Deutsche Auslandsschule Rückkehr

  • Hallo zusammen,


    ich bin Lehrer an einer Gesamtschule in NRW (Sek II) und wurde vor Kurzem auf Lebenszeit verbeamtet. Derzeit spiele ich mit dem Gedanken, für einige Jahre als ADLK an eine Deutsche Auslandsschule zu gehen. Mich reizt die Erfahrung sehr, gleichzeitig fühle ich mich an meiner jetzigen Schule extrem wohl – sowohl fachlich als auch menschlich passt es einfach.

    Nun frage ich mich, wie NRW mit der Rückkehr aus dem Auslandsschuldienst umgeht. Besteht die Möglichkeit, wieder an meine bisherige Schule zurückzukehren, oder ist das eher unwahrscheinlich? Ich weiß, dass ADLK-Stellen in der Regel mit einer Beurlaubung verbunden sind und keine Versetzung darstellen, aber mich interessiert, wie das in der Praxis läuft. Gibt es Erfahrungswerte, ob eine Rückkehr an die alte Schule klappt oder man meist woanders eingesetzt wird?

    Ich freue mich über Rückmeldungen von Kolleginnen und Kollegen, die diesen Weg schon gegangen sind oder etwas dazu sagen können! (Gerne auch allgemeines Feedback zu Erfahrungen an DAS.)

  • Hey,

    ein guter Freund von mir ist bereits das zweite Mal als ADLK unterwegs, daher kenne ich mich ein bisschen aus. Grundsätzlich ist es eine Beurlaubung in den Auslandsschuldienst. Man bleibt der Schule in Deutschland von der man kommt zunächst mal zugeordnet. ABER: Wenn man zurückkehrt, hat man kein Anrecht wieder an dieser Schule aufgenommen zu werden. Wenn sie natürlich zufällig Bedarf an deinen Fächern haben, klar, dann kannst du zurück. Wenn nicht, wirst du an eine andere Schule geschickt. Und zwar wirklich geschickt. Groß Auswahl hast du nicht.

    Wie du es vielleicht ein bisschen steuern kannst: Man muss ja mind. 3 Jahre machen und kann dann einmal für weitere drei Jahre verlängern und dann nochmal um zwei Jahre verlängern. Du könntest vor jeder Verlängerung anfragen, wie es ausschaut an deiner alten Schule. Wenn sie dich nicht brauchen, verlängerst du halt nochmal. Wenn sie dich brauchen können, gehst du zurück.

    Bei meinem Freund hat es damals nicht geklappt, dass er an seine alte Schule zurück kann. Er sollte dann an eine Schule, die mehr als eine Stunde Fahrtzeit von seinem Wohnort entfernt ist. Er ist da auf die Barrikaden gegangen, weil das einfach mit seinem Privatleben nicht vereinbar war. Er ist dann an eine "nähere" Schule gekommen mit ca. 40 Minuten Fahrtzeit einfache Strecke.

    Ich hatte auch mal mit dem Gedanken gespielt, ADLK zu machen, hab's dann aber aus diversen Gründen verworfen. Ein Grund war auch, dass es unklar war, an welche Schule ich danach komme.

  • Ein Bekannter, Gymnasiallehrer, war mit der Familie 3 Jahre in Südamerika im Auslandsschuldienst und die Rückkehr an die alte Schule hat problemlos funktioniert.

  • Ich hatte ein paar Kollegen die drei Jahre und länger raus waren. Meine Beobachtung war, dass die bei der Rückkehr doch etwas gefremdelt haben, weil sich in der Zeit viel tut und man aus allem raus ist.

    Ich glaube, dass die Erwartung nahtlos wieder in die alte Position zurückzukehren eine Illusion ist. Wenn man dann eh einen kleinen Neuanfang macht, stellt sich die Frage, ob das wirklich so viel anders ist, als irgendwo einen kompletten zu machen. Bei letzterem hat man selbst zumindest keine enttäuschten Erwartungen.

  • Grundsätzlich macht es Sinn, solche Fragen im Vorfeld mit der Schulleitung zu klären. Die Schulleitung besetzt ja während der Abwesenheit und wenn klar ist, dass da ein Kollege wieder an die Schule zurückkehren soll, dann kann man das natürlich entsprechend steuern, zumindest im Rahmen.
    Und dann sollte man natürlich, wenn man die Rückkehr an die eigene Schule plant, auch während des Einsatzes den Kontakt zur Schule halten.

