Partner macht mir Vorhaltungen kurz vor der UPP

  • Liebes Forum,


    ich wollte mich nur kurz ausheulen. Ich bin Quereinsteigerin und stehe kurz vor meiner UPP. Ich habe ein Baby zuhause und mein Mann ist in Elternzeit. Die Zeit ist richtig hart und ich habe große Angst zu versagen. Ich habe beruflich keine Alternative mehr, die höher als der Mindestlohnsektor liegen würde mit meinem Studium und meinem Alter. Mein Fokus die letzten Wochen lag klar auf meinem Ref, auch wenn ich die Kleine nachts zum Stillen noch habe. Jetzt ein paar Tage vor der UPP wirft er mir vor, dass ich ihn nie miteinbeziehe, vor vollendete Tatsachen stellen und nur Arbeit kenne, fast manisch meint er. Das stimmt auch , ich arbeite teils bis 2 Uhr nachts, aber das ist auch super wichtig für mich und ich kann nicht verstehen, wie er mir das kurz vor der Prüfung antun kann und kein Verständnis zeigt. Jetzt redet er mit mir nicht mehr oder nur das nötigste oder es kommt wieder zum Streit. Ich bin nur voller Panik, Schmerz und Verzweiflung.

  • Das klingt nach einer verfahrenen Situation.

    Gibt es die Möglichkeit, dass eine andere Person das Baby für ein paar Stunden nimmt und du und dein Mann euch einmal in Ruhe aussprecht.

    So wie die Situation jetzt ist, kann es nicht bleiben. Jeder von euch ist unzufrieden und arbeiten kannst du so auch nicht sinnvoll.

  • Wie schade, dass er nicht erkennen kann, dass diese Zeit einfach sehr herausfordernd ist. Und vor allem: dass es bald geschafft ist!
    Das trägt doch sich zur Finanzierung der kleinen Familie bei und ist dementsprechend wichtig. Eine Investition in die Zukunft.

    Ich schließe mich Milk&Sugar an: sprecht euch mal aus

    Und denk dabei auch daran, was erfahrene Lehrpersonen hier sagen: es wird besser! Das kannst du ihm auch noch mitgeben.

  • Wie schade, dass er nicht erkennen kann, dass diese Zeit einfach sehr herausfordernd ist. Und vor allem: dass es bald geschafft ist!
    Das trägt doch sich zur Finanzierung der kleinen Familie bei und ist dementsprechend wichtig. Eine Investition in die Zukunft.

    Das ist für Außenstehende auch nicht gut zu verstehen. Ich kann die Reaktion, gerade vor der Prüfung schon verstehen. So einen Zirkus gibt es woanders nicht.

  • Das ist für Außenstehende auch nicht gut zu verstehen. Ich kann die Reaktion, gerade vor der Prüfung schon verstehen. So einen Zirkus gibt es woanders nicht.

    Aber auch in anderen Berufen/Ausbildungen gibt es die Abschlussphase mit Prüfungen, die extrem anstrengend sein können.

    Aber das hilft der TE gerade nicht weiter.

    Wie lange geht denn eure Situation noch? Wann ist deine Ausbildung fertig?

    Liebe TE, diese Phase geht vorbei und sobald du im Beruf angekommen bist, wird es wahrscheinlich auch besser.

    Es klingt aber so, als würde bei euch gerade viel aufeinander treffen. Dein Mann ist es vielleicht nicht gewohnt nicht für Lohn zu arbeiten und die Umstellung auf Hausarbeit braucht seine Zeit. Gleichzeitig bist du wenig verfügbar und wahrscheinlich auch mit den Gedanken oft woanders. Jede Veränderung braucht seine Zeit, bis sich eine Familie neu aufgestellt und strukturiert hat. Das gelingt nur, indem man die einzelnen Bereiche benennt, Zuständigkeitwn festlegt und auch feste Zeiten für bestimmte Dinge einplant.

  • Das ist für Außenstehende auch nicht gut zu verstehen. Ich kann die Reaktion, gerade vor der Prüfung schon verstehen. So einen Zirkus gibt es woanders nicht.

    Muss man ja auch nicht. Es reicht, wenn man diese Phase gemeinsam durchsteht. Ist doch absehbar.

    Das was der Mann der TE hier erlebt, ist übrigens Alltag bei ganz vielen Frauen, die ein Kind bekommen und zuhause sind. Nur dass diese Phase manchmal eben nicht nur eine Phase ist, sondern von Dauer. Ich kann das daher auch ein Stück weit verstehen.

  • Mache dir jetzt keinen Kopf um deinen Mann. Du hast Prüfung, du ziehst das jetzt durch und dann hast du in Bälde einen gut bezahlten Job, der es dir immer ermöglichen wird, auf eigenen Beinen zu stehen. Nachts ein Kind zu stillen und nebenher das Ref zu stemmen, hätte höchsten Respekt verdient und da braucht es keinen Partner, der einem mehr im Weg steht als zu unterstützen.

    Aber ich würde auch überlegen, ob dein Mann nicht auch ein bisschen Recht hat. Bis 2 Uhr nachts vorzubereiten ist nicht gesund und auch unnötig. Lehrer werden überall gebraucht und du wirst nicht durchfallen. Noten sind nebensächlich, du wirst eine Stelle sicher bekommen.

  • Vielen vielen lieben Dank für die vielen schnellen Antworten! Das tut wirklich gut!

    Das mit dem Aussprechen habe ich heute Morgen probiert und bin gescheitert. Im Moment ist er stur (aus Selbstschutz?) und leider steht bei uns gerade auch noch ein Umzug an. Ich beteilige mich daran aber erst, wenn mein Examen durch ist. Das war auch so abgesprochen. Er spricht mit mir über das Kind und nötiges, aber eben nichts liebevolles und baut weiter Möbel ab und packt. (Der Umzug war leider nicht zu verschieben)

    Ich versuche es wie gingergirl schrieb jetzt. Ihn soweit wie möglich auch zu ignorieren und mich immer wieder an meinem kleinen Schatz zu erfreuen. Ich hoffe nur du hast recht und ich schaffe es. Die Stelle habe ich ja schon an der Schule. In meinem Fach herrscht da ja ein großer Mangel. Allerdings dürfte die Prüfer nicht interessieren, ob das Land Lehrer braucht. Ich hoffe auch auf meinen Fachleiter, bei dem ich vermute, dass er sich für mich einsetzen wird. Problematisch ist vielleicht nur noch, dass die anderen Prüfer vom Gymnasium kommen und ich an einer Brennpunktschule komme, umso wichtiger ist mein Fachleiter, der Entwurf und die Aussagen meines ABAs an dem Tag.

    Danke euch!

  • Montag. Ich mache wegen meiner Elternzeit meine UPP außer der Reihe.

    Das ist zum Glück absehbar. Dann konzentrier dich jetzt so gut wie möglich auf die Vorbereitung für Montag, denk daran, dass Pausen zu machen ebenfalls Teil deiner Vorbereitung ist (Spaziergang mit dem Kind? Deinem Partner und dir einen schönen Kaffee/ Tee/ Eistee/… machen und den einfach ohne zu reden miteinander teilen?) und lass deinem Partner die Zeit, die er gerade braucht, ehe er reden kann/ will. Das ist für euch beide gerade eine extreme Zeit mit Ref, Umzug, Kleinkind und ihr seid vermutlich beide zum Ende des Refs gerade ziemlich am Anschlag.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Montag. Ich mache wegen meiner Elternzeit meine UPP außer der Reihe.

    Ok, dann Augen zu und durch. Das ist ja wirklich absehbar. Und danach solltest Du

    1. das Gespräch mit Deinem Partner suchen

    2. Deine Arbeitsweise an die wöchentlich Arbeitszeit anpassen (41/46 oder mehr Stunden, je nach Schulart und was Du in den Ferien machst)

    Ich wünsche Dir viel Erfolg. Ich frage mich heute auch, wie ich das geschafft hab. Das war ein Stresstest, den ich danach nie wieder so hatte.

  • Muss man ja auch nicht. Es reicht, wenn man diese Phase gemeinsam durchsteht. Ist doch absehbar.

    Das was der Mann der TE hier erlebt, ist übrigens Alltag bei ganz vielen Frauen, die ein Kind bekommen und zuhause sind. Nur dass diese Phase manchmal eben nicht nur eine Phase ist, sondern von Dauer. Ich kann das daher auch ein Stück weit verstehen.

    Alles richtig. Ich finde die Reaktion auch nicht gut, weil es die Prüfungssituation nur verschlimmert. Ein Gespräch ist hier auf jeden Fall wichtig.

  • Das ist für euch beide gerade eine extreme Zeit mit Ref, Umzug, Kleinkind und ihr seid vermutlich beide zum Ende des Refs gerade ziemlich am Anschlag.

    Das halte ich von allen guten Ratschlägen hier vielleicht für die wichtigste Erkenntnis. Ja, das Timing deines Partners für die Vorhaltungen ist denkbar ungünstig, aber vielleicht kannst du versuchen, es genau so zu sehen, wie CDL das beschreibt, um nicht andersherum jetzt Ressentiment gegen ihn zu entwickeln und die Fronten gerade jetzt zu verhärten, wo ihr ja nach den nächsten maximal stressigen Tagen mit Prüfung und Umzug ja vielleicht eine wirklich schöne Zeit als Familie haben könnt, mit dem Erfolgserlebnis der erfolgreich abgeschlossenen Prüfungen, mit dem Neustart in einer vermutlich schönen Wohnung etc.

  • Ich habe damals mein Ref mit zwei kleinen Kindern (3 und 6) absolviert, mein Mann in Vollzeit. Da hat es auch öfter gekracht, weil er sich nicht vorstellen könnte, dass man als Lehrer wirklich so viel arbeiten muss. Aber: die Familie hat mir auch geholfen, irgendwann aufzuhören mit der Vorbereitung.

    Was auch geholfen hat, war, meinen Mann mit einzubeziehen in einigen Fragen.

    Das hilft dir momentan natürlich nicht, du hast am Montag deine Prüfung. Ich rate dir: bereite die Stunde fertig vor und mach dann nichts mehr daran. Vielleicht lenkt dich a bissle Zeug sortieren für den Umzug auch ab.

    Ihr werdet reden müssen. Er fühlt sich offenbar übersehen. Oder ihm ist alles zu viel?

    Ich würde da eine Ansprache halten zum Thema, dass jeder zum Prosperieren der Familie beiträgt und alle zusammenstehen müssen, wenn es eng wird. Ob dein Mann das verträgt, weiß ich aber nicht.

    Übrigens: es gibt auch als fertiger Lehrer Zeiten, in denen alles liegen bleibt, weil man zB in Korrekturen versinkt. Bis heute witzeln meine Männer "Lehrer tun ja nichts".

    Du schaffst das!

  • Ich würde da eine Ansprache halten zum Thema, dass jeder zum Prosperieren der Familie beiträgt und alle zusammenstehen müssen, wenn es eng wird. Ob dein Mann das verträgt, weiß ich aber nicht.

    Oder, sie führen anstelle sich gegenseitig Reden zu halten und sich schulmeistern zu wollen am Ende, also nach der UPP und vielleicht auch nach dem Umzug, was beides extrem viel zusätzlichen Stress verursacht, ein ruhiges Gespräch auf Augenhöhe, mit Zeit und Raum sich tatsächlich gegenseitig zuzuhören.

    Der Mann ist gerade in Elternzeit und organisiert den Umzug hauptsächlich alleine, er weiß also, dass man in einer Familie zusammenstehen muss, lebt das offensichtlich auch und trägt seinen Teil zum „Prosperieren der Familie“ bei.

    Ich- Botschaften, um eigene Belastungen und Grenzen oder auch Wünsche deutlich anzusprechen scheinen mir irgendwie konstruktiver als ein einseitiger Vortrag übers Prosperieren der Familie, den der Mann gefälligst schlucken soll, vor allem wenn sich am Ende gegenseitig zugehört wird und die Belastungen des Gegenübers wo sie angemessen sind auch ernstgenommen werden, so dass ein lösungsorientiertes Gespräch entstehen kann.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

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