• Und es gibt auch schöne Berufe außer Arzt und Anwalt. Das will einer gewissen Klientel familienbedingt nicht in den Kopf.

    Die, wie dieser Thread mal wieder sehr schön zeigt, darin letztlich zumindest von manchen Lehrkräften aktiv unterstützt werden, also in dieser Fehlwahrnehmung eigener Stärken und Schwächen.

    Meine aktuelle Schulleitung hat sich vor kurzem ebenfalls bei der Fachleitung Französisch beschwert, dass unsere Prüfungsnoten in Französisch „viel zu schlecht“ wären und wir „viel zu streng“ bewerten würden. Anders als die SL bei ihrer einmaligen Teilnahme an den mündlichen Prüfungen im letzten Jahr halten wir anderen in der Fachschaft uns aber einfach nur genau an die Vorgaben des Landes zur Bewertung der tatsächlich erbrachten Leistungen- die sowieso schon SEHR schülerfreundlich gehalten sind- und erfinden keine Noten rein nach Gefühl und persönlicher Befindlichkeit. Sollte letzteres der Normalfall in BW werden, wäre ich dann auch einfach raus aus dem Job, da ich das nicht verantworten will oder kann.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL (31. März 2025 17:33) aus folgendem Grund: Tippfehler

  • Schokozwerg

    Rein interessenshalber: bist du nach deinen ganzen Schulformwechseln zufrieden damit, wo du am Ende herausgekommen bist?

    Leistungstechnisch definitiv nicht, schultechnisch (ältere SuS, mehr Eigenverantwortung, super Kollegium etc.) auf jeden Fall.

    Ich denke aber, dass ich nun schon so lange vom Gym weg bin (habe da mein Ref gemacht), dass sich auch das Gym wahrscheinlich sehr nach unten nivelliert hat, jedenfalls ist es das, was mir meine engeren Freunde erzählen, die allesamt mittlerweile am Gym unterrichten (und teils mit mir an der gleichen Gesamtschule unterrichtet haben). Ich erinnere mich noch dunkel, dass ich damals am Gym in der Klasse 12 einen Deutsch LK hatte und echt baff war, wie schlecht die geschrieben haben (massenhafte dass/das-Fehler). Wenn ich mir die Arbeiten meines besten Freunde ansehe, der an einem Gym am Rande des Potts unterrichtet, dann würden diese SuS von damals heutzutage im direkten Vergleich alle mit 1,0 abschneiden.

    Ich laufe allerdings permanent mit einem mittelmäßig gutem Gewissen durch die Gegend, weil ich weiß, dass das, was wir an den BKs (wir sind da bei Weitem nicht die einzigen) und Gesamtschulen und wahrscheinlich auch am Gym fabrizieren, riesiger Bockmist und Augenwischerei im ganz großen Stil ist. Ich habe insofern noch ein halbwegs gutes Gefühl, weil ich weiß, dass ich im Großen und Ganzen wirklich viel dafür mache, dass insbesondere im Fachabi und Vollabi das Niveau noch wenigstens irgendwo oberhalb des Tiefpuntkes schwebt, aber ich merke, dass es mit jedem Jahr schwieriger wird, immer und immer wieder die gleichen Kämpfe (Widersprüche, Druck von oben, BIldungsgangleitungen, die Noten einfach aus päd. Gründen anpassen, Betrugsversuche, die nicht geandet werden (können) und die generelle Mehrarbeit, penibles Nachhalten von Beweisen, Gesprächen, Bekanntgaben, Notizen für jede Stunde, Onlinekurs, der wirklich ALLES enthält etc. etc.) durchzuhalten.

  • Ich laufe allerdings permanent mit einem mittelmäßig gutem Gewissen durch die Gegend, weil ich weiß, dass das, was wir an den BKs (wir sind da bei Weitem nicht die einzigen) und Gesamtschulen und wahrscheinlich auch am Gym fabrizieren, riesiger Bockmist und Augenwischerei im ganz großen Stil ist.

    Ist bei unseren Fachabiturienten ganz genauso. Da werden sich sicherlich schon manche Personaler gedacht haben, dass das Zeugnis nur gefälscht sein kann.

    Umgekehrt kann ich es für die BKs nur bestätigen. Die Schüler, die wir, mit BK Fachabitur, ins dritte Semester (Q1) aufnehmen, sind häufig nicht ansaztweise auf dem Stand, den man da eigentlich erwarten würde...

  • Sollte letzteres der Normalfall in BW werden, wäre ich dann auch einfach raus aus dem Job, da ich das nicht verantworten will oder kann.

    Es entsteht doch gar kein realer Schaden dadurch. Wenn ich von oben dazu angewiesen werde, dann gebe ich meine Bedenken zur Notiz und machen eben wie es gewünscht ist.

  • Meine aktuelle Schulleitung hat sich vor kurzem ebenfalls bei der Fachleitung Französisch beschwert, dass unsere Prüfungsnoten in Französisch „viel zu schlecht“ wären und wir „viel zu streng“ bewerten würden.