    Gleichwohl gilt aber auch das:

    Ich glaube, dass die Erwartung nahtlos wieder in die alte Position zurückzukehren eine Illusion ist. Wenn man dann eh einen kleinen Neuanfang macht, stellt sich die Frage, ob das wirklich so viel anders ist, als irgendwo einen kompletten zu machen.

    Es ist tatsächlich die Frage, ob man das dann nach drei oder sechs Jahren (- die Option, acht Jahre zu bleiben, steht nur Funktionsträgern offen, obwohl wohl der Trend dahin geht, ADLKs verstärkt mit Funktionen zu betrauen -) auch immer noch möchte. Die Welt dreht sich weiter, man hat sich selbst weiterentwickelt und an der Stammschule ist es auch weitergegangen. Für viele Auslandsdienstlehrkräfte fühlt sich eine Rückkehr an die alte Schule als Rückschritt an. In der Tat versuchen nicht wenige ADLKs bei der Rückkehr direkt in Funktion zu kommen, was natürlich auch nicht immer klappt - schon gar nicht an der Stammschule.

  • Danke euch für die Rückmeldungen – da sind hilfreiche Gedanken dabei, die mir bei der Abwägung helfen. Ich kann das alles gut nachvollziehen. Noch bin ich relativ neu im Dienst – kein „alter Hase“ – deshalb wäre ein Tapetenwechsel nach ein paar Jahren Ausland wahrscheinlich kein riesiger Bruch. Trotzdem: Mein aktuelles Kollegium ist wirklich top – jung, motiviert, engagiert – da würde es mir schon schwerfallen, das einfach hinter mir zu lassen.

    Dass es keine Garantie für eine Rückkehr an die Stammschule gibt, ist mir (nun) bewusst. Die Sorge, nachher an einer Schule zu landen, an der man sich nicht wohlfühlt, bleibt natürlich. Ich werde auf jeden Fall das Gespräch mit der Schulleitung suchen, aber wohl erst im neuen Schuljahr. Bis dahin nehme ich eure Erfahrungen mit in meine Überlegungen – danke nochmal!

    Vielleicht spielt mir auch in die Karten, dass ich zwar eine eher gängige Fächerkombination habe, die grundsätzlich gut abgedeckt ist (d. h. ich also entbehrlich wäre) – durch einen zusätzlichen Zertifikatskurs aber auch ein Fach unterrichten kann, in dem der Bedarf perspektivisch eher steigen dürfte und für das es vermutlich keine Überversorgung geben wird (und ich somit ggf. wieder an die Stammschule zurückkehren könnte). Naja, abwarten und Tee trinken…

  • Mein aktuelles Kollegium ist wirklich top – jung, motiviert, engagiert – da würde es mir schon schwerfallen, das einfach hinter mir zu lassen.

    Bedenke aber du bist mind. 3 Jahre weg.

    In der Zeit wird sich in deiner Schule auch einiges verändert. Kollegen werden versetzt, schwanger, gehen in Elternzeit, priorisieren ihr Leben anders, die Schulleitung kann teilweise oder komplett wechseln ...

    Oder bleiben genau gleich und du veränderst dich.

    Von daher mach dir nicht zu viele Gedanken darüber, wie die Rückkehr ist, da kann so vieles passieren, was du jetzt noch nicht abschätzen kannst.

  • ...Noch bin ich relativ neu im Dienst – kein „alter Hase“ – deshalb wäre ein Tapetenwechsel nach ein paar Jahren Ausland wahrscheinlich kein riesiger Bruch. Trotzdem: Mein aktuelles Kollegium ist wirklich top – jung, motiviert, engagiert – da würde es mir schon schwerfallen, das einfach hinter mir zu lassen.

    ...

    Was dir mehrere versucht haben zu sagen, denke ich: du wirst dich verändern und dein Kollegium wird sich verändern. Was dann sein wird, was du wollen und brauchen wirst, kannst du jetzt noch nicht abschätzen.

  • Danke, danke! Und eben weil ich nicht weiß, wie es in der Zukunft sein wird, kann ich ja nur meine aktuellen Gedanken/Zweifel äußern. Deshalb bin ich über jede Antwort von euch dankbar 😉

    Nach intensiven Austausch mit meiner besseren Hälfte sind wir aber zu dem Schluss gekommen, dass die Aspekte, die für das zeitliche Emigrieren sprechen, überwiegen - Stand jetzt.

    Noch eine andere Frage: Bei der Bewerbung muss der offizielle Dienstweg eingehalten werden - sprich die Unterlagen sind über die Schulleitung einzureichen. Muss diese auch ihr Go geben oder wird das von anderer Stelle entschieden und die Schulleitung hat das hinzunehmen?

