Abizeitung und Lehrerranking... braucht man ein dickes Fell?

  • Ein Hallo in die Runde!

    Gerade habe ich meinen ersten Leistungskurs abgegeben/ zum Abitur geführt. Es war auch mein erster Oberstufenkurs generell, sodass ich erstmalig in der Abiturzeitung erwähnt wurde.

    In diesen Kurs habe ich viel Zeit und Herzblut investiert und ich dachte auch, das Verhältnis zum Kurs sei gut.


    Nun kam die Abizeitung raus und ich bin in wenig schmeichelhaften Kategorien weit oben mit dabei. Dies ist umso bemerkenswerter, da mein Leistungskurs eher klein war, mich die anderen Abiturienten nicht "von früher" kannten, da ich erst seit 3 Jahren an der Schule/im Dienst bin.


    Konkret war ich genannt bei

    "hört sich selbst gern reden, kommt nicht auf den Punkt, macht Unterricht bis zur letzten Sekunde".


    Ich muss zugeben, dass mich das doch etwas bestürzt. Und ich überlege, wieviel da dran ist, zumal ich mich schon um Schülerzentriertheit bemüht habe und keine Monologe gehalten habe.


    Wie reagiert man souverän auf so etwas?

    Ältere Kollegen haben nur abgewunken und gesagt, sie würden sich die Abizeitungen gar nicht ansehen.


    Über hilfreiche Tips freue ich mich wirklich!

  • "Macht Unterricht bis zur letzten Sekunde." ist ein Qualitätsmerkmal.

    Beim anderen kann man sich selbst fragen, ob da ein Körnchen Wahrheit dran sein könnte. Dann überlegt man sich, ob das verbesserungswürdig/-fähig ist. Menschen sind unterschiedlich und das ist auch gut so.

    Oder man fragt sich das nicht und ignoriert es.
    Gibt deutlich schlimmere Kategorien und Ausfälle.

    • Offizieller Beitrag

    Für dich selbst: Kannst du es reframen?


    "Hört sich selbst gern reden, kommt nicht auf den Punkt" --> z.B.: erklärt ausführlich, gibt weiterführende / tiefergehende Hinweise, durchdringt ihr Fachgebiet


    "macht Unterricht bis zur letzten Sekunde" = nutzt die Unterrichtszeit effektiv aus, um bestmögliche Lernerfolge zu erzielen. (Effektive Nutzung der Unterrichtszeit ist ein Punkt bei dienstlichen Beurteilungen und letztlich nützt du ja den Lernenden nicht längerfristig, wenn du früher Schluss machst.)

    SCHOKOEIS!


    Ich lese und schreibe nach dem Paretoprinzip.

  • Zu stark zu Herzen nehmen würde ich es mir nicht, manchmal müssen auch in einer Abizeitung nur schnell Kategorien gefüllt werden. Das ist kein wissenschaftlicher Prozess, und es werden sich vermutlich auch nicht alle Deine SuS an der Erstellung der Artikel/ Rankings beteiligt haben.


    Feedback von den SuS einzuholen (v. a. zur Methodik, aber auch zu anderen Aspekten) finde ich aber generell wichtig, möglichst nicht nur am Ende des Jahres, sondern auch immer mal wieder zwischendurch.

  • es werden sich vermutlich auch nicht alle Deine SuS an der Erstellung der Artikel/ Rankings beteiligt haben

    "nicht alle" heißt bei Abizeitungen oft "die Knalltüten, die im Unterricht nicht viel auf die Kette gebracht haben".

  • Na ja, mein Fach ist nicht das einfachste..... da muss ich schon mal länger etwas erklären, wenn ich gefragt werde. Ich sage nicht, dass ich nichts im Unterricht rede, aber soweit möglich baue ich Schüleraktivitäten ein, lasse präsentieren, die Schüler gegenseitig erklären usw.

    ich kann ja wohl kaum dem nächsten Kurs Antworten verweigern mit dem Hinweis, das sich nicht wieder ins Schwätzer-Ranking möchte.

    Eigentlich wollte ich mir wieder einen neuen Leistungskurs wünschen, danach steht mir nun nicht der Sinn....


    Wenigstens bin ich nicht bei "kommt immer zu spät, ist nie vorbereitet, hat selbst keinen Bock" dabei - witziger weise sind die betroffenen Personen auch weit oben in der Kategorie "Lieblingslehrer".


    ach so... noch eine dumme Frage... wie deutet Ihr die Kategorie "mehr Schüler als Lehrer"?

