Sitzenbleiben / Klasse wiederholen in der Grundschule

  • Das stimmt... Trotzdem versuchen immer wieder Eltern auf diesem Wege eine reine Gymnasialempfehlung zu erhalten und damit bessere Chancen am Gymnasium ihrer Wahl.

    In Ausnahmefällen ermöglichen wir einen Rücktritt in Klasse 4, aber wenn es diese Gründe sind, dann eben nicht.

  • Ich bin soooo froh, dass wir keine verbindlichen Empfehlungen geben müssen, dass wir mit den Eltern reden können und in den vergangenen Jahren immer nur Einzelfälle waren, die davon unbedingt abweichen wollten (und anschließend oft noch gewechselt sind).

  • Ich vermute, dass schon im Kindergarten/bei der Vorschuluntersuchung auffällig war, wer in der Schuleingangsphase Probleme hat- bei der Diagnostik im Förderbedarf Lernen sieht man es jedenfalls bereits an den Amtsarztberichten.

    Auch diese Vermutung kann ich gar nicht bestätigen, mal abgesehen, dass bei uns viele Kinder gar nicht im Kindergarten waren und nicht auffällig in der Schuluntersuchung waren, gibt es soviele Sachen, die dafür sorgen, dass sie eben manche Sachen zu dem Zeitpunkt nicht können, ohne das man das vorher sieht und auch ohne das ein wiederholen sinnvoll wäre, wobei ja immer noch die Frage bleibt, wie lässt man wiederholen, einfach von vorne anfangen (solch einen Unsinn gibt es glücklicher Weise bei uns nicht, da lernt jeder in seinem Tempo in der Regel und braucht dann einfach länger, muss aber das, was er schon kann, nicht noch einmal machen).

    Es hat sich in den letzten Jahren viel entwickelt, aber die Unterstützungssysteme sind nicht überall gut aufgestellt.

    Genau, ich habe hier auch ein Beispiel, mein Kind konnte nach der 1. Klasse nicht wirklich lesen, die Sonderpädagogin (wo auch immer sie den Titel gewonnen hat), war der Meinung, dass er die 1. Klasse noch einmal wiederholen sollte, einfach alles noch einmal von vorne. Gesprächsprotokoll war vor dem Gespräch schon geschrieben, wir sollten es nur noch unterschreiben und taten es glücklicher Weise nicht, denn unter den Voraussetzungen hätte mein Kind mit seiner LRS wohl nie lesen gelernt. Er hat nicht wiederholt, hat keine Klasse zweimal gemacht usw. und kann heute mit entsprechender Förderung (und das war keine kostenpflichtige usw.) das wichtigste lesen, hat immer noch einen Nachteilsausgleich und nach langem Kampf keine Lesenoten in Klasse 5 und wir vermutlich eine Gymnasialempfehlung erhalten und diese auftretenden Probleme hat man nicht im Kindergarten gemerkt, die hat die Schule auch nicht wirklich gemerkt, erst mit einem Wink mit dem Zaunpfahl und wir sind immer noch froh da klar gegengesteuert zu haben.

    Übrigens treten in Englisch die Probleme nicht auf z.B.

  • Naja, jetzt bist du halt wieder in einem speziellen Einzelfall, wie sollen wir wissen, warum ein spezifsches Kind Probleme beim Schriftspracherwerb hat und beim Schriftspracherwerb in der Fremdsprache nicht. Vielleicht hatte es zum damaligen Zeitpunkt psychische Belastungen? Vielleicht war der Lehrer in der ersten Klasse schlecht und die Englischlehrerin in der 5. hatte Ahnung von phonematischer Bewusstheit? Vielleicht hat das Kind spezifische Förderung in der Zwischenzeit erhalten? Wie sieht es aus in Mathe? Wenn Kinder wiederholen sollen, haben sie ja nicht nur Probleme beim Lesen, sondern überall, wenn ein Kind spezifische Probleme hat, wird doch jede Lehrkraft hellhörig.

