Gendern in den Abiturklausuren in NRW

  • Es ging mir um die Frage, ob da in letzter Zeit eine entsprechende Anweisung seitens einer Bezirksregierung ergangen ist.

    Meinst du nicht, eine entsprechende Anweisung wär mittlerweile zu dir durchgedrungen?

    „Fakten haben keine Lobby.“


    (Sarah Bosetti)

  • Meinst du nicht, eine entsprechende Anweisung wär mittlerweile zu dir durchgedrungen?

    Würde ich auch sagen, vermutlich durch Schulmails.

    Ich würde es eher so halten: Wer zu viel fragt, bekommt zu viele passende (oder unpassende) Antworten. Ich würde maximal eine Absprache kollegiumsintern treffen, damit es nicht bei Kolleg:in A angestrichen wird, bei Kolleg:in B nicht.

  • In letzter Zeit konnte man beobachten, wie sich die recht lesefreundliche Doppelpunktschreibweise samt Pausensprechweise immer breiter durchgesetzt haben. Scheint so, als wollte mann schnell dazwischenfegen, bevor das plötzlich mainstream ist.


    Ich spreche mich bestimmt nicht mit Kolleg:innen ab. Sollen sie doch anstreichen, was sie wollen. In meinem BL wird empfohlen, sich als Lehrer:in an den Duden zu halten. Tu ich erstmal nicht. Sollte es vorgeschrieben werden, schreibe ich halt Lehrer-/in, denn das ist absurderweise erlaubt.


  • In letzter Zeit konnte man beobachten, wie sich die recht lesefreundliche Doppelpunktschreibweise samt Pausensprechweise immer breiter durchgesetzt haben.

    Bei wem soll sich diese Schreibweise durchgesetzt haben?

    Die Doppelpunktschreibweise ist genauso, wie die Schreibweise mit * oder ähnlichem nicht barrierefrei. Warum muss man sich irgendwelche diskriminierenden Schreibweisen ausdenken, statt einfach die bereits vorhandenen und barrierefreien sprachlichen Mittel zu verwenden, wenn man auf eine geschlechter"gerechte" Sprache wertlegt?

    Die Pausensprechweise fällt mir auch vereinzelt (sehr negativ) auf. Für den Sprachfluss ist das unsinnig. Und auch hier gilt: es gibt bereits sprachliche Mittel um alle Geschlechter explizit anzusprechen (wenn Geschlecht so wichtig ist und man wer auf so etwas legt).


    Zum Ausgangsthema: solange keine offizielle Anweisung hierzu vorliegt, musst du es nicht anstreichen. Ich persönlich würde es beim ersten Auftreten anstreichen (weil es objektiv falsch ist), aber ansonsten nicht weiter berücksichtigen (weil die Schreibweise vertretbar ist und ich wegen so einem Quatsch kein Fass aufmache). Du kannst es aber auch einfach ignorieren.

  • Bei wem soll sich diese Schreibweise durchgesetzt haben?

    Durch die Bank lehnt eine überwältigende Mehrheit in Deutschland - auch unter Frauen und Jüngeren - Gender-Schreibweisen ab. Nur exemplarisch:

    Meinungsbarometer MDRfragt: Deutliche Mehrheit lehnt Gendersprache ab | MDR.DE
    Die überwiegende Mehrheit findet die Debatte um Gendersprache unwichtig und lehnt das Gendern in sämtlichen Kontexten ab. Das zeigen die Ergebnisse der…
    www.mdr.de

    Ich habe auch noch keinen einzigen SuS erlebt, der in einem handschriftlichen Text irgendwelche Sternchen oder Doppelpunkte einbaut, Anweisungen dafür, wie damit umzugehen ist, halte ich für überflüssig, weil es schlicht kein Problem darstellt.

    In meinen eigenen Texten versuche ich neutrale Formulierungen zu wählen, das ist im deutschen meiner Meinung nach auch leicht möglich, weil es die they/them Problematik bei uns nicht gibt.

