Kleidung und Bühnenbild bei Theaterstück :)

  • Hallo zusammen,

    Ich unterrichte Darstellendes Spiel in der Sek II. Die SuS haben im vergangenen Jahr ein Stück geschrieben, das Thema ist Entfremdung, Entmenschlichung und Konformität. Es ist im Wesentlichen ein postdramatisches Theaterstück, also gibt es keine ganz streng durchgezogene Handlung. In der Jahrgangsstufe 13 kommt jetzt der Feinschliff, die Proben und natürlich die Aufführungen.

    Ohne das Stück genau zu kennen, hat jemand von euch noch Anregungen für Bühnengestaltung, Outfits usw.?

    Ich denke, man könnte die Bühne theoretisch auch ganz minimalistisch halten mit wenig Requisiten. Aber dann wäre die Kleidung denke ich umso wichtiger. Ich freue mich über Ideen :)

  • Ist es nicht einerseits die künstlerische Vorgabe des Autors (Kurs) und andererseits eine Aufgabe für den Kurs (Regie und Interpretation)?

    Gib das den SuS als Aufgabe, es ist ja deren Stück :)

  • Ja, da hast du Recht, ich werde sie auf jeden Fall was dazu schreiben lassen. Trotzdem fände ich es gut, dazu eine eigene Vorstellung zu haben. Da wir das ganze aufführen, soll es natürlich auch irgendwie passen.

    Erfahrungsgemäß sind die SuS bei mir auch immer ganz gut, wenn es darum geht, sich abstrakt eine Szene auszudenken, aber wenn es um Ideen für die konkrete Umsetzung geht, kommt nicht mehr so viel. Also es kommt immer definitiv ein besseres Ergebnis heraus, wenn man hier und da ein paar Vorgaben macht.

  • Naja, bei den vagen Aussagen, kann man eh nur vage Ideen äußern, die einem so durch den Kopf gehen.

    Ich musste spontan an eine dunkle Bühne, weiße Kleidungsakzente und Schwarzlicht denken. Habe aber keine Ahnung, ob so etwas bei dem Stück passen könnte.

    Ich würde auch die Schüler einbeziehen, aber ein paar nicht fertige Ideen, mit denen man ein Schülerbrainstorming ergänzen kann, sind ja kein Fehler.

  • Vielen Dank. Ich kann noch etwas mehr schreiben, vielleicht erleichtert es das etwas:

    In einer hyperstrukturierten Welt existiert eine Gruppe von Menschen, die in den meisten Lebensbereichen gleichgeschaltet ist. Individualität wird nicht verboten, aber faktisch verdrängt. Gefühle, Namen, Erinnerungen – alles wird zur Ware gemacht und damit bedeutungslos. Doch im Inneren brodelt der Widerstand, und langsam, fast unmerklich, beginnen Körper, Bewegungen, Stimmen aus dem Gefängnis auszubrechen. Das Stück hat zwar einige klassische Dialoge, aber nicht wie ein klassisches Drama.

    Ansonsten finde ich eine dunkle Bühne gut. Würdest du die Kleidung dann komplett in weiß machen oder vielleicht komplett in schwarz? Schwarzlicht würde ich glaube ich lassen, weil man dann die Gesichter, Mimik usw. nicht mehr so gut erkennen würde.

  • Für die Gestaltung des Hintergrundes für ein Bühnenbild hatte ich drei Bahnen Malerflies mit Doppelklebeband zur großen Fläche zusammengeklebt und mit Kompressor und Farbpistole mit Dispersionsfarben und Schablonen gestaltet. Das Flies nimmt die Farbe gut an. Danach zusammengerollt und für die Aufführung zum Aufhängen an eine Dachlatte getackert. Das Malerflies ist grau meliert - das könnte für euer Stück einen passablen Hintergrund abgeben - und kostet nicht die Welt.

    Das Bühnenbild wurde auch für die Verabschiedung der Schüler als Hintergrund in der Turnhalle "recycelt.
    Ursprünglich wurde das als Bühnenhintergrund für unser Schulmusical "Paule Pinguin will's wissen" hergestellt. Die Eisberge haben wir mit dem "heißen Draht" aus Styroporplatten geschnitten. Die Platten wurden vom örtlichen Baustoffhändler gespendet.

    Die Farbgebung passt natürlich nicht zu eurem Stück. Es geht mir nur darum das technische Prinzip für eine Hintergrundgestaltung zu zeigen.

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  • Wir hatten in der Schule häufig Aufführungen mit schwarzer Kleidung bei schwarzem/einfarbigen Hintergrund. Besondere Sachen/Personen wären dann mit andersfarbigen Akzenten ausgestattet.

  • Zitat

    Wir hatten in der Schule häufig Aufführungen mit schwarzer Kleidung bei schwarzem/einfarbigen Hintergrund. Besondere Sachen/Personen wären dann mit andersfarbigen Akzenten ausgestattet.

    In die Richtung hatte ich auch überlegt, das finde ich gut. Würde auch zu unserem Thema ganz gut passen, oder?

    Und was hattet ihr da dann für Schuhe bzw. was an den Füßen?

  • Ah, alles klar. Also meinst du komplett barfuß, auch ohne Socken? Und das dann auf jeden Fall für alle als Regel?

    Und was ich auch nicht ganz verstanden habe, waren das Stücke aus deiner eigenen Schulzeit oder von der Schule wo du unterrichtest?

  • Würdest du die Kleidung dann komplett in weiß machen oder vielleicht komplett in schwarz? Schwarzlicht würde ich glaube ich lassen, weil man dann die Gesichter, Mimik usw. nicht mehr so gut erkennen würde.