    Außerdem ging es um Pro- und Contra Wiederholen und das siehst du ja dann ähnlich, du hältst Wiederholen nicht für grundsätzlich sinnvoll, was Studien tendenziell bestätigen.

  • Naja, jetzt bist du halt wieder in einem speziellen Einzelfall, wie sollen wir wissen, warum ein spezifsches Kind Probleme beim Schriftspracherwerb hat und beim Schriftspracherwerb in der Fremdsprache nicht.

    Falsch, das ist eben kein Einzelfall, wie wir inzwischen festgestellt haben, sondern bei vielen LRS-Kindern der Fall. Das sie in beidem Probleme haben ist eher die Ausnahme.

    Wenn Kinder wiederholen sollen, haben sie ja nicht nur Probleme beim Lesen, sondern überall, wenn ein Kind spezifische Probleme hat, wird doch jede Lehrkraft hellhörig.

    Leider nicht, das war eben der Knüller bei dem ganzen, es waren ja Jahrgangsübergreifende Klassen und obwohl er im 1. Schuljahr bereits z.T. die Aufgaben der 2. Klasse in Mathe lösen sollte, sollte er aber komplett wiederholen, man könne ihm in Mathe nicht einfach weiter machen lassen, da müsste er auch wieder bei den Zahlen und Mengen usw. anfangen.

    Da braucht man sich dann nicht über Schulverweigerer wundern, wenn man so einen Mist veranstaltet.

    Vielleicht hat das Kind spezifische Förderung in der Zwischenzeit erhalten?

    Es handelt sich um mein Kind, das kann ich also ausschließen ;)
    Der hat sich das meiste ganz alleine beigebracht, er liest anders als wir, erkennt viel an ganzen Wortbildern, aber er liest.

  • Außerdem ging es um Pro- und Contra Wiederholen und das siehst du ja dann ähnlich, du hältst Wiederholen nicht für grundsätzlich sinnvoll, was Studien tendenziell bestätigen.

    Bei uns wiederholt keiner, sondern macht einfach die ersten drei Schuljahre in vier Jahren, weil er langsamer arbeitet. Und das halte ich bei vielen für sinnvoll, aber nicht bei allen und auch wann dies geschieht, ist total unterschiedlich.
    Wir haben auch Kinder, die eigentlich, weil sie nicht zurückgestellt wurden und ein Jahr brauchten bis sie überhaupt schulreif waren, besser 5 Jahre für die ersten drei Schuljahre bräuchten, aber das ist leider nicht zulässig.

  • Unabhängig von der Jahrgangsstufe sollte beim Thema "Wiederholen" grundsätzlich die Frage im Raum stehen: Würde es dem Kind oder Jugendlichen (m/w/d) beim regulären Vorrücken gelingen, die nicht erworbenen Kompetenzen und Fertigkeiten noch nachträglich erwerben, oder besteht das Risiko, dass die vorhandenen Lücken mit der Zeit noch größer zu werden? Wenn letzteres, fände ich ein bedenkenloses Vorrücken unverantwortlich dem Schüler oder der Schülerin gegenüber, denn liegen erst einmal mehrere Jahre zwischen tatsächlichem und erwartetem Wissensstand, lässt sich das fast nicht mehr aufholen.

  • ...Er hat nicht wiederholt, hat keine Klasse zweimal gemacht usw. und kann heute mit entsprechender Förderung (und das war keine kostenpflichtige usw.) das wichtigste lesen, ...

    ...

    Es handelt sich um mein Kind, das kann ich also ausschließen ;)
    Der hat sich das meiste ganz alleine beigebracht, er liest anders als wir, erkennt viel an ganzen Wortbildern, aber er liest.

    Du widersprichst dir selbst.

  • Nein, außer Förderung von uns Zuhause ( weil wir mit ihm geübt haben) und dem normalen Förderunterricht in der Schule hat er nichts bekommen.

