Rückkehr zur bindenden Grundschulempfehlung in BaWü

  • Meine Tochter, hübsch, super Figur, lange blonde Haare, hat nach dem Abi beim Daimler am Band gearbeitet. Nach den 4 Wochen hat sie beschlossen, nie wieder. Als junge Frau wurde sie dauernd von mehreren Typen angemacht, egal welchen Alters, einer war 60, schon Opa und hat sie gestalked. Gibt es das wirklich überall? Vor den Dozenten an der Uni hat sie jedenfalls keine Angst und auch sonst hat sie noch nichts berichtet, obwohl sie mehrere Monate allein in Neuseeland war, bzw. ein Auslandssemester in Südamerika absolviert hat. Aber vllt. war das nur ein blöder Zufall.

  • Der nichtakademische Betätigungsbereich beschränkt sich ja nicht auf Arbeit am Band. Gehe am besten mal so die Berufsgruppen durch, denen du so in einer durchschnittlichen Woche begegnest! Da sind bestimmt ein paar klassische Ausbildungsberufe dabei. Alle so arm dran?

  • Gut, aber die Realität besteht leider auch aus vielen Vorurteilen.

    Ich habe als Schüler, nach dem Abitur und auch während des Studiums immer wieder in verschiedenen "Fabriksken" in der Gegend um meinem Heimatort gearbeitet und dabei die unterschiedlichsten Leute kennengelernt. Umgangsformen und Verhaltensweisen habe ich nicht als abhängig vom Schulabschluss erfahren, Charaktere entwickeln sich in die eine oder andere Richtung, "kannsse nix machn".

    Die richtig fiese Typen waren dabei die, die sprachlich auf hohem Niveau die übelsten Gemeinheiten austeilten - auf dem Gymnasium. Das sprachlich niederschwellige Gefrotzel bei den Jobs, die ich während des Studiums gemacht habe, war selten beleidigend. Mobbing klappt "besser" bei den "Gebildeten". So die Erfahrungen aus meiner Blase.

    Ich behaupte trotzdem, dass das am Problem vorbeigeht. Wenn Eltern ihren Kindern nicht beim Übertritt unkompliziert alle Wege offen halten wollten, dann hätten wir keine Gymnasialquote von z.B. über 40% in NRW. Da können hier die tollsten Erfahrungen gemacht worden sein, das ist einfach wurscht.

  • Der nichtakademische Betätigungsbereich beschränkt sich ja nicht auf Arbeit am Band. Gehe am besten mal so die Berufsgruppen durch, denen du so in einer durchschnittlichen Woche begegnest! Da sind bestimmt ein paar klassische Ausbildungsberufe dabei. Alle so arm dran?

    Verstehe die Aussage nicht. An Baustellen bin ich als Mädchen und junge Frau auch nicht gerne vorbei gegangen. Mit dem Alter wird es besser.

    Wahrscheinlich komme ich hier als eingebildete hochnäsige Akademikerin rüber, aber meine anekdotische Evidenz ist, dass sexuelle Belästigung eher von weniger gebildeten Männern ausgeht, zumindest verbal in der Öffentlichkeit stattfindende. Die sexuekle Belästigung durch Akademiker geschieht nicht so, dass andere es gleich mitbekommen. Anekdotische Evidenz.

  • Gymshark , warum hast du eigentlich keine Lehre gemacht? Es werden dringend Erzieher gesucht und das Ansehen ist doch genauso groß wie das von Lehrkräften. Oder bist du nicht vielleicht selbst ein großer Profiteur der klassischen Bildungsempfehlung?

  • Respekt vor allen Erziehern, aber mir wäre die Zielgruppe auf Dauer wohl zu jung und klein. Wenn ich mich für eine Ausbildung hätte entscheiden müssen, dann hätte ich mich aus heutiger Sicht wohl für eine Kochausbildung entschieden. Den Bäckerberuf finde ich auch super interessant, hier schrecken mich jedoch die Arbeitszeiten ab. Damals spielte ich übrigens mit dem Gedanken, eine Ausbildung zum Personaldienstleistungskaufmann zu machen. Hast du von diesem Beruf schon einmal gehört :) ?