    Das Thema wird von einer verschwindend geringen Minderheit gepuscht und damit meine ich nicht nur die Befürworter, sondern auch die "Gegner", die damit ein Thema gefunden haben, mit dem man billige Populismuspunkte sammeln kann (eine Spezialität insbesondere von Söder).

  • Bei wem soll sich diese Schreibweise durchgesetzt haben?

    In der Universität erlebte ich es genau so als Standard wie im ZfsL. Ich habe zuletzt von Menno Baumann die Bücher "Systemsprenger in der Schule" und "Verstehende Diagnostik in der Pädagogik" gelesen. Das zweite, neue Fachbuch ist nun mit Doppelpunkt zum Gendern statt generischem Maskulinum verfasst. Auch die Fachzeitschrift Grundschule Sachunterricht, die ich hier digital vorliegen habe, gendert mit Doppelpunkt. Bei der taz mit Gender-Stern und bei ProSieben mit Sprechpause ist es mir zuletzt auch wieder positiv aufgefallen. Im persönlichen Umfeld wird teilweise eine Sprechpause genutzt - auch von mir.


    Dass die Mehrheit das Bedürfnis nach Repräsentation einer Minderheit ablehnt, vor allem wenn dieses als Angriffspunkt der Rechtspopulist*innen / -extremist*innen genutzt wird, ist nun wenig überraschend. Es gäbe diese Abwehrreflexe und die Debatte an sich sicher nicht, wenn es nicht genutzt würde.

    Am I out of touch? :/ No, it's the children who are wrong. :musik:

  • In der Universität erlebte ich es genau so als Standard wie im ZfsL. Ich habe zuletzt von Menno Baumann die Bücher "Systemsprenger in der Schule" und "Verstehende Diagnostik in der Pädagogik" gelesen. Das zweite, neue Fachbuch ist nun mit Doppelpunkt zum Gendern statt generischem Maskulinum verfasst. Auch die Fachzeitschrift Grundschule Sachunterricht, die ich hier digital vorliegen habe, gendert mit Doppelpunkt. Bei der taz mit Gender-Stern und bei ProSieben mit Sprechpause ist es mir zuletzt auch wieder positiv aufgefallen. Im persönlichen Umfeld wird teilweise eine Sprechpause genutzt - auch von mir.


    Dass die Mehrheit das Bedürfnis nach Repräsentation einer Minderheit ablehnt, vor allem wenn dieses als Angriffspunkt der Rechtspopulist*innen / -extremist*innen genutzt wird, ist nun wenig überraschend. Es gäbe diese Abwehrreflexe und die Debatte an sich sicher nicht, wenn es nicht genutzt würde.

    Mein Paper wurde auch zwangsgegendert. Wenn der Verlag sich die Arbeit machen will, bitte sehr.

  • Zitat

    In der Universität erlebte ich es genau so als Standard wie im ZfsL. Ich habe zuletzt von Menno Baumann die Bücher "Systemsprenger in der Schule" und "Verstehende Diagnostik in der Pädagogik" gelesen. Das zweite, neue Fachbuch ist nun mit Doppelpunkt zum Gendern statt generischem Maskulinum verfasst. Auch die Fachzeitschrift Grundschule Sachunterricht, die ich hier digital vorliegen habe, gendert mit Doppelpunkt.

    Also pädagogischer Elfenbeiturm

    Dass die Mehrheit das Bedürfnis nach Repräsentation einer Minderheit ablehnt, vor allem wenn dieses als Angriffspunkt der Rechtspopulist*innen / -extremist*innen genutzt wird, ist nun wenig überraschend.

    Frauen sind eine Minderheit? Frauen sind nicht repräsentiert? Wie bitte?


    Zumal es um das Gendern mit Sternechen und Sprechpause geht, nicht um die Repräsentation von Frauen. Das sind ganz unterschiedliche Punkte.

    Zitat

    Es gäbe diese Abwehrreflexe und die Debatte an sich sicher nicht, wenn es nicht genutzt würde.