    Das wichtigste war, allen Druck rauszunehmen, viel vorlesen und zu nichts zwingen. Und das Selbstbewusstsein stärken. Also eigentlich keine wirkliche "Förderung" und schon gar keine "spezifische", also eindeutig kein Widerspruch ;)

  • Hallo,

    danke für die ganzen Antworten. Das gibt mir erstmal viele Impulse zum nachdenken! :)

    Eine Frage bzw. ein Gedanke von mir ist aktuell, ob Wiederjolungen gerechtfertigt sein können, weil die Lehrkraft auch nur begrenzte Ressourcen zur individuellen Förderung hat?

    Wenn ein Kind nicht wiederholt und die Lücken in den weiterführenden Klassen immer größer werden, dann kommt auch eine einzelne Lehrkraft an ihre Grenzen, wenn sie das Kind individuell fördern möchte. Insbesondere dann, wenn es keine weiteren Unterstützungssystem wie zusätzlichen Förderunterricht oder Beratung/Hilfe durch Sonderpädagogen gibt.

    Arbeitet jemand in Bremen? In Berichten verstehe ich es immer wieder so, das in Bremen die Bildungspolitik externe Förderung/externen Förderunterricht immer als Stigmatisierung darstellt. Das Kind soll im Regelunterricht individuell gefördert werden. Aber wie sieht es in der Realität aus? Bekommen die Lehrkräfte hierbei Unterstützung? Beratung, Material, kommt eine Förderschullehrkraft zusätzlich in die Klasse?

    In einem Praktikum in Niedersachsen habe ich es auch einmal erlebt, das ein Kind die erste Klasse wiederholen musste, weil es Ende der ersten Klasse noch nicht flüssig lesen konnte. Es konnte Silben lesen und teilweise einfache, lautgetreue Wörter. Es hätte aber schon kurze Sätze und kleine Texte sinnendnehmend lesen müssen. Die Leseförderung musste an dieser Schule komplett zuhause von den Eltern übernommen werden ...

    Es stimmt, der Rahmenlehrplan gilt für zwei Jahre. Wie kann ich dann Ende der ersten Klasse einschätzen, wie sich die Kinder weiterentwickeln und ob sie die Ziele bis zum Ende der zweiten Klasse erreichen? Werden die Ziele der ersten Klasse auf der Basis des Rahmenlehrplans nochmal inidviduell von jeer Schule festgelegt? Am Beispiel Lesen: An einigen Schulen ist es ausreichend, wenn ein Kind schon Silben lesen kann, an anderen Schulen muss das Kind flüssig kleine Texte lesen können?

  • Eine Frage bzw. ein Gedanke von mir ist aktuell, ob Wiederjolungen gerechtfertigt sein können, weil die Lehrkraft auch nur begrenzte Ressourcen zur individuellen Förderung hat?

    In Brandenburg z.B. nicht, da müssen alle Fördermöglichkeiten ausgeschöpft sein, damit es eine angeordnete Wiederholung der Schule gibt, also kann es die nie geben, denn wie soll alles ausgeschöpft werden?!?

    Wie kann ich dann Ende der ersten Klasse einschätzen, wie sich die Kinder weiterentwickeln und ob sie die Ziele bis zum Ende der zweiten Klasse erreichen?

    Gar nicht.

  • Ein Kind bleibt ja nicht allein wegen des Lesens in der 1. Klasse sitzen. Meist sind das Zusammenspiel von mehreren Dingen und die Gesamtbetrachtung der Entwicklung ausschlaggebend, wenn eine Wiederholung empfohlen wird. Hier in BaWü müssen die Eltern einverstanden sein, dass das Kind die erste Klasse wiederholt. Es gibt ja keine Noten. Wenn die Eltern nicht einverstanden sind, kommt das Kind in die 2. Klasse und ist vermutlich maßlos überfordert mit allem was da kommt. Beispielsweise sämtliche Einmaleinreihen in Mathe.

