Gibt es überhaupt Vorteile vom Lehrerdasein in NRW?

  • Ok, gut, dann übernimmt man halt genau das. Aber von Positivkorrektur steht da nix.

    https://www.schulentwicklung.nrw.de/lehrplaene/upl…en_Englisch.pdf

    Zweite Seite.

    Der beschrieben Fall bei euch ist gar nicht so selten. Zumindest im Bereich Sprachrichtigkeit muss man meines Erachtens Punkte geben; bei Kommunikativer Textgestaltung und Ausdrucksvermögen kann man Abzüge sicherlich mit fehlendem Aufgabenbezug (bei dem dann ja dann auch vermutlich kein angemessener themenspezifischer Wortschatz verwendet wird) rechtfertigen. Wenn ganze Aufgaben fehlen, mache ich es wie Chilli und kürze quasi die zu erreichenden Punkte anteilig runter. Hier ärgert mich allerdings, dass wir 3 Aufgaben haben, sich aber gar nicht alle Kriterien durch 3 teilen lassen - bleibt am Ende immer ungenau und diskussionsabfällig. Und genau solche Überlegungen machen Sprachfachkorrekturen zeitinzensiv, finde ich.

  • state_of_Trance: In BY gibt es ja noch die Respizienz, wenn wir also einfach die Positivkorrektur weglassen, sieht das die Fachleitung ja. Zwar passiert dann erstmal nichts, sie wird es einem dann sagen, aber jedes Mal wieder und sich auf Dauer dann Ärger einzuhandeln, dazu hat auch keiner Lust... Die respizierten Arbeiten gehen ja dann auch noch weiter zur Schulleitung und wenn dann jedes Mal steht: Lehrerin2007 macht die geforderte Positivkorrektur nicht... na ja.

    An der Positivkorrektur finde ich ansonsten so frustrierend, dass wenige SuS sie überhaupt beachten. Deshalb lasse ich in der Unterstufe eine Korrektur des Textes schreiben und ab der Mittelstufe Fehlerprotokolle anlegen, damit sie gezwungen sind, sich damit nochmal auseinanderzusetzen und ich es nicht ganz umsonst gemacht hab und hoffentlich irgendwas hängen bleibt. Ob es was gebracht hat...? Frage ich mich selbst jedes Mal. Gerade Klasse 9 / Französisch korrigiert und mir die Kopien der Fehlerprotokolle der 1. Schulaufgabe daneben gelegt. Es hat doch tatsächlich keiner die gleichen Fehler gemacht (immerhin!) - dafür 100 andere :)

  • In der Regel. Kann man aber auslegen, dass völlig abstrusen Fällen nichts mehr dazu konstruiert werden muss.

    Genau so mache ich es inzwischen auch. Wenn man korrigiert, wie nahegelegt (mit Positivkorrektur und inhaltlichem Kommentar zu Stärken und Schwächen usw.), dauert es einfach ewig und ich hab beschlossen, dass ich das erst wieder mache, wenn ich einstempeln darf und Zeiterfassung mitläuft 😄

    • Offizieller Beitrag

    Das hat Bolzbold auch schon geschrieben, ich meine dass nirgendwo steht, dass diese EWHs verpflichtend wären.

    Es geht um EWH mit der Ausdifferenzierung der Kriterien wie im Abitur. Diese sind nicht vorgeschrieben. Der Rest steht in den Kernlehrplänen und ist ja auch stimmig. Da kann ich auch die Kriterien stärker zusammenfassen und "Pi mal Daumen" auf der Basis meiner Einschätzung die Punkte geben.

    Ich habe bisher alle meine EWH auf dem Level der Abiturklausuren erstellt, was in der Tat Arbeit war. Gleichzeitig ersparte mir das jegliche Notendiskussion, weil die SuS' sich seltenst die Mühe gemacht haben, ihre Klausur mit dem EWH durchzugehen. Mit jetzt zwei Schulwechseln profitiere ich von der Wiederverwertbarkeit.

  • Genau so mache ich es inzwischen auch. Wenn man korrigiert, wie nahegelegt (mit Positivkorrektur und inhaltlichem Kommentar zu Stärken und Schwächen usw.), dauert es einfach ewig und ich hab beschlossen, dass ich das erst wieder mache, wenn ich einstempeln darf und Zeiterfassung mitläuft 😄

    Du hast ja den besseren Vergleich. Ich meine, dass das, was den Kollegen in Deutsch und Englisch am WBK zugemutet wird, nochmal eine Ecke krasser ist, als an üblichen Gymnasien. Dank der sinkenden Schülerzahlen ist das Korrekturvolumen sicherlich geringer, aber jede einzelne Klausur dauert im Schnitt länger.

  • Aus Interesse: Wir hatten kürzlich den Fall, dass eine (unglaublich problematische) Schülerin in gutem Englischen totalen, sich wiederholenden, ausgedachten Schwachsinn geschrieben hat. Ich kenne es so, dass man in solchem Fall auch die Darstellungsleistung abwerten muss, aber das gab heftige Diskussionen.