    Mit Schwarzlicht kann man kleine weiße oder neo nfarbene Akzente noch einmal deutlicher herausheben. Gesichter sind dann aber natürlich schlechter zu sehen, daher für euren Zweck vielleicht doch nicht so gut.

    An komplett weiße Kleidung hatte ich nicht gedacht. Eher nur schwarz oder grau und vielleicht im Verlauf des Stücks immer bunter und individueller?

    Deinen Schülern wird etwas einfallen. Vielleicht denken sie auch in eine ganz andere Richtung.

  • Ich habe selbst 2 Aufführungen gesehen, in denen eine durchscheinende Leinwand den Hintergrund gab, auf die mit 1-3 Tageslichtprojektoren Bilder projiziert wurden. Das ist sehr vielfältig, wenn im Hintergrund Leute die Bilder bewegen, Farben auflegen etc.

  • Wenn SuS ein Stück schreiben, in dem sie den Ausbruch aus einem strukturierten, namenlosen Gefängnis symbolisieren wollen, in dem Gefühle, Namen und Erinnerungen eine "Ware" sind, können sie doch bestimmt selbst am besten Ideen entwickeln, was sie damit genau meinen und wie sich das für sich darstellen lässt.

    Ich würde daher keine Vorschläge einbringen, derart "wollt ihr das barfuß machen?" Sondern brainstormen lassen, wieso sie das Thema interessiert, woran sie im Alltag erkennen, dass jemand namen- und erinnerungslos wird, oder woran man das erkennen könnte, was ihnen Angst macht, so zu werden. Alle paar Jahre den Job wechseln müssen? Erst gar keinen Job mehr zu finden? Sich das klassische Eigenheim nicht mehr leisten zu können? Durch eine KI ersetzt zu werden? Durch Migration heimatlos geworden zu sein und nirgends hinzugehören? Nur noch scrollend bei Insta zu versacken, weil man selbst einfach nur normal ist und keine Wahnsinnsleistung auf Social Media darstellen kann?

    Ich habe nämlich erst an Uniformen gedacht und dann an Jack Wolfskin Jacken als Symbol der Konformität, aber das ist total boomer.

    Welche Gedanken und Sorgen hat denn diese Gruppe von jungen Erwachsenen? Schreibt das auf Karten, oder lauft mit der Handykamera durch die Gegend und fotografiert, was ein solches Gefängnis darstellen könnte oder entwerft Bühnenbilder auf großen Papierbögen, einer mit Temperafarben, ein anderer mit Edding oder als Collage. Kommt ins Machen und wertet erst danach aus, würde ich sagen.

  • Zitat

    Ich würde daher keine Vorschläge einbringen, derart "wollt ihr das barfuß machen?" Sondern brainstormen lassen

    Ja, ich hatte gerade noch mal mit dem Kurs und habe es jetzt genau so gemacht, also dass alle ihre Ideen einbringen sollen. Mir war es halt wichtig, nicht ohne eigene Ideen reinzugehen. Und ich wollte das vor den Ferien schon mal beginnen.

    Gleiche schlichte Kleidung und minimalistisches Bühnenbild haben auch sofort einige gesagt und es gab schnell einen Konsens für schwarze oder graue Kleidung (natürlich ohne irgendwelche Muster und so, dass man sich gut darin bewegen kann). Es gab dann den Vorschlag schwarze Schuhe bei allen, aber eine Schülerin hat dann gesagt, dass es ja auch um Verletzlichkeit und Schutzlosigkeit geht und da wären Schuhe nicht so passend, deswegen würde sie barfuß vorschlagen.

    Ich fand die Begründung eigentlich richtig gut und da es auch viel Bewegung auf der Bühne gibt, passt es eigentlich perfekt (wenn dann die Schuhe immer klappern, stört das bei diesem Stück auch eher). Hab aber schon auch gemerkt, dass es nicht alle soo toll fanden bzw. manche sich da etwas genieren 😅. Wie würdet ihr damit umgehen?

  • Ich habe selbst 2 Aufführungen gesehen, in denen eine durchscheinende Leinwand den Hintergrund gab, auf die mit 1-3 Tageslichtprojektoren Bilder projiziert wurden. Das ist sehr vielfältig, wenn im Hintergrund Leute die Bilder bewegen, Farben auflegen etc.

    O.t.: Das habe ich mal bei einem (Weihnachts-)Schattenspiel mit zwei OHPs gemacht. Da waren die "Schauspieler" auch hinter der Leinwand. Ein schöner Nebeneffekt dabei: Die etwas schüchternen Kinder (4.Klasse) fühlten sich "versteckt" und haben dadurch auch nicht den Blickkontakt zum Publikum gesucht.

  • Als Regisseuse würde ich dir raten, mit absoluter Konsquenz vorzugehen:

    Das, was vom Team vorgegeben ist, muss auch eingehalten werden.
    Alle in komplett Schwarz?
    Wenn dann einer kommt mit nem BVB- oder Alemannia-Logo auffe Bux, dann drohe ich dem mit dem schwarzen Edding, wenn sich das wiederholen sollte.

    Wichtig zu lernen vor allem ist Einverständnis. (B. Brecht)

    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Als Regisseuse würde ich dir raten, mit absoluter Konsquenz vorzugehen:

    Das, was vom Team vorgegeben ist, muss auch eingehalten werden.
    Alle in komplett Schwarz?
    Wenn dann einer kommt mit nem BVB- oder Alemannia-Logo auffe Bux, dann drohe ich dem mit dem schwarzen Edding, wenn sich das wiederholen sollte.

    Und man sollte tatsächlich auch mit dem richtigen Licht proben.

    Zwischen Schwarz und Schwarz gibt es teilweise riesige Unterschiede.

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