  • Auch in NDS gibt es Ende der 1. Klasse nur das Freiwillige Zurücktreten.

    Auch an unserer Schule erfolgt dies nicht allein auf Grund der noch nicht gut aufgestellten Lesefähigkeiten, um so weniger, wenn das Kind das Prinzip des Lesens bereits verstanden hat.

    Wenn ein Kind nicht wiederholt und die Lücken in den weiterführenden Klassen immer größer werden, dann kommt auch eine einzelne Lehrkraft an ihre Grenzen, wenn sie das Kind individuell fördern möchte. Insbesondere dann, wenn es keine weiteren Unterstützungssystem wie zusätzlichen Förderunterricht oder Beratung/Hilfe durch Sonderpädagogen gibt.

    Das Kind wiederholt, wenn man davon ausgeht, dass dies hilfreich und wirklich notwendig ist. Ansonsten geht das Kind weiter und erhält individuelle Förderung im Unterricht. Zusätzlich bemüht man sich darum, die Eltern ins Boot zu holen und empfiehlt ihnen, was sie zu Hause tun können.

    Warum es keine Hilfe durch Sonderpädagogen gibt, ist mir nicht klar. Auch wir haben manchmal keine oder viel zu wenig Stunden durch die Förderschullehrkraft, aber dann kann man andere Beratung beantragen (NDS). Zudem gibt es im Kollegium auch andere Lehrkräfte, die man fragen kann.

    Wenn sich die Fähigkeiten trotz Fördermaßnahmen nicht verbessern, kommt es

    a) zu einer Wiederholung, in NDS Ende Klasse 2 durch die Schule möglich, sofern es sich nicht allein auf das Lesen bezieht oder

    b) zu einem Nachteilausgleich Lesen oder

    c) zur Erstellung eines Gutachtens auf Unterstützungsbedarf.

    Und wenn der Unterstützungsbedarf festgestellt ist, wird das Kind zieldifferent beschult, hat also individuelle Ziele, bleibt aber in der Klasse und wird dort weiter beschult.

  • Warum es keine Hilfe durch Sonderpädagogen gibt, ist mir nicht klar. Auch wir haben manchmal keine oder viel zu wenig Stunden durch die Förderschullehrkraft, aber dann kann man andere Beratung beantragen (NDS). Zudem gibt es im Kollegium auch andere Lehrkräfte, die man fragen kann.

    Wenn der Sonderpädagoge langzeiterkrank ist, gibt es keinen an der Schule. Oder er kommt unregelmäßig bzw. gar nicht in den Unterricht, weil er immer andere Klassen vorzieht oder in letzter Sekunde doch vertreten muss und E-Mails unregelmäßig beantwortet und im Lehrerzimmer bei Terminsuchen ausweicht.

    Welche anderen Beratungen kann man in NDS beantragen und wo?

  • Mir scheint, dass es überall ähnlich geregelt ist. Wie und wann genau Förderbedarf diagnostiziert und der Förderort festgelegt wird, ist sicher verschieden. Dass ein Kind nach einem Jahr Schule noch nicht fließend lesen kann ist für gar nichts ein Kriterium. Und die Begründung kann auch nie sein "mir ist das zu anstrengend mit dem Kind".

  • Dass ein Kind nach einem Jahr Schule noch nicht fließend lesen kann ist für gar nichts ein Kriterium.

    Leider habe ich es genau so einmal in einem Praktikum erlebt. Ich hatte mit der Lehrkraft geredet und das Lesen war der Grund für die Beratung der Eltern auf Rückstellung. Ich hatte mich darüber damals auch erschrocken.

    Und die Begründung kann auch nie sein "mir ist das zu anstrengend mit dem Kind".

