Rückkehr zur bindenden Grundschulempfehlung in BaWü

  • Wer sind "die"? Meinst Du die Unis, die Ihre Anforderungen und Prüfungsniveaus auch senken, analog zu den Schulen?
    (Dort findet diese Entwicklung ja auch von unten nach oben statt, also von den GS zu den weiterführenden Schulen und bis dann eben ggfs. auch den Unis)

    Ne, die Politiker. Kritik an der Lehrform, Kritik am Niveau, Kritik an den Durchfallquoten. Irgendwas wird sich schon finden lassen

  • Ob sich die Retro-Fraktion auch probehalber mal vorstellen kann, dass eine gymnasiale Oberstufe für Interessierte und Studierwillige erst später einsetzen könnte? Das hätte auch den Vorteil, dass jede*r mit 15 oder 16 darüber nachdenken und selbst entscheiden muss, ob er oder sie intensiv in eine akademische Richtung weiterlernen möchte oder lieber eine Duale Ausbildung starten will.


    Alle die bereits in Klasse 5 aufs Gymnasium kamen wissen nämlich rückblickend durchaus, dass sie auch ganz froh sein konnten, weiter bequem zur Schule zu latschen und nichts planen oder großartig über ihr Leben nachdenken zu müssen. Vielleicht würden sich dann auch nicht mehr lauter Leute durch die Oberstufe quälen, die das nur machen, weil sie jetzt ja schon irgendwie so weit gekommen sind und sich halt auch so gar nichts anderes vorstellen können, umgekehrt hat einer, der erst mit 12 oder 13 aus'm Knick kam, nicht allen Selbstwert verloren und wechselt ganz selbstverständlich mit anderen Interessierten in die Sek II.

  • Ob sich die Retro-Fraktion auch probehalber mal vorstellen kann, dass eine gymnasiale Oberstufe für Interessierte und Studierwillige erst später einsetzen könnte? Das hätte auch den Vorteil, dass jede*r mit 15 oder 16 darüber nachdenken und selbst entscheiden muss, ob er oder sie intensiv in eine akademische Richtung weiterlernen möchte oder lieber eine Duale Ausbildung starten will.


    Alle die bereits in Klasse 5 aufs Gymnasium kamen wissen nämlich rückblickend durchaus, dass sie auch ganz froh sein konnten, weiter bequem zur Schule zu latschen und nichts planen oder großartig über ihr Leben nachdenken zu müssen. Vielleicht würden sich dann auch nicht mehr lauter Leute durch die Oberstufe quälen, die das nur machen, weil sie jetzt ja schon irgendwie so weit gekommen sind und sich halt auch so gar nichts anderes vorstellen können, umgekehrt hat einer, der erst mit 12 oder 13 aus'm Knick kam, nicht allen Selbstwert verloren und wechselt ganz selbstverständlich mit anderen Interessierten in die Sek II.

    Da es an GemS mit Oberstufe genauso ist, wie Sie es hier beschreiben, obwohl die Kids viel früher mit Berufsorientierung konfrontiert werden, scheint das nicht das Problem zu sein. An meiner Schule wollen alle Kids am liebsten in die Oberstufe. Viele, die den ESA geschafft, aber nicht in die 10. Klasse versetzt wurden, haben sich trotz BO und Beratung nirgends beworben und müssen an einer Berufsschule ein Aufbaujahr absolvieren. Analog verläuft es im 10. Jahrgang, falls man sich nicht an einer Berufsschule für die Fachoberstufe beworben hat. Sehr wenige beginnen eine Ausbildung.

    Von den GemS ohne Oberstufe kriegen wir auch immer sehr viele Kids, die mit Phantasienoten in die Oberstufe versetzt wurden. Das ist oft wirklich unschön, was sich dann abspielt.

    Ich halte es für ein gesellschaftliches Problem, dass das Abitur überbewertet wird und wir gleichzeitig jungen Menschen versprechen, dass sie schon irgendwie das Abitur schaffen. Tatsächlich schaffen es viele ja auch. Wie und ob es sinnvoll ist, spielt keine Rolle.