    Da bin ich nicht dabei, interessiert mich nur....

  • wie deutet Ihr die Kategorie "mehr Schüler als Lehrer"?

    Die sich Anbiedernden, die einen auf Kumpel machen? "Ich war auch sauschlecht in Mathe/Latein/Chemie/whatever, den Scheiß braucht ihr nie mehr!"

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Ich finde es toll, dass hier so rasch Feedback kommt. Danke dafür!

    Man möchte es ja nicht im Kollegium breit treten, wobei die das eh lesen.... und es beschäftigt mich.

  • Auch Abibälle werden oft von den

    Knalltüten, die im Unterricht nicht viel auf die Kette gebracht haben

    organisiert.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • So wie in den letzten beiden Jahrgängen Kollegen in der jeweiligen Zeitung niedergemacht wurden, gucke ich ab diesem Jahr auch nicht mehr rein. Die Esel nutzen das nur zum nachtreten und das sollte man besser links liegen lassen.

  • Der Abiball fällt in die Ferien und ist reichlich teuer dafür dass man sich langweilt.

    Und nach Smalltalk mit den wenigen Schülern, die ich aus dem Jahrgang kenne, steht mir nicht mehr der Sinn.

  • Konkret war ich genannt bei

    "hört sich selbst gern reden, kommt nicht auf den Punkt, macht Unterricht bis zur letzten Sekunde".


    Ich muss zugeben, dass mich das doch etwas bestürzt. Und ich überlege, wieviel da dran ist, zumal ich mich schon um Schülerzentriertheit bemüht habe und keine Monologe gehalten habe.

    Es reicht schon ein Monolog, der in Erinnerung bleibt ider ein Schüler, der mitndem Fach nichts anfangen kann und deshalb jeden Lehrervortrag als zu lang empfindet, um so eine "Bewertung" zu bekommen. Das ist nichts, was man sich zu Herzen nehmen sollte. Wenn das Verhältnis gut war, dann sind das nur humoristisch gemeinte "Bewertungen".

    Zitat

    Wie reagiert man souverän auf so etwas?


    Über hilfreiche Tips freue ich mich wirklich!

    Wem gegenüber willst du darauf reagieren?

    Zitat

    Der Abiball fällt in die Ferien und ist reichlich teuer dafür dass man sich langweilt.

    Und nach Smalltalk mit den wenigen Schülern, die ich aus dem Jahrgang kenne, steht mir nicht mehr der Sinn.

    Ob man zum Abiball geht, ist sicher Geschmackssache. Aber du bist doch von den lustig gemeinten "Bewertungen" nicht ernsthaft so angepisst? Mein absoluter Lieblingslehrer in der Oberstufe hat sich auch selbst gern reden gehört und hat die Stunden nicht frühzeitig beendet. Das sind wirklich keine besonders negativen oder gemeinen Kategorien.

  • Eigentlich wollte ich mir wieder einen neuen Leistungskurs wünschen, danach steht mir nun nicht der Sinn....

    Das finde ich übertrieben. Ich finde, Du solltest in jedem Fall einen neuen Versuch unternehmen. Ob Du beim nächsten Mal die Abizeitung lesen willst, kannst Du dann immer noch entscheiden.

  • Wie reagiert man souverän auf so etwas?

    Gar nicht.


    Ich hatte schon oft Oberstufenkurse und habe mich schon über so manche Rankings (allgemein, auch bei "Auszeichungen" von Kollegen) gewundert. Häufig (insbesondere, wenn ich in meine eigene Abizeitung gucke) habe ich auch den Eindruck, dass manche auch nochmal so richtig Dampf ablassen oder sich sogar rächen wollen an einer Lehrkraft, mit der sie vielleicht nicht gut zurecht kamen oder bei der sie mit ihrer Note unzufrieden waren - da habe ich auch schon einige unangemessene Kommentare gelesen in Abizeitungen.

    Auch kann ich mich erinnern, dass beim Abistreich Lehrkräfte schon manchmal in Sketchen satirisch nachgespielt wurden; manche waren lustig, manche völlig übertrieben und fast beleidigend, das fanden die betr. Kollegen dann auch nicht so toll.