    Sowas kann ich immer nicht nachvollziehen. Mit welcher Begründung denn? Ich orientiere mich da stark am Lehrplan und dem Schülerbuch und wenn eines der Lernziele ist, dass sie das passé composé und das imparfait bilden und richtig anwenden müssen, kann man doch nicht streng oder nicht streng bewerten? Wenn sie es falsch bilden bzw. nicht korrekt einsetzen oder die unregelmäßigen Partizipien nicht beherrschen, bewertet man doch nicht "streng", wenn man es dann nicht bepunktet, weil falsch? Zumal, wie du schon sagtest, wir sie auch nie extra in die Pfanne hauen, sondern eindeutige Fälle konstruieren, damit es klar ist. Etwas anders ist es vielleicht noch beim Schreiben von Texten, aber auch da haben wir Bewertungsraster, mit denen wir arbeiten. Und dann soll mir die Schulleitung mal sagen, an welcher Stelle genau man da angeblich "zu streng" bewertet hat.

    Sowas ärgert mich jedenfalls, vor allem, wenn man ganz genau arbeitet, transparent bepunktet und bewertet.

  • Mit einer solchen Anweisung überschreitet der SL seine Kompetenzen (zumindest in NRW) . Wer sich danach richtet macht sich sogar angreifbar

    Nein diesen Trend finde ich unerträglich, weil wir damit aktiv dazu beitragen den Realschulabschluss zu entwerten. Ich möchte, dass ein zukünftiger Arbeitgeber auch Realschüler einstellt.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Nein diesen Trend finde ich unerträglich, weil wir damit aktiv dazu beitragen den Realschulabschluss zu entwerten. Ich möchte, dass ein zukünftiger Arbeitgeber auch Realschüler einstellt.

    Ist dieses Kind, besonders in NRW, wo 50% eh schon Abitur machen, nicht schon längst in den Brunnen gefallen?

  • BIldungsgangleitungen, die Noten einfach aus päd. Gründen anpassen

    Danke für den Einblick. Unser Fachabi ist ebenfalls oft verschenkt und so eigentlich nicht zu rechtfertigen. Der zitierte Satz wundert mich allerdings - ist das wirklich möglich? Ich nahm bisher immer an, man sei in NRW in seiner Notengebung grundsätzlich autark und da kann auch keiner mal eben so reinpfuschen.

  • Danke für den Einblick. Unser Fachabi ist ebenfalls oft verschenkt und so eigentlich nicht zu rechtfertigen. Der zitierte Satz wundert mich allerdings - ist das wirklich möglich? Ich nahm bisher immer an, man sei in NRW in seiner Notengebung grundsätzlich autark und da kann auch keiner mal eben so reinpfuschen.

    Es kann keiner reinpfuschen, aber eine "indirekte Aufforderung" sich die ein oder andere Note nochmal zu überlegen, kann schon ausgesprochen werden.

  • Mit einer solchen Anweisung überschreitet der SL seine Kompetenzen (zumindest in NRW) . Wer sich danach richtet macht sich sogar angreifbar

    Nein diesen Trend finde ich unerträglich, weil wir damit aktiv dazu beitragen den Realschulabschluss zu entwerten. Ich möchte, dass ein zukünftiger Arbeitgeber auch Realschüler einstellt.

    Alle Realschüler, die damals in meiner Zeit am Gymnasium zu uns rübergewechselt sind, waren gut aufgestellt und haben das Abitur später oft in der Spitzengruppe abgeschlossen. Auch als ich selbst mal kurz an einer Realschule gearbeitet habe, hatte ich den Eindruck, dass man dort sehr authentisch bewertet hat und der Abschluss erheblich weniger oft verschenkt wurde, als ich es an Schulen anderer Schulformen erlebt habe. Ist natürlich ein sehr subjektives Erleben auf Basis sehr weniger Schulen/Absolventen, aber mir scheint, dass der Realschulabschluss derzeit evtl. sogar noch mehr Wert und Aussagekraft als so manch anderer Abschluss hat. Würde ich bei der Schulformwahl für Kinder auch immer Gesamtschulen vorziehen.

  • Es kann keiner reinpfuschen, aber eine "indirekte Aufforderung" sich die ein oder andere Note nochmal zu überlegen, kann schon ausgesprochen werden.

    Das ist klar, aber Schokozwerg schreibt ja, dass der Bildungsgangleiter aktiv die Note geändert hat. Das finde ich schon krass. Und untergräbt ja auch nicht zuletzt massiv die Autorität der Lehrkaft..

  • Wenn ich das lese, bin ich (wieder einmal) froh über meine SL (und beide davor).