  • Da es an GemS mit Oberstufe genauso ist, wie Sie es hier beschreiben, obwohl die Kids viel früher mit Berufsorientierung konfrontiert werden, scheint das nicht das Problem zu sein. An meiner Schule wollen alle Kids am liebsten in die Oberstufe. Viele, die den ESA geschafft, aber nicht in die 10. Klasse versetzt wurden, haben sich trotz BO und Beratung nirgends beworben und müssen an einer Berufsschule ein Aufbaujahr absolvieren. Analog verläuft es im 10. Jahrgang, falls man sich nicht an einer Berufsschule für die Fachoberstufe beworben hat. Sehr wenige beginnen eine Ausbildung.

    Von den GemS ohne Oberstufe kriegen wir auch immer sehr viele Kids, die mit Phantasienoten in die Oberstufe versetzt wurden. Das ist oft wirklich unschön, was sich dann abspielt.

    Ich halte es für ein gesellschaftliches Problem, dass das Abitur überbewertet wird und wir gleichzeitig jungen Menschen versprechen, dass sie schon irgendwie das Abitur schaffen. Tatsächlich schaffen es viele ja auch. Wie und ob es sinnvoll ist, spielt keine Rolle.

    Ich denke es ist einerseits die Überbewertung des Abiturs, aber auch dass SuS durch Praktika ziemlich schnell merken, dass viele Ausbildungen im Vergleich zu Schule wesentlich anstrengender sind und man dann halt doch lieber mal versucht ein paar Jahre mehr in der Schule zu chillen. Die gängigste Rückmeldung die ich bei Praktika-Besuchen erlebe ist, dass die SuS sich sehr angestrengt und gestresst fühlen durch frühes Aufstehen, langes Stehen und die diversen anderen berufsspezifischen Anforderungen.

  • Da es an GemS mit Oberstufe genauso ist, wie Sie es hier beschreiben, obwohl die Kids viel früher mit Berufsorientierung konfrontiert werden, scheint das nicht das Problem zu sein. An meiner Schule wollen alle Kids am liebsten in die Oberstufe. Viele, die den ESA geschafft, aber nicht in die 10. Klasse versetzt wurden, haben sich trotz BO und Beratung nirgends beworben und müssen an einer Berufsschule ein Aufbaujahr absolvieren. Analog verläuft es im 10. Jahrgang, falls man sich nicht an einer Berufsschule für die Fachoberstufe beworben hat. Sehr wenige beginnen eine Ausbildung.

    Von den GemS ohne Oberstufe kriegen wir auch immer sehr viele Kids, die mit Phantasienoten in die Oberstufe versetzt wurden. Das ist oft wirklich unschön, was sich dann abspielt.

    Ich halte es für ein gesellschaftliches Problem, dass das Abitur überbewertet wird und wir gleichzeitig jungen Menschen versprechen, dass sie schon irgendwie das Abitur schaffen. Tatsächlich schaffen es viele ja auch. Wie und ob es sinnvoll ist, spielt keine Rolle.

    Auch in deinem Bundesland gibt es Gymnasien ab Klasse 5 und solange wird eben m.E. an der falschen Stelle auf die falsche Weise gesiebt. An "Gesamtschulen ohne Oberstufe" sind Haupt- und Realschüler und natürlich werden Noten dort wie überall auch an der Sozialen Bezugsnorm ausgerichtet. Deswegen wirken die starken Realschüler*innen besser als sie im Vergleich zu den Gymnasiast*innen sind und ihre Noten sind "zu gut", wenn sie zu euch kommen.

    Und dass zu viele Leute Abitur machen und studieren wollen, sieht sicher jeder ein, die Frage war ja, wie und ob man das über das dreigliedrige System steuern kann.

