Frage zur zugelassenen Kursgröße

  • Liebe Mit-Lehrende,


    nach dem Start des Schuljahrs in NRW (Gym) habe ich unter anderem einen Englisch Q1 Kurs mit 35 SuS bekommen. Dies wohl, weil es 2 LKs gibt und die restlichen GK-Schüler alle in einen Kurs gepackt wurden.

    Meine Frage ist, ob das zulässig ist? Man korrigiert sich zu Tode und vom einzelnen Schüler bekommt man auch wenig mit, zumal wenn man die gar nicht kennt und alle neu kennen lernen muss.

    Theoretisch, wenn das zulässig wäre, könnte man sonst ja einen Plan bekommen, wo nur Klassen und Kurse mit rd. 30 SuS sitzen, 25,5 Stunden, das ginge ja gar nicht.

    Die Abteilungsleitung sagt, eine Aufteilung sei nicht möglich, für die Schiene, wo der Kurs liegt, habe man keinen weiteren Kollegen frei bzw. sei insgesamt knapp mit Lehrkräften.

    Danke.

  • Meine Frage ist, ob das zulässig ist? Man korrigiert sich zu Tode und vom einzelnen Schüler bekommt man auch wenig mit, zumal wenn man die gar nicht kennt und alle neu kennen lernen muss.

    Bei uns ist das zulässig. Wir aktuell einen Kurs mit fast 50 Personen. Die Lehrkräfte bekommen dafür aber zusätzliche Deputatstunden.

  • Bei uns muss der Durchschnitt aller Kurse 20 Schüler betragen. Wenn man sehr kleine Kurse vielleicht in anderen Fächern ermöglicht, dann müssen andere entsprechend groß sein. Bei Teilung wären beide Kurse unter 20, ja ich kann es mir vorstellen. Bei uns kommen daher keine kleinen Kurse zustande.

    Mein Rekord sind übrigens 36 Schüler in Klasse 9, ich hatte Chemie, die Klasse war aber auch in den anderen Fächern so groß. Im selben Jahr hatte ich noch eine 6. Klasse mit 34 Schülern in Mathe und ich staune noch heute über ihre Disziplin. Nach dem Jahr konnten alle Bruchrechnung, was die nachfolgenden Kollegen ebenfalls überrascht feststellten (die Klasse wurde anschließend geteilt, weil der Klassenteiler nach Aussetzung wieder eingeführt wurde).

    Entlastung gab es nicht.

    Meine Beiträge werden auf einer winzigen Tastatur eines Tablets mit Autokorrektur geschrieben. Bitte entschuldigt Tippfehler. :mad:

  • SGV § 6 (Fn 6) Klassenbildungswerte | RECHT.NRW.DE

    Nicht schön, aber leider wohl hinzunehmen. Gleichzeitig kann es im Gegenzug dann passieren, dass man bestimmte LKs mit deutlich unter 12 Personen bestückt hat und so das Ganze nur mit großen GKs ausgleichen kann.

    In der Unterrichtsverteilung, die ich für dieses Schuljahr basteln durfte, mussten wir die GKs in der Oberstufe auch "voll" machen - wenngleich wir nicht bei 35 SchülerInnen liegen. Das ist ärgerlich, aber womöglich tatsächlich nicht anders machbar.
    Mit Blick auf das Gesamttableau kann man ggf. keinen weiteren Grundkurs aufmachen, wenn man keine weitere Englischkraft mehr hat oder die theoretisch vorhandenen schon zu viele Korrekturen oder andere Belastungen haben. Je nach Zweitfach ist da noch ein Mangelfach dabei, dann passt es auch dort nicht.
    Dann will man den KollegInnen ja auch keine regelmäßige (teils zustimmungspflichtige) Mehrarbeit aufhalsen oder im Rahmen der Pflichtstundenbandbreite das Plus der KollegInnen zu hoch werden lassen, wenn man im Grunde schon weiß, dass man dieses Plus im darauffolgenden Schuljahr sowieso nicht abgebaut bekommt und die Kollegen dann pro forma zwar ihr Saldo auf "null" gesetzt bekommen, aber sofort wieder mehr Stunden machen müssen (=> Milchmädchenrechnung.)