    So meinte ich das auch nicht. Aber wenn ein Kind z.B. in Bremen keinen Förderbedarf diagnostiziert hat und dann auch in die dritte oder sogar vierte Klasse versetzt wird, obwohl es vielleicht nocht nicht lesen und schreiben gelernt hat, dann kommen Lehrkräfte an ihre natürlichen Grenzen. Das hat irgendwann nichts mehr mit "mir ist das zu anstrengend" zu tun. Sondern mit der Situation, das es schwierig ist, sowohl den Lernstoffe für Viertklässler zu vermitteln und gleichzeitig Lernstoff für Erst- und Zweitklässler. Wenn die Lehrkraft hierbei ganz auf sich alleine gestellt ist, vielleicht sogar Privat auch noch selbst Material von ihrem eigenen Geld kauft, um das Kind individuell fördern zu können und trotzdem an ihre eigenen Ressourcen und ihre eigene Leistungsfähigkeit stößt, dann wird es schwierig. Das hat nichts mit "mir ist das zu anstrengend" zu tun ....

  • Leider habe ich es genau so einmal in einem Praktikum erlebt. Ich hatte mit der Lehrkraft geredet und das Lesen war der Grund für die Beratung der Eltern auf Rückstellung. Ich hatte mich darüber damals auch erschrocken.

    Ich weiß ja nicht, inwieweit dir als Praktikantin alles erklärt wurde und ob du als Praktikantin schon den vollen Durchblick hattest (ich hatte ihn jedenfalls nullinger), selbst wenn dem so war, war das offenbar ein Einzelfall.

    Daraus kann man jetzt nicht generell schließen, dass wiederholen muss, wer nicht lesen kann am Ende der 1. Klasse.

  • Leider habe ich es genau so einmal in einem Praktikum erlebt. Ich hatte mit der Lehrkraft geredet und das Lesen war der Grund für die Beratung der Eltern auf Rückstellung. Ich hatte mich darüber damals auch erschrocken.

    So meinte ich das auch nicht. Aber wenn ein Kind z.B. in Bremen keinen Förderbedarf diagnostiziert hat und dann auch in die dritte oder sogar vierte Klasse versetzt wird, obwohl es vielleicht nocht nicht lesen und schreiben gelernt hat, dann kommen Lehrkräfte an ihre natürlichen Grenzen. Das hat irgendwann nichts mehr mit "mir ist das zu anstrengend" zu tun. Sondern mit der Situation, das es schwierig ist, sowohl den Lernstoffe für Viertklässler zu vermitteln und gleichzeitig Lernstoff für Erst- und Zweitklässler. Wenn die Lehrkraft hierbei ganz auf sich alleine gestellt ist, vielleicht sogar Privat auch noch selbst Material von ihrem eigenen Geld kauft, um das Kind individuell fördern zu können und trotzdem an ihre eigenen Ressourcen und ihre eigene Leistungsfähigkeit stößt, dann wird es schwierig. Das hat nichts mit "mir ist das zu anstrengend" zu tun ....

    Das kann ja alles sein, in Klasse 3 kann das Kind dann doch auch wiederholen. Aber nicht mit der Begründung, dass du Material gekauft hast, sondern mit der Begründung, dass das Kind den Anforderungen im nächsten Schuljahr nicht gewachsen ist und dass es in diesem Schuljahr dieses und jenes nicht erfasst hat.

    Wenn ein Kind in Klasse 4 noch nicht lesen kann und im Zahlenraum 20 unterwegs ist, dann nutzt aber alles Wiederholen nichts, dann hat's halt in aller Regel einen IQ von 70 und den Förderbedarf Lernen.

  • Das Lesenlernen ist Prozess, der in unterschiedlicher Geschwindigkeit abläuft. Bei manchen dauert es sehr lange, bis sie das Zusammenlesen von Buchstaben kapiert haben. Ich habe so oder so ein Problem damit, wenn eine Lesestörung so diagnostiziert wird, wie wenn sie immer bleiben würde. In meinen Augen bestehen bei kontinuierlicher Übung große Chancen sich immer weiter zu steigern. Die entsprechenden Gehirnzellen werden nur durch Übung stimmuliert und entwickelt.