  • ...

    In Summe ergibt sich daraus eine erhebliche, lebenslange Privilegierung und eine höhere Lebensqualität, die sich auch in einer signifikant längeren Lebensdauer niederschlägt.


    Ich kann daher absolut nachvollziehen, wenn Eltern ihre Kinder aufs Gymnasium pushen und alles dafür tun, damit sie dort auch erfolgreich sind.

    Was meiner Meinung nach aber gesellschaftlich nicht förderlich ist. Von daher würde ich mir die Abschaffung des Gymnasiums und die Einschränkung des Betriebes von Privatschulen wünschen. Leben könnte ich mit G8 an Gymnasien, wenn es denn unbedingt welche geben soll.

    An Gemeinschafts- bzw. Gesamtschulen könnte man nach Leistungsvermögen differenziert in Kursen arbeiten lassen. An meiner Schule (Dreierdifferenzierung) funktioniert das recht gut. Und meine 10. ist sehr heterogen sowohl, was den sozialen Hintergrund als auch das Leistungsvermögen angeht. Sie ist zufällig so zusammengewürfelt worden, stellt aber mMn. ein gutes Beispiel dafür dar, wie es laufen könnte.


    Die Politik hat mit gewissen Entscheidungen leider dafür gesorgt, dass ein System, das über 45 Jahre lang gut funktioniert hat (meine Schule besteht inzwischen seit Jahren 52), jetzt mit immer schwierigeren Bedingungen zu kämpfen hat.


    P.S.: Mit "allen unter einem Dach" könnte man auch das Problem "mangelhafte Inklusion" besser angehen.

  • ... Wenn ich mich für eine Ausbildung hätte entscheiden müssen, dann hätte ich mich aus heutiger Sicht wohl für eine Kochausbildung entschieden...

    Hast du aber nicht. Du wolltest gerne Abitur machen und frei entscheiden können.


    Koch ist eine sehr anstrengende Arbeit mit streng hierarchischen Strukturen, Bäcker stehen früh auf wie du selbst anmerkst und als verbeamteter Lehrer verdient man in so gut wie jedem Falle mehr, solange man ein durchschnittlicher Lehrer, Bäcker oder Koch ist. (Und ja, irgendwer hat sicher einen Großonkel, der mit seinen selbstkreierten Laugenherzen reich geworden ist, Lukas und Wendl sind aber heute die Realität.)


    Nun nenne mir einen Grund, warum sich Eltern in Düsseldorf oder Remscheid, deren Kind zweien und dreien hat, gegen das Gymnasium entscheiden sollten. Das möchte mit 18 vielleicht auch studieren und wenn nicht, schadet ihm die Bildung doch nicht, oder?

  • Ein (gutes) Abi ist ein Freifahrtschein zu einer selbstbestimmten Zukunft, alle denkbaren Optionen sind offen.

    Ein Hauptschulabschluss bietet faktisch nur den Zugang zu einem begrenzten Spektrum an zumeist gewerblichen Ausbildungberufen.

    Aus meiner Sicht noch graviernder als die beschränkten Auswahlmöglichkeiten ist die damit einhergehende Festlegung auf ein bestimmtes gesellschaftliches Arbeitsumfeld.

    Was?

    Wer von Euch jemals im gewerblichen Bereich gearbeitet hat, kann das vielleicht nachfühlen, was ich meine

    Nein kann ich ehrlich gesagt nicht.

    Ich habe es erlebt, was es bedeutet, wenn sich die Kommunikation am Arbeitsplatz auf Floskeln wie "Mahlzeit!" - "wie geht's"-"muss ja" beschränkt und die einzige Abwechslung die unterschiedlichen Nacktfotos im Spind sind.