    Ansonsten, wie schon erwähnt wurde, würde man mehrfach (!) z.B. als "unfreundlichste" Lehrkraft auf dem Thron stehen, könnte ggf. ja auch was dran sein und dann könnte man sich mal Gedanken machen... Aber wegen dieser einen Zeitung würde ich mir gar keinen Kopf machen; du weißt ja auch nicht, wie die Umfrage vorher lief, ob die Antworten z.B. vorformuliert waren, und dann wird geguckt, welche Lehrkraft am ehesten dazu passt usw. und schon entsteht so etwas. In der nächsten Zeitung kann was ganz anderes stehen.


    Nimm auf jeden Fall (bald) wieder einen Leistungskurs, denn die Erfahrungen, die du sammelst, sind durch nichts zu ersetzen und eine Abizeitung sollte dich auf keinen Fall davon abhalten - es ist dein Beruf! Sei stolz auf dich, dass du jetzt das erste Mal einen Kurs erfolgreich zum Abitur geführt hast, freue dich über den Erfahrungszuwachs und gewöhne dich daran, dass die wenigsten sagen werden: "Oh, super, vielen Dank dafür Herr/Frau X!" (haben wir wohl früher auch eher nicht, oder?).


    Wenn du echtes Feedback willst, erstelle selbst einen Fragebogen über die Aspekte deines Unterrichts / deiner Lehrerpersönlichkeit, die dir wichtig sind, das mache ich immer in der 11. bzw. nun 12. Klasse (wenn ich sie ein Jahr hatte und dann ja in aller Regel noch weiter unterrichte, wir stellen grad auf G9 um) und bisher war es, glaube ich, 9 von 10 mal so, dass das Feedback viel positiver ausfiel als ich erwartet hatte. Das hat mich dann wiederum sehr motiviert.


    Viel Erfolg!

  • Mir selbst gegenüber... ob ich das abhaken kann oder ernsthaft an mir zweifle.

    Es war mein erster Durchgang, da verunsichert das schon etwas.....

    Was wäre schlimm daran, wenn du dich tatsächlich selbst gerne reden hörst und manchmal etwas zum längeren Monolog neigst? Das kann schon sein und dürfte bei vielen Kollegen der Fall sein. Ich neige auch manchmal dazu, den Lehrervortrag länger als nötig zu gestalten. Manchmal muss es auch thematisch bedingt einfach ein Lehrervortrag sein, der bei manchen Schülern als zu langes Monologisieren ankommt, bei anderen nicht. Man kann und muss es nicht allen recht machen.

    Keine der drei von dir genannten Kategorien ist schlimm oder beleidigend. Es gibt keinen Rechtfertigungs- oder Reaktionsbedarf.

  • Souveräner Umgang wäre es wohl, dir bewusst zu machen, was da tatsächlich von wem gesagt wird und was das wirklich über dich als Lehrkraft aussagt:


    - Dass du Unterricht bis zum Stundenende machst ist aus SuS- Perspektive oft ätzend, aber wie schon erwähnt wurde ein Qualitätsmerkmal deines Unterrichts. Also abhaken und dir selbst sagen, dass du das genau richtig machst.


    - Dass du dich selbst gerne reden hörest- prüfen, für dich selbst, ob du vielleicht den lehrerzentrierten Teil reduzieren kannst zugunsten von schülerzentrierterem Vorgehen und ansonsten abhaken unter „das haben wir von den meisten unserer Lehrkräfte auch gedacht qua Beruf“.


    - Dass du nicht auf den Punkt kommen würdest wäre für mich der Hinweis, bei dem ich am tiefgreifendsten prüfen würde für mich, inwieweit das zutrifft, wo ich vielleicht noch einen klareren roten Faden benötige für künftige Jahrgänge. Nachdem das wie du schreibst dein erster Leistungskurs war kann es ja sein, dass du diesbezüglich noch Spielräume zur Optimierung hast. Also annehmen, aufarbeiten, in der nächsten Runde besser umsetzen und gut.


    Mach dir keinen Stress damit, dass du den Beliebtheitswettbewerb nicht gewonnen hast, sondern eher bewusst, dass es für SuS generell in Abizeitungen auch immer ein bisserl darum geht, dass Lehrkräfte auch mal ihr Fett weg bekommen, egal wie gut der Unterricht war.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL () aus folgendem Grund: Autofillpannen

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