du auf den Pausenhof und kontrollierst, dass niemand über "längst bekannte" Themen spricht, auch wenn du gar nie persönlich angesprochen wurdest?


    Ausserdem habe ich grosse Mühe damit, wenn du von einem "wir" sprichst. Wer sind denn "wir"? Bist du Vorsteherin dieses Forums? Ist das hier gar kein öffentliches Forum, sondern ein eingeschworener Club, der sich jeden Samstag zum Kaffee trifft und jeder genau über den anderen Bescheid weiss?

    Klar wirst du hier im Forum viele Lehrpersonen finden, die ähnliche Lebensumstände wie du haben. Aber kannst du jetzt wirklich stellvertretend für ALLE Forumsmitglieder sprechen? Und die stillen Mitleser/innen? Wohl kaum. Müsste meine Frage erst 50% der Lehrpersonen betreffen, damit ich deine Erlaubnis habe, mich darüber auszutauschen?

    Du schreibst ja, dass du "im Bilde" bist. Kannst du sicher sein, dass das auch für ALLE anderen gilt, die hier mitlesen? Machst du monatliche Umfragen?


    Dieser Thread hat doch ganz automatisch seine Berechtigung, wenn...

    .... es auch nur eine einzige Person gibt, die sich für das Thema interessiert hat.

    --> Na wie würdest du das beantworten, wenn wir auf der 5. Seite der Unterhaltung angelangt sind?

    .... dem Threadersteller weitergeholfen wurde.

    --> Ja mir wurde schon von vielen Leuten weitergeholfen, vielen Dank für die unzähligen tollen Beiträge!


    Also die Frage bleibt: Warum ist es so schlimm, wenn es in diesem Forum einen Thread mehr gibt, mit dem du offenbar nicht viel anfangen kannst?



    Und dann noch dieser Kommentar von dir, den ich auch nicht einfach so stehen lassen kann:

    "Mir liegt die Schweizer Mentalität nicht so und ich habe Probleme mit der Sprache chchchch."


    Ich bin zwar selbst kein Schweizer, aber ich fände es toll, wenn du dich nicht über die Sprache anderer Menschen lustig machst. Natürlich muss dir die Mentalität der Schweizer nicht liegen. Aber ich muss ganz offen sagen, dass mir deine intolerante Haltung auch nicht liegt.

    Wie sprichst du denn mit Schüler/innen, die vielleicht auch kein reinstes Hochdeutsch sprechen? Schon mal daran gedacht, dass in einem offenen Forum auch Schweizer/innen mitlesen?


    Ich bin ja wirklich kein langjähriges Forumsmitglied und mache mir mit solchen Beiträgen wohl keine Freunde. Aber ist das die Diskussionskultur, die hier die breite Masse für "ganz normal" hält? Wollt ihr so Neulinge begrüssen, die einen gepflegten Meinungs- und Informationsaustausch suchen? Also von gestandenen Lehrpersonen hätte ich einfach mehr erwartet.


    (Bemerkung: Die vielen respektvollen Antworten von anderen sind damit selbstverständlich nicht gemeint. Die anfänglichen und längst beseitigten Startschwierigkeiten mit anderen Forumsmitgliedern sind natürlich auch schon längst Schnee von gestern.)

Werbung