    Warst du in einer Zeche in den 60ern?

    Höher qualifizierte Arbeitsplätze bringen nicht nur mehr Geld, sondern eine völlig andere Lebensqualität mit sich.

    Auch das kann man pauschal nicht so sagen. Und es kommt nach dazu, dass du sicherlich nicht perse höher qualifiziert bist als Facharbeiter/Meister/Techniker. Bitte mach deine Klischeeschublade schnell wieder zu.


    Gibt es das wirklich überall?

    Rhetorisch oder? Natürlich nicht...

  • Höher qualifizierte Arbeitsplätze bringen nicht nur mehr Geld, sondern eine völlig andere Lebensqualität mit sich.


    Auch das kann man pauschal nicht so sagen.


    Ich würde sagen, dass das schlicht falsch ist.
    Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Höhe einer Qualifikation und dem Lohn, aber nur mittelbar.
    Die Höhe des Lohns wird durch das Angebot und Nachfrage des Arbeitsmarktes bestimmt.
    Die Ausbildung ist nicht unmittelbar, per se, die Ursache.

    Das sieht man z.B. an den präkeren Arbeitsbedingungen in der Wissenschaft.

    Es mag spitzfindig scheinen, darauf hinzuweisen, dass es nicht die Höhe der Qualifikation per se ist, wo es doch bei den meisten Berufen so scheint - aber eben nur scheint.


    Die Qualifikation eines Arbeiters kann noch so hoch sein, wenn es keine Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt gibt, bringt ihm das wenig oder er bleibt sogar arbeitslos.


    Im Prinzip weiß das ja auch jeder (ich denke Paribu hat es schon auch so gemein), aber wenn von Floskeln wie "Verantwortung", "Wertschätzung", "Anerkennung" usw. gesprochen wird, wird das oft vergessen, so als gäbe es keine Marktwirtschaft.

    Manchmal gibt's auch Dissonanzen zwischen vermeintlicher Verantwortung und tatsächlicher Bezahlung, die aber auch durch Maßnahmen wie Applaus von Balkonen nicht beseitigt werden konnten.

  • Ich behaupte trotzdem, dass das am Problem vorbeigeht. Wenn Eltern ihren Kindern nicht beim Übertritt unkompliziert alle Wege offen halten wollten, dann hätten wir keine Gymnasialquote von z.B. über 40% in NRW. ...

    Ich behaupte mal, dass es langfristig nicht hauptsächlich an studierten Fachkräften mangeln wird. Viele der akademischen Berufe werden über kurz oder lang vielfach durch KI überflüssig bzw. ersetzt werden. Menschen im Handwerk, in der Pflege, auf dem Bau usw. sind nicht so leicht zu ersetzen und müssen notwendigerweise in Zukunft umworben, möglichst gut bezahlt und wertgeschätzt werden.

    Dass letzteres bei einigen User*innen hier überhaupt nicht zutrifft, spricht nicht gerade für unsere akademische Ausbildung.


    ... das ist einfach wurscht.

    Nein.

    2 Mal editiert, zuletzt von pepe () aus folgendem Grund: Reschtschreipunk

  • aber meine anekdotische Evidenz ist, dass sexuelle Belästigung eher von weniger gebildeten Männern ausgeht, zumindest verbal in der Öffentlichkeit stattfindende.

    Ich verstehe schon, was du meinst, aber auf verbale Belästigung könnte frau sofort und mit entsprechendem Selbstbewusstsein reagieren. Meist ist das nur nervtötend, aber harmlos. Hinterherpfeifen und Anmachsprüche kenne ich auch (von früher...), das ist natürlich unschön, es machen aber oft nur Typen, die nicht viel mehr können als das, und wenn es ernst wird, ziehen sie den Schwanz ein (sorry!)


    Die sexuekle Belästigung durch Akademiker geschieht nicht so, dass andere es gleich mitbekommen.