    Das wären beispielsweise bei uns an der Realschule in den Prüfungen (und damit natürlich auch davor, spätestens in 9/10) komplett null Punkte, da ohne Bezug zur Aufgabenstellung das Thema einfach komplett verfehlt wurde. Sprachliche Richtigkeit alleine gibt spätestens in den Prüfungen (und damit auch spätestens in Klassenstufen 10) keinerlei Teilpunkte mehr bei Freitextaufgaben, in denen es völlig klar nicht um isolierte Grammatik/ Satzbau oder Lexik geht. Das ist durch das Land entsprechend vorgegeben in den Fremdsprachen (in BW).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Du hast ja den besseren Vergleich. Ich meine, dass das, was den Kollegen in Deutsch und Englisch am WBK zugemutet wird, nochmal eine Ecke krasser ist, als an üblichen Gymnasien. Dank der sinkenden Schülerzahlen ist das Korrekturvolumen sicherlich geringer, aber jede einzelne Klausur dauert im Schnitt länger.

    Das Leistungsspektrum ist breiter und man hat halt immer wieder Leute mit Migrationsgeschichte, die nie Englisch hatten und wenig Land sehen. Diese Gruppe mal ausgeklammert, finde ich den Unterschied zu meinem letzten Gymnasium mit sehr niedrigem Niveau gar nicht unbedingt groß bzw. nehme teilweise gar keinen wahr. Dafür hatte ich am anderen Ende des Spektrums bisher in allen Kursen immer auch einzelne extrem gute Leute, die lange im Ausland oder Muttersprachler und sprachlich extrem fit waren. Hält sich im Mittel insgesamt die Waage, würde ich sagen.

    Viel viel schlimmer finde ich die Klausuren in Geo, denn die sind sprachlich einfach so unfassbar schlecht (egal ob deutsche Muttersprachler oder nicht), dass die Sachverhalte oft komplett unzureichend oder (so wie hingeschrieben) fehlerhaft dargestellt sind (obwohl es vermutlich anders/richtig gemeint ist). Auch das war am Gymnasium schon oft so, hat hier aber nochmal eine komplett neue Qualität bekommen.

  • Ich kenne übrigens keinen anderen Beruf, wo sich die Leute immer wieder einreden müssen, dass sie ihn ja lieben würden.

    "Liebe" ist natürlich ein großes Wort, trotzdem: Ich glaube nicht, dass die meisten sich das "einreden" müssen. Anscheinend kennst du nur wenig Leute, die in "anderen" Berufen arbeiten und diesen lieben.

  • "Liebe" ist natürlich ein großes Wort, trotzdem: Ich glaube nicht, dass die meisten sich das "einreden" müssen. Anscheinend kennst du nur wenig Leute, die in "anderen" Berufen arbeiten und diesen lieben.

    Ich finde es verstörend, einen Beruf zu lieben. Vielleicht im sehr seltenen Fall, dass man sein "Hobby zum Beruf gemacht hat".

  • Ich kenne übrigens keinen anderen Beruf, wo sich die Leute immer wieder einreden müssen, dass sie ihn ja lieben würden.

    Ich bin sehr sehr gerne Lehrer und freue mich fast jeden Tag auf die Arbeit. Ich bin auch liebend gerne Klassenlehrer, was sich viele ja gar nicht so vorstellen können. Ich würde nicht in einem anderen Beruf arbeiten wollen.

    • Offizieller Beitrag

    Er schrieb ja schon, dass er es verstörend findet, seinen Beruf zu lieben.

    Hm, ich denke, dass kann ganz maßgeblich zur Berufzufriedenheit beitragen, wenn der Beruf einem so gut gefällt.

    Und es wird state nicht überraschen, wenn ich schreibe: ich liebe meinen Beruf. 😉


    Nein, aber Leute die nicht augenblicklich ihre Arbeit niederlegen würden, egal welche, wenn sie finanziell nicht darauf angewiesen sind, irritieren mich

    Warum sollte man das tun, wenn einem der Beruf Spaß macht.

  • Diese Krankheit des Berufs "liebens" scheint unter Lehrkräften sehr stark ausgeprägt zu sein. Da kenne ich aber in anderen Berufsfeldern keinen, der nicht sofort aufhören würde.

    Ich finde meinen Beruf unter der Prämisse, dass die Besoldung nicht einfach so überwiesen wird, okay. Ich hänge aber sicherlich nicht an ihm. Ein Bürojob ohne Kundenkontakt für A14 wäre mir lieber. Aber auch an dem würde ich nicht hängen. Ich brauche keine Arbeit.

    • Offizieller Beitrag

    Ich brauche keine Arbeit.

    Ok, verstehe.

    Ist es denn für Dich nachvollziehbar, dass es Menschen gibt, die Sinn in ihrer Arbeit sehen und darin Zufriedenheit oder gar Erfüllung finden?

    Unsere Urzeit-Vorfahren haben sicherlich auch keine Arbeit "gebraucht" - sie haben aber deren Notwendigkeit erkannt.

  • Ok, verstehe.

    Ist es denn für Dich nachvollziehbar, dass es Menschen gibt, die Sinn in ihrer Arbeit sehen und darin Zufriedenheit oder gar Erfüllung finden?

    Sinn, ja. Den sehe ich auch.

    Zufriedenheit sehe ich eher auf dem Kontoauszug, mit Erfüllung hat Arbeit für mich aber so gar nix zu tun.

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