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Ich kenne andererseits auch Schulen, wo dieser Richtwert teils erheblich unterschritten wird.
    So weiß ich von einem Kollegen, der an einem BK unterrichtet und dort vor allem Tierpfleger-Klassen. Mathe und Englisch, A14, dort sind eher weniger als 10 SuS in den Klassen.
    Auch an den WBKs sind eher was zwischen 5-15 Studierende als 25 in den Klassen.

    Wie kann es dann sein, dass

    - Kollege X am Gymnasium 8 verschiedene Klassen/Kurse unterrichtet, diese mit 25-34 SuS voll sind und er entsprechend gefordert wird (Disziplinprobleme, Korrekturen etc.)

    - Kollege Y am BK oder WBK im Schnitt vllt 12 S in der Klasse hat, gleiches Geld?

  • Wie kann es dann sein, dass

    - Kollege X am Gymnasium 8 verschiedene Klassen/Kurse unterrichtet, diese mit 25-34 SuS voll sind und er entsprechend gefordert wird (Disziplinprobleme, Korrekturen etc.)

    - Kollege Y am BK oder WBK im Schnitt vllt 12 S in der Klasse hat, gleiches Geld?

    Weil die Arbeitszeit eben dieselbe ist (durchschnittlich 41 Stunden pro Woche). Es ist eben so, dass du bei großen Klassen weniger Zeit für die Korrektur einer Klassenarbeit hast. Das System will es so.

  • Und vielleicht schließen WBKs auch deswegen…

    Was ich sehr schade finde, da Erwachsenenbildung auch ein wichtiger Teil des schulischen Angebots sein sollte. Da braucht es eventuell auch neue Konzepte, um ein Angebot vor Ort aufrechterhalten zu können. Ich verstehe aber auch, dass durch die veränderten Bildungsbiografien der Bedarf an WBKs sinkt.

  • ort sind eher weniger als 10 SuS in den Klassen.

    Duale Ausbildung muss vor Ort bleiben, auch wenn wenige SuS in den Klassen sind. Es wird Euch sonst ereilen, dass man ein Treppengeländer oder einen Haarschnitt nur noch bekommt, wenn man in einer Stadt mit mehr als 200.000 EW wohnt. Es gibt auf dem Land weniger Bedarf und trotzdem müssen diese Schüler beschult werden. Bei dem Überangebot an Ausbildungsstellen, werden nur vereinzelt SuS den Aufwand auf sich nehmen, 2 Stunden Schulweg mit dem ÖPNV zu bewältigen. Die suchen sich dann einen anderen Beruf, der vor Ort beschult wird.

    Gleiches Geld? Ja klar. Wir alle haben eine 41 Stunden-Woche in NRW als Beamte. Bei einer solchen Kursgröße muss dann an anderer Stelle Zeit eingespart werden. ich empfehle dringend, die eigene Arbeitszeit zu tracken und ggf. auch die Überlastung anzuzeigen. Bitte dann auch die unterrichtsfreie Zeit mit berücksichtigen. Am Gym müsste man 46 Stunden pro Woche arbeiten, um die Ferien frei machen zu können/Überstunden abzufeiern.

    Ich muss aber nochmal nachfragen: 35 SuS sind am Gym ok? Die Kursgrößen gehen bei uns zB nicht. Ich müsste nochmal nachlesen, aber wir teilen ab 32.

    EDIT: in Bolzbold s Link nachgesehen. Wir haben max. 31. Alles darüber teilen wir. Wobei wir manchmal auch erst einige Wochen abwarten, da in einigen Berufen die Fluktuation groß ist.