    Das Problem sind Menschen, die Sexismus und rechten Populismus unterstellen, wenn andere Menschen das Gendern ablehnen. Schubladen können alle Extremisten, egal auf welcher Seite.

  • Man könnte doch auch anstreichen, wenn es objektiv gesehen orthographisch falsch ist, dies dann aber als "Wiederholungsfehler" werten (weil ja konsequent durchgezogen) und daher gibt es am Ende keine Auswirkung auf die Note.

    Also macht man sdie Anstreicherei letztlich umsonst?

    Entweder streiche ich an und werte es dann auch oder ich spare mir den Aufwand, alles andere ist doch nur Zeitverschwendung für die Lehrkraft.

  • Schmidt, warum stellst du die Fragen zu Frauen, wenn du im nächsten Absatz direkt selbst sagst, dass es um diese bei Gender-Schreibweisen wie Sternchen und Sprechpausen gar nicht primär geht?


    Sexismus ist auch, Sexismus nicht sehen zu wollen. Unhöflich bis verletzend ist es, Menschen nicht richtig anzusprechen. Rechter Populismus / Rechtsextremismus ist es, trans Menschen in ihren Rechten und ihrer Stellung in der Gesellschaft anzugreifen. Das geht alles durchaus auch durch Sprache, denn Sprache teilt mehr mit als nur den Inhalt.

  • warum stellst du die Fragen zu Frauen, wenn du im nächsten Absatz direkt selbst sagst, dass es um diese bei Gender-Schreibweisen wie Sternchen und Sprechpausen gar nicht primär geht?

    Repräsentation und Gendersternchen sind nicht dasselbe

    Gendersternchen repräsentieren niemanden. Menschengruppen werden durch Menschen dieser Gruppe repräsentiert, nicht durch abstrakte sprachliche Verrenkungen.

    Zitat

    Sexismus ist auch, Sexismus nicht sehen zu wollen. Unhöflich bis verletzend ist es, Menschen nicht richtig anzusprechen.

    Du wirfst hier schon wieder etwas durcheinander. Eine Ärztin ist eine Ärztin, natürlich wird diese als Individuum als Ärztin bezeichnet. Ärzte im Plural sind Ärzte jeden Geschlechts, Ärztinnen und Ärzte auch (andere Formen gibt es nicht; auch jemand, der divers ist muss eine dieser beiden Formen für sich verwenden).

    Zitat

    Rechter Populismus / Rechtsextremismus ist es, trans Menschen in ihren Rechten und ihrer Stellung in der Gesellschaft anzugreifen. Das geht alles durchaus auch durch Sprache, denn Sprache teilt mehr mit als nur den Inhalt.

    Das eskaliert bei dir gerade leicht. 😅

    Menschen, die nicht mit Sternchen gendern, sind nicht automatisch Rechtspopulisten oder transfeindlich.

    In meinem Umfeld gendert niemand, weder schriftlich noch mündlich, auch die Transmenschen nicht. Wir haben uns am Freitag trotzdem gefreut, dass das Transsexuellengesetz glücklicherweise demnächst obsolet sein wird.

  • Worauf?

    „Alle Ärzte tragen weiße Kittel, alle Ärztinnen grüne Kittel.“

    Dann sind die Personen, die weiße Kittel tragen, nicht alle männlich?

    Dann sind ich und die meisten anderen Menschen verwirrt, weil Ärzte Männer und Frauen sind, nicht nur Männer.

    In der Realität würde man so einen konstruierten Satz wohl gar nicht sagen. Warum tragen Ärzte unterschieldichen Geschlechts unterschiedliche Kittel? Und warum sagt man bei einer Gruppe Ärzte nicht "Die Männer tragen weiße Kittel, die Frauen tragen grüne Kittel"?

  • Repräsentation und Gendersternchen sind nicht dasselbe

    Gendersternchen repräsentieren niemanden. Menschengruppen werden durch Menschen dieser Gruppe repräsentiert, nicht durch abstrakte sprachliche Verrenkungen.