  • Der von dir verlinkte Artikel beschäftigt sich genau nicht mit der von dir vermuteten Bildungspolitik, die für einen Arbeitsmarkt irgendwas steuert.


    Und warum du ständig von Moral redest, ist mir auch nicht klar. Ich behaupte, dass die Entscheidung, bindende Grundschulempfehlungen überall abzuschaffen nicht getroffen wurde, um mehr Abiturient*innen für einen Arbeitsmarkt mit großem Dienstleistungssektor zu produzieren. Du glaubst das offenbar und das ist dein gutes Recht, ich kenne dafür aber bislang keine Hinweise.

  • Der von dir verlinkte Artikel beschäftigt sich genau nicht mit der von dir vermuteten Bildungspolitik, die für einen Arbeitsmarkt irgendwas steuert.

    Ja, dort wird die Art und Weise beschrieben wie gesteuert wird, aber nicht wohin.
    Bist Du tatsächlich der Meinung, dass die Bildungspolitik nicht im Hinblick auf den Arbeitsmarkt erfolgt?

    Ich frage nach, weil Du in einem anderen Kontext schriebst:

    Und dass zu viele Leute Abitur machen und studieren wollen, sieht sicher jeder ein, [...]


    Wie meinst Du denn das "zu viele", wenn nicht im Sinne des Arbeitsmarktes?


    Und im ganzen:

    Und dass zu viele Leute Abitur machen und studieren wollen, sieht sicher jeder ein, die Frage war ja, wie und ob man das über das dreigliedrige System steuern kann.

    Ich verstehe Dich hier so, dass Du hinterfragst, ob oder wie sehr die Dreigliedrigkeit das steuern kann, wie viele "Leute Abitur machen und studieren wollen".
    Welches Ziel hätte diese Steuerung, wenn nicht der Arbeitsmarkt?



    Und warum du ständig von Moral redest, ist mir auch nicht klar.

    Ich weiß nicht auf welchen Beitrag Du Dich beziehst.
    Zu unserem Thema gibt es moralische Urteile, wie z.B. dass das Bildungssystem "gerecht" oder "ungerecht" sei. Das Ideal der "Chancengleichheit" ist auch ein moralisches.
    Ich meine, dass Moral in der Politik keine Ursache ist, die Politik keinen moralischen Zweck verfolgt, es aber durchaus Moral gibt, die die tatsächlichen Zwecke legitimieren (!) soll. Ein Beispiel dafür war "Chancengleichheit", die sich schon dadurch als nur vorgetäuschte Moral zeigt, da sie nicht für alle Menschen (inkl. der reichsten) gelten soll, sondern nur für Lohnabhängige.
    Daher halte ich es auch für einen Fehler Politiker moralisch zu bewerten, weil das nicht dem Wesen ihrer Arbeit entspricht - außer natürlich bei den meisten in Form von Legitimationen.
    Gerade in demokratischen Staaten sind diese Legitimationen sehr wichtig und auch nicht nur im Wahlkampf - man denke nur an den Rücktritt von Bundespräsident Köhler.
    Er hatte den Militäreinsatz in Afghanistan mit der Außenhandelsbilanz bzw. Profit begründet und nicht, wie erforderlich, mit moralischen Kampfbegriffen wie Freiheit, Frieden, Demokratie, usw.
    Ich hoffe damit ist deutlich geworden wie ich den Begriff "Moral" in diesem Kontext meine und warum ich ihn benutzt habe (auch wenn ich nicht weiß, welchen Beitrag Du meintest).


  • Ich behaupte, dass die Entscheidung, bindende Grundschulempfehlungen überall abzuschaffen nicht getroffen wurde, um mehr Abiturient*innen für einen Arbeitsmarkt mit großem Dienstleistungssektor zu produzieren. Du glaubst das offenbar und das ist dein gutes Recht, ich kenne dafür aber bislang keine Hinweise.