  • Die Details hängen vom Bundesland ab, aber ja, die Schulleitung wird sicherlich in irgendeiner Form Stellung nehmen.
    In vielen Bundesländern ist dann eine dienstliche Beurteilung nötig, die ja auch der Schulleiter erstellt. Eine übergeordnete Dienststelle wird dann entscheiden, ob du die Freigabe für den Auslandsschuldienst bekommst. Die Bundesländer haben sich verpflichtet, jedes Jahr eine bestimmte Anzahl an Freigabeerklärungen auszustellen, obwohl sie das eigentlich über nicht (mehr) wollen. Sie werden also vermutlich nur die Mindestanzahl an Freigaben ausgeben. Die Freigabe ist zeitlich begrenzt, ich meine in der Regel vier Jahre. Sie kann auch jederzeit einseitig vom Dienstherrn widerrufen werden.

    Erst wenn du die Freigabe durch dein Bundesland hast, geht deine Bewerbung ans die ZfA nach Köln. Dort wird sie geprüft und wenn du für gut genug befunden wirst, wirst du dort in eine Datenbank eingepflegt, auf die die Schulleiter der Auslandsschulen Zugriff haben. Sie kommen dann auf dich zu und machen dir Angebote. Hier gibt es gewisse Vorgaben, wie oft man ablehnen kann, ohne für eine bestimmte Zeit gesperrt zu werden. In der Realität war es aber zumindest früher so, dass Schulleiter erstmal formlose Emails geschrieben haben, um das grundsätzliche Interesse abzuklären, so dass Ablehnungen auf dieser Stufe keine Auswirkungen haben. Ich meine, ich hätte damals kein einziges formales Angebot bekommen, ohne dass vorher ein intensiver informeller Austausch mit der Schule stattgefunden hätte.

    Es ist ein langer Prozess. Erkundige dich über den genauen Verlauf für dein Bundesland. Manche Bundesländer haben Bewerbungsfristen (in Bayern war das früher der 1.2. jeden Jahres, alles was danach eintraf wurde erst im Folgejahr geprüft), andere Bundesländer haben Wartelisten etc. Und stell dich darauf ein, dass es durchaus ein paar Jahre dauern kann, bis du deine erste Unterrichtsstunde im Ausland hältst, und dass die Wahrscheinlichkeit, genau dorthin zu kommen, wo du hinwillst, relativ gering - wenn auch nicht ausgeschlossen - ist.

  • Das stimmt, bedeutet aber nicht, dass es keine ADLK- oder BPLK-Stellen mehr gibt. Bei mir selbst und einer anderen Kollegin sind weniger als 6 Monate zwischen Aufnahme in die Kartei und erster Unterrichtsstunde an der Auslandsschule vergangen.

    Einige Kollegen konnten bei ihrer Rückkehr nach Deutschland zurück an ihre alte Schule, andere nicht. Ich konnte nicht zurück, bin aber inzwischen nicht mehr traurig darüber. Die neue Schule ist sogar noch näher an meinem Wohnort in D.

    Es fügt sich irgendwie alles.

  • Die Reduzierung der ADLK-Stellen führt häufig (- nicht immer -) dazu, dass die ADLKs an den Auslandsschulen für Funktionen vorgesehen sind. Entsprechend haben die Schulen hier ein Interesse daran, erfahrene Kollegen zu bekommen, nicht unbedingt Berufsanfänger, die gerade mal die Mindestzeit nach Lebenszeitverbeamtung hinter sich gebracht haben.

    In der Praxis mag dieser Wunsch natürlich hinter anderen Sachzwängen zurückgestellt werden: Lehrermangel, Fächerbedarf etc., aber man sollte es auf dem Radar haben.

  • Ich war für eine längere Zeit in China und bin bald wieder dort. Es war eine wunderbare Zeit und ich kann es kaum erwarten, wieder dort zu sein. Du schreibst ja schon von einem Tapetenwechsel, definitiv das ist es auch, vor allem , wenn man sich für Länder außerhalb der westlichen Welt entscheidet. Ich hatte vor sieben Jahren die Wahl zwischen China, Äthiopien und Iran. Damals konnte man noch Regionen ausschließen, so waren bei mir Nordamerika und Europa sofort gestrichen. Auch heute kann man noch aus einer Auswahl eine Entscheidung treffen. Man muss sich eben auf verschiedene Länder einstellen können. Aber du wirst es lieben!