    Und das findest du angenehmer??? Das unterschwellige Machtgehabe und die "geheime" Anmache ist besser als die postpubertäre Pöbelei? Ich habe beides erlebt und weiß, was häufiger nur Show ist.

  • Ich denke auch, dass die akademische Ausbildung an Ansehen verlieren wird. Schaut euch mal zum Thema den Sketch von Günther Grünwald an:

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  • ... Menschen im Handwerk, in der Pflege, auf dem Bau usw. sind nicht so leicht zu ersetzen und müssen notwendigerweise in Zukunft umworben, möglichst gut bezahlt und wertgeschätzt werden.

    Dass letzteres bei einigen User*innen hier überhaupt nicht zutrifft, spricht nicht gerade für unsere akademische Ausbildung.

    Na klar, das ist es. Du wertschätzt die Pflegekräfte und Arbeitenden auf dem Bau und schwupps, schon entscheiden sich ganz viele Eltern gegen das Gymnasium für ihr Kind. Das Problem ist nicht das, was wir beobachten, sondern die Beobachtenden sind das Problem... *Ironie Off*

  • Und das findest du angenehmer??? Das unterschwellige Machtgehabe und die "geheime" Anmache ist besser als die postpubertäre Pöbelei? Ich habe beides erlebt und weiß, was häufiger nur Show ist.

    BITTE GENAU LESEN!!! Ich habe mit keinem Wort geschrieben, dass es angenehmer ist. Ich habe behauptet, dass es UNTERSCHWELLIGER abläuft, das bedeutet doch nicht angenehmer. :neenee:

  • Ich würde sagen, dass das schlicht falsch ist.
    Es gibt einen Zusammenhang zwischen der Höhe einer Qualifikation und dem Lohn, aber nur mittelbar.

    Paraibu sprach aber nicht von Lohn, sondern von Lebensqualität. Und Menschen, die mit schlecht bezahlten, befristeten Verträgen an der Uni arbeiten tun das trotzdem freiwillig, niemand würde die Stelle dauerhaft gegen eine am Fließband eintauschen. Deswegen kann der Fabrikarbeiter auch eine hohe Lebensqualität empfinden, der Wissenschaftler würde diese dort aber wohl auf Dauer nicht haben.

  • Paraibu sprach aber nicht von Lohn, sondern von Lebensqualität.

    Mein Beitrag bezieht sich (offensichtlich) nur auf den Lohn.


    Und Menschen, die mit schlecht bezahlten, befristeten Verträgen an der Uni arbeiten tun das trotzdem freiwillig, niemand würde die Stelle dauerhaft gegen eine am Fließband eintauschen. Deswegen kann der Fabrikarbeiter auch eine hohe Lebensqualität empfinden, der Wissenschaftler würde diese dort aber wohl auf Dauer nicht haben.

    Die "empfundene Lebensqualität" kann man schlecht messen und vergleichen, oder?
    Der eine formatiert gerne Excel-Tabellen, der andere wühlt gerne mit den Händen im Dreck. Der eine ist Froh, wenn er durchs Werktor geht und die Arbeit hinter sich lässt, der andere ist froh, wenn er nach der Schule auf dem Sofa zuhause liegen kann bevor er dort später korrigiert.
    X Wochen lange Schichten auf einer Bohrinsel und danach Y Wochen frei - ist das jetzt Horror oder super?

    Auf jeden Fall gehören zur Preisbildung am Arbeitsmarkt auch Arbeitsintensität, Arbeitszeiten, Ort, Betriebsklima usw. - aber die sind sicher schwerer zu vergleichen, weil es keine objektiv messbaren Faktoren sind.
    Hat ein hochgebildeter Chefarzt, der kaum Freizeit hat um sein Geld auszugeben, eine hohe Lebensqualität? Die einen sagen so, die anderen so.

    Aber darüber, dass dies auch Faktoren auf dem Arbeitsmarkt sind, sind wir uns ja einig, wenn ich Dich recht verstehe.

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