    Ich habe noch nie eine Anweisung zur Änderung meiner Noten/ Bewertung erhalten, auch noch nie von anderen gehört. Sie steht deutlich hinter uns (und hinter unseren Noten). Das einzige, was ich gehört habe, ist das sie bei knappen nichtversetzen, hin und wieder nach fragt, ob wir die Noten ausreichend begründen können, ein ja von uns reicht. Sie hilft auch dann, wenn von Elternseite dagegen vorgegangen wird. (Ich musste einmal eine Mathe 5 begründen, weil Eltern nach dem Zeugnis Widerspruch einlegten. Meine Begründung (mit Daten etc.) reichte. Da ich so etwas noch nie gemacht habe, half sie mir in den Sommerferien bei der Formulierung.

    Es war klar, dass wir in den letzten Jahren pro Jahrgang eine Klasse in der Unterstufe verlieren würden. Wenn 20 % ohne Gymnasialempfehlung kommen, haben sich die GrundschulkollegINNen nicht so oft geirrt. Ab diesem Sommer zählt der Elternwille nicht mehr allein, bei uns (Gymnasium Baden-Württemberg) wird es gerade also wieder strenger. (Leider gilt dies nicht für unsere Realschulen, die in Zukunft vielleicht noch mehr Probleme erhalten. Sie müssen alle nehmen, es reicht Elternwille, und weil wir dank G9 deutlich mehr Schüler mit Gymnasialempfehlung haben werden, vermute ich, dass diese den Realschulen fehlen. Bei uns gab es viele Eltern, die G8 ablehnten und daher Realschule bevorzugten.)

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • Allerdings ist der Druck auf Kolleginnen und Kollegen schon da u d wird auch teilweise von oben "durchgereicht". Ich kann einfach da nur empfehlen stur nach den Prüfungsvorgaben zu verfahren und wenn dann mehr durchs Raster fallen als die Planzahlen vorsehen, dann ist das so

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Es entsteht doch gar kein realer Schaden dadurch. Wenn ich von oben dazu angewiesen werde, dann gebe ich meine Bedenken zur Notiz und machen eben wie es gewünscht ist.

    Wenn mein Dienstherr A anweist, SLen aber Abweichung B zum Normalfall machen (wollen), dann ist das gerade keine hinnehmbare Dienstanweisung.

    Dies geschrieben bin ich nicht Lehrerin geworden, um Noten zu würfeln. Wenn diese irrelevant sind (was ok wäre für mich) oder nur noch individuelle Befindlichkeiten bedienen dürfen (was nicht ok wäre für mich), dann möge man sie offiziell abschaffen zugunsten wertschätzender wahrgenommener Rückmeldeformen (wäre vollkommen in Ordnung für mich). Alles andere kann ich zumindest nicht mit meinem beruflichen Selbstanspruch vereinbaren. Der ist dann auch nicht qua Gehalt und Dienstanweisung zu erwerben.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

    Einmal editiert, zuletzt von CDL (31. März 2025 19:36) aus folgendem Grund: Ein „nicht“ fehlte an entscheidender Stelle.

  • Sowas kann ich immer nicht nachvollziehen. Mit welcher Begründung denn?

    Die einzige „Begründung“ war, dass die Noten, die wir anderen in den mündlichen Abschlussprüfungen der Vorjahre gegeben hatten „viel zu schlecht“ gewesen wären, obgleich diese die Anmeldenoten in den meisten Fällen spiegelten und die schriftlichen Prüfungen Französisch zumindest bislang immer ein absoluter Witz waren (die zentralen Abschlussprüfungen in den Wahlpflichtfächern gibt es noch nicht so lange, das Niveau pendelt sich also erst langsam ein). Eine sachlich und fachlich begründete, wie auch angemessene Kritik an unserer Notengebung gab es nicht. Da wir uns belegbar an die Vorgaben des Landes halten einerseits und andererseits immer vom Ermessen zugunsten der SuS Gebrauch machen wäre das auch gar nicht möglich an dieser Stelle uns als Lehrkräften etwas vorzuhalten seitens der SL- zumindest nichts, was Hand und Fuß hat. Es bleibt dennoch ein schaler Nachgeschmack nach so einer Kritik durch die eigene Schulleitung..

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Es kann keiner reinpfuschen, aber eine "indirekte Aufforderung" sich die ein oder andere Note nochmal zu überlegen, kann schon ausgesprochen werden.

    Ich bin schonmal angerufen worden von meiner SL, um zu erfragen, wie sicher die 5 bei mir wäre, ob man da noch etwas machen könne, das Person X andernfalls wiederholen müsse. Nachdem meine 5 (nur eine von zahlreichen, aber ich war schließlich noch in der Probezeit..) glasklar war mit einem Durchschnitt jenseits der 5,0, wurde das in der Notenkonferenz reihum abgefragt durch die SL bei den Nebenfachlehrkräften, wie „klar“ deren 4 oder auch 5 wäre, um doch noch die letzte störende 5 loszuwerden und die Hauptfachprobleme ausgleichen zu können (bis auf eine 5 zu viel hatte die SL bis zur Notenkonferenz alle 5er wegtelefoniert). Dabei wurden vor allem Junglehrkräfte massiv angesprochen. (Hat letztlich nicht funktioniert.)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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