  • Kollegen aus dem allgemeinen Schulwesen haben natürlich wesentlich mehr Auswahl.

    Wir aus dem beruflichen Schulwesen sind da auf wenige Schulen konzentriert. Und da ist die Beschränkung von ADLK Stellen natürlich entscheidend.

    Mit Familie käme es mir niemals in den Sinn als OLK oder BPLK ins Ausland zu gehen. Das wäre finanziell absolut katastrophal.

  • Für BPLKs kommt zu dem von Deutschland bezahlten Gehalt noch das Ortsgehalt dazu. Damit soll die Lücke zur ADLK-Besoldung ja zumindest teilweise geschlossen werden. Je nach Schulort reicht dieses zusätzliche Ortsgehalt von Taschengeld bis zu einem 4-stelligen Betrag.

    Des Weiteren gibt es Länder, in denen sogar das OLK-Gehalt ansehnlich ist, in einigen wenigen sogar vergleichbar mit einem ADLK-Gehalt. Trotzdem hast du Recht: In den meisten Fällen ist es keine gute Idee, mit Familie als OLK ins Ausland zu gehen.

    Als BPLK habe ich es mit Familie gemacht und es war sicherlich keine "finanzielle Katastrophe". In Summe war das Gehalt höher als bei einer A13-Stelle in Deutschland. Eventuell kann aber der Partner nicht arbeiten oder nur wenig/unter erschwerten Bedingungen, das ist richtig. Da fällt dann unter Umständen ein Gehalt weg, was ja für ADLKs zum Teil ausgeglichen wird. Dessen muss man sich bewusst sein.

    Je nachdem, in welchem Land man sich befindet, können aber auch die Lebenshaltungskosten deutlich geringer sein als in Deutschland, sodass man auch als BPLK wie ein Krösus leben kann. Wenn Geld die Hauptmotivation für den Auslandseinsatz ist, sollte man aber freilich auf eine ADLK-Stelle abzielen.

  • Finanzielle Nachteile werde ich niemals akzeptieren, wenn ich mir schon die Mühe mache mit der Familie um den halben Globus zu ziehen.

    In der Privatwirtschaft würde man den Chef auslachen, wenn man für weniger Geld eine Stelle im Ausland antreten soll.


    Warum machen das Lehrer mit sich?

  • Manche Gründe sind vorher schon klar, manche Gründe werden erst beim oder nach dem Auslandsaufenthalt klar. Und ich glaube, die Gründe sind so vielfältig wie die Lehrkräfte, die ins Ausland gehen. Ich kann also nur für mich sprechen:

    • Erweiterung des geistigen Horizonts: neue Kultur, neues Land, neue Sprache
    • die eigenen Kinder wachsen mehrsprachig auf
    • respektvolle, höfliche Schüler in kleinen Klassen
    • deutlich größere Anerkennung des Lehrerberufs im Ausland
    • freundschaftliche, teils familiäre Umgangsformen
    • kurzer Dienstweg und genug Geld vorhanden für besondere Anschaffungen und Aktionen
    • mehr Gehalt als in Deutschland (ADLK, oft auch BPLK)
    • größere Kaufkraft als in Deutschland, verbunden mit höherem sozialen Status und anderen Annehmlichkeiten
    • Urlaub dort machen, wo man sonst nicht einfach so mal hinkommt

    Vielleicht am wichtigsten: Das eigene Fernweh wird für einen Moment gestillt. Wer das nicht spürt, sollte es lieber bleiben lassen.

  • Kommt auf das Land an. Es gibt Grpnde warum Zuschläge für gewisse Ländern gezahlt werden. Das wiederum kann mancherorts auch die Wohn-/Reisefreiheit einschränken. Insbesondere mit Familie wird man nur in bestimmten Gegenden wohnen und auch entsprechend unterwegs sein.

    Aber wer das finanzielle ausblenden kann, der kann da sicherlich viel Spaß haben.

  • Vielen Dank für die ganzen Anregungen :)


    Ich versuche, die (über)nächste "Einladung zu Information und Austausch digital" mitzumachen - vielleicht erfährt man dort auch ein paar neue Dinge. Leider ist die kommende Veranstaltung in drei Wochen bereits ausgebucht.

    Tatsächlich wäre der Teheran/Iran bis vor zwei Wochen auch noch eines meiner Wunschziele gewesen, da ich schon öfters das Land und die Leute besucht habe und absolut begeistert war. Aber bei der aktuellen Situation wird das wohl nichts...

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