    Selbstverständlich sind Gender-Sternchen und Sprechpausen eine sprachliche Repräsentation von trans Menschen.


    Du wirfst hier schon wieder etwas durcheinander. Eine Ärztin ist eine Ärztin, natürlich wird diese als Individuum als Ärztin bezeichnet. Ärzte im Plural sind Ärzte jeden Geschlechts, Ärztinnen und Ärzte auch (andere Formen gibt es nicht; auch jemand, der divers ist muss eine dieser beiden Formen für sich verwenden).

    Das generische Maskulinum ist z.B. nach dem Duden keine gendergerechte Schreibweise - weder für Frauen noch für trans Menschen. Damit misslingt nämlich auch eine kognitive Repräsentation. Außerdem ist es unpräzise, wie SwinginPhones Beispiel aufzeigt.


    Das eskaliert bei dir gerade leicht. 😅

    Menschen, die nicht mit Sternchen gendern, sind nicht automatisch Rechtspopulisten oder transfeindlich.

    Wer behauptet denn sowas?


    Herzlichen Glückwunsch zum Derailen der Ausgangsfrage.

    Am I out of touch? :/ No, it's the children who are wrong. :musik:

  • Das Problem sind Menschen, die Sexismus und rechten Populismus unterstellen, wenn andere Menschen das Gendern ablehnen.

    Mein Fehler, auf deine erste Antwort nicht direkt zu antworten: Wer unterstellt hier denn sowas? Meine ausführlichere Antwort darauf war wohl missverständlich.

    Dann sind ich und die meisten anderen Menschen verwirrt, weil Ärzte Männer und Frauen sind, nicht nur Männer.

    Dass die meisten Menschen an Ärzte und Ärztinnen denken, wenn man das generische Maskulinum nutzt, ist nicht wahr, siehe Forschung zu kognitiver / mentaler Repräsentation beim generischen Maskulinum.

    Am I out of touch? :/ No, it's the children who are wrong. :musik:

  • Dann sind ich und die meisten anderen Menschen verwirrt, weil Ärzte Männer und Frauen sind, nicht nur Männer.

    Gibt es da repräsentative Studien zu? Oder schließt Du nur von Deiner Meinung auf alle?


    „Alle Schüler gehen bitte in die Aula und alle Schülerinnen in die Turnhalle!“

    Ist das auch konstruiert? Müsste ich da auch etwas wie „Liebe Schüler, die Jungen gehen bitte in die Aula und die Mädchen in die Turnhalle!“ sagen?

  • Selbstverständlich sind Gender-Sternchen und Sprechpausen eine sprachliche Repräsentation von trans Menschen.

    Wenn man daran glaubt sicher.

    Transmenschen sind übrigens keine besondere Klasse an Menschen. Transfrauen sind Frauen, Transmänner sind Männer. Die müssen nicht besonders berücksichtigt werden.

    Zitat

    Das generische Maskulinum ist z.B. nach dem Duden keine gendergerechte Schreibweise - weder für Frauen noch für trans Menschen. Damit misslingt nämlich auch eine kognitive Repräsentation. Außerdem ist es unpräzise, wie SwinginPhones Beispiel aufzeigt.

    Man kann auch einfach seine Augen aufmachen und hat jede Form der Repräsentation, die man haben will.

    Newsflash: Frauen und Transmenschen sind überall. ;)

    Zitat

    Wer behauptet denn sowas?


    Herzlichen Glückwunsch zum Derailen der Ausgangsfrage.

    Du hast mit Rechtspopulismus und Transfeindlichkeit angefangen. Keine Ahnung, was das mit dem Ablehnen des Genderns zu tun hat.

  • Selbstverständlich sind Gender-Sternchen und Sprechpausen eine sprachliche Repräsentation von trans Menschen.

    Wenn diese trans nicht-binär sind, ja. Ansonsten nein. Trans Frauen sind Frauen, trans Männer sind Männer. Für die dürfte ein Platzhaltersymbol komplett irrelevant sein.

Werbung