  • Ich muss aber nochmal nachfragen: 35 SuS sind am Gym ok? Die Kursgrößen gehen bei uns zB nicht. Ich müsste nochmal nachlesen, aber wir teilen ab 32.

    Was soll man aber machen, wenn man keine Lehrkräfte mehr hat?
    Wir haben auch dieses Jahr einen Riesenmangel in zwei Fächern, die Domino-Effekte in einem Ausmaß haben, den sich die meisten nicht vorstellen können (einige KuKs ohne Berührung mit diesen Fächern unterrichten nur ein Fach, weil sich alles verschoben hat)

    (Dass man je nach komischer Stellenberechnung keine Vertretungskraft bekommt, ist eine Sache, eine andere, ob jemand sich überhaupt "erbarmt", als Vertretungskraft zu arbeiten. Quasi volle Stelle ausgeschrieben, leer gelaufen)

  • Was soll man aber machen, wenn man keine Lehrkräfte mehr hat?

    Wir haben das Problem derzeit auch in einem Bildungsgang. Über 90 Schüler in einem Bildungsgang, den wir zweizügig anbieten. Jetzt wird eine dritte Klasse aufgemacht, aber wir haben keine Lehrerstunden übrig. Wer da unterrichten wird ist absolut unklar, der Vorschlag, den jetzt nach oben gereicht wurden sind tageweise Beschulung (die eine Klasse kommt Montag, Mittwoch, Freitag, die andere Dienstag und Donnerstag und in der Woche darauf dreht sich das). Damit kommen wir wahrscheinlich nicht durch, aber zwei Klassen mit 45 Schülern geht eben auch nicht. Und wenn ich dann überlege, dass der Leistungskurs Elektrotechnik mit 4 Schülern angeboten wird, dann finde ich das schon ... interessant.

  • Was soll man aber machen, wenn man keine Lehrkräfte mehr hat?

    Das weiß ich nicht. Am BK würde dann an anderer Stelle Unterricht gekürzt. Keine Ahnung, was am Gym laufen würde.
    Wenn die zulässige Kursgrösse/ Klassengröße überschritten wird, sind Widersprüche vorprogrammiert. Und in gewissen Klassen kann man das Unterrichten auch gleich sein lassen, wenn dort 28 sus sitzen. Deswegen machen wir das nicht.

  • Wir haben das Problem derzeit auch in einem Bildungsgang. Über 90 Schüler in einem Bildungsgang, den wir zweizügig anbieten. Jetzt wird eine dritte Klasse aufgemacht, aber wir haben keine Lehrerstunden übrig. Wer da unterrichten wird ist absolut unklar, der Vorschlag, den jetzt nach oben gereicht wurden sind tageweise Beschulung (die eine Klasse kommt Montag, Mittwoch, Freitag, die andere Dienstag und Donnerstag und in der Woche darauf dreht sich das). Damit kommen wir wahrscheinlich nicht durch, aber zwei Klassen mit 45 Schülern geht eben auch nicht. Und wenn ich dann überlege, dass der Leistungskurs Elektrotechnik mit 4 Schülern angeboten wird, dann finde ich das schon ... interessant.

    Die Stundenverteilung am BK ist sehr komplex. Wenn ihr im BG Elektrotechnik 20 Anmeldungen hattet und den Bewerbern zugesagt habt, dann ist das bindend, auch wenn nur 4 kommen. Das Risiko geht man eben am BK immer ein.
    Wir haben in diesem Jahr 3 Klassen zugemacht, die eigentlich geplant waren und zusätzlich Klassen eröffnet, die nicht geplant waren. Das ist jedes Jahr ein Eiertanz.

  • Das alles ist ein systemisches Problem.
    Wir als Bündel-BK werden als gesamtsystem betrachtet. Es kann also sein, dass wir Zu viele Lehrer haben (rechnerisch), aber eben Mangel in Englisch oder Maschinenbau. Da nützt uns dann der Überhang gar nicht.
    Und ähnlich dürfte es ja an anderen Schulen im Sekundarbereich sein.