    Ich glaube da Du hast mich falsch verstanden.
    Dadurch, dass immer mehr Schüler von der GS aufs Gym wechseln, als Empfehlungen ausgesprochen wurden, und nicht etwa weniger, würde ich meinen, dass diese Maßnahme, wenn, eine Verringerung der Abiturientenquote zur Folge hätte.
    (Aus meiner Sicht eben um dem Arbeitsmarkt bzw. Fachkräftemangel v.a. in Handwerklichen berufen Rechnung zu tragen. So wie Du formuliert hattest:


    dass zu viele Leute Abitur machen und studieren wollen, sieht sicher jeder ein,

  • Morse, es geht die ganze Zeit um diesen Beitrag:

    ...

    Diese nachvollziehbaren Urteile haben jedoch nichts mit den tatsächlichen Gründen der bindenden Grundschulempfehlung zu tun. Nicht "tatsächlich" in dem Sinn, dass die genannten Personengruppen zwar betroffen sind von derlei Änderungen, aber nicht von ihnen entschieden werden und daher auch nicht aus deren Gründen. Die Gründe (tatsächlichen) Gründe sind dort zu suchen, wo diese Entscheidungen (tatsächlich) getroffen werden.


    Das Bildungswesen dient in erster Linie der Bereitstellung eines möglichst passenden Angebots an den Arbeitsmarkt.

    Die Bindung oder nicht-Bindung an die Grundschulempfehlung ist ein Steuerungsinstrument der Abiturientenquote.

    Und ich sagte, gib bitte einen Beleg dafür oder kennzeichnen es als deine Vorstellung von der bisherigen Bildungspolitik.


    ...würde ich meinen, dass diese Maßnahme, wenn, eine Verringerung der Abiturientenquote zur Folge hätte.
    (Aus meiner Sicht eben um dem Arbeitsmarkt bzw. Fachkräftemangel v.a. in Handwerklichen berufen Rechnung zu tragen. So wie Du formuliert hattest:

    Das wäre ein Plan, den man so fassen könnte. Darum ging es aber in deinen Beiträgen explizit nicht.

  • Mal aktuelle Zahlen zur "Unbeliebtheit" der Gesamtschulen für eine westdeutsche Großstadt:


    Am Donnerstag hat die Verwaltung im Schulausschuss der Stadt ****** die vorläufigen Anmeldezahlen der weiterführenden Schulen für 2024/25 vorgelegt.

    60 Prozent wollen aufs Gymnasium (okay, die Mehrheit).
    Aber:

    So führt die Gesamtschule ***** erneut die Liste der weiterführenden Schulen mit der größten Nachfrage an. Wie in den vergangenen Jahren muss sie aber auch entsprechend viele Ablehnung aussprechen:

    256 Anmeldung sind dort eingegangen, nur 162 künftige Fünftklässler können aufgenommen werden.

    Und hier entscheidet der Elternwille, nicht die Empfehlungen der Grundschulen.

  • 256 Anmeldung sind dort eingegangen, nur 162 künftige Fünftklässler können aufgenommen werden.

    Und hier entscheidet der Elternwille, nicht die Empfehlungen der Grundschulen.

    Wird damit das Gymnasium zur "Resterampe"?
    Verstehen könnte ich das. ChanceN vertan!
    Für die Gymnasiast*innen tut's mir leid.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Wieviele Realschulen gibt es am Ort? Kann man dort auch Abi machen? Dass Eltern, deren Kinder keine Gymnasialempfehlung haben, ihre Kinder auf eine Gesamtschule schicken, weil sie dort auch Abi machen können, ist nicht ungewöhnlich.

  • Wieviele Realschulen gibt es am Ort? Kann man dort auch Abi machen?

    Auch über Realschulen ist Abitur möglich.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Pardon, vergessen, über Hauptschulen selbstverständlich auch.

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Das habe ich selbst schon vor einigen Jahrzehnten gemacht...

    ..., hat sich aber wohl noch nicht bundesweit rumgesprochen. :gruss:

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

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