    Von meiner Erfahrung her sah ich das am extremsten bei einem inklusiven Downkind. Der Leselernprozess ging extrem langsam, aber durch kontinuierliche Förderung und gezieltem Masterialeinsatz war immer wieder eine Steigerung erkennbar. Bei meinem eigenen Kind dauerte es auch sehr lange, bis es das Zusammenlesen kapiert hat. Da war auch von Wiederholung der 1. Klasse die Rede, weil es zuerst in der erwarteten Geschwindigkeit der Klasse nicht mitkam. Irgendwann war es aufgeholt.

    Im dritten Schuljahr habe ich einige Kinder übernommen, die eine Diagnose in Richtung Lesestörung, Leseschwäche oder Lese- Rechtschreibstörung hatten oder wo wir sie im Lauf des 3. Schuljahrs beantragten. Der Vorteil war, dass sie nicht dem Stress der Notengebung, wo diese Fähigkeiten relevant waren, ausgesetzt waren. Dennoch wurde immer wieder weiter am Lesen gearbeitet, bei Lesehausaufgaben erhielten sie weniger Text. Viele hatten nach dem 4. Schuljahr dann alles so weit aufgeholt, dass sie keine weiteren Nachteilsausgleich mehr brauchten. Allerdings muss man sagen, dass bei allen diesen Schülern auch die Eltern mitgearbeitet haben und versuchten Empfehlungen umzusetzen.

    Ein besonderes Beispiel von einer Schülerin ist mir im Gedächtnis geblieben: Die hatte wirklich sehr große Probleme, hatte aber dann auch keine Lust mehr zu üben. Dann kam sie an irgendwelche Bücher, die ihr gefallen haben und plötzlich fing sie an freiwillig zu lesen. Laut Mutter ist jetzt in der weiterführenden Schule das Lesen kein Problem mehr. Ich hatte keinen Schüler bzw. keine Schülerin, die auf ihrem Leseniveau (trotz Diagnosen) hängengeblieben ist. Durch entsprechende Übungen geht es langsam weiter. Man muss auch sagen, dass die Tests immer einen Vergleich zur Altersgruppe ziehen.

    Etwas anderes ist das Rechtschreiben. Das finde ich es viel mühsamer, signifikante Fortschritte zu erreichen. Wahrscheinlich ist das Rechtschreiben viel komplexer für das Gehirn, sofern man nicht gerade ein fotografisches Gedächtnis hat.

  • Wenn der Sonderpädagoge langzeiterkrank ist, gibt es keinen an der Schule.

    Ja, das hatten wir auch schon. Dann fragt man erfahrene Kolleginnen. Oder man spricht mit der SL. Diese kann dann bei der Dezernentin nachhaken, ob jemand anderes zur Beratung kommen kann - oder beim zuständigen RZI.

    Das ist dann nur eine erstaunt, die zieldifferente Beschulung bleibt deine Aufgabe, selbst mir Förderschulkollegin im Haus. Und auch wenn es e8n Gutachten gibt, bleibt das Kind Teil deiner Klasse und Teil deines Unterrichts.

    Einige Schüler:innen treten lange auf der Stelle, können es aber dann plötzlich und werden schnell besser. Bei mehreren Schüler:innen mit Unterstützungsbedarf war das nach etwa 3 Jahren so weit.

    Oder er kommt unregelmäßig bzw. gar nicht in den Unterricht,

    Dann muss man das deutlich ansprechen oder mit der SL sprechen.

    Oder jemanden im Kollegium fragen, welche Möglichkeiten es noch gibt.

    Wenn du Vorschläge zur Leseförderung benötigst, kannst du auch hier im Forum fragen.

    Auch wenn es sehr verbreitet ist: man muss selbst kein Material kaufen. Gerade für die Leseförderung gibt es vieles, das nichts kostet. Ansonsten habt ihr einen Schuletat, aus dem die Sachen bezahlt werden können.

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