  • genauso ist es.
    Wenn ich sehe, was sich die Künstler für kleine Kurse und noch zusätzliche Angebote leisten können, haben wir wohl dort keinen Mangel (oder sie haben einen guten Drang zur SL).
    Auch gibt es in einigen Jahren Förderkurse in einem Fach, im anderen aber nicht, je nach Überhang des Faches. Total blöd. (also im System)

  • Am Gymnasium musst man gemäß APO-GOSt ein Mindestangebot an Kursen vorhalten - darunter geht es nicht.
    In der Regel ist das Angebot an LKs und GKs reichhaltiger - das brauchen die Schulen aber auch zum Überleben. Wenn man das Kursangebot zusammenstreicht, wird man langfristig für die eigene SchülerInnenschaft und kurzfristig auch für die Schulformwechsler nach der Sek I unattraktiv.

    Kompensieren kann man Engpässe über Kursgrößen, Stundenkürzungen in der Sekundarstufe I und die gerade erwähnte Anpassung des Kursangebots.

    Alle diese Entscheidungen sind schmerzhafte Entscheidungen, die man als Schulleitung nicht leichtfertig trifft, aber eben treffen muss, damit man die Stundentafel und die Vorgaben der APOs weitestgehend (aber eben oft nicht vollständig) einhalten kann. Dazu gehören dann auch Kursgrößen von 35 SchülerInnen. (Damit hatte ich in einem vokalpraktischen Kurs vor einigen Jahren gar kein Problem. Im Gegenteil - da konnte ich satt vierstimmig singen lassen.)

    Gruß
    #TheRealBolzbold

    Ceterum censeo factionem AfD non esse eligendam.

  • Bei uns arbeiten viele in Teilzeit. Dann werden Lehrkräfte erst einmal gefragt, ob sie sich vorstellen können, temporär aufzustocken. Selbst diejenigen, die bereits in Vollzeit arbeiten, werden gefragt. Diese Stunden werden dann im nächsten Schuljahr vom Deputat abgezogen. Wenn das nicht ausreicht, werden Klassen zusammengelegt, weniger wichtige Kurse gestrichen oder Stunden gekürzt. Z.B. ist Englisch bei uns nicht in jeder Schulart versetzungsrelevant. Als wir einen Mangel an Englischlehrkräften hatten, wurden diese Stunden gestrichen.

    (Ich beziehe mich auf BW, also nicht NRW.)

  • Diese Stunden werden dann im nächsten Schuljahr vom Deputat abgezogen.

    Diese Vorgehensweise ist ein Kredit bei zukünftigen Schülergruppen. Das sollte man als SL möglichst vermeiden.

    Wir machen auch zB folgendes: Bildungsgänge, die aus der gleichen Anlage stammen (zB Assistentenberufe) werden in einigen allgemeinbildenden Fächern zusammengelegt und in den berufsbezogenen getrennt. Damit spart man auch Stunden.

    Weiteres Beispiel: Berufliche Gymnasien haben Englisch, Deutsch Grundkurse zusammen und die Leistungskurse getrennt.

    Duale Berufe werden teilweise (sofern erlaubt) gemeinsam beschult, um kleine Klassen zu vermeiden.

    usw.

    Am BK hat man zumindest in NRW reichlich Spielraum. Ist aber alles nur bedingt planbar und daher am Schuljahresanfang stressig. Sitze auch grad wieder davor....

  • Wir machen auch zB folgendes: Bildungsgänge, die aus der gleichen Anlage stammen (zB Assistentenberufe) werden in einigen allgemeinbildenden Fächern zusammengelegt und in den berufsbezogenen getrennt. Damit spart man auch Stunden.

    Was da dann für riesige Größen sorgt, weshalb Kollegen bei den ganzen Schülern vergessen, dass sie eine Klassenarbeit mehr hätten